Die Tajaspitze - "einer der unzugänglichsten Berge der Lechtaler Alpen"
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Wie schön ist's im Lechtal. Aber auch wild! Wer reine Grasberge sucht, ist in den Lechtalern oft schon ein Stückerl zu hoch. Wilde Felsgipfel gibt es dort, die oft düster ihre Köpfe in den Himmel recken. Gras bis ganz oben gibt es dort dafür nicht allzu oft - jedenfalls nicht so oft wie weiter nördlich, in den Allgäuer Alpen.
Einen Grasgipfel gibt es aber, der es in sich hat. Der AV-Führer schreibt zur Tajaspitze: "Mächtiger, eleganter, fein zugespitzter Gipfel im langen Kamm nördlich des Etlerkopfs, ganz charakteristisch durch die steilen Felsstreifen. Auch hier sorgen Aptychenkalke für die auffallenden Formen. Wegen der 1000 m hohen Steilflanken auf beiden Seiten und der scharfen Grate einer der unzugänglichsten Berge der Lechtaler Alpen.
Klingt gut! Diesen Berg hatte ich mir am Tag nach der Überschreitung der Geierköpfe vorgenommen. Das war eine ziemlich felsige, bröselige Angelegenheit gewesen, da brauchte ich am Folgetag viel warmes Grün.
Ich hatte Protest the Heros "Palimpsest" laufen, als ich nach Bach fuhr. Mein Auto stellte ich auf dem kleinen Parkplatz am Eingang des Madautals (1160m) ab, wo die vielen Marterl stehen. Schöne Erinnerungen wurde dabei wach, an das allererste Mal, als ich das Madautal betrat. Das war - huh! - 2009....
Der Weg auf die Sonnenkögel, die man unterwegs zur Tajaspitze berührt, ist hier nicht ausgeschildert. Vom Marterl aus wandert man etwa 150, 160 Meter auf der Asphaltstraße ins Madautal hinein. Dann zweigt rechts ein breiter Schotterweg ab. Diesen verfolgt man, bis er an einer kleinen Rippe im Wald endet. Man sieht es der Stelle nicht an, aber hier beginnt ein schmaler Pfad, der hinauf zum Vorderen Sonnenkogel führt.
Der Pfad ist auf den ersten Metern kaum zu erkennen, wird aber bald deutlicher. Er ist zudem durchgängig mit roten Pinselfahrern auf Bäumen und Steinen markiert, und damit zumindest im unteren Bereich nicht zu verfehlen. Die eigentliche Schwierigkeit besteht in der unerbittlichen Steilheit der Route: Nur für ganz wenige Schritte zwischendurch, schon ziemlich weit oben, hat man mal das Gefühl, dass es nicht in der Falllinie hinaufgeht. Und diese wenigen Meter sind dann auch noch ziemlich ausgesetzt.
Los geht's also im herrlichen Bergwald, immer gnadenlos hinauf. Bequeme Serpentinen Fehlanzeige. An einer Stelle, unter einem Felswandl, hat man dann mehrere Möglichkeiten: Ich stieg links hinauf, und bog weiter oben auf immer dürftiger werdenden Spuren nach rechts, die Route verläuft aber eigentlich halbrechts, immer der steilstmöglichen Linie folgend. Na, es kommt ja beides wieder zusammen.
Irgendwann steigt man dann nicht enden wollende Latschengassen hinauf, bis man schließlich auf eine Bergwiese hinaustritt. Auch hier geht es noch steil weiter, allerdings kommt bald das Gipfelkreuz des Vorderen Sonnenkogels in Sicht, und sorgt für ein wenig Hoffnung. Doch die ist trügerisch, hat man an dieser Stelle doch erst die Hälfte der 1100 Höhenmeter geschafft.
Der Weg ist von hier an, im dichten Gras, schwieriger zu finden. Es geht steil die Wiese hinauf, immer leicht in der westlichen Flanke des Bergs. Auf etwa 1900 Metern Höhe zieht der Weg dann geradewegs links hinauf, direkt auf das Gipfelkreuz zu. Dort oben wird's aber felsig, und so knickt die Route erneut nach links, und quert - die einzigen ebenen Meter! - ausgesetzt die Steilflanke, hinüber zum Nordostgrat.
Hier stehen Lawinenverbauungen, durch die sich das Weglein nun schlängelt (auf die Markierungen achten!). Es ist nicht mehr weit. Bald bleiben die Lawinenverbauungen zurück, das Gelände wird ein wenig flacher, und ausgerechnet hier sorgen die einzigen Serpentinen des Aufstiegs für entspannte fünf Minuten. Dann ist der Vordere Sonnenkogel (2204m) erreicht.
Parkplatz - Vorderer Sonnenkogel: markierter Steig, T3 - T4, 2,5h
Ich pauste hier erst einmal ausgiebig ab, ließ mich aber irgendwann von den munteren Fliegen vertreiben, die hier vergnügt herumschwirren. Die nächste Station ist unverkennbar der Hintere Sonnenkogel, ein gerade mal 120 Meter höherer Graskopf. Hatte ich anfangs noch gehofft, diesen links umgehen zu können, zerplatzte diese Hoffnung angesichts der steilen Pleisen. Der Berg stellt sich in den Weg, und will unbedingt bestiegen werden. Also tat ich ihm den Gefallen.
Das Weglein hatte sich irgendwo am Vorderen Sonnenkogel verlaufen, und so stieg ich nun weglos den mäßig steilen Grashang hinauf. Hin und wieder meinte ich dann doch, Reste eines Weges zu erkennen, und nutzte diese - aber ob es wirklich welche waren? Wie auch immer: Der Hintere Sonnenkogel (2326m) ist schnell erstiegen.
Vorderer Sonnenkogel - Hinterer Sonnenkogel: weglos, T3, 30 Minuten
Der Hintere Sonnenkogel ist nicht gerade ein besonderes Ziel, und wird von vielen sicher nur deshalb bestiegen, weil er unvermeidlich ist. Ich hielt mich dort nicht lange auf, sondern wanderte auf der anderen Seite wieder hinunter, erneut in mäßig steilem Gras, etwas rechts des Gratrückens, wo das Gras gut gestuft ist.
Es folgt ein knapp 2 Kilometer langer, nirgends wirklich schmaler Grasgrat, auf dem einige Güpfe überschritten werden, die lediglich Namen wie Pt. 2229, Pt. 2239, Pt. 2243, und Pt. 2242 tragen. Ein einziger davon ist ein wenig anspruchsvoller, und gleich der erste kann rechts in der Flanke umgangen werden. Wer alles auf der Kante geht, entdeckt Wegspuren - der Übergang zur Tajaspitze wird also hin und wieder gemacht.
A propos Tajaspitze: "einer der unzugänglichsten Berge der Lechtaler Alpen" - der Berg sieht tatsächlich, wie das bei solchen Touren oft der Fall ist, aus der Ferne vollkommen unbesteigbar aus. Zu steil, zu abweisend wirken die Grasflanken. Wenn man dem Gipfelaufbau dann aber näher rückt, wird die Schwachstelle deutlich erkennbar: Ein schmaler Grashang, der hinauf zum Grat führt. Ich richtete ein Rucksackdepot ein, wanderte die letzten Meter hinauf zum Gipfelaufbau, und startete den Aufstieg.
Hinterer Sonnenkogel - Rucksackdepot: Pfadspuren, unmarkiert, kurz T3, sonst leichter, 1h
Der Aufstieg zur Tajaspitze lässt sich gut in drei Abschnitte gliedern: Der unterste, gefühlt längste, besteht in einem Steilgrasanstieg hinauf zum Grat. Dabei orientiert man sich an einer Rinne, die selbst man aber besser nicht betritt: Wie es solche Rinnen so an sich haben, ist ihr Untergrund glattgeschliffen und daher kaum begehbar. Ich habe mich im Aufstieg an ihrem linken Rand orientiert, im Abstieg war ich sogar noch ein wenig weiter drüben, wo es große und gute Grastritte hat.
Der mittlere Abschnitt beginnt, wenn man am Grat angekommen ist. Hier geht es links weiter. Ich hielt mich ein gutes Stück links der Kante, weiterhin auf guten Grastritten, so dass ich hier eher den Eindruck hatte, einen weiteren Grashang zu ersteigen. Der mittlere Abschitt ist etwas weniger steil, trotzdem sind beide Abschnitte mit T5/I zu bewerten.
Der dritte, oberste Abschnitt ist dann vergleichsweise einfach: Der Hang wird deutlich flacher, und im T3-Gelände steigt man die letzten Schrofen hinauf zum Kreuzgipfel. Von dort aus gelangt man in wenigen Minuten (na, wohl eher Sekunden, es sind nur ein paar Meter) in leichter Kletterei (I) hinüber zum Hauptgipfel der Tajaspitze (2538m).
Ein toller Aussichtsberg! Im Süden dominiert die Holzgauer Wetterspitze alles. Sogar die fast 2900 Meter hohe Feuerspitze, auf der ich vor einigen Jahren mal gewesen war, verblasst neben diesem markanten Horn. Richtung Südwesten ist dann weiter hinten die Kuchenspitze zu sehen, näher dann der Stanskogel, die Valluga natürlich und die Roggspitze. Irgendwo dahinter soll sogar die Gauschla in der Alviergruppe zu sehen sein. Na, die Rote Wand im Lechquellengebirge ist auf jeden Fall zu identifizieren. Davor im Westen, im benachbarten Kamm die Griestalerspitze und die formschöne Peischelspitze. Dahinter erhebt sich noch mehr Prominenz aus dem Lechquellengebirge: Zitterklapfen, Hochkünzelspitze, Mittagsspitze, Gungern und Klippern. Mit dem Widderstein und seinem kleinen Geschwist beginnt dann der Reigen der Allgäuer Alpen: das Hohe Licht und die Mädelegabel, Trettachspitze, Fürschießer, Krottenkopf, Hochvogel. Weiter geht's mit den markanten Gipfeln der Hornbachkette. Im Nordosten sind die Ammergauer zu sehen, mit dem Säuling, der Krähe, der Klammspitze, und dann, vor der Zugspitze, viele, viele Lechtaler Gipfel: Thaneller, die Pfeilspitze, Ruitelspitze, Muttekopf, Schlenkerspitze, irgendwo dahinter die Hohe Munde, dann die Leiterspitze, die Oberlahmsspitze mit ihren herrlichen Nordwestgrat. Im Südosten schließlich dominiert die Freispitze alles, gemeinsam mit Roter Platte und Rotspitze. Sogar die Parseierspitze verschwindet dahinter. Ich dachte natürlich zurück an die Freispitzüberschreitung, die ich vor einigen Jahren gemacht hatte - eine fantastische Tour, bei der man alle diese Gipfel berührt. Weiter hinten sind dann Weißseespitze, Weißkugel und Glockturm zu sehen, um die 50 Kilometer entfernt, am Alpenhauptkamm. Davor erhebt sich die Fallenbacherspitze, daneben der faszinierende Fallenbacherturm.
Tja, und nun geht's alles wieder retour. Also den Gipfelhang wieder runter zum Grat, auf dessen rechter Seite kurz dem Grat entlang, und dann die Rinne hinunter - bzw. etwas rechts davon auf der Grasrippe, das sagte ich ja schon. Dann langte ich am Fuß des Gipfelaufbaus an, betrat leichteres Gelände, und sattelte an meinem Rucksackdepot wieder auf.
Rucksackdepot - Tajaspitze - Rucksackdepot: weglos, Steilgras, T5/I, 1:10
Und dann alles wieder zurück: Pt. 2242, Pt. 2243, Pt. 2239, Pt. 2229, Pt. 2170, und hinauf auf den Hinteren Sonnenkogel (2326m).
Rucksackdepot - Hinterer Sonnenkogel: Pfadspuren, unmarkiert, kurz T3, sonst leichter, 45 Minuten
Vom Hinteren drüben wieder runter, im Abstieg kurz mim Jonathan telefoniert, dann weiter zum Vorderen Sonnenkogel (2204m).
Hinterer Sonnenkogel - Vorderer Sonnenkogel: weglos, T3, 25 Minuten
Hier habe ich kurz 1150 schwindelerregende Meter nach Bach runtergschaut, dann ging der steile Abstieg los. Ich war mir nicht sicher, wie das werden würde, angesichts der Feuchtigkeit, die am Morgen noch im Hang gewesen war. Rund zwei Wochen zuvor war es an diesem Berg zu einem tödlichen Unglück gekommen, also ließ ich es vorsichtig angehen.
Zwischen den Lawinenverbauungen kam ich gut durch, auch die ausgesetzte Querung im Steilgras war gut machbar; wo sich der Weg dann aber in der Falllinie den Grashang hinunterzieht, begann das Gerutsche. Also wich ich rechts vom Weg ab, und lief, mit großer Erleichterung ob des perfekten Halt bietenden Grases, quer durch den Grashang bergab, bis ich unten wieder auf den Weg stieß. Auch im Weiteren blieb ich immer etwas abseits des Weges. Dann gelangte ich in die Latschen hinunter. Hier war ein Ausweichen nicht mehr möglich, und so stieg in mit großer Vorsicht zwischen Latschen und Bäumen weiter, Felsen und Wurzeln so gut es ging meidend, um nicht ins Rutschen zu kommen. Kurz und gut, es ist alles rutschfrei abgegangen, und so stand ich knapp eineinhalb Stunden nach dem Verlassen des Vorderen Sonnenkogels wieder an der Stelle, an der der breite Weg auf die Abstiegsroute stößt. Ich wanderte nach rechts, an der Asphaltstraße nach links, und gelangte in wenigen Minuten zurück zum Parkplatz am Eingang des Madautals (1160m).
Vorderer Sonnenkogel - Parkplatz: markierter Steig, T3 - T4, 1,5h
Fazit:
Die Tajaspitze ist tatsächlich ein mächtiger, eleganter, fein zugespitzter Gipfel, der Steilgrasfans gefallen dürfte. Ob man allerdings den langen Hin- und Rückweg über die beiden Sonnenkögel in Kauf nehmen möchte, um sich für eine gute Stunde am Gipfelaufbau in steilem Gras zu bewegen, ist Geschmackssache. Es gibt andere Routen zu diesem Berg.
Ausrüstung:
C-Schuhe, Stecken, Helm. Einen Pickel hatte ich dabei, ich bin aber ohne ausgekommen.
Einen guten Eindruck von der Tour vermittelt dieses Video.
...und tags darauf ging es dann über Hochgwas, Wannekopf und Seitekopf.
Einen Grasgipfel gibt es aber, der es in sich hat. Der AV-Führer schreibt zur Tajaspitze: "Mächtiger, eleganter, fein zugespitzter Gipfel im langen Kamm nördlich des Etlerkopfs, ganz charakteristisch durch die steilen Felsstreifen. Auch hier sorgen Aptychenkalke für die auffallenden Formen. Wegen der 1000 m hohen Steilflanken auf beiden Seiten und der scharfen Grate einer der unzugänglichsten Berge der Lechtaler Alpen.
Klingt gut! Diesen Berg hatte ich mir am Tag nach der Überschreitung der Geierköpfe vorgenommen. Das war eine ziemlich felsige, bröselige Angelegenheit gewesen, da brauchte ich am Folgetag viel warmes Grün.
Ich hatte Protest the Heros "Palimpsest" laufen, als ich nach Bach fuhr. Mein Auto stellte ich auf dem kleinen Parkplatz am Eingang des Madautals (1160m) ab, wo die vielen Marterl stehen. Schöne Erinnerungen wurde dabei wach, an das allererste Mal, als ich das Madautal betrat. Das war - huh! - 2009....
Der Weg auf die Sonnenkögel, die man unterwegs zur Tajaspitze berührt, ist hier nicht ausgeschildert. Vom Marterl aus wandert man etwa 150, 160 Meter auf der Asphaltstraße ins Madautal hinein. Dann zweigt rechts ein breiter Schotterweg ab. Diesen verfolgt man, bis er an einer kleinen Rippe im Wald endet. Man sieht es der Stelle nicht an, aber hier beginnt ein schmaler Pfad, der hinauf zum Vorderen Sonnenkogel führt.
Der Pfad ist auf den ersten Metern kaum zu erkennen, wird aber bald deutlicher. Er ist zudem durchgängig mit roten Pinselfahrern auf Bäumen und Steinen markiert, und damit zumindest im unteren Bereich nicht zu verfehlen. Die eigentliche Schwierigkeit besteht in der unerbittlichen Steilheit der Route: Nur für ganz wenige Schritte zwischendurch, schon ziemlich weit oben, hat man mal das Gefühl, dass es nicht in der Falllinie hinaufgeht. Und diese wenigen Meter sind dann auch noch ziemlich ausgesetzt.
Los geht's also im herrlichen Bergwald, immer gnadenlos hinauf. Bequeme Serpentinen Fehlanzeige. An einer Stelle, unter einem Felswandl, hat man dann mehrere Möglichkeiten: Ich stieg links hinauf, und bog weiter oben auf immer dürftiger werdenden Spuren nach rechts, die Route verläuft aber eigentlich halbrechts, immer der steilstmöglichen Linie folgend. Na, es kommt ja beides wieder zusammen.
Irgendwann steigt man dann nicht enden wollende Latschengassen hinauf, bis man schließlich auf eine Bergwiese hinaustritt. Auch hier geht es noch steil weiter, allerdings kommt bald das Gipfelkreuz des Vorderen Sonnenkogels in Sicht, und sorgt für ein wenig Hoffnung. Doch die ist trügerisch, hat man an dieser Stelle doch erst die Hälfte der 1100 Höhenmeter geschafft.
Der Weg ist von hier an, im dichten Gras, schwieriger zu finden. Es geht steil die Wiese hinauf, immer leicht in der westlichen Flanke des Bergs. Auf etwa 1900 Metern Höhe zieht der Weg dann geradewegs links hinauf, direkt auf das Gipfelkreuz zu. Dort oben wird's aber felsig, und so knickt die Route erneut nach links, und quert - die einzigen ebenen Meter! - ausgesetzt die Steilflanke, hinüber zum Nordostgrat.
Hier stehen Lawinenverbauungen, durch die sich das Weglein nun schlängelt (auf die Markierungen achten!). Es ist nicht mehr weit. Bald bleiben die Lawinenverbauungen zurück, das Gelände wird ein wenig flacher, und ausgerechnet hier sorgen die einzigen Serpentinen des Aufstiegs für entspannte fünf Minuten. Dann ist der Vordere Sonnenkogel (2204m) erreicht.
Parkplatz - Vorderer Sonnenkogel: markierter Steig, T3 - T4, 2,5h
Ich pauste hier erst einmal ausgiebig ab, ließ mich aber irgendwann von den munteren Fliegen vertreiben, die hier vergnügt herumschwirren. Die nächste Station ist unverkennbar der Hintere Sonnenkogel, ein gerade mal 120 Meter höherer Graskopf. Hatte ich anfangs noch gehofft, diesen links umgehen zu können, zerplatzte diese Hoffnung angesichts der steilen Pleisen. Der Berg stellt sich in den Weg, und will unbedingt bestiegen werden. Also tat ich ihm den Gefallen.
Das Weglein hatte sich irgendwo am Vorderen Sonnenkogel verlaufen, und so stieg ich nun weglos den mäßig steilen Grashang hinauf. Hin und wieder meinte ich dann doch, Reste eines Weges zu erkennen, und nutzte diese - aber ob es wirklich welche waren? Wie auch immer: Der Hintere Sonnenkogel (2326m) ist schnell erstiegen.
Vorderer Sonnenkogel - Hinterer Sonnenkogel: weglos, T3, 30 Minuten
Der Hintere Sonnenkogel ist nicht gerade ein besonderes Ziel, und wird von vielen sicher nur deshalb bestiegen, weil er unvermeidlich ist. Ich hielt mich dort nicht lange auf, sondern wanderte auf der anderen Seite wieder hinunter, erneut in mäßig steilem Gras, etwas rechts des Gratrückens, wo das Gras gut gestuft ist.
Es folgt ein knapp 2 Kilometer langer, nirgends wirklich schmaler Grasgrat, auf dem einige Güpfe überschritten werden, die lediglich Namen wie Pt. 2229, Pt. 2239, Pt. 2243, und Pt. 2242 tragen. Ein einziger davon ist ein wenig anspruchsvoller, und gleich der erste kann rechts in der Flanke umgangen werden. Wer alles auf der Kante geht, entdeckt Wegspuren - der Übergang zur Tajaspitze wird also hin und wieder gemacht.
A propos Tajaspitze: "einer der unzugänglichsten Berge der Lechtaler Alpen" - der Berg sieht tatsächlich, wie das bei solchen Touren oft der Fall ist, aus der Ferne vollkommen unbesteigbar aus. Zu steil, zu abweisend wirken die Grasflanken. Wenn man dem Gipfelaufbau dann aber näher rückt, wird die Schwachstelle deutlich erkennbar: Ein schmaler Grashang, der hinauf zum Grat führt. Ich richtete ein Rucksackdepot ein, wanderte die letzten Meter hinauf zum Gipfelaufbau, und startete den Aufstieg.
Hinterer Sonnenkogel - Rucksackdepot: Pfadspuren, unmarkiert, kurz T3, sonst leichter, 1h
Der Aufstieg zur Tajaspitze lässt sich gut in drei Abschnitte gliedern: Der unterste, gefühlt längste, besteht in einem Steilgrasanstieg hinauf zum Grat. Dabei orientiert man sich an einer Rinne, die selbst man aber besser nicht betritt: Wie es solche Rinnen so an sich haben, ist ihr Untergrund glattgeschliffen und daher kaum begehbar. Ich habe mich im Aufstieg an ihrem linken Rand orientiert, im Abstieg war ich sogar noch ein wenig weiter drüben, wo es große und gute Grastritte hat.
Der mittlere Abschnitt beginnt, wenn man am Grat angekommen ist. Hier geht es links weiter. Ich hielt mich ein gutes Stück links der Kante, weiterhin auf guten Grastritten, so dass ich hier eher den Eindruck hatte, einen weiteren Grashang zu ersteigen. Der mittlere Abschitt ist etwas weniger steil, trotzdem sind beide Abschnitte mit T5/I zu bewerten.
Der dritte, oberste Abschnitt ist dann vergleichsweise einfach: Der Hang wird deutlich flacher, und im T3-Gelände steigt man die letzten Schrofen hinauf zum Kreuzgipfel. Von dort aus gelangt man in wenigen Minuten (na, wohl eher Sekunden, es sind nur ein paar Meter) in leichter Kletterei (I) hinüber zum Hauptgipfel der Tajaspitze (2538m).
Ein toller Aussichtsberg! Im Süden dominiert die Holzgauer Wetterspitze alles. Sogar die fast 2900 Meter hohe Feuerspitze, auf der ich vor einigen Jahren mal gewesen war, verblasst neben diesem markanten Horn. Richtung Südwesten ist dann weiter hinten die Kuchenspitze zu sehen, näher dann der Stanskogel, die Valluga natürlich und die Roggspitze. Irgendwo dahinter soll sogar die Gauschla in der Alviergruppe zu sehen sein. Na, die Rote Wand im Lechquellengebirge ist auf jeden Fall zu identifizieren. Davor im Westen, im benachbarten Kamm die Griestalerspitze und die formschöne Peischelspitze. Dahinter erhebt sich noch mehr Prominenz aus dem Lechquellengebirge: Zitterklapfen, Hochkünzelspitze, Mittagsspitze, Gungern und Klippern. Mit dem Widderstein und seinem kleinen Geschwist beginnt dann der Reigen der Allgäuer Alpen: das Hohe Licht und die Mädelegabel, Trettachspitze, Fürschießer, Krottenkopf, Hochvogel. Weiter geht's mit den markanten Gipfeln der Hornbachkette. Im Nordosten sind die Ammergauer zu sehen, mit dem Säuling, der Krähe, der Klammspitze, und dann, vor der Zugspitze, viele, viele Lechtaler Gipfel: Thaneller, die Pfeilspitze, Ruitelspitze, Muttekopf, Schlenkerspitze, irgendwo dahinter die Hohe Munde, dann die Leiterspitze, die Oberlahmsspitze mit ihren herrlichen Nordwestgrat. Im Südosten schließlich dominiert die Freispitze alles, gemeinsam mit Roter Platte und Rotspitze. Sogar die Parseierspitze verschwindet dahinter. Ich dachte natürlich zurück an die Freispitzüberschreitung, die ich vor einigen Jahren gemacht hatte - eine fantastische Tour, bei der man alle diese Gipfel berührt. Weiter hinten sind dann Weißseespitze, Weißkugel und Glockturm zu sehen, um die 50 Kilometer entfernt, am Alpenhauptkamm. Davor erhebt sich die Fallenbacherspitze, daneben der faszinierende Fallenbacherturm.
Tja, und nun geht's alles wieder retour. Also den Gipfelhang wieder runter zum Grat, auf dessen rechter Seite kurz dem Grat entlang, und dann die Rinne hinunter - bzw. etwas rechts davon auf der Grasrippe, das sagte ich ja schon. Dann langte ich am Fuß des Gipfelaufbaus an, betrat leichteres Gelände, und sattelte an meinem Rucksackdepot wieder auf.
Rucksackdepot - Tajaspitze - Rucksackdepot: weglos, Steilgras, T5/I, 1:10
Und dann alles wieder zurück: Pt. 2242, Pt. 2243, Pt. 2239, Pt. 2229, Pt. 2170, und hinauf auf den Hinteren Sonnenkogel (2326m).
Rucksackdepot - Hinterer Sonnenkogel: Pfadspuren, unmarkiert, kurz T3, sonst leichter, 45 Minuten
Vom Hinteren drüben wieder runter, im Abstieg kurz mim Jonathan telefoniert, dann weiter zum Vorderen Sonnenkogel (2204m).
Hinterer Sonnenkogel - Vorderer Sonnenkogel: weglos, T3, 25 Minuten
Hier habe ich kurz 1150 schwindelerregende Meter nach Bach runtergschaut, dann ging der steile Abstieg los. Ich war mir nicht sicher, wie das werden würde, angesichts der Feuchtigkeit, die am Morgen noch im Hang gewesen war. Rund zwei Wochen zuvor war es an diesem Berg zu einem tödlichen Unglück gekommen, also ließ ich es vorsichtig angehen.
Zwischen den Lawinenverbauungen kam ich gut durch, auch die ausgesetzte Querung im Steilgras war gut machbar; wo sich der Weg dann aber in der Falllinie den Grashang hinunterzieht, begann das Gerutsche. Also wich ich rechts vom Weg ab, und lief, mit großer Erleichterung ob des perfekten Halt bietenden Grases, quer durch den Grashang bergab, bis ich unten wieder auf den Weg stieß. Auch im Weiteren blieb ich immer etwas abseits des Weges. Dann gelangte ich in die Latschen hinunter. Hier war ein Ausweichen nicht mehr möglich, und so stieg in mit großer Vorsicht zwischen Latschen und Bäumen weiter, Felsen und Wurzeln so gut es ging meidend, um nicht ins Rutschen zu kommen. Kurz und gut, es ist alles rutschfrei abgegangen, und so stand ich knapp eineinhalb Stunden nach dem Verlassen des Vorderen Sonnenkogels wieder an der Stelle, an der der breite Weg auf die Abstiegsroute stößt. Ich wanderte nach rechts, an der Asphaltstraße nach links, und gelangte in wenigen Minuten zurück zum Parkplatz am Eingang des Madautals (1160m).
Vorderer Sonnenkogel - Parkplatz: markierter Steig, T3 - T4, 1,5h
Fazit:
Die Tajaspitze ist tatsächlich ein mächtiger, eleganter, fein zugespitzter Gipfel, der Steilgrasfans gefallen dürfte. Ob man allerdings den langen Hin- und Rückweg über die beiden Sonnenkögel in Kauf nehmen möchte, um sich für eine gute Stunde am Gipfelaufbau in steilem Gras zu bewegen, ist Geschmackssache. Es gibt andere Routen zu diesem Berg.
Ausrüstung:
C-Schuhe, Stecken, Helm. Einen Pickel hatte ich dabei, ich bin aber ohne ausgekommen.
Einen guten Eindruck von der Tour vermittelt dieses Video.
...und tags darauf ging es dann über Hochgwas, Wannekopf und Seitekopf.
Tourengänger:
Nik Brückner

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