Nadelgrat+
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Nadelgrat - In der alpinen Literatur wird der Grat vom Galenjoch bis zum Nadelhorn so bezeichnet. Er bietet eine mittelschwere, lange, schöne und grosszügige Überschreitung von vier 4000ern und wird im Sommer dementsprechend häufig begangen. Nördlich des Galenjochs bildet der Galengrat mit den Gipfeln Gugla, Breithorn, Mittelberg und Grathorn die logische Fortsetzung des Grates. Seine Überschreitung bildet eine abwechslungsreiche, konsequente und sichere Alternative zu den gängigen Zustiegen zum Nadelgrat, erfordert aber aufgrund seiner Länge ein Biwak im Galenjoch.
Schon lange steht der Nadelgrat weit oben auf meiner Tourenwunschliste, bietet sich mir hier doch die Gelegenheit gleich sechs Gipfel meines "Projekt 100" zu erklettern. An einem schönen Wochenende Ende September, mache ich mich mit Philipp von Gasenried aus auf in Richtung Nadelgrat. Durch den märchenhaften Herbstwald wandern wir hoch zum Grathorn. Nur das vertraute singen einer Kettensäge weit unten im Tal ertönt in der Stille. Tannenhäher und Eichhörnchen sammeln hoch oben in den alten Lärchen und Arven die letzten Wintervorräte. Ein Gamskitz spielt in der wärmende Herbstsonne, während seine Mutter und andere Artgenossen friedlich äsen und darauf achten, dass sich kein Feind nähert.
Über der Waldgrenze wird die Natur immer karger und alpiner und im gleichen Masse ändert sich auch unsere Route. Denn Mittelberg umgehen wir noch auf dem Wanderweg in der Westflanke, danach geht es weglos und meist in einfacher Kraxelei dem schuttigen und grossblockigen Grat entlang. Im Abendlicht erreichen wir mit der Gugla den letzten Gipfel des Tages und richten im Sonnenuntergang unser Biwak ein, kochen ein feines Znacht und geniessen die schöne Stimmung.
Am nächsten Morgen starten wir noch in der Dunkelheit unser Abenteuer Nadelgrat. Weiter oben im Nordgrat des Dürrenhorns liegt schon ordentlich Schnee, der über die steilen Felsen des Grates kräftezehrend gespurt werden muss. Auf dem Chli Dürrenhorn erreichen uns endlich, rechtzeitig vor dem steilsten und anspruchsvollsten Abschnitt der Tour, die ersten, wärmenden Sonnenstrahlen.
Die Schlüsselstelle, eine schöne Platte mit Rissen im oberen III. Grad, ist bei den eher winterlichen Verhältnissen nicht ganz einfach aber interessant zu klettern. Danach ist es nicht mehr weit bis zum ersten 4000er des Tages.
Der weitere, meist schmale und luftige Grat über Hohberghorn und Stecknadelhorn bis zum Nadelhorn ist dann purer Genuss und vor allem landschaftlich ein wahrer Leckerbissen. Nur die Luft ist ohne Akklimatisation etwas gar dünn hier oben und auch dass ständige Spuren in gut 30 Zentimetern Neuschnee der vergangenen Woche fordert seinen Tribut. So muss ich für den Schlussaufstieg zum Nadelhorn noch einmal alle Kräfte mobilisieren.
Der Hohbalmgletscher im Abstieg zur Mischabelhütte ist nur noch schlecht eingeschneit und bereits etwas aufgeweicht. So verzichten wir im Windjoch auf eine Besteigung des Ulrichshorns und steigen schnellst möglich zur Mischabelhütte ab. Im Abstieg über den einfachen Klettersteig hinunter nach Saas-Fee lassen wir eine schöne, lange und recht strenge Hochtour gemütlich ausklingen. Nach der genialen
Überschreitung der Walliser Fiescherhörner war der Nadelgrat für mich das Highlight im Schweizer Bergsommer.
Route:
Anmerkungen:
Schon lange steht der Nadelgrat weit oben auf meiner Tourenwunschliste, bietet sich mir hier doch die Gelegenheit gleich sechs Gipfel meines "Projekt 100" zu erklettern. An einem schönen Wochenende Ende September, mache ich mich mit Philipp von Gasenried aus auf in Richtung Nadelgrat. Durch den märchenhaften Herbstwald wandern wir hoch zum Grathorn. Nur das vertraute singen einer Kettensäge weit unten im Tal ertönt in der Stille. Tannenhäher und Eichhörnchen sammeln hoch oben in den alten Lärchen und Arven die letzten Wintervorräte. Ein Gamskitz spielt in der wärmende Herbstsonne, während seine Mutter und andere Artgenossen friedlich äsen und darauf achten, dass sich kein Feind nähert.
Über der Waldgrenze wird die Natur immer karger und alpiner und im gleichen Masse ändert sich auch unsere Route. Denn Mittelberg umgehen wir noch auf dem Wanderweg in der Westflanke, danach geht es weglos und meist in einfacher Kraxelei dem schuttigen und grossblockigen Grat entlang. Im Abendlicht erreichen wir mit der Gugla den letzten Gipfel des Tages und richten im Sonnenuntergang unser Biwak ein, kochen ein feines Znacht und geniessen die schöne Stimmung.
Am nächsten Morgen starten wir noch in der Dunkelheit unser Abenteuer Nadelgrat. Weiter oben im Nordgrat des Dürrenhorns liegt schon ordentlich Schnee, der über die steilen Felsen des Grates kräftezehrend gespurt werden muss. Auf dem Chli Dürrenhorn erreichen uns endlich, rechtzeitig vor dem steilsten und anspruchsvollsten Abschnitt der Tour, die ersten, wärmenden Sonnenstrahlen.
Die Schlüsselstelle, eine schöne Platte mit Rissen im oberen III. Grad, ist bei den eher winterlichen Verhältnissen nicht ganz einfach aber interessant zu klettern. Danach ist es nicht mehr weit bis zum ersten 4000er des Tages.
Der weitere, meist schmale und luftige Grat über Hohberghorn und Stecknadelhorn bis zum Nadelhorn ist dann purer Genuss und vor allem landschaftlich ein wahrer Leckerbissen. Nur die Luft ist ohne Akklimatisation etwas gar dünn hier oben und auch dass ständige Spuren in gut 30 Zentimetern Neuschnee der vergangenen Woche fordert seinen Tribut. So muss ich für den Schlussaufstieg zum Nadelhorn noch einmal alle Kräfte mobilisieren.
Der Hohbalmgletscher im Abstieg zur Mischabelhütte ist nur noch schlecht eingeschneit und bereits etwas aufgeweicht. So verzichten wir im Windjoch auf eine Besteigung des Ulrichshorns und steigen schnellst möglich zur Mischabelhütte ab. Im Abstieg über den einfachen Klettersteig hinunter nach Saas-Fee lassen wir eine schöne, lange und recht strenge Hochtour gemütlich ausklingen. Nach der genialen

Route:
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Galengrat (T6- WS II+, 5-6h): Von Gasenried auf der Strasse über den Riedbach und von hier auf dem Weg zur Bordierhütte bis P.1997.Weiter über den Europaweg aufs Grathorn. Via dem Signal von P.2474 und zuletzt auf dem blau-weiss markierten Pfad Richtung Bordierhütte hoch in die Scharte zwischen Mittelberg und Breithorn (Mieswängi) (T3). Der Mittelberg wird so umgangen. Er könnte laut SAC-Führer bis auf den letzten Gendarmen, der östlich umgangen wird, auch der Kante entlang überschritten werden (ZS).
Von der Scharte folgt man dem Grat, der aus Gras, Schutt und leichten Felsen besteht an P.2797 vorbei bis an den Fuss der Aufschwünge des Breithorn (T4 I), Ein hübsche Platte gleich zu beginn wird dabei entweder direkt überklettert (III-) oder westlich umgangen.
Die Aufschwünge sind leichter als sie zuerst den Anschein erwecken und werden direkt und stellenweise leicht östlich der Kante über den grobblockigen und nicht immer ganz festen Fels bis unter die steilsten Partien unterhalb des Vorgipfels erklettert (T5 II). Diese können entweder direkt und luftig in festem Fels erklettert werden (ZS) oder man umgeht sie über Bänder und eine Rinne in der NW-Flanke (T6- II+). Vom Vorgipfel über den breiten, leichten und plattigen Grat aufs Breithorn 3178m und weiter, dem zunehmend wieder etwas schmäler werdenden Grat entlang auf die Gugla 3377m (T5 II). Der breite Rücken der Gugla bietet ausgezeichnete Plätze zum Biwakieren. -
Kompletter Nadelgrat vom Galenjoch (ZS 3b 40°, 7h): Vom Galenjoch 3303m folgt man möglichst direkt (Flanken brüchig!) dem grobblockigen Grat über mehrere Aufschwünge bis aufs Chli Dürrenhorn 3890m. Der Aufschwung P. 3816 wird direkt erklettert oder westlich umgangen. (WS+ II+, 2-2,5h).
Vom Chli Dürrenhorn dem scharfen, erst horizontalen Grat entlang bis zu einem Abbruch, wo an einem Schlingenstand ca. 6m abgeseilt wird und man den folgenden Gendarmen in der Westflanke umgeht. Weiter dem Grat entlang hinunter in die Selle 3859m. Nun möglichst am Grat Aufwärts bis unter einen markanten, isoliert stehenden Gratkopf (II-III). Rechts, nahe dem höchsten Punkt umgeht man denselben über eine schöne Platte mit Rissen (Schlüsselstelle, 3b) (Der Kopf könnte laut SAC-Führer direkt überklettert werden. IV?). Nun wieder leichter auf den Gipfel des Dürrenhorns 4035m. (ZS III, 1-1,5h).
Vom Gipfel in einer knappen halben Stunde direkt am Grat oder leicht in der Süflanke hinunter ins Dirrujoch 3912m (WS). Vom Dirrujoch folgt man nun dem NW-Grat des Hohberghorns. Dieser besteht zuerst aus leichten, teils plattigen Felsen (hier möglichst immer direkt am Grat bleiben, eine kurze IIIer-Platte ist bei Schnee und Vereisung heikel), geht ungefähr in der hälfte in Firn über, der immer steiler wird. Ab ca. 4120m besteht er wieder aus steilem und losem Fels (II+). Diese Felsstufe wird links von der Gratkante erklettert. Schliesslich erreicht man über den sich zurück legenden Grat das Hohbärhorn 4219m (ZS- II-III, 2h).
Über Firn kurz und leicht hinunter ins Hohbergjoch. Vom Hohbärgjoch folgt man dem schmalen, zerhackten und luftigen NW-Grat des Stecknadelhorns. Man klettert entweder direkt auf dem Grat oder unmittelbar darunter in den Bänder südlich davon.
Achtung: Nicht zu weit in die Flanke abdrängen lassen. Da wird es ungemütlich (sehr brüchig). So erreicht man den Gipfel des Stecknadelhorns 4220m (ZS- II-III, 1h).
Ein kurzer, fast horizontaler Grat aus Fels und Firn führt ins Stecknadeljoch. Vom Stecknadeljoch dem NW-Grat des Nadelhorns folgen. Dieser besteht zuerst aus Firn und Schnee und führt an den Fuss eines Gendarmen. Dieser wird überklettert (3b). Von einer Lücke hinter dem Gendarmen quert man nach links aufsteigend zum NE-Grat und erreicht schliesslich diesem folgend über plattige Felsen das Nadelhorn 4327m (ZS III, 45 min). Alternativ kann bei guten Firnverhältnissen vom Stecknadeljoch auch die steile N-Flanke des Nadelhorns gequert werden (45°) um dann über den obersten Teil der Normalroute (NO-Grat) auf den Gipfel zu gelangen (WS). Vom Gipfel auf der Normalroute zur Mischabelhütte und weiter nach Saas-Fee (T4 WS, 4-5h).
Anmerkungen:
- Hochtouren Topoführer Walliseralpen: Die angegebenen Zeiten sind sicher eher zügig und nur für eingespielte Seilschaften bei guten Verhältnissen realistische Richtwerte. Mit dem vielen Schnee auf dem Grat waren wir eine gute Stunde länger unterwegs. Zum schwierigsten Abschnitt der Tour, dem Dirruhorn N-Grat werden leider nur ungenaue Angaben gemacht, während zum weiteren Gratverlauf, wo die Route eigentlich logisch ist, schöne und genaue Topos gemacht wurden.
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Zu den Schwierigkeiten und Gefahren: Der Nadelgrat bietet für eine ZS-Tour sicherlich nicht unüberwindbare technische Schwierigkeiten. Die länge der Tour und die heiklen oder langen Zustiege zum eigentlichen Grat bieten aus meiner Sicht die Hauptschwierigkeiten und machen aus der Tour ein recht ernsthaftes Unterfangen, das schon von vielen Alpinisten unterschätzt wurde. Mein Götti, ein erfahrener Bergsteiger der alle 48 Schweizer 4000er bestiegen hat musste mit seiner Frau Ende der 70er-Jahre von der Mischabelhütte kommend ein ungemütliches Biwak in der Nähe des Dirrujochs verbringen, weil sie von dichtem Nebel überrascht wurden, der eine sichere Orientierung in einer der Zu- /Abstiegsvarianten verunmöglichte. Ein ungleich tragischeres Erlebnis hat
WoPo in seinem
Bericht eindrücklich geschildert.
Einen empfehlenswerten und kurzweilig geschriebenen Bericht zum Nadelgrat finden interessierte Aspiranten hier von Konditionswunder Eugen Brigger auf seiner Homepage.
Tourengänger:
jfk

Communities: Die 48ig - 4000er der Schweiz, Berg-Fauna, Biwak- und Zelttouren, Die 50ig höchsten 3000er der Schweiz, ÖV Touren, Unbekannte Touren, T6
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