Tag 32: Rifugio Boe - Sellajoch - Plattkofelhütte. Und ein Nachmittagsspaziergang auf den Plattkofel


Publiziert von Nik Brückner , 24. März 2020 um 14:45. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:10 Juni 2015
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:18,5km
Unterkunftmöglichkeiten:Die im Text genannten Rifugi. Es sind echt viele.

Im Sommer 2015 kamen Judith7 und ich auf einer Alpendurchquerung von Wien nach Monaco auch durch die Dolomiten. Am Tag zuvor waren wir in die Sellagruppe hineingewandert, dann hatten wir eine eiskalte, einsame Nacht im Winterraum des Rifugio Boè verbracht, nun sollte es aus der Sellagruppe wieder hinausgehen, und weiter nach Westen. Nächste Station: Die Plattkofelhütte.

Eine kurze Tour! Die brauchten wir auch, nachdem wir am Vortag 1700 Höhenmeter Anstieg gehabt hatten, und uns am darauffolgenden Tag eine 26-Kilometer-Tour bis kurz vor Bozen bevorstand. Trotzdem standen wir früh auf. Die Nacht war kalt gewesen, und der Winterraum nicht besonders gemütlich.


Wir verließen das Rifugio Boè (2871 m) noch vor sieben Uhr und brachen schnell auf, wegen der durch niedrige Temperaturen bedingten Kälte. Ein markierter Wanderweg führte uns hinüber zum Zwischenkofel (Antersass, 2907 m), wo wir erstmal gemütlich frühstückten. Hier warfen wir noch ein paar Tiefblicke hinunter ins Val Mezdì, durch das wir tags zuvor aufgestiegen waren. Dann brachen wir schnell wieder auf, weil uns kalt war.

Es folgte ein langer Abstieg. Wir sahen ein paar Gämsen hier und da (mehr da als hier), fühlten uns ansonsten aber ziemlich allein in der Sellagruppe. Waren wir die einzigen Menschen, die um diese Tageszeit hier herumstiegen? Kein Mensch war zu sehen, und es war vollkommen still. Wir stiegen auf dem schotterigen Weg hinunter auf den Plan de Roces, und weiter zum Plan de Silla. Bis hinunter zur Sellajochstraße blieb es einsam...

Dann gesellte sich wenigstens die Sonne zu uns. Wir genossen die geselligen Sonnenstrahlen, umso mehr als wir wussten, dass es gegen Nachmittag wieder schlechter werden sollte. Im Wald angekommen, sahen wir dann auch die ersten Menschen an diesem Tag: Kletterer hoch droben in einer senkrechten Wand über uns.

Wenn der Wanderweg auf die Sellastraße stößt (Kehre Pt. 2053m), ändert sich das mit der Einsamkeit schnell: Auf der Straße fuhren lauter teure Schlitten. In den meisten saß ein älterer, bauchiger Mann am Steuer, was uns nicht weiter verwunderte. Geradezu verstörend war dagegen, dass in allen dieselbe blonde Frau daneben saß....

Alle aus Stepford, vermutlich.

Wir wanderten auf, neben und in der Nähe der Passtraße hinauf zum Sellajoch (Passo Sella, 2244 m), das wir drei, dreieinhalb Stunden nach unserem Aufbruch an der Boèhütte erreichten.

Auch hier war viel los. Wir kauften am Joch ein bisschen Proviant ein (wirklich Brauchbares kriegt man hier nicht), organisierten uns eine Unterkunft in Bozen, und koordinierten ein Treffen dort, mit unserer Freund- und Helferin Martina. Nachdem das Notwendige erledigt war, brachen wir dann aber schnell wieder auf. Wenn man, wie wir an diesem Tag, aus der totalen Einsamkeit kommt, sind Menschen (noch) schwer(er) zu ertragen...

Vorbei an den Rifugi Valentini (2213 m) und Salei (2222 m) ging es durch ein Skigebiet hinauf zur Forcella Rodella (2316 m). Unterwegs erzählte mir Judith von ihrer Sella Ronda.

Obwohl man nach der Forcella Rodella an zwei weiteren Rifugi vorbeikommt, dem Rifugio Friedrich August (2298 m) und dem Rifugio Sandro Pertini (2300 m), wird es hier endlich wieder einsamer. Wir sahen nur ein paar Ziegen und Schafe, und endlich auch wieder Murmelis. Der lange Panoramaweg durch die Hänge von Grohmannspitze und Plattkofel ist schön, aber nicht lang genug, und so langten wir schon gegen zwei an der der Plattkofelhütte (Rifugio Sasso Piatto, 2297 m) an.

Und waren begeistert: Die Hütte ist groß, aber wunderschön und gemütlich. Trotz des schönen Wetters war nichts los, und wir genossen unsere Hirtenmaccheroni. Dann entschieden wir spontan, noch den Plattkofel zu besteigen. Als Nachmittagsspaziergang sozusagen.

Über den hohen, von unendlich viel Schotter bedeckten Hang, der dem einzigartig geformten Berg seinen Namen gegeben hat, hopsten wir in einer guten Stunde die knapp 700 Meter hinauf zum Gipfel. Eine wahre Freude, ohne die schweren Rucksäcke! Dann standen wir am Gipfel des Plattkofels (Sasso Piatto/Sass Plat, 2958 m).

Leider hatten wir nicht viel Aussicht: Zwischen Lang- und Plattkofel hingen Wolken, und so war der berühmte Nachbar kaum zu sehen. Der Rundblick lässt an schöneren Tagen Hochgall, Großvenediger und – zwischen Zehner und Neuner - den Großglockner erkennen. Davor Steingrubenkogel, Kreuzspitze und Säulkopf. Auf der anderen Seite des Langkofel den Piz Boè, auf dem wir die Nacht verbracht hatten, dann Antelao, Civetta und Marmolada. Weiter geht's im Westen mit Latemar, Rosengarten und Schlern, unserem nächsten Gipfelziel. Dahinter die nördliche und zentrale Brenta, Königspitze, Zebru und Ortler, die Weißkugel, Wild- und Watzespitze, Ifinger und Hirzer, Olperer, lauter Promis.

Das Gipfelkreuz steht nicht am höchsten Punkt. Der höchste ist der Südostgipfel mit einer Höhe von 2964 Metern, (einen Nordwestgipfel mit 2954m gibt es auch noch). Wir liefen in den immer wilder herumziehenden Wolken ein wenig auf der Kante hin und her, das ist bissl ausgesetzt und kraxelig, und meinen, den Südostgipfel erreicht zu haben, sicher sind wir aber nicht. Das Wetter wurde auch zusehends schlechter, und so stiegen wir bald wieder hinunter  - im Regen. Machte aber nichts, innerhalb einer guten Dreiviertelstunde waren wir wieder an (und vor allem in) der Plattkofelhütte (2297m).

Dort schlupften wir endlich in gemütliche Klamotten, genossen unser Abendessen und unsere Bombardinos, und plauderten nett mit Ian, Trevor und Martin. Ein wunderbarer Abend! Den brauchten wir auch, denn am nächsten Tag standen uns 26 Kilometer und 2400 Höhenmeter Abstieg bis nach Prösels bevor...

Tourengänger: Nik Brückner, Judith7


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