Vom Lachenstock bis zum Brünnelistock


Publiziert von maenzgi , 27. Mai 2018 um 00:07.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:26 Mai 2018
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-SZ   Oberseegruppe 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo innertal
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo innertal

Eigentlich sollte es eine leichte Tour werden heute, denn die Unihockeysaison startet gleich mit einem Paukenschlag. Vom Mittwoch bis Sontag jeden Tag Training oder Spiele (Testspiel, Cup, Benefiz). Doch aufs Wandern kann ich seit zwei Jahren nicht mehr verzichten, deshalb sollte es eine lockere Tour werden. Was mich gleich zum nächsten Punkt bringt. Die Frage nach dem Warum?

Im Teilzeitstudium haben wir gerade vor zwei Wochen gelernt, dass wir die Frage WARUM möglichst nie stellen sollten. Den dies veranlasst das Gegenüber zu arrgumentieren, statt Lösungen zu suchen. Daraus kann dann schnell ein Konflikt entstehen. Den man schaukelt sich gegenseitig auf. Trotzdem kam ich bei mir heute ins Grübeln. Warum gehe ich in die Berge? Ist es der Adrenalienkick, der ausgelöst wird, auf einem schmalen, sehr ausgesetzten Grat? Oder ist es die Ruhe und Einsamkeit die ich in den Bergen finde? Kann es nicht doch nur der sportliche Reiz sein möglichst weit zu gehen, in kurzer Zeit? Abschliessend muss ich gestehen. Ich hatte am Ende einen Streit mit mir, welcher zum Glück zwischendurch von RainiJacky unterbrochen wurde. Mein abschliessendes Urteil wollte ich aber dennoch fällen. So gab ich jeder dieser Fragen ein Stück vom Kuchen.

Ich liebe die Einsamkeit und Ruhe. Es ist jedesmal aufs neue eine Reise in die Stille und ins Gebet.
Ich liebe aber genauso den Adrenalienkick, welcher einem erfüllt, wenn ich einen Grat wie den heutigen bezwungen habe.
Zudem möchte ich das möglichste machen um meinen Körper auf Jahre hinaus Fit zu halten. Wie geht das besser als mit dem sportlichen Aufwand in der Natur. Da die Tour nicht ganz so klein ausfiel wie gedacht muss ich sagen, dass ich doch oft gehe um mich persönlich ans Limit meiner Kräfte zu pushen. Damit ich meinen Körper spüren darf. Da schwingt wohl noch einen Teil Egoismus mit;)

Nun also ich schweife ab von meinem Bericht. Die kurze Tour war am Ende dann doch nicht ganz so kurz. Zu den 6h reine Laufzeit, kamen noch ca. 1700 Höhenmeter hinzu. Staunend blicke ich auf diesen Tag zurück. Woher nimmt der Körper nur diese Energie her?

Da Djenoun kürzlich den Bericht zu dieser Tour *Klassisches Wägitaler Trio schrieb, hatte ich mein Ziel gefunden. Ursprünglich wollten wir zu dritt gehen. Doch am Freitag morgen sagte B. ab und am Freitag spät kam dann auch noch G. hinzu. So ging es also alleine los. Im nachhinein bin ich sehr froh, den ich weiss nicht ob ich den Brünnelistock als "Verantwortlicher" für diese Tour hätte gehen wollen mit Mitmenschen. Der Grat ist teilweise extrem exponiert und Ausrutscher werden vermutlich kaum verziehen.

Nun aber genug geplappert, kommen wir zum Tourenbeschrieb:

Ziggen-Lachenstock: T4, 2h Gehzeit

Der Parkplatz bei Ziggen ist momentan von Baumstämmen etwas besetzt. Heute war er komplett zu als ich kam, weil sie die Kühe in die Höhe trieben. Deshalb parkierte ich vor der Brücke. Danach lief ich zum Parkplatz Ziggen und von dort ist der Weg beschildert. Nachdem ich zum zweiten grossen Gattertor kam, sah ich zwei Bauern, die versuchten eine widerspengstische Kuh hinauf zu treiben. Diese hatte jedoch keine Lust darauf. Kurz überlegte ich, ob ich das Tor nicht öffnen sollte, den die Kuh kam auf mich zugerannt. Sie hielt aber 5m vorher an und guckte mich nur verwirrt an. Ich sagte den Bauern Hallo und lief weiter hinauf. Bis zum Alpkessel hin ist es ein Fahrsträsschen im T2 Bereich. Kommt man dort um die Ecke, wähnt man sich in einem Traum. Ich finde diesen Moment gigantisch beim Zindlenspitz. Dort bog ich dann nach rechts ab, den Wanderzeichen folgend. Von hier an steilt der Weg sofort auf. Der Weg führt elegant durch den Wald hindurch, vorbei an Felswänden. Kommt man das erste aus dem Wald sieht man eine umgefallene Tanne, dort kann man direkt auf den spitz zusteuern. Denn die Tanne fiel ziemlich exakt auf den Weg zwischen zwei Spitzkehren. Durch Wiesen geht es nun hoch, bis wieder ein Waldabschnitt kommt. Als ich wieder aus dem Wald trat, sah ich diverse gestürzte Tannen. Diese umging ich in einem Bachbett. Da dieses trocken und schön gestuft ist, folgte ich diesem nach oben. Ca. 20m bevor es sich verengt sah ich links den Weg bis ans Bachbett kommen, also wieder auf den Weg. Dieser geht hoch zu weiteren Alpen. Der Weg ist hier wieder flach. Es geht nun nach hinten in den Kessel. Ein erstes Restschneefeld wird auf wenigen Metern unschwer gequert. Danach wieder steil im Zickzack nach oben zur Ober Zindlenalp. Dort hat es dann grössere Schneefelder. Ich querte direkt hindurch. Nochmals kurz hoch und dann den Schneefeldern ausweichend, möglichst ohne Höhenumweg in die Scharte von Zindlenspitz und Lachenstock. In ca 30° steilem Gras, Kalk gemisch gings hoch, immer links der Schneefelder. Teilweise kraxelnd geht es hoch zum Lachenstock. Eine Wächte die von unten exponiert aussieht, kann man hinten schneefrei begehen. Ein Weg hat es nirgens, ausser er war unter dem Schnee noch versteckt. Von der Scharte auf den Grat, hoch zum Lachenstock querte ich nur 2m Schnee. Sonst schneefrei.

Lachenstock-Zindlenspitz: T4, 45min Gehzeit

Der Rückweg bis zur Scharte ging ich gleich, wobei ich mich dank Hilfe des Pickels über 2 kleine Schneewände abliess, um zu lernen. Von dort stieg ich dann direkt zum Wegweiser hoch. Ich traf wieder auf den Wanderweg. In vielen Spitzkehren ging es auf den Zindlenspitz. Zum Schluss nahm ich noch kurz die Hände zur Hilfe. Bevor ich gemütlich auf dem kurzen Grat zum Kreuz kam. Nach mir kam ein Paar oben an. Es stellte sich raus das es RainiJacky waren. Bei ihm holte ich einmal kurz Rückmeldungen ein zum Piz Titschal. Wir plauderten etwas, bevor wir entschlossen gemeinsam zum Rossalpelispitz weiter zu gehen.

Zindlenspitz-Rossalpelispitz: T4+ I, 45min Gehzeit

Auch hier geht man den gleichen Weg zurück bis zum Wegweiser. Von dort dann durch die Flanke des Zindlenspitz. Der Weg ab jetzt Alpin. Vom Schnee den Djenoun als heikel beschrieb, ist fast nichts mehr übrig, das meiste stürzte wohl in die Tiefe. Trotzdem ist das bisschen, das noch ist heikel. Es ist sehr exponiert an dieser Stelle. Oberhalb des Schnees kommt man aber gut durch. Ist das hinter einem geht es raus auf den Grat. Dieser ist schön breit. Aber es hat zwei Kraxelpassagen. Die eine sauber durch Ketten gesichert. Die ist der einzige Teil den ich auf dem kurzen Grat als ausgesetzt empfand. Es führt runter in die Scharte, inkl. Wegweiser. Bis zum Rossalpelispitz kann man sich nicht mehr Verlaufen, dem Grat entlang auf schmalem Weg. Der Weg nicht wirklich ausgesetz. Im oberen Bereich wo es plattig wird, hat es ein Stahlseil, für den sicheren Gipfelaufstieg. Dort traf ich noch auf eine Schlange. Ich nehme an eine Kreuzotter. Von dem das diese Tiere extrem scheu seien merkte ich nichts. Den sie zischte einem gewaltig an und bäumte sich auf. Da sie mitten auf dem Weg lag, hiess es einen kleinen, aber einfachen Umweg zu nehmen.

Rossalpelispitz-Brünnelistock: T5 I, 45min Gehzeit

Wieder runter an den Anfang des Stahlseils. Hier sagte ich RainiJacky auf wiedersehen. Sie stiegen hoch, während ich schon wieder zurück war vom Gipfel. Ich wollte noch den Brünnelistock anhängen, während sie zurück zum Wegweiser gingen und in der Scharte Zindlenspitz Rossalpelispitz absteigen wollten. Wie wir später sahen, war es keine allzulange Trennung. Ich bog also ab zum Brünneli. Das Stahlseil hilft noch durch die kurze Flanke, welche ebenfalls plattig war und sehr exponiert. Am Ende trifft man auf eine Schneewächte. Diesen konnte ich aber Nahe am Grat umgehen. Nur eine Stelle auf rutschigem Gras ist besonders erwähnenswert. So kam ich schneefrei in die Scharte. Von unten ist dies nicht sichtbar. Spuren führen durch die steile Schneeflanke. Diesen muss man nicht folgen, man kann aussen rum. Danach dem Grat entlang zum Brünnelistöckli, meist blieb ich unmittelbar auf dem Grat, da es mir dort am wohlsten war. Das dieser Grat teilweise extrem Exponiert ist, wurde mir klar, als mir jemand entgegen kam, welche sich den Grat heute nicht traute. Wie ich finde ein sehr vernünftiger Entscheid. Wenn die Tagesform nicht stimmt abbrechen! Die Grat bittet Passagen, welche aufrecht begangen werde, aber genau so oft braucht man alle Hände und Füsse für sicheren halt. Weder der Chöpfenberggrat *Vom Fridlispitz bis zum Chöpfenberg oder der Ostgrat am Rigi Hochflue *Bützi, Stockflue und Rigihochflue via Ostgrat oder der Schafwiispitz Grat *Via Schaffwiispitz auf den Lüthispitz empfand ich auch nur ansatzweise als dermassen ausgesetzt. Wobei dieses Gefühl nur Stellenweise zutrifft wie fast immer, wenn man bewerten muss auf Touren. Trotzdem erreichte ich mehrheitlich entspannt den Gipfel.

Brünnelistock-Brünnelistock Ostgipfel: T5+ I 10min Gehzeit

Ich denke mit der Bewertung T5+ I Bewertung schiesse ich etwas über meine Vorgänger. Evt habe ich nicht die beste Route erwischt oder ich empfinde es einfach als schwieriger als andere. Die Schwierigkeiten höher pushen um besser da zu stehen möchte ich auf keinen Fall. Sondern ich möchte meine Einschätzung möglichst Wahrheitsgetreu wiedergeben. Bisher habe ich meist meinen Vorschreiber recht gegen. Hier für einmal aber nicht. In diesem kurzen Abschnitt war mein Puls wohl auf 180+. Eine kurze Strecke von ca. 5m absolvierte ich in der Reiterstellung, der Grat abfallend, was es zusätzlich schwierig machte. Danach in leichtem Kraxeln wieder hoch zum Brünnelistock Ostgipfel.

Brünnelistock Ostgipfel-Hohfläschenmatt: T5 I, 40min Gehzeit

Dieser Abschnitt war für mich unklar. Ich hatte mich nie damit beschäftigt eine Überquerung des Brünnelistocks zu machen. Da mir beim Aufstieg des Rossalpelispitz aber einer entgegen kam, welcher von der Überquerung kam, wollte ich es in die andere Richtung probieren. Nochmals mit vollem Einsatz ging es weiter. Anfangs konnte ich noch einen ungefähren Pfad erspähen. Dieser löste sich für mich dann aber immer mehr auf. Kurz etwas Orientierungslos sah ich aber ganz schwach eine Wegmarkierung. Dazu musste ich eine kurze Schotterrinne überwinden. Zuerst dachte ich, ich müsse diese jetzt absteigen. Aber als ich die Felspassage überwand war dahinter Gras. Teilweise hat es einzelne Steinmännchen. Von oben erspähte ich eine Graspassage die fast bis hinunter ging zum Fuss. Zudem sah sie nicht sehr steil aus. Also stieg ich diese hinab. Es entpuppte sich als Richtig. Danach durchs Geröll, über Schneefelder und Wiesen hinunter zum Hohfläschenmatt. Vorsicht beim Schnee, ist teilweise stark unterhöhlt.

Hohfläschmatt-Ziggen: T2, 55min Gehzeit
Bei der Hohfläschmatt traf ich dann wieder auf einen Wanderweg. Diesem folgt man bergab. Vorbei an der Hohfläschenhütte. Falsch machen kann man normalerweise nichts mehr. Der Weg führt meist sanft bergab durch wunderschöne Wiesen. Auf diesem Teilabschnitt holte ich RainiJacky ein. So trafen wir uns unverhofft ein zweites Mal. Bis zur Hohflaschenhütte ging ich dann mit innen. Wir plauderten nochmals etwas. Während sie in der Hütte einkehrten, ging es für mich im Laufschritt, einmal mehr, runter nach Aberli. Bei Aberli wollte ich dann keine Umwege mehr machen, denn das Benefizspiel findet bald statt. So folgte ich keinem der beiden Wanderwege, sondern ging quer durch die Kuhweide steil nach unten. Es sieht so aus als käme dann ein Dickicht, aber auf der linken Seite konnte ich es umgehen. So kam ich zum Stacheldrahtzaun. Diesem folgte ich bis ich einen Durchschlupf fand, dahinter hatte es sogar ein Weg. Er führt direkt zu einem Haus, welches oberhalb des Parkplatzes steht. Zum Glück war niemand dort, sonst hätte ich ein sehr schlechtes Gewissen gehabt. So konnte ich via Treppe zurück zum Auto steigen. So kam ich Pünktlich 5 Minuten vor Zeit beim Treffpunkt fürs Spiel an;)

Fazit: Eine wie ich finde doch ziemlich herausfordernde Tour. Ohne Brünnelistock ist diese Tour aber nicht mal halb so schwer. Den sowohl der Zindlenspitz als auch der Rossalpelispitz sind an den schwierigsten Stellen mit Drahtseilen versehen. Wobei man diese bei einem Ausrutscher allgemein gut Festhalten sollte. Die Wanderung ist allgemein sehr exponiert. Stürzen haben wohl an den meisten Stellen schwere Konsequenzen. Ohne Schnee ist der Lachenstock wohl der einzige Gipfel, bei welchem man den exponierten Stellen ausweichen könnte. Alle drei Zustiege, jeweils in die Scharten zwischen den Gipfeln, von Ziggen aus, weisen noch vereinzelte Schneefelder auf. Der Zustieg zwischen Brünnelistock und Rossalpelispitz ist laut einem Aufsteiger, noch heikel ohne Steigeisen und Pickel. Beim Rest herrscht guter Trittschnee. Wobei ich den Schnee heute extrem rutschig fand. Pickel oder mind. Stöcke können nicht schaden. Alle Grate sind frei von Schnee zu begehen, auch jene die von weitem nicht Schneefrei erscheinen, haben einen Durchschlupf nahe beim Grat.Ein besonderer Gruss möchte ich noch an RainiJacky senden. Es war nett euch zu treffen und zu plaudern. Ich hoffe man sieht  sich auch noch ein 3x im Leben;)

Tourengänger: maenzgi


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Kommentare (2)


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lynx hat gesagt: Interessanter und amüsanter Bericht
Gesendet am 6. Juni 2018 um 20:32
Hoi Maenu

Deinen Bericht habe ich erst jetzt gelesen. Mir gefällt die Einleitung besonders. Frisch und von Herzen geschrieben. Ich habe etwa die gleichen Beweggründe wie du um in die Berge zu gehen.

Gut beschrieben sind auch die einzelnen Abschnitte der Tour. Ich weiss jetzt jedenfalls, dass ich den Brünnelistock auslassen werde wenn ich dort in diese Gegend hochsteige.

Einen lieben Gruss und weiterhin spannende Touren wünsche ich dir!

Thomas

maenzgi hat gesagt: RE:Interessanter und amüsanter Bericht
Gesendet am 7. Juni 2018 um 07:45
Danke dir für dieses Kompliment. Auf diesen Bericht bin ich besonders Stolz, wobei ich viel Zeit aufwendete, ich bin nicht der begnadete Schreiber;)

Ich gebe mir grosse Mühe bei meinen Texten. Jeder Bericht sollte Beschrieben sein als wäre es der erste, denn ich bin auch immer sehr froh, wenn ich aktuelle, gute Berichte besitze von den momentanen Verhältnissen und nicht auf Berichte zurückgreifen muss, welche bereits fünf Jahre alt sind. Nicht das diese schlecht sind, aber die Berge arbeiten nun Mal und gerade im Frühling finde ich die Restschneeverhältnisse noch wichtig zu Wissen.

Der Brünnelistock war was vom spannendsten, was ich bisher gemacht habe, aber ohne entsprechende Schwindelfreiheit geht es dort definitiv nicht. Muss mich ebenfalls noch an mehr gewöhnen, so frei bin ich leider noch nicht, aber ich merke bereits jetzt wieviel sich getan hat.

Ich wünsche dir auch weiterhin geniale, spannende und ruhige Touren

Lg Manu


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