Gros Brun - Vanil d'Arpille - Vanil d'Orseire - Laubspitz


Publiziert von Bergamotte , 14. September 2020 um 17:18.

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum:12 September 2020
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis P. 1322
Kartennummer:1225 / 1226

Bei meiner kürzlichen Umrundung des Breccaschlunds fiel mein Blick vom Schopfenspitz unweigerlich auf den wilden Nordgrat des Vanil d'Arpille (klick). Gerademal drei Tage konnte ich mich gedulden, um diese jüngste Pendenz anzugehen. Die Route fehlt im Führer, wird aber offenbar gelegentlich begangen; sei es von Westen in Kombination mit den Dents Vertes oder von Osten - meine Variante - via Maischüpfen.

Die heutige Tour ist knackig, aber recht kurz. So starte ich erst um 9:30 von P. 1322 unterhalb von Dürry (1395m). Es hat dort Platz für zwei Autos. Laubspitz, Vanil d'Orseire oder Vanil d'Arpille liessen sich ab hier über die grosszügige Südflanke für den schnellen Bergwanderer in einer Stunde erreichen. Das hat mir zu wenig Fleisch am Knochen und vor allem bin ich ja des Nordgrates wegen gekommen ("der Weg ist das Ziel" gilt hier ausnahmsweise wörtlich), sprich zuerst steige ich über den markierten Wanderweg via Maischüpfen-Kessel zum Sattel P. 1850 hoch. Und da ich schon mal hier bin, darf ein Abstecher zum Schopfenspitz (2104m) nicht fehlen - Wiedersehen macht Freude. Die 250Hm extra sind über den steilen Wanderweg schnell geschafft. Zurück über die gleiche Route zum Rucksack. Dorthin wandern nun auch die Stöcke für den Rest der Tour.

Prinzipiell gilt: Wer mag, kann bis zum Vanil d'Arpille durchgehend dem Grat folgen - und ich mag! Die erste Schlüsselstelle bildet ein brüchiges Felsriff im Zustieg Richtung P. 1957 (T6). Die kurze Stelle könnte auch durch die Nordflanke über Wildwechsel umgangen werden. Unten steckt übrigens ein Bohrhaken, wer macht denn so was und wofür? Weiter über den stellenweise recht verwachsenen Grat (Wildspur) in den Sattel vor P. 1957. Der Aufstieg dorthin erfolgt über gut gestuftes Steilgras und somit nicht allzu schwierig (ca. T5+ bis T6-). Stellenweise luftig, aber ohne grössere Schwierigkeiten geht's weiter über P. 1992 in den Sattel P. 1941 - mein bester Dank ans Wild für die geschickte Spur.

Der Nordgrat am Vanil d'Arpille (2084m) gefällt mir gut, ein Gemisch aus Steilgras und einzelnen Felspassagen. An der Schlüsselstelle (T6, II) steckt unten ein Haken und oben eine Art Abseilvorrichtung. Für den erfahrenen Alpinwanderer sollte Sicherung bei guten Verhältnissen aber unnötig sein - alle anderen lassen hoffentlich die Finger von solchen Touren... Übrigens, noch besser gefallen als der Nordgrat selber hat mir der Zustieg dorthin, weil wilder und luftiger. Oben treffen gleichzeitig drei Franzosen mit Hund über die Normalroute ein. Selber ziehe ich nach ein paar Fotos gleich weiter. Der Abstieg über den SW-Grat ist gehobenes Gehgelände. Gleiches gilt mehr oder weniger für den kurzen Wiederaufstieg zum Vanil d'Orseire (2011m), auch wenn die Wegspur nur noch schwach ist (T4+). Und hier stosse ich wie schon bei der Umrundung vom Breccaschlund auf Hunderte von Edelweissen. Kaum zu glauben, da war ich jahrelang "erfolglos" in der Ost- und Zentralschweiz unterwegs und hier blühen die Dinger wie Löwenzahn im Mittelland. Oben gibt's die verdiente Mittagsrast mit schönem Blick auf die Dents Vertes und weitere Freiburger Trouvaillen.

Da ich früher dran bin als geplant, gibt's im Anschluss ein kleines Extra in Form des Laubspitzes. Der Abstieg über den Grat zu P. 1875 ist überraschend lohnend und wild, vor allem im Bereich des Doppelkamins. Hier wähle ich (von oben gesehen) die einfachere linke Rinne. Anschliessend geht's gemütlich weiter über den breiten Kamm, bis die Vegetation kurz vor dem tiefsten Punkt deutlich zunimmt. Mühsam wird die Sache aber nirgends, meist folgt man einer geschickten Wildspur. Das gilt auch für den kurzen Wiederaufstieg zum Laubspitz (1803m), ca. T5. Weniger prickelnd verläuft der raue, weglose Schlussabstieg Richtung Alpstrasse. Ich würde den Abstieg unbedingt vom (vorhin erwähnten) tiefsten Punkt zwischen Laubspitz und Vanil d'Arpille angehen (ganz schwache Spuren beidseits vom Sattel). Direktere Varianten ab Laubspitz scheinen zwar möglich, aber das Gelände ist von oben extrem unübersichtlich und der Zeitgewinn im besten Fall marginal.

Der Abstieg ist zwar sehr steil und rau, technisch aber nicht allzu schwierig und vergleichsweise wenig ausgesetzt (bis T5+). Oben kann ich Teile im feinen Schutt gar abrutschen - im Aufstieg wäre das deutlich mühsamer gewesen. Dank GPS lande ich fast punktgenau in der Spitzkehre der Alpstrasse und erreiche wenige Minuten später den Ausgangspunkt, wo ein Berggänger aus Besançon gerne meinen Taxidienst in Anspruch nimmt.


Zeiten (kum)
1:25  Gros Brun
2:25  Vanil d'Arpille
2:45  Vanil d'Orseire
3:20  Laubspitz
3:50  Parkplatz P. 1322

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6, Freiburg


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