Die Toten bleiben jung: Le Rond des Fornis zu Allerseelen


Publiziert von lorenzo , 5. November 2011 um 10:50.

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum: 2 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T6+ - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR   Les Dents Vertes 
Zeitbedarf: 9:15
Aufstieg: 1965 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pw bis zum Pulvermagazin bei Les Gros Fornis; cff logo Les Fornys
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Kartennummer:LK 1225 Gruyères; M. Brandt, Guide des Préalpes fribourgeoises, CAS 1991

Im freiburgischen Dorf Jaun wird seit Mitte letztem Jahrhundert ein schöner Brauch gepflegt: dieser besteht darin, dass die Gräber mit geschnitzten Holzkreuzen geschmückt werden, auf denen links der Beruf und rechts die Leidenschaft der Verstorbenen bildlich dargestellt sind, etwa links mit Handwerkszeug oder einer Alphütte und rechts mit einer Gemse oder den Gastlosen. Weil ich vor dem bleibenden Schnee noch einmal die geliebten Préalpes besuchen wollte, beschloss ich deshalb, an Allerseelen in der näheren Umgebung von Jaun eine besinnliche Herbstwanderung zu unternehmen, um bei leichtem Gang über luftige Grate oder vor unüberwindlich scheinenden Hindernissen meiner Verstorbenen zu gedenken, gemeinsam einen erlebnisreichen Tag zu verbringen, mit ihn zu lachen, zu hadern, und mich mit ihnen womöglich doch noch zu versöhnen. Was für Szenen hätte der Holzbildhauer wohl auf ihr Kreuz geschnitzt und wird er dereinst, Kerbe um Kerbe, auf unser eigenes Kreuz schnitzen? 

Die folgende Umrundung des Vallée des Fornis wurde etappenweise z.T. schon von Zaza unter die Lupe genommen und ist zwar kürzer als die Breccarunde oder Le Rond des Morteys, dafür von mir aus gesehen trotz der nonchalanten Bewertung durch Maestro Brandt mit PE und F etwas schwieriger und v.a. im ersten Teil deutlich ruppiger bzw. im Klartext: nibbiesker...

1. Les Dents Vertes
Zustieg: von Les Gros Fornis auf der steilen Bergstrasse bis Planfretz (ca. 1230m). Nach W entlang zwar eingezeichneter, aber kaum mehr auffindbarer Pfadspuren bis zu einer vor Le Roc nach NNW abzweigenden steilen Rinne in einer Waldschneise, und durch diese auf Geröll relativ bequem hinauf unter die Flühe. Nach SW auf Gemswechseln den Flühen entlang bis unter die SE-Flanke der Pointe sur le Roc. Ueber grasdurchsetzte Felsen in ein Couloir und durch dieses, mehrere Fels- (II) und Grasstufen (bis 60 Grad) überwindend auf den Grat und in Kürze nach SW auf den Gipfel. 2h 15min, T6+.

Traversierung (grösstenteils auf Gemswechseln; dazu M. Brandt: "La traversée est gênée par la végétation", in der Tat...): Abstieg rechts vom Grat nach NE, dann Uebergang nach links und Querung der NW-Flanke des Vanil du Gros Ladrey, bis über diese steil (bis 60 Grad, Felsstufe II) auf den Gipfel aufgestiegen werden kann. Abstieg durch ein breites steiles Grascouloir nach NE und wieder rechts vom Grat zu einem Rastplatz (Holztisch und -bänke), von dem vermutlich zur Bergstation Vounetse (1626m) abgestiegen werden könnte. Rechts am Felsturm La Vigie (könnte ev. ohne Abseilmanöver überklettert werden) vorbei und über einen Grashang auf den Dent de Vounetse. Abstieg rechts vom Grat nach NE und links über einen exponierten steilen Grashang auf La Chôla. Nun ohne grössere Schwierigkeiten meistens rechts vom Grat und zuletzt La Tour Ronde passierend zum Col 1740. 2h 15min, T6.

2. Signal de Férédetse-Vanile d'Arpille
Dem Grasgrat entlang hinauf zum Signal de Férédetse und nach E zuletzt auf Pfadspuren (weiss-rote Markierungen) hinunter zum Col de Férédetse. Weiter dem Grat entlang zu P. 1853,8 und P. 1957, über eine steilere Stufe (T5) zu P. 1993 und Abstieg in den Col 1941. Ueber den steilen und ausgesetzten NNW-Grat, eine ca. 2m hohe Felsstufe im unteren Drittel überwindend (II+, 1Bh, darüber rote Sicherungsstange, links oder rechts v.a. bei Nässe vorzugsweise mit Eisgerät auch durch steiles Gras umgehbar) auf den Vanil d'Arpille (Pfadspuren). Abstieg auf einem guten Pfad entlang dem SW-Grat zum Col d'Arpille. 1h 45min, T6.

3. Vanil d'Orseire - Laubspitz
Ueber den NE-Grat einfach auf den Vanil d'Orseire, der überschritten wird. Abstieg über den SW-Grat in eine Scharte, wo der Grat kurz nach SE abbiegt. Ueber zwei kleine Felszähne (II) und rechts um einen grösseren Felsbuckel herum, dann wieder nach SW auf den Vorgipfel. Steil hinab zu zwei engen felsigen Rinnen und durch die linke abkletternd hinunter (II). Ueber eine weitere Graterhebung zu P. 1874 und links vom Grat bis zu einer Felsscharte im Wald, die auf die andere Gratseite leitet (I), auf der bald der Laubspitz erreicht wird (Pfadspuren). Kurz durch den Wald, dann durch eine Waldschneise auf steilem Gras (bis 45 Grad) Richtung W hinunter nach Les Raveires und auf der Weide hinab zur Alp 1222. Bald auf einem guten Pfad zurück nach Les Gros Fornis. 3h, T6.

Ganze Tour 9h 15min.

Material: altes Eisgerät und ev. 30m Reepschnur für alle Fälle.

Tourengänger: lorenzo
Communities: T6


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Kommentare (4)


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Zaza hat gesagt:
Gesendet am 6. November 2011 um 17:53
Schöne Tour, schöner Intro-Text - lorenzo at his best! Auch wenn wohl nicht alle wissen, was es mit der Nibbisierung der Préalpes auf sich hat ;-)

Hurluberlu hat gesagt: Méfiez-vous des dents vertes
Gesendet am 6. November 2011 um 21:34
Contrairement à la cotation anodine de Maurice Brandt, à savoir PE, cette traversée des Dents vertes n'est pas pas à prendre à la légère. Je dirais même que seul un habitué de ce genre de terrains peut s'y frotter.
Le Vanil d'Arpille, quant à lui, est en passe de devenir un classique automnal de la communauté hikr.
Salutations à toi, Lorenzo:)

lorenzo hat gesagt: RE:Méfiez-vous des dents vertes
Gesendet am 6. November 2011 um 22:33
Merci, tu as raison: déjà à l'acces aux Dent Vertes on s'y frotte bien, et leur travérsée n'est pas une promenade facile non plus. Une fois sorti des arbres, ça devient classique et on se sent tout de suite plus libre et plus à l'aise.
Salutations lorenzo

lorenzo hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. November 2011 um 22:38
Ich weiss es ja selber auch nicht...höchste Zeit also, der Nibbisierung endlich auf den Grund zu gehen...


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