Sajatkrone: Überschreitung der Seven Summits über dem Sajatkar


Publiziert von Nik Brückner , 3. September 2017 um 19:51. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:23 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K3 (ZS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:7,5km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplätze im Tal: Bei Bichl, oder Parkplatz der Bodenalm über Wallhorn.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Parkplätze im Tal: Bei Bichl, oder Parkplatz der Bodenalm über Wallhorn.
Unterkunftmöglichkeiten:Sajathütte

Die Sajatkrone ist die immer wieder mit dem Jubiläumsgrat an der Zugspitze verglichene Gipfelumrahmung des 2600 bis 2700 Meter hoch gelegenen Sajatkars. Dabei überschreitet man sieben Gipfel, drei davon über 3000 Meter: Rote Säule (2820m), Tanzbodenkopf (2879m), Knappenspitz (2888m), Scherneskopf (3033m), Kreuzspitze (3164m), Hinterer Sajatkopf (3098m) und Vorderer Sajatkopf (2913m). Die Gratlänge beträgt ca. 2,5 Kilometer, das meiste davon wird direkt auf der Kante begangen.

Bereits zwei Mal war ich im Virgental: Einmal vor zig Jahren, um am Venedigerhöhenweg ein paar Dreitausender zu besteigen, und einmal, um den GeVau als Tagestour zu probieren. Bei diesen Besuchen entstanden zwei weitere Tourenwünsche: Die Alpenkönigroute und die Sajatkrone. Beide konnte ich mir 2017 erfüllen.


Die Sajatkrone! Wer es noch nicht kennt, sollte sich unbedingt mal das Video von Marc ansehen, da läuft einem das Wasser im Munde zusammen! Weitere nützliche Infos gibt es dann auf der Seite der Sajathütte.


Die Tour

Start- und Endpunkt ist die Sajathütte (2600m), eine grandios gelegene (und grandiose) Privathütte, die direkt im Sajatkar steht und damit den idealen Stützpunkt für die Tour bildet.

Man kann das Ganze auch vom Tal aus machen, damit verdoppeln sich die Höhenmeter aber unnötig auf ganze 2200Hm im Auf- und Abstieg.


Die einzelnen Abschnitte:

Die Tour startet mit dem Aufstieg von der Sajathütte auf die Rote Säule, wo die Gratüberschreitung beginnt. Es gibt drei Möglichkeiten, um auf die Rote Säule zu gelangen: Da ist zum einen der Normalweg, den ich wählte, um die Runde so groß wie möglich zu halten. Daneben gibt es noch einen Klettersteig, der zwei Einstiegsvarianten hat: Den Direkteinstieg, bei dem man sich auf zwei überhängenden Leitern empormuskeln muss ("Via Ferrata di Stefano", D/E), und ein leichterer Einstieg weiter rechts (B/C). Mein Ding sind Klettersteige nicht, deshalb wählte ich den Normalweg, der von der Hütte aus in Serpentinen über einen Grashang in einen Sattel vor der Roten Säule, und von dort aus drahtseilversichert über kurze Einserstellen zum Gipfelkreuz der Roten Säule (2820m) führt.

Sajathütte - Rote Säule: Markierter Wanderweg, T2, am Gipfel drahtseilversichert und T4/I, 40 Minuten


Auf dem schmalen Gipfel angekommen, blickte ich erst einmal in die Runde: auf den Lasörling mit seinem markanten Nordgrat., und hinüber zum Dorferkamm mit der Schlüsselspitze. Dann legte ich meinen Klettergurt an, setzte den Helm auf, und los ging's! Vom Gipfelkreuz geht es zunächst ein paar Meter über den Gipfelgrat an den Sicherungen des Klettersteigs entlang, allerdings nicht so weit, dass man hinunter klettern würde. Denn davor noch steigt man links auf den Nordgrat ab und auf bzw. links davon weiter hinunter in eine Scharte. Hier ist ein Sicherungsseil angebracht, das man aber nicht unbedingt benötigt. Dort, wo es fehlt, ist ein wenig Orientierungsvermögen vonnöten: Die Route verläuft in dieser Passage weitgehend links unterhalb des Grats, einige wenige Trittspuren sind nur zwischen dem Felsen zu erkennen. So nähert man sich langsam der Sajatscharte, über die der (derzeit gesperrte) Wanderweg von der Sajathütte zur Johannishütte verläuft. Sie ist zuerst an dem gelben Hinweisschild zu erkennen, das in der Scharte steht.

In die Sajatscharte wird nicht direkt hinüber gequert, vielmehr steigt man links über brüchiges Blockwerk ein paar Meter ab, quert dann auf den Wanderweg, und steigt auf diesem die letzten Meter in die Sajatscharte (2750m) hinauf. Wer bis hierher Schwierigkeiten hatte, sollte die Gelegenheit nutzen und aus der Scharte in 20, 30 Minuten zur Hütte absteigen: Es wird nicht leichter. Weitere Abstiegsmöglichkeiten bestehen auch aus anderen Scharten, sie sind sämtlich steiler und voller Schutt, aber im Notfall begehbar.

Rote Säule - Sajatscharte: Weglos, Trittspuren, teilweise drahtseilversichert, T4/I, 20 Minuten


Aus der Sajatscharte geht es direkt, oder etwas bequemer in einem Rechtsbogen (teils alte Markierungen) zum Gipfel des Tanzbodenkopfs (2879m, Steinmann) und auf (spannender) oder links der Gratschneide bis zum Wandfuß der Knappenspitze. Über Reibungsplatten (mit Drahtseil versichert) kraxelt man zum Gipfel (2888m). Nun beginnt der faszinierendste Abschnitt der Sajatkrone: Zunächst geht es lang über sandigen Fels (super bei Trockenheit, schmierig bei Nässe) auf dem Grat weiter, auf gemütlichen, wenn auch schmalen Buckeln, und scharfen Zacken. In dieser Passage ist alles geboten, was man sich von einer Gratüberschreitung wünscht, einen großen Spreizschritt über eine Gratlücke (lange Beine mitbringen!) eingeschlossen. Dann klettert man westseitig ein Stück ab, bis zu einem wenig vertauenswürdigen Zacken, auf dessen anderer Seite man senkrecht in die Tiefe steigt (II/C). Besser man besieht sich den Zacken nicht allzu genau, denn er sieht schon ein wenig wackelig aus...

Man quert dann westseitig unterhalb senkrechter Wände bis zu einem großen Klemmblock. Dieser Block wird über- bzw. umklettert, und schon ist man zurück auf dem luftigen Grat. Dem folgt man nun zu einer letzten, leicht überhängenden Stufe, die abgeklettert werden muss (II/C). Dann steht man an dem Steig, der aus dem Sajatkar zur Kreuzspitze hinaufführt (Abstiegsmöglichkeit).

Sajatscharte - Tanzbodenkopf - Knappenspitze: Weglos, T5 und II/C (zwei drahtseilversicherte Stellen), ansonsten teils B/C und ausgesetztes Gehgelände, 1 Stunde


Ab hier ist die Route bis zum Ende leichter, ein Wanderweg, und gut gekennzeichnet mit den üblichen rot-weiß-roten Markierungen.

Zunächst geht es über sandig-plattigen Fels hinauf Richtung Scherneskopf, teils wieder seilversichert, bei Nässe, Schnee oder Glätte ist diese Passage ungut zu begehen. Den Scherneskopf (3043m), eine steinmannbekrönte Schulter am Westgrat der Kreuzspitze, etwas abseits des Wegs, darf man dann nicht vergessen, denn sonst kriegt man seine seven Summits nicht zusammen!

Einmündung Normalweg zur Kreuzspitze - Scherneskopf: Markierter Wanderweg, teilweise drahtseilversichert, und leichtes wegloses Gehgelände, T3, 15 Minuten


Der weitere Aufstieg zur Kreuzspitze, dem höchsten Punkt der Runde (3164m), erfolgt nun auf dem leichten, gut markiertem Steig. (Abbruch möglich über den Wanderweg oder auf der Südwestrippe der Kreuzspitze (dem früheren Normalweg) zurück zu Sajathütte.)

Scherneskopf  – Kreuzspitze: Markierter Wanderweg, T2, 10 Minuten


Auf dem Gipfel der Kreuzspitze hat man dann ein grandioses 360°-Gipfelpano: Los geht's mit dem nahen Venediger, Eicham, Großglockner, Säulkopf. Dann die Schobergruppe, Kleiner Zunig, näher die die Villgratener Berge im Süden, mit Regenstein, Hochgrabe, Kugelwand, davor die Gipfel des wunderbaren langen Kamms östlich des Lasörlings. Man kann sogar in die Dolos schauen: die Sextener Sonnenuhr mit Zehner, Elfer, Zwölfer und Einser, die drei Zinnen, Antelao und Sorapiss, Monte Cristallo, die Tofanen, die Fanesgruppe mit dem Heiligkreuzkofel, Piz Boe, Rosengarten und Latemar sind zu sehen. Näher der Lasörling, direkt gegenüber, auf der anderen Talseite. Wieder weiter weg der Rosengarten, und natürlich Cevedale und Königspitze. Und im Westen stehen die Gipfel an der Alpenkönigroute, und der Dorferkamm mit der schwierigen Schlüsselspitze.

Weiter geht's von der Kreuzspitze über den Hinteren zum Vorderen Sajatkopf. Auch der Weg von der Kreuzspitze weg ist perfekt markiert und in Wanderkarten eingetragen. Orientierungsschwierigkeiten gibt es also auch weiterhin keine mehr: Vom Gipfelkreuz geht es nun vorbei an der meteorologischen Station kurz am Grat entlang, dann für eine kurze Passage in dessen Ostseite hinunter. An einer seilversicherten Stufe geht es wieder hinauf auf den Grat, und drüben (westseitig) wieder hinunter. Auf der Westseite geht es nun ein ganzes Stück durch Schrofen und Blockwerk, bevor man endlich wieder auf die Kante darf. (I-II, gut markiert). Nun wandert man in südlicher Richtung weiter. Meist geht es auf der Kante, auf der man dann den Hinteren Sajatkopf (3098m) überschreitet - ohne es recht zu merken, denn ein wirklich ausgeprägter Gipfel ist das nicht. Ähnlich die beim vorderen Nachbarn handelt es sich eher um eine Gratschulter der Kreuzspitze, die nur von unten aussieht wie ein eigenständiger Gipfel. Zwischen den beiden befindet sich eine Passage, in der man auf sandig-weichem Gestein in freier Routenwahl ein gutes Stück absteigt - bei Trockenheit klasse, weil das Gestein sich perfekt ins Gummi der Schuhsohlen gräbt, bei Nässe allerdings möchte ich hier nicht rüberlaufen müssen - da wird der Sand vermutlich ziemlich schmierig. Unten angekommen geht es nun auf der waagrechten, bzw. nur leicht abfallenden, hier wieder deutlich zackigeren Kante vor zum letzten Gipfel der Tour, dem Vorderen Sajatkopf (2918m).

Kreuzspitze - Hinterer Salatkopf - Vorderer Salatkopf: Markierte Route, T4+, I-II, 50 Minuten


Der Abstieg vom Vorderen Sajatkopf zum "Fenster" am Höhenweg ist dann nicht mehr schwierig, ein wenig muss man aber doch noch auf den Boden schauen, zumindest im oberen Teil, wo's noch recht felsig ist. Unten führt das Pfaderl dann durch steiles Gras, das geht zwar nochmal ordentlich auf die Knie, ist ansonsten aber unproblematisch.

Vorderer Salatkopf - Fenster: Markiertes Pfaderl, T3 und leichter, 45 Minuten


Am Fenster (2300m), einem kleinen Kanzele mit Bank, gelangt man dann auf den Höhenweg, der vom Timmeltal aus zur Sajathütte führt. Die letzten 300 Höhenmeter steigt man auf diesem Weg in einer knappen halben Stunde hinauf, dann steht man wieder am Ausgangspunkt.

Fenster - Sajathütte: Markierter Wanderweg, T2, 25 Minuten


Fazit:

Grandiose Runde, und einer der Höhepunkte im Virgental. Die Sajatkrone wird bisweilen mit dem Jubiläumsgrat an der Zugspitze verglichen, doch das kommt in keiner Weise hin. Ich habe beide innerhalb weniger Tage begangen, und kann sagen, dass die Sajatkrone wesentlich leichter, bedeutend kürzer (etwa ein Viertel!) und weitaus weniger anstrengend ist. Aber genauso schön ist sie!


Tipps:

- ausreichend Wasser mitnehmen, am Grat gibt's keines
- lieber mit Übernachtung in der Sajathütte planen, aus dem Tal wär's unnötig anstrengend
- Klettersteigausrüstung und Helm mitnehmen (kann auf der Sajathütte gegen Gebühr und Kaution entliehen werden)
- man bewegt sich durchgängig in Höhen um die 3000 Meter. Zusätzliches Sicherungsmaterial (evtl. Seil, Karabiner, Bandschlingen etc.) ist im Frühsommer, Herbst oder nach Wetterstürzen sinnvoll, da insbesondere schattseitig mit Schneefeldern gerechnet werden muss.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (2)


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jagawirtha hat gesagt:
Gesendet am 4. September 2017 um 03:06
Gratulation! Toller und ausführlicher Bericht. War 2016 auch im Virgental, eine tolle Gegend mit vielen schönen Touren. Eine ähnliche Tour hatte ich auch im Hinterkopf, jedoch über den markierten Wanderweg, daß es aber auch direkt über den Grat möglich ist, wußte ich nicht. Danke dafür.
Schöne Grüße
Gerhard

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. September 2017 um 08:52
Hi Gerhard!

Ja dann, viel Spaß, wenn Du's mal gehen solltest! Derzeit dürfte ja wieder Schnee liegen....

Herzlichen Gruß,

Nik


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