Nadelgrat


Publiziert von Nyn , 2. September 2020 um 13:29.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:30 Juli 1984
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 2550 m
Abstieg: 2550 m

"Nur" auf das Nadelhorn zu gehen, erschien uns ein wenig zu einfach, so setzten wir - angesichts der leckeren Beschreibung in unserem "Kleinen Walliser Führer" gleich den Nadelgrat auf die Liste. Was uns dann erwartete, übertraf dann alles bisher alpin Erlebte.

Die Route selber ist mehrfach und ausführlichst beschrieben, meine Eindrücke habe ich bereits als Kommentar zu einem tollen Bericht von sarmiento geschildert (hier).

Hier nochmal der Text:
Meine eigenen Erinnerungen an eine Begehung des Nadelgrats mit meinem Bruder Mitte der 1980er-Jahre ab Zelt bei der Mischabelhütte-Windjoch-Nadelhorn-Stecknadelhorn-Hohberghorn-Dürrnhorn-Selle-Riedgletscher-Windjoch-Zelt wurden sehr lebhaft aufgefrischt.

Einige Eindrücke:
Die vielfach kombinierte Überschreitung kostete uns bereits sehr viel Zeit. Wenn man wie wir damals die schwereren Passagen >2 einigermaßen sichert, um so mehr. So waren wir zwar noch bei Helligkeit (etwa gegen 18.30 oder 19 Uhr?) an der Selle, einen sofortigen Abstieg zum Riedgletscher verbot jedoch der aktive Steinschlag aus den noch besonnten Flanken darüber. So mussten wir notgedrungen (~1 bis 1.5h ?) warten, bis die Sonne dort verschwunden war. Erst dann konnten wir aufbrechen. 2 oder 3 Abseilstellen über eine Rippe brachten uns etwa bis zum oberen Drittel der Rinne, der Übergang zum schneegefüllten Rinnengrund war vereist und heikel, etliche HM rutschten wir mehr oder weniger kontrolliert hinab, bevor die Rinne und die Flanke etwas flacher wurde. Die Spur von der Bordierhütte drüben hinauf zum Windjoch war unser nächstes Ziel gewesen, das wir vorhin von der Selle noch halbwegs gut ausmachen konnten. Inzwischen war die Sonne schon unter gegangen. Nach weiterem Abstieg im Tiefschnee erreichten wir im Stockdunklen den Gletscherboden. Über den Bernern ein fernes Wetterleuchten, anonsten war es still, sternenklar und kalt.
Wir sortierten unsere Ausrüstung und wollten uns bereit machen für den Marsch über den Gletscher (etwa der Höhenlinie 3500 folgend). Die nächste Überraschung kam durch den Totalausfall unserer Stirnlampen der Marke W. Die Blechgehäuse waren der Kälte, Nässe und Belastung nicht gewachsen, konstruktionsbedingt auch nicht richtig dicht, die Batterien gaben darob wohl endgültig den Geist auf. Ersatzbatterien hatten wir dabei, die Anschlüsse fkt aber trotzdem nicht.
So zogen wir mühsam im Dunklen das Geraffel an und wanderten notgedrungen im Licht des Sternenzelts dahin, mit dem einzigen Wunsch, die Spur ab Bordierhütte zum Windjoch nicht zu verfehlen.
Die Zeit kam mir endlos vor. Ich stapfte fast willenlos vor mich hin und hinter meinem Bruder drein, hatte fast das Gefühl zu schweben.
Wir fanden tatsächlich die Trasse und schleppten uns die ca. 300hm empor zum Windjoch. An diesen Abschnitt habe ich wenig Erinnerungen, nur dass sich die Füße irgendwie bewegten und wir 100e Male nach wenigen Schritten innehielten, uns auf die Pickel stützten um zu Atem zu kommen.
Wenig unterhalb des Windjochs auf dem Weg zur Mischabel kamen uns die ersten Aspiranten für das Nadelhorn entgegen und fragten nach Woher/Wohin. Wir antworteten eher mechanisch, so fertig und müde waren wir. Geschlagene 24h nach unserem Start kamen wir an unser Zelt und fielen wie tot in die Schlafsäcke.


update/Fazit: bekannte und begehrte Tour, die heute (35Jahre später, 2021) ob der schwierigen Verhältnisse in den Couloirs ev. andere Taktiken vorraussetzt. Darüber ist bereits viel und genug geschrieben worden. Westalpengänger seien hiermit nachrücklich gewarnt, diese Überschreitung niemals zu unterschätzen!


Tourengänger: Nyn


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