Dent de Savigny und Dent de Ruth


Publiziert von Nik Brückner , 20. Dezember 2021 um 12:25. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum: 6 September 2021
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-FR   CH-VD   Gastlosenkette 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:11km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Jaun oder Rougemont mit dem Auto zum Parkplatz an der Wegkreuzung Mittelberg.

Überraschung! Während meiner Tage in der Schweiz bekam ich doch glatt Besuch - und zwar von Hikr Schubi, der in den nächsten Tagen mein Gast sein sollte. Was läge da näher, als eine Tour in den naheliegenden Gastlosen! Ich hatte uns die Dent de Savigny ausgesucht, mir die Dent de Ruth, und Schubi sich - aus guten Gründen - den Amelier. Noch mehr Dents! Hatte ich doch am Vortag schon die Dent de Brenleire, die Dent de Folliéran und den Galèregrat begangen. Wenn das so weitergeht, werd' ich noch zum Dentisten...


Das Album "Innocence & Danger" der Neal Morse Band begleitete uns hinauf auf den Jaunpass; Start unseres Töürls war der Parkplatz an der Wegkreuzung Mittelberg (1633m) am Verbindungs-Strässchen zwischen Abländschen und Rougemont. Auf dem markierten Weg wanderten wir erstmal hinauf zur Grubenberghütte (1840m) - ein bissl steil für unseren Geschmack, so früh am Morgen! Dort wechselten wir auf den schönen Pfad, der deutlich gemütlicher hinüber zur Gastlosen-Kette führt. Unterhalb von Dent de Ruth und Zuckerspitz dreht er nach links, und führt in den Sattel zwischen Amelier und Dent de Ruth (Pt. 1945m).

Parkplatz Mittelberg - Pt. 1945m: markierte Wanderwege, T2, 40 Minuten


Von hier aus ist die Alp Le Savigny schon zu erkennen, sie liegt einen Sattel weiter, und ist auf dem teils seilversicherten Wanderweg schnell zu erreichen. Halbe Stunde, dann standen wir an der An der Alp Le Savigny (1832m).

Pt. 1945m - Le Savigny: markierter Wanderweg, T3, 30 Minuten


An der Alp Le Savigny angekommen, kann man den unteren Teil der Route zur Dent de Savigny gut erkennen: Über die Südostflanke des Dent de Savigny, einen mäßig steilen Grashang, geht's hinauf zu einem Wegerl, und auf diesem nach rechts zu einer Rinne, die man anschließend hinaufkraxelt.

Wir richteten unten auf der Weide ein Rucksack-Depot ein, und wanderten dann den Grashang hinauf, unzuverlässig wirkendem plattigem Fels stets ausweichend. Auf ca. 2100 m stößt man dann auf das besagte Wegerl, das von Südwesten her aus der Porte de Savigny kommt. Dieses führte uns also nun nach rechts (nordöstlich) zum unteren Ende einer Rinne. Dort endet der Weg, und die Kraxelei beginnt.

Ein verblasster grüner Pfeil auf dem Grund der Rinne und eine ebenfalls verblasste gelbe Markierung rechts an der Felswand weisen auf den Einstieg zum Aufstieg hin. In der unschwierig zu ersteigenden Rinne (I) gewinnen wir rasch an Höhe, es geht durch prima Schrattenkalk mit zahlreichen Tritten und Griffen hinauf.

Wer sich unsicher war, sich hier unten aber wohlfühlt, braucht keine Steigerung der Schwierigkeiten zu befürchten. Auch die Ori ist meist einfach, auch wenn die Route nach dem Einstieg nicht mehr markiert ist.

Es geht hinauf zu einem Absatz. Hier knickt das Couloir leicht nach links. Ein kleines Wandl etwas oberhalb kann man rechts im Steilkraut umgehen, oder links im Fels umkraxeln.

Dann geht's weiter in der Rinne, bis man oben nochmals kurz in Gehgelände gelangt. Ein Weg führt nach rechts und in Serpentinen über Gras und Schrofen hinauf zum Grat. Auf ca. 2230 m erreicht man ihn, von hier aus hat man einen fantastischen Tiefblick die nordwestliche Steilwand herunter.

Von dieser Stelle aus sind es nur noch wenige Meter bis zum Gipfel. Es geht zunächst nach rechts, auf eine ansteigende Rampe, auf plattigem Fels zu einem Eck, und dann luftig und ausgesetzt um das Eck herum. Dabei helfen gute, feste Griffe. Es folgt eine letzte, kurze Pfadspur, dann geht's in leichter Kraxelei zum Gipfel der Dent de Savigny (2252 m).

Le Savigny - Dent de Savigny: teils weglos, teils Pfadspuren, T4/I, 1h


Hier bewundern wir das wirklich schön gestaltete Gipfelkreuz. Dem Höchsten in der Gastlosen-Kette hat man ein echtes Schmuckstück gegönnt. Und die Aussicht natürlich, die ist fantastisch. Im Norden tun sich neben dem schlanken Vanil d'Arpille besonders die Gipfel der Breccarunde hervor, Schopfenspitz, Combiflue und Chörblispitz, im Nordosten sind Gantrisch und Stockhorn zu sehen, davor die direkt benachbarte Dent de Ruth. Richtung Osten dann beginnt die Reihe der hohen Berge: Schreckhorn, Eiger, Mönch und Jungfrau, Blüemlisalphorn, Doldenhorn, Balmhorn, Wildstrubel. Im Südosten tut sich das Weisshorn hervor. Im Süden dann die Diablerets, einige Aiguilles, und der Mont Blanc. Sex hatten wir auch, mehrfach sogar, unter anderem Sex Rouge, Sex de Placettes und Sex du Parc aux Fayes. Irgendwo dazwischen: der Gros Van. Und im Westen schließlich beeindrucken Vanil Noir, Dent de Folliéran und Dent de Brenleire.

Nach unserer Gipfelpause stiegen wir über die gleiche Route wieder ab. Schon unterhalb des Querwegs, der von der Porte de Savigny kommt, trafen wir dann zufällig den Besitzer der Alp Le Savigny. Er war mit einer Begleiterin auf dem Weg zur Dent de Savigny. Wir fragten, ob wir auf der Alp Käse bekommen können, und er verweist uns an seinen Bruder. Also schnell hinunter. die Rucksäcke aufgesammelt, und weiter zur Alp Le Savigny (1832m).

Dent de Savigny - Le Savigny: teils weglos, teils Pfadspuren, T4/I, 45 Minuten


Dort trafen wir tatsächlich auf den Bruder, und durften ins Allerheiligste mit, einen kleinen Raum im Untergeschoss, wo die großen Käseräder lagerten. Hier deckten wir uns mit Bergkäse ein, bedankten uns, und machten uns an den Weiterweg. Wie Schubi schon schrieb: Mit einem Bergkäse im Rucksack läuft es sich zwar etwas schwerer, aber die Vorfreude auf seinen Verzehr überkompensiert diesen Kraftaufwand lockerst!

Schnell erreichten wir wieder den Satttel zwischen Dent de Ruth und Amelier (Pt. 1945m).

Le Savigny - Pt. 1945m: markierter Wanderweg, T3, 30 Minuten


Hier pausierten wir noch einmal kurz, dann trennten wir uns: Schubi stieg auf den Amelier, ich machte mich auf, die Ruth zu besteigen.

Die Dent de Ruth (2236m) ist von einem ganz anderen Kaliber als die Dent de Savigny. Zwar sind viele Elemente ähnlich - der steile Grashang, das Wegerl, die Felskletterei zum Gipfel - doch ist alles zwei Nummern (oder zwei Ts) anspruchsvoller als bei der höheren Nachbarin: Die Wanderei führt in den T6-Bereich, die Kletterei ist 'ne II.


Im Sattel zwischen Amelier und der Dent (Pt. 1945m ) führt eine kleine Wegspur Richtung Dent de Ruth, genauer gesagt zu einer rötlichen Felswand hinauf. Hier ist ein Fixseil angebracht, das die Stelle deutlich entschärft. Diesem folgt man nun hinauf, und findet sich in einem hier zunächst noch mäßig steilen Grashang wieder. Die Spur quert nun links hinauf, und ist dabei im Folgenden deutlich schmaler. Außerdem wird der Grashang stetig steiler, so dass die Route bald deutlich exponierter ist. An besonders ausgesetzten Stellen helfen weitere Fixseile.

Die Spur führt an eine Stelle unterhalb des Gipfels, an der von rechts eine schotterige Rinne vom Grat herunterkommt. Geradeaus befindet sich eine weitere Schotterrinne, die von der Scharte zwischen Ost- und Westgipfel herunterkommt. Hier hat man, wenn niemand sonst am Berg ist, die freie Wahl. Ich nahm gleich die erste Rinne, dort ist auch wieder ein Seil angebracht, und stieg vorsichtig über fiesen, lockeren Schotter hinauf zum Grat. Dort wendet man sich nach links, und steigt in ausgesetztem Gelände weiter hinauf, bis zu einem kleinen Absatz. Von diesem aus geht es nach links hinauf, und oben in wenigen Schritten zum höchsten Punkt der Dent de Ruth (2236m).

Pt. 1945m - Dent de Ruth: Pfadspuren, T6/II, 30 Minuten


Dort hatte ich so ziemlich den gleichen Rundblick wie zuvor auf der Dent de Savigny, allerdings ergänzt um diesen fantastischen Blick hinüber zu genau diesem Gipfel.

Im Abstieg folgte ich der Aufstiegsroute zurück in den Sattel P. 1945m.

Dent de Ruth - Pt. 1945m: Pfadspuren, T6/II, 25 Minuten


Dort traf ich wieder mit Schubi zusammen, und gemeinsam machten wir uns nun auf den Weg zurück zum Auto. Wie schon auf dem Hinweg ging es vorbei an der Grubenberghütte (1840m) zum Parkplatz Mittelberg (1633m)

Pt. 1945m - Parkplatz Mittelberg: markierte Wanderwege, T2, 40 Minuten


Fazit:

Herrliche Tour, ein spaßiger Mix aus Wandern und Kraxeln, der an der Dent de Ruth durchaus anspruchsvoll wird. Man kann die Tour frei variieren und auch noch andere benachbarte Gipfel hinzunehmen. Den Zuckerspitz etwa, der direkt neben der Dent de Ruth steht, ist ein lohnendes Gipfelziel im T5-Bereich.

Zucker - das passt natürlich wieder perfekt auf die Dents. Und dazu: Zweimal Vanil mit Sahne!



Ausrüstung:

C-Schuhe, Stecken, Helm


P. S.

Die Fotos sind von uns beiden. Die, auf denen der Weg zu sehen ist, sind von mir, die guten sind von Schubi.

Tourengänger: Nik Brückner, Schubi


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