Zweimal Vanil mit Sahne!


Publiziert von Nik Brückner , 20. Dezember 2021 um 12:25.

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum: 8 September 2021
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m
Strecke:8 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von der Jaunpassstraße westlich Jauns hinauf Richtung Alp Dürry
Unterkunftmöglichkeiten:Im Tal

Mann, hat mich das gegruselt, an der bröseligen Stelle auf der Kante zwischen Pertet y Tsamo und Pt. 1957. Ich bin umgedreht, und hab' mir einen ungefährlicheren Aufstieg auf den Grat gesucht.

Aber von vorn. Zweimal hab' ich nämlich versucht, auf diese beiden Vanils zu kommen: Vanil d'Arpille (der auch Maischüpfenspitz heißt) und Vanil d'Orseire. Beim ersten Versuch war Freund Schubi dabei, der derweil auf den Schopfen steigen wollte, beim zweiten, einen Tag später, war ich allein unterwegs.


Los ging's an einer kleinen Parkmöglichkeit (ca. 1330m) unterhalb der Alp Dürry, wo uns der Besitzer höchstpersönlich das Parkieren erlaubte. Herzlichen Dank dafür! Von hier ab folgten wir dem beschilderten, aber spärlich markierten und offensichtlich wenig begangenen Wanderweg hinauf zur Alp Dürry (1395m). Dort querten wir hinüber zur benachbarten Alp Vorder Maischüpfen (1502m), zunächst auf dem breiten Fahrweg, dann auf dürftigen Pfadspuren im Hang. Ab hier ist der Weg besser zu verfolgen. Von der Alp ging's kurz auf dem Fahrweg bergab, bis Wegweiser links den Hang hinauf Richtung Schopfenspitz weisen. Diesen folgten wir hinauf in den Großen Kessel zwischen Schopfenspitz und Maischüpfenspitz, der Maischüpfen heißt.

Parkmöglichkeit - Maischüpfen (Kletterwand): Markierte Wanderwege, teils Pfadspuren, T2, 1:15h


Hier kann man sich gut orientieren. Links erhebt sich der Maischüpfenspitz, geradeaus ist eine vielfrequentierte Kletterwand, rechts steht der Schopfenspitz. Der Wanderweg führt nun hin zur Kletterwand, und dreht von dort rechts hinauf Richtung Schopfenspitz.

Wir folgten zunächst weiter dem Wanderweg. Es geht an der Kletterwand vorbei, dann rechts, in eine spaßige, aber auch bröselige Rinne. Hier geht's nun, mit einer Kette gut gesichert, hinauf. Wendet man sich oben, bei Pertet y Tsamo, nach links, vom Weg ab, und folgt dem zunächst noch breiten Grasrücken, gelangt man bald an jene bröselige Kante, die ich eingangs beschrieben habe. Gruselig, muss man nicht machen. Denn es gibt auch eine andere Möglichkeit, auf den Grat zu gelangen.

Ich drehte um, und beließ es zunächst bei diesem Versuch. Schubi und ich stiegen deshalb an diesem Tag gemütlich auf den Schopfenspitz, und genossen die Aussicht.

In den Maischüpfen kehrte ich dann einen Tag später zurück. Solo diesmal. Ich wollte versuchen, eine weniger heikle Route zum Grat hinauf zu finden. War gar nicht so schwer.


Dazu hält man sich direkt an der Kletterwand links, und steigt dort in T4-Gelände an der Felswand bzw.  am Rand eines Geröllhangs hinauf. Oben erreicht man dann eine schon von unten gut einzusehende Grasrampe, auf der man steil, aber immer noch im T4-Bereich auf den Grat gelangen kann. Steil, aber deutlich weniger heikel, als die Variante von Pertet y Tsamo.

Neugierig war ich trotzdem. Ich wanderte hier zunächst ein Stück nach rechts, um mir die brüchige Kante von unten anzusehen. Nein, wirklich, muss man nicht machen. Dann kehrte ich zur Aufstiegsstelle zurück. Und hier wartet prompt das nächste Problem: Ein kleiner, aber böser Graszacken. Steigt man nahe der Kante hinauf, ist das Gras nahezu senkrecht. Weiter rechts sah's auch nicht besser aus, weil die Querung ungut war: Teile sind erodiert, nass war's zudem. Ging aber dann doch besser, als gedacht, und so war der böse Zacken schnell überwunden. Weiter ging's direkt auf der Kante Richtung Pt. 1957, der auf dem schmalen Grasgrat ebenfalls leichter erreicht ist, als gedacht.

Der Weiterweg ist dann deutlich rustikaler, ist er doch von einer ganzen Reihe kleiner Bäume besetzt. Diese werden großenteils rechts auf guten Tierspuren umgangen. Zuletzt geht es in gut gestuftem Gras etwas rechts der Kante steil hinauf zum Très Petit Brun (1992m). Hier muss man auf der schmalen Kante noch kurz um einige letzte Bäumchen herum, dann senkt sich der Grat überraschend einfach hinunter zum Sattel Pt. 1941 (von dort aus könnte man nach rechts absteigen, zur Alp l'Arpille).

Im Sattel pausierte ich erst einmal, und freute mich über den überraschend leichten Anstieg zum Grat. Auch der bisher bewältigte Gratabschnitt war besser zu gehen, als gedacht.

Dann machte ich mich an das Filetstück der Tour: den Aufstieg über den Nordgrat des Maischüpfenspitz. Der ist insbesondere im unteren recht Teil anspruchsvoll. Hier sind - wenn ich richtig gezählt habe - drei ausgesetzte Stufen zu erklettern (I-II), dazwischen geht es ziemlich steil im Gras hinauf (T6). Hat man dann ein Bäumchen auf halber Höhe erreicht, sind die größten Schwierigkeiten aber überwunden. Der Grat lehnt sich zurück, und bildet nun einen - wenn auch schmalen - sich elegant aufschwingenden Laufsteg hinauf zum Gipfel des Vanil d'Arpille (2084m).

Maischüpfen (Kletterwand) - Vanil d'Arpille: Weglose Gratüberschreitung/Steilgras, T6/II, 1:30


Auch hier machte ich erst mal gemütlich Pause, beobachtete die Herren der Lüfte, und genoss die herrliche Aussicht: Im Norden sieht man Jura, Vogesen (mit dem Grand Ballon und Petit Ballon) und Schwarzwald (mit Belchen und Feldberg), direkt gegenüber den Schopfenspitz, dahinter Kaiseregg und Stieregrat, Schibe, Widdergalm und Schafberg. Richtung Osten folgen dann die Gipfel des Niesengrats, dahinter Schreckhorn, Eiger, Mönch und Jungfrau, Aletschhorn, Breithorn, Blüemlisalphorn, Doldenhorn, Balmhorn und Rinderhorn im Südosten. Im Süden dominieren Wildstrubel, Weisshorn, Zinalrothorn und Wildhorn, im Südwesten Oldenhorn, Diablerets und natürlich der Mont Blanc. Davor Zuckerspitz, Dent de Ruth und Dent de Savigny. Im Südwesten ragen Vanil Noir und Dent de Brenleire auf. Schließlich, fast schon ganz im Westen, der Moleson.

Der Übergang zum Vanil d'Orseire ist dann deutlich leichter als das bisher Geschaffte: Im Abstieg gibt's sogar eine Wegspur. Schnell ist der Col d'Arpille (1937m) erreicht.

Auf den beiden Seiten des Kessels linkerhand kann man gut vom Grat hinuntersteigen, und über den Grashang dahinter die Alphütten weiter unten (Acherstutz, Dürry, Vorder Maischüpfen) erreichen. Nach rechts hinunter kommt man am Besten über eine Grasrampe kurz vor dem Aufschwung zum Vanil d'Arpille.

Ich blieb aber am Grat und stieg entlang der Schneide bzw. ein bissl links davon hinauf. Das ist nochmal anspruchsvoller als es aussieht, T4, würde ich sagen. Aber der Gipfel - oder besser: die Gipfel des Vanil d'Orseire (2011m) sind rasch erreicht.

Der hat nämlich ein ganze Reihe von Gipfelchen, grasige Köpfe, die auf einer längeren Gratschneide aufsitzen. Ich bin auf den beiden höchsten gewesen, weil ich mir nicht sicher war, welcher von beiden der höchste Punkt ist.

Vanil d'Arpille - Vanil d'Orseire: Wegspuren, dann wegloser Gratanstieg, T4, 30 Minuten


Dann neigte sich die Tour langsam ihrem Ende zu. Für mich ging's zunächst zurück in den Col d'Arpille (1937m), und von dort aus ziemlich genau nach Süden, einen stets mäßig steilen Grashang hinunter zu dem schon von ganz oben aus gut zu erkennenden Schotterweg, der von der Alp Dürry zur Alp Acherstutz hinaufführt. Auf diesem Fahrweg kehrte ich dann zur Alp Dürry (1395m) zurück, von dort aus stieg ich auf dem Wanderweg hinunter zur Parkmöglichkeit (1330m).

Vanil d'Orseire - Parkmöglichkeit: Weglos, dann Fahwer und markierter Wanderweg, T4 und leichter, 1:15


Fazit:

Kurze, wilde Gratüberschreitung, die offensichtlich selten begangen wird. Umgeht man die brückige Kante, ist die heikelste Stelle aber vermieden, und man hat eine tolle Grattour in einer wenig besuchten Gegend, die viel Spaß und Abwechslung bietet.


Ausrüstung:

C-Schuhe, Stecken, Helm

Tourengänger: Nik Brückner


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»