Oldenhorn - und mein erster Sex!


Publiziert von Nik Brückner , 28. Dezember 2021 um 19:21.

Region: Welt » Schweiz » Waadt » Waadtländer Alpen
Tour Datum:19 Oktober 2021
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VD   CH-VS 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Strecke:7km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der Seilbahn vom Col du Pillon hinauf zur Gipfelstation am Sex Rouge.

So viele Wegpunkte - für so eine kurze Tour! Der Col du Pillon hat sogar zwei! Muss ja sehr beliebt sein - dachte ich, als ich an einem warmen Mittag nach dem Abbruch einer anderen Tour in der Nähe nach einer Beschäftigung für den Nachmittag suchte. Diablerets - das klingt doch toll! Schon der Name ist verwegen....

Verwegen ist auch der Preis für die Hin- und Rückfahrt: 80 Franken! Aber hey, in der Nähe ist Gstaad, und die Leute dort wollen erleichtert werden. Wer würde es ihnen vergönnen. Also die Karte gezückt, ins Lesegerät gesteckt, und 80 Franken abbuchen lassen. Klar denken konnte ich eh nicht mehr, denn die Dame an der Kasse war nicht wirklich besonders schwierig anzusehen. Auf ihre Beratung hörte ich dann aber doch, auch wenn sie dabei das Wort "Sex" in den - ähem - Mund nahm: Eine Hängebrücke zwischen zwei Gipfeln gebe es, Architektur von Mario Botta, einen Gletscherwanderweg, für den man aber keine Ausrüstung brauche, eine Langlaufloipe, und sogar einen Coaster!

Geil. Obwohl, wenn ich einen Coaster wollte, würde ich vermutlich an eine Coast fahren.

Nein, das klang alles nicht so geil. Also erkundigte ich mich nach dem Sommet des Diablerets. Aber das würde zu lange dauern. Letzte Talfahrt: 16:45. Beim Hochbaumeln scrollte ich deshalb durch verschiedene Hikr-Tourenberichte. Genau für solche Situationen sind sie da! Aber erst auf der Gipfelstation blätterte ich eine schöne Idee auf: das Oldenhorn. Sieht auch recht sexy aus. Kaum T4, und in der Zeit, die mir zur Verfügung stand, locker zu schaffen. Vielleicht blieb mir danach ja sogar noch Zeit für....

...den Coaster? Falsch gedacht! Ich dachte natürlich an Sex! Den gibt's dort oben nämlich tatsächlich. Aber dazu später.



Ich fuhr also vom Col du Pillon (1548 m) und vom Col du Pillon (1546m) hinauf zur Bergstation am Sex Rouge (2929m). Von dort ließ ich mich schnell vertreiben, und wanderte hinunter zum Col de Tsanfleuron (2828m). Dort beginnt der Gletscherwanderweg, den ich ebenfalls bald verließ. Halblinks führte eine (Fahr!-)Spur über den flachen Glacier de Tsanfleuron hinüber zum Oldesattel (2729 m).

Bergstation - Oldesattel: unmarkierte Gletscherquerung, T1/L,  30 Minuten


Dort startet der Aufstieg zum Gipfel. Nach links geht es einen schieferigen Hang hinauf, blau-weiß markiert. Das muss man nicht so sehen, aber ein kurzes felsiges Passagerl schon weit oben, das man mit Seilen gesichert hat (die es nicht bei jeden Verhältnissen braucht) mag das wohl rechtfertigen. Hat man diese hinter sich gebracht, steht man schnell auf dem Oldenhorn (Becca d'Audon, 3123m).

Oldesattel - Oldenhorn: markierter Wanderweg, T4-, 50 Minuten


Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich an diesem Tag noch auf einem Dreitausender stehe - und darüber hinaus auf dem höchsten Punkt meines Bergjahrs! Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

Die Aussicht ist fantastisch: Im Norden erheben sich Pointe de Paray, Vanil de l'Ecri und Vanil Noir, daneben Dent de Folliéran und Dent de Brenleire, die Gipfel der Breccarunde,
davor die Gastlosenkette mit Dent de Savigny, Dent de Ruth und Zuckerspitz, Ochse und Bürglen, der Gantrisch und das Stockhorn natürlich, im Nordosten das Albristhore, Eiger, Mönch und Jungfrau natürlich, Balmhorn und Bietschhorn, davor das Wildhorn, dann das Breithorn, Lagginhorn und Weissmies, Dom, Weisshorn, Zinalrothorn, Dent Blanche und Matterhorn, Grand Combin de Grafeneire und Mont Blanc natürlich, der nahegelegene Diableretsgipfel, im Westen markant Tour de Ai und Tour de Mayen, und zuletzt die Kette des Tarent, mit Gros Van und Mont d'Or dahinter. Herrlich!

Auf dem gleichen Weg wanderte ich nun wieder hinunter zum Oldesattel (2729m).

Oldenhorn - Oldesattel: markierter Wanderweg, T4-, 30 Minuten


und über den Glacier de Tsanfleuron zurück zur Bergstation (2929m).

Oldesattel - Bergstation: unmarkierte Gletscherquerung, T1/L,  45 Minuten


Sex!

Sex sells openbar - jedenfalls hat dieser Bericht dreimal so viele Klicks wie die anderen aus jenen Tagen! "Sex" ist ein Namensbestandteil in ebenso zahlreichen wie zahllosen französischen Bergnamen. Verbreitet ist die Bezeichnung besonders in den südwestlichen Berner Alpen, in den Kantonen Wallis und Waadt. Das Wort hat mit den schnell assoziierten menschlichen Vergnügungen allerdings nichts zu tun. Schade! Sein Ursprung liegt vielmehr im lateinischen Wort "saxum" ('Fels', vgl. italienisch "Sasso" und rätoromanisch "Sass"). Das lateinische Wort wiederum entstammt dem proto-italischen Wort *"saksom", das unbekannter Herkunft ist. Eine Verbindung mit der proto-indo-europäischen Wurzel *"sek-" ('schneiden') wird meist abgelehnt, aber wenn doch eine bestünde, wäre das Wort eins der ältesten, die wir in unseren Sprachen haben. Es würde dann nämlich aus einer Zeit stammen, in der man scharfe Steine zum Schneiden benutzt hat. Und das ist sehr, sehr lange her...

Oh - und die Sachsen hätten dann ein Wörtchen mitzureden.


Ich dachte natürlich nicht an Etymologie, sondern nur an Sex - an Sex Rouge, um genau zu sein. Die Gipfelstation befindet sich an dessen Ostgipfel, und zum Westgipfel gelangt man über eine Hängebrücke. Also rauf auf den Ostgipfel des Sex Rouge (2965m), und über die Brücke (den sexy benannten "Peak Walk") hinüber zum West- und Hauptgipfel des Sex Rouge (2971m). Und wieder zurück. Ich genoss den Sex, den Rundblick ebenso, und gondelte sodann mit der Seilbahn wieder hinunter zum Col du Pillon (1548 m) und zum Col du Pillon (1546m).


Fazit:

Schönes Nachmittagstöürl auf einen schönen, leichten Dreitausender. Besondere Ausrüstung brauchte ich keine.

Die touristische Infrastruktur muss man nicht doof finden. Mit Kindern zum Beispiel macht das sicherlich viel Spaß - vorausgesetzt, es nicht nicht allzu überlaufen.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (2)


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Schubi hat gesagt:
Gesendet am 29. Dezember 2021 um 19:12
Erst neulich lässt du dich von einer Wand anlächeln – nun ein heißer Flirt mit einem roten Fels ... muss ich mir Sorgen machen, Nik?

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Dezember 2021 um 20:42
Aber nicht doch. Ich bin meiner Liebsten doch ein guter Ehemann.


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