Plattkofel-Mittelgipfel (2958 m) und (fast) der Südostgipfel (2964 m)


Publiziert von DiAmanditi , 4. Januar 2017 um 11:05.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:11 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m

Zwischen Canazei und Gröden steht ein gewaltiger Bergstock, der in den Dolomiten kaum mit anderen Bergen verglichen werden kann: der Langkofel mit seinen Begleitern Langkofeleck, Grohmannspitze, Fünffingerspitze,  Innerkoflerturm, Zahnkofel und Plattkofel. Die Berggruppe an sich ist klein, eine der kleinsten der gesamten Dolomiten sogar, doch das macht sie umso eindrucksvoller, denn so steigen von den Höhen des Sellajochs, des Ciampinoi, des Ciaulonch und des Piz de Uridl die senkrechten Felsfluchten fast 1000 Meter bis zum 3181 Meter hohen Langkofel empor. Kein Wunder, dass die Gipfel des Langkofelmassivs allesamt schwer erreichbar sind und nur den Kletterern zugänglich sind. Bis auf einen. Blickt man nämlich von Seiser Alm gen Langkofel, so gesellt sich zu diesem ein Berg mit zwar sehr steiler Nordwand, aber einer nur 30° steilen, recht einfach zu begehenden Schuttflanke: der Plattkofel, der als Wanderziel beliebt ist und auf den wir schon seit längerer Zeit ein Auge geworfen haben.

Beinahe exakt ein Jahr vor dieser Tour haben wir uns schon einmal am Plattkofel versucht, da wir aber viel zu spät losgefahren und so im Stau des Grödner Tals stecken geblieben waren, hatte die Zeit für den Gipfelsturm nicht mehr gereicht. Damals hatten wir jedoch schon den Plan gefasst, im nächsten Jahr wiederzukommen. So starteten wir diesmal deutlich früher am Sellajoch bei blauem Himmel aber einem schneidenden, kalten Wind. Anfangs führt der Weg über eine Schotterstraße bergauf, wir entschieden uns jedoch gegen diese und wählten schmale Almpfade als Aufstiegsweg bis zur Forcella Rodella. Gipfelsammler können hier auch noch den Col Rodella mitnehmen. Danach geht es in beiden Fällen nach rechts auf dem Friedrich-August-Weg, einem überaus schönen und aussichtsreichen, meist aber auch stark frequentierten Höhenweg weiter. Friedrich August III., dem letzten, auch bergsteigerisch erfahrenen König Sachsens, wurde dieser Weg gewidmet, ebenso wie die gleichnamige Hütte, an der man hier vorbeikommt.

Hinter jener beginnt der Friedrich-August-Weg erst richtig, und zwar als schmaler Pfad, der ungefähr auf Höhe der Baumgrenze den grasigen Südhang unterhalb der Felsen der Grohmannspitze, des Zahnkofels und des Plattkofels sowie etliche Rinnen quert. Da sich einem hier immer wunderschöne Ausblicke in die Larsecgruppe, das Marmoladagebiet und später auch auf den Schlern eröffnen, wird der Weg trotz seiner Länge nicht langweilig und schließlich erreichten wir nach Passieren der Sandro-Pertini-Hütte endlich die Plattkofelhütte. Anscheinend hatte man diese im letzten Jahr umgebaut, denn bei unserer ersten Wanderung war es noch eine urige, alte Hütte gewesen, heute offenbarte sich uns jedoch eine komplett neue Hütte. Na ja, irgendwann muss eben alles einmal umgebaut werden.

Nun ragte direkt vor uns die gewaltige Südflanke des Plattkofels auf, über die der Aufstieg beginnt. Bald verschwindet die letzte Spur von Vegetation und man findet sich alleine in der endlosen Felseinöde des "Sas Piat" wieder. Na ja, das mit dem alleine stimmt natürlich nicht, denn der Plattkofel ist ein beliebter Wanderberg. Zur Schuttflanke selbst ist nicht viel zu sagen, außer dass sie - wer hätte es gedacht - ein einziges Meer von Steinen ist, auf dem die Wegführung nicht ganz klar ist. So folgten wir verschiedenen Spuren und dachten uns, das müsse doch der Weg sein, bis wir nach einigen Metern merkten, dass sich die Spur im Schutt verliert. So ungefähr erging es allen, die den Steilhang heraufkraxelten. Letzendlich ließ sich jedoch ein gangbarer Weg finden und schließlich kamen wir oben am Grat an, etwas Schnee mischte sich zwischen die Felsen und wir stiegen die letzten Meter zum Kreuzgipfel auf.

Die Gipfelaussicht vom Plattkofel ist durchaus beeindruckend: Im Westen und im Süden fällt der Blick auf die bekannten Dolomitengruppen wie Marmolada, Pala, Rosengarten, Latemar, Schlern, Puez-Geisler, Civetta, Antelao, Sella und natürlich auch auf den eindrucksvollen Langkofel direkt gegenüber. Außerdem kann man gefühlt das ganze westliche Südtirol überblicken: Von Brentagruppe über Ortler und Sesvenna bis hin zu den Gipfeln des Alpenhauptkamms (Ötztaler, Zillertaler und Stubaier Alpen) reicht hier der Blick. Die Erhebung, an der wir uns befanden, wird gerne als Plattkofelgipfel bezeichnet. Das stimmt jedoch genau genommen nicht: Der eigentliche Gipfel ist der Südostgipfel, eine eher unauffällige Felspyramide in der Nähe des viel häufiger bestiegenen Mittelgipfel. Die Sache ist klar: Da müssen wir auch noch hin.

Also stiegen wir wieder ein paar Meter vom Mittelgipfel ab und querten weglos die steinige Flanke des Plattkofel, gelegentliche Kletterstellen im I.Grad sind vorhanden. So erreichten wir bald mit kurzem Handeinsatz die mit Altschnee gefüllte, steile Gipfelrinne. Nun gibt es mehrere Möglichkeiten für den Gipfelsturm: Entweder man steigt etwas ab und ersteigt den Gipfel über die Südflanke (Bei dieser Möglichkeit erschien uns der Aufstieg zu schwer, was aus einer bestimmten Perspektive nämlich täuschte) oder man kraxelt bis zum Ende der Rinne und nimmt den Grat (Da dachten wir, es wäre zu ausgesetzt). Also entschieden wir uns für eine weniger gute Variante: Der Direktaufstieg über eine Felsstufe. Diese ist für Normalbergwanderer wie uns schon zu heikel und außerdem lauerte oben ein rucksackgroßer Felsblock, bereit zum Herunterfallen. Zumal wir uns vor dem Aufstieg zum Hauptgipfel getrennt hatten und der Rest der Gruppe schon unten an der Plattkofelhütte wartete, drehten wir um und stiegen ab, vielleicht probieren wir es ein anderes Mal. So erreichten wir dann bald nach kurzem Suchen unsere Freunde an der Plattkofelhütte und traten gemeinsam den Rückweg zum Sellajoch an, das wir nach einiger Zeit schließlich erreichten.

Schwierigkeiten:
°Friedrich-August-Weg:T2
°Normalweg auf den Plattkofel-Mittelgipfel:T2+
°Plattkofel-Hauptgipfel:T3+,I,L

Fazit:
Eine schöne Dolomitentour, an der man den Charakter der Dolomiten sehr gut erkennt: am Sellajoch gibt es ausgedehnte Almwiesen, der Friedrich-August-Weg führt knapp oberhalb der schönen Arvenwälder des Durontals vorbei, die Gipfelflanke ist typischer Dolomitenschutt und am Gipfel trifft man plötzlich auf die senkrechten Felswände des Langkofelgebirges. Kein Wunder, dass Lang- und Plattkofel von der Seiser Alm aus gesehen zu den beliebtesten Fotomotiven der Dolomiten gehören.

Tourengänger: DiAmanditi


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