Schiberg - Plattenberg - Brünnelistock - Rossalpelispitz


Publiziert von Nik Brückner , 20. Juni 2023 um 09:49.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:12 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-SZ   Oberseegruppe 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:13 Kilometer

Die zweite Tour dieses Jahr. "Final Pitch" von Arch Echo aufgedreht, vom Gantrisch ab ins Wägital, rauf, und über alle Gipfel, soweit mich meine Füße in dieser Saison bereits tragen. Mal sehen, wie weit das ist.


Ich hatte diesen Tourenbericht von ossi in der Hosentasche, weil mich der von ihm beschriebene Anstieg über die Fanenhöhli zum Nordgipfel des Schibergs interessierte. Und damit stiefelte ich eines schönen Morgens im Wägital los. Genauer gesagt: Wägitalersee - P.931m (931 m).

Über die Straße, am Schild rechts, und nun immer auf dem Wanderweg hinauf nach Hohfläschen. Vorbei am Aberli (1082 m) und an der Hohfläschenhütte (1368 m). Kurz vor den Hütten bei Pt. 1473 zwog ich dann links ab, auf den breiten Weg, der zur Almismatt führt. Hier fand ich gleich einige blau-weiße Markierungen vor.

Bald beugt sich der Weg über den SSW-Grat, der grob gesagt, vom Schiberg, genauer gesagt von einem namenlosen Vorgipfel herunterkommt. An einer der blau-weißen Markierungen verließ ich den Weg und stieg mehr oder weniger direkt den Gratrücken hinauf.

Wägitalersee - SSW-Grat: markierte Wanderwege, T2, 1:15


Im ersten Teil muss man sich noch gegen ein paar Äste wehren, dann entdeckte ich eine unmarkierte Pfadspur, der ich folgte. Es geht den Rücken weit hinauf. Links, tief unten, der Wägitalersee, rechts das Karstbecken der Fanenhöhli.

Karstig ist es auch auf dem Rücken, man kommt aber trotzdem gut voran. Schwieriges Gehen ist hier nicht zu befürchten. Auf etwa 1800 Metern Höhe hat man die Wahl: entweder auf dem Rücken weiter, oder rechts haltend und dort dürftigen Wegspuren folgend in eine grasige, aber immer noch von Schrattenkalk durchsetzte Wanne. Da mich alte Wege interessieren, folgte ich den Spuren in die Wanne. Und dort ging's dann noch einmal ca. 150 Hm weiter hinauf, in den Schibergsattel (1960 m). Ist jetzt leichter zu finden, ich hab Steinmänner gebaut.

Hier kommt von links die Brennaroute herauf (gehobenes Gehen im T6-Bereich), sowie Silviya und Oli, die sie begingen. Mit den beiden sollte ich weiter oben ins Gespräch kommen. Jetzt ging's aber vorerst allein hinauf zum Nordgipfel des Schibergs. Dazu wanderte ich einen Grashang hinauf, oben wurz dann schrofig, und ist man auf der Kante angelangt, wandert man stets an einem senkrechten Abbruch zur Linken entlang über weitere Karrenfelder. Dabei überlief ich den Nordgipfel des Schibergs (2043 m).

Schiberg Nordgipfel über SSW-Grat und Fanenhöhli: weglos, unmarkiert, T4 (meist leichter), 1,5h


Letztes Hindernis vor dem Kreuzgipfel: Eine tief eingeschnittene Scharte, in die es abzuklettern, und aus der es wieder herauszuklettern gilt. 

Die Abkletterei ist nicht schwierig, wird aber nach unten schwieriger. Die allerletzte Stufe ist ein bisschen tricky, man dreht sich etwas raus und macht das Bein lang, dann steht man unten. 

Inzwischen waren Silviya und Oli auf mich aufgelaufen. Sie kletterten drüben in direkter Linie wieder hinauf, ich hinterher. Rechts ist ein bissl einfacher, meinte Oli. 

Oben angekommen, stellen sich bis zum Kreuzgipfel des Schibergs (2044 m) keine weiteren Schwierigkeiten in den Weg.

Schiberg Nordgipfel - Schiberg Südgipfel; unmarkierter Schrattengrat, T5/II+: 15 Minuten


Wir machten hier eine kleine Pause und führten dabei das Gespräch weiter, in das wir unterwegs gekommen waren. Und stellten fest, dass wir die gleiche Route vor uns hatten. Und beschlossen, sie gemeinsam zu gehen. Perfekt für mich, schließlich war das mein erster Besuch im Wägital.

Vom Schiberg führt ein guter, markierter Wanderweg in die Furgge (1904 m) hinunter, den Sattel zwischen dem Schiberg und unserem nächsten Ziel, dem Plattenberg. Im Abstieg kann man den weiteren Routenverlauf in Augenschein nehmen: Auf guten, aber wieder unmarkierten Wegspuren hinüber, dann entlang einer Felsmauer links hinauf und knapp unter dem Gipfel über eine schmale grüne Rampe auf den Gipfelhang. Zuletzt steigt man in mäßig steilem Gras hinauf zum kleinen Kreuz des Plattenbergs (2081 m).

Schiberg - Plattenberg: Wege, teils markiert, T3, 30 Minuten


Von hier aus gibt es mehrere verschiedene Möglichkeiten, in den Sattel zwischen Plattenberg und Brünnelistock zu gelangen. Man kann an der Kante bleiben, den Hang absteigend queren, ober sich eine Route dazwischen suchen. Wir blieben an der Kante, und wanderten weiter Richtung Brünnelistock. Dabei ist, ähnlich wie am Schiberg, bald eine Scharte zu überwinden. Etwas einfacher als am Schiberg geht es hier hinunter und drüben wieder rauf.

Wer dann streng der Kante folgt, bemerkt vielleicht nicht, dass man in der Folge über einem Felsenfenster quert. Wir haben's entdeckt, und gleich ein paar möglichst spektakuläre Bilder geschossen. Das Fenster durchlöchert den Grat, dann geht's hunderte von Metern senkrecht hinunter.

Ähnlich wie im Anstieg wendet man sich nun auf einer schmalen grünen Rampe nach rechts vom Grat weg, und steigt auf ihr so lange hinunter, bis man nach links, als parallel zum Grat, von ihr herunterkommt. Dabei passiert man noch einmal eine Höhle. Die ist allerdings tiefer, und mit Bohrhaken abgesichert. Nun geht's über Karrenfelder weiter, möglichst in Kantennähe, dort ist's besser zu gehen. Dann gelangt man auf die grünen Matten des Sattels "Mürli" (1946 m) zwischen Plattenberg und Brünnelistock.

Plattenberg - Sattel: weglos, unmarkiert, T4, 45 Minuten


Von hier aus geht's in freier Routenwahl hinauf Richtung Brünnelistock. Nicht zu weit links an der Kante, wenn man die Markierungen finden möchte, die hinaufhelfen. Wir stießen zunächst auf einen alten roten Strich an einer relativ glatten Wand, und hielten uns dort rechts. Ein Stück oberhalb waren dann die ersten moderneren Markierungen nicht zu übersehen: leuchtend grün und rosa.

Sie leiteten uns zunächst eine einfache Felsstufe hinauf, weiter oben folgten wir dann Trittspuren im steilen Gras. Dann hält man sich rechts. Eine felsige Steilstufe wird erklommen, unter einem markanten Türml, unter dem es rechts vorbei geht. Der folgende Aufschwung ist dann bereits deutlich luftiger: Ein schmaler Schrofengrat, an dem man nicht viel Wahlmöglichkeit hat.

Auch dieser Aufschwung ist schnell genommen, oben geht es deutlich gemächlicher weiter, bis zu einem Vorgipfel, von dem aus das Kreuz auf am Brünnelistock nun zum Greifen nah scheint. Allerdings folgt nun der schärfste Abschnitt der Route.

Von dem Vorgipfel geht es links hinunter in ein Schartl. Einfach, eigentlich, aber durch Schotterauflage recht unangenehm. Auf der anderen Seite führt der Grat weiter. Kein Schotter mehr, sondern fester Fels, dafür äußerst schmal und luftig. Die schmale Kante bietet allerdings genügend Griffe und Tritte, um stets angenehm und vergnüglich zu sein - haarige Dehnübungen muss hier niemand machen. Nur auspsychen sollte man nicht.

Am Ende des Felsgrats geht es wieder ins Grüne hinein. Hier setzte ich mich kurz nieder und wartete auf Silviya und Oli, die sich am Seil gesichert hatten. Dann  ging's zu dritt weiter zum Kreuz auf dem Brünnelistock (2133 m).

Sattel - Brünnelistock: weglose Gratkletterei, teils markiert, T5/II, 45 Minuten


So richtig viel Sicht hatten wir heroben nicht. Eigentlich kann man von hier aus den Alpstein sehen, die  Churfirsten, den Alvier, den Mürtschenstock, den Glärnisch - und so weiter. Alles nicht zu sehen gewesen. Aber der herrliche Grat vom Wiggis zum Schijen zeigte sich, Redertenstock und Mutteristock, der Grat vom Diethelm zum Mieserenstock - und das war's dann auch schon wieder. Nicht unbedingt ein aussichtsreicher Tag.

Das Ende des weglosen Teils dieser Tour! Aber wer denkt, ab jetzt würde es langweilig, hat sich getäuscht. Für mich jedenfalls war der Abstieg vom Brünnelistock der schönste Wegabschnitt an diesem Tag. Wunderbar, wie sich der Weg (den es jetzt wieder gibt) die bisweilen immer noch recht schmale Kante hinunterschlängelt. An eine Einserstelle kann ich mich erinnern, ein paar recht schmale Meter, ansonsten ist das unproblematisch - aber eben wunderschön. Man gelangt an einen Punkt der den schnöden Namen Pt.1990m trägt und laut Hikr 1989 m hoch liegt. Hihi.

Dann geht's wieder rauf, und zwar auf den Rossalpelispitz. Auch da hat's einen Weg, nur an einer Stelle mussten wir über ein Altschneefeld.

Die Alternative wäre gewesen, den Weg freizufönen - leider hatten wir alle drei (!) unsere Föne in den Autos liegenlassen. Also die Zähne an die Schuhsohlen geschraubt und rüber. War nicht wild.

Weiter oben hilf dann ein Schnürl (mehr ist es nicht) über schotterige Platten, dann steht man schnell am Gipfel des Rossalpelispitz (2075 m). Ein schöner Gipfel!

Brünnelistock - Rossalpelispitz: markierter Weg, T3/I, 45 Minuten


Silviya und Oli wollten nun weiter zum Zindlenspitz. Der stand bei mir aber erst für den nächsten Tag auf dem Plan, außerdem wollte ich aus meiner zweiten Bergtour in diesem Jahr keinen Gewaltmarsch machen. Also entschieden wir, uns am Rossalpelifurggel (1902 m) Auftschüssersehn zu sagen, und uns zu furggeln. Silviya und Oli stiegen noch auf den Zindlenspitz, ich erst morgen.

Der Abstiegsweg ist einfach, und trotzdem blauweiß markiert. Eine kurze felsige Stelle dürfte da zur Rechtfertigung herhalten müssen, so richtig anspruchsvoll ist die aber nicht. Da habe ich auf blauweißen Wegen schon ganz andere Sachen erlebt.  Und so ging es ohne weitere Vorkommnisse... - halt! Steinböcke hab' ich gesehen! Das war toll.

Na, also die felsige Stufe runter, dann im Zickzack über ein Geröllfeld, und hinüber zu einem breiteren Weg, der mich schnell zur Hohfläschenmatt (1688 m) brachte. Von dort aus ging es dann meinen Aufstiegsweg wieder runter: Vorbei an der Hohfläschenhütte (1368 m) und dem Aberli (1082 m) zum Wägitalersee - P.931m (931 m).

Rossalpelispitz - Wägitalersee: T3 und leichter, 2h



Fazit:
 
Herrliche, abwechslungsreiche und darum sehr vergnügliche Tour, die mit Gras, Fels, Graten und Wiesen, weglosen Parts und schönen Wanderwegen so ziemlich alle Register des Alpinwanderns zwischen T1 und T6 zieht. Silviya, Oli, es hat einen Riesenspaß gemacht, si mit Euch zu gehen! 

 
Ausrüstung:
 
C-Schuhe, Stecken, Helm. Silviya und Oli hatten ein Seil dabei, und das auch benutzt.


...und am nächsten Tag ging es dann auch für mich auf den Zindlenspitz - und weiter zum Redertenstock.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (2)


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ossi hat gesagt: Vaya placer!
Gesendet am 20. Juni 2023 um 19:30
Freut mich, hast Du meinen Bericht konsultiert... und trotzdem den Weg gefunden, das spricht für Dich!

Weiterhin gute Touren
ossi

Nik Brückner hat gesagt: RE:Vaya placer!
Gesendet am 21. Juni 2023 um 12:34
Ein Vergnügen (Bergnügen?) in der Tat! Ist es immer, wenn ich Dich in der Hosentasche hab. Danke für's Navigieren!

Herzlichen Gruß,

Nik


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