Zindlenspitz bis Brünnelistock aus dem Oberseetal


Publiziert von Delta Pro , 10. Mai 2014 um 18:09.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:10 Mai 2014
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-SZ   Oberseegruppe 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1430 m

Gesucht und gefunden - neue Gipfel und neue Wege zwischen Obersee- und Wägital

Die Regionen, die man gut kennt, haben oft ganz unerwartete Überraschungen parat. So machte ich mich heute ein weiteres Mal auf um die Gipfel und Routen zwischen Obersee- und Wägital zu erkunden. Schon vor 3 Jahren habe ich dort einen kleinen aber feinen Gipfel etwas unterhalb des Lachenstocks entdeckt, dessen Besteigung aber nicht klappte. Als ich heute morgen durch die Swisstopo-Karte scrollte stellte ich mit Erstaunen fest, dass der Gipfel (nur in der grössten Darstellung und nicht auf der 1:25'000er Karte) sogar einen Namen hat: "Gletscherhorn". Der Name scheint so ganz und gar nicht ins Obersee-Tal zu passen und es wüssten wohl nur die Einheimischen ob dies der richtige Namen des Gipfels oder ein Schnitzer der Kartographen ist. Informationen zu möglichen (und unmöglichen) Aufstiegen sind keine vorhanden und ich habe Zweifel daran ob der Zacken überhaupt schon je besucht worden ist.

Nachtrag 2.11.2014: Der Name "Gletscherhorn" ist nun wieder von der LK verschwunden - offenbar, wie schon angenommen, ein Fehler in der Online-Karte. Da sich bei mir der (unpassende) Name für diesen Gipfel nun schon eingebürgert hat, lasse ich ihn dennoch stehen.

Um es vorneweg zu nehmen: Ich schaffte es leider nicht bis aufs Gletscherhorn, fand aber eine neue Linie, die zwischen Lachenstock und Zindlenspitz endet. Später versuchte ich die Rätsel zu lösen, weshalb zu den Westgraten von Zindlenspitz und Rossalpelispitz nirgends Beschreibungen zu finden sind - ebenfalls mit durchzogenem Erfolg. Schliesslich klappte es doch noch mit dem T6 im wunderschönen Abstieg vom Brünnelistock-Vorgipfel durch die Verschneidung zurück ins Oberseetal. Eine abwechslungsreiche, spannende Tour - für gewisse Passagen muss ich aber noch etwas üben.

Versuch Gletscherhorn (T6)
Vom Sulzboden nach Sulz und dann über Wiesen aufwärts gegen die tief eingeschnittene Rinne, welche sich vom nördlichen Ende des Lachenstocks, nördlich des Gletscherhorns, herunterzieht. Auf knapp 1700 m.ü.M. betritt man die Rinne. Ein Helm ist hier ratsam. Die Schlucht ist anfangs recht gut gestuft aber schon recht steil. Ein grosser Lawinenkegel stellt mich vor Probleme, da der Schnee deutlich härter als angenommen ist. Ich habe zwar einen Pickel, aber keine Steigeisen dabei. Ein Wasserfall wird leicht linkshaltend in steilem, erdigem, noch haltlosen Gras überwunden (T6) - ich bin zu früh Jahr unterwegs... Anschliessend öffnet sich der Trichter. Durch Lawinenschnee und Erde gelange ich einfacher bis zu einem Felsriegel auf ca. 1840 m.ü.M. Es scheint verschiedene Möglichkeiten zu geben diesen zu überwinden, jedoch muss ich mir bei zwei Versuchen eingestehen, dass mir die Züge im wirklich kurz senkrechten Gras hier zu exponiert und zu heikel wären, bzw. ein allfälliger Rückzug über die Passage gar kein Zuckerschlecken wäre. Schliesslich finde ich rechts aussen in einer felsigen Rinne einen gut gangbaren Weg (kurze Kletterei II in einem Wasserfall - zwar feucht aber solider Fels). Die Crux des Aufstiegs ist jetzt zwar überwunden, aber ich bin auf der falschen Seite des Trichters um gegen das Gletscherhorn aufzusteigen. Die Querung wäre sehr haarig bei den aktuellen Bedingungen (noch kein frisches Gras in den Steilflanken) und auch die Route aufs Gletscherhorn sieht alles andere als einladend aus. So steige ich direkt weiter und erreiche die Grathöhe in einer Scharte zwischen dem Lachenstock und seinem nordöstlch vorgelagerten Vorgipfel - ein netter, aussichtsreicher Zacken (ca. 1940 m.ü.M.).

Versuch Zindlenspitz über den Westgrat (T6, III?)
Der Westgrat des Zindlenspitzes wird an seinem unteren Ende durch einen rund 50m hohen, senkrechten Abbruch abgeschlossen. Gäbe es vielleicht doch eine Möglichkeit diesen zu knacken? Ich quere zum Einstieg und kann's kaum glauben: Etwas versteckt zieht sich tatsächlich eine Verschneidung links aufwärts durch die Felswand. Es scheint auch schwache Begehungsspuren zu geben. Die ersten 20m der Kletterei sind kein Problem, dann stellt sich aber eine senkrechte Wand über einem schmalen Felsband in den Weg. Die Passage ist gut strukturiert (ca. III) und wahrscheinlich würde es oben schnell wieder einfacher. Ich klettere mehrmals an, die schlechte Felsqualität, die Exponiertheit und die fehlenden Rückzugsmöglichkeiten im Fall eines Steckenbleibens bewegen mich aber nach langer Überlegung dazu, das Experiment bleiben zu lassen. Schade - heute läuft's nicht so... Wer etwas draufgängerischer ist, schafft es wohl locker. Ich nehme an, dass nach dem Wändchen der Weg zum Gipfel nicht mehr schwierig ist, auch wenn es noch eine ausgesetztere Passage geben könnte. Ich wandere in der Südflanke auf den Zindlenspitz, am Schluss direkt durch eine steile Grasrinne hoch zum Gipfelkreuz.

Rossalpelispitz Westgrat (T4+)
Abstieg über den Ostgrat des Zindlenspitzes (T5+). Nicht begehen, wenn Wanderer unten auf dem Weg. Dann quere ich horizontal zum Westgrat des Rossalpeli. Dieser bietet einen lohenden, einfachen Aufstieg direkt zum Gipfel (T4+). Obwohl der Grat recht steil ist, ist das Gelände gut gestuft und meist grasig. Man kann auch auf der felsigen Gratschneide kraxeln.

Brünnelistock mit Abstieg über Gumper nach Sulzboden (T6, II)
Über Schneefelder in die Scharte vor dem Brünneli und auf dem Wanderweg zum Gipfel (T5-). Interessant, das ganze wieder nach meiner Winterbegehung vor 4 Monaten zu sehen und die einzelnen Passagen wiederzuerkennen. Weiter über den immer wieder schönen NE-Grat (T5) und zum Einstieg in die Verschneidung. Diese kenne ich von meiner Tour von Herbst 2011. Heute morgen haben schon 3 Personen dieselbe Route im Aufstieg gemacht, so dass ich weiss, dass nicht mehr zuviel Schnee in den Rinnen liegt. Die steilste Passage ist gleich zu Beginn (T6, II). Vorsichtig klettere ich die Verschneidung ab - im Abstieg schon etwas unangenehmer als im Aufstieg. Das Gelände verzeiht keine Fehler. Die Griffe sind aber solid. Kurze Querung in die zweite Verschneidung und bald ist das Ende der Kletterei erreicht. Die durchschnittliche Neigung der Rasenhänge bis auf die Weiden über dem Sulzboden ist 45°. Im oberen Teil ist die Flanke aber gut gestuft und ab 1750 m.ü.M. folgt man alles dem wunderschönen Waldsporn des Gumper. Dieser ist zwar abschüssig, aber immer gut zu begehen (T5). Man folgt diesem Grat bis das Gelände flacher wird. Diese Route ist meiner Variante von 2011 durch die Rinne und erst später auf den Sporn deutlich vorzuziehen.




Tourengänger: Delta


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Kommentare (1)


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Runner hat gesagt: Gletscherhorn...
Gesendet am 26. Februar 2018 um 11:28
...Hi Delta. Interessanterweise ist dieser Gipfel auf "SchweizMobil" tatsächlich ebenfalls mit Gletscherhorn bezeichnet.

Gruäss
Runner


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