Der Hüttenkopf am Rauhenhalsgrat


Publiziert von Nik Brückner , 5. November 2013 um 13:02.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 3 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1670 m
Strecke:18km

Zu einer ernstzunehmenden Allgäuer Bergsteigerkarriere gehört es einfach dazu, einmal am Hüttenkopf im undurchdringlichen Latschengestrüpp zu scheitern. Der Exträjmjürgen und ich nahmen uns das vor, als wir Anfang Oktober sehnsuchtsgetrieben nochmal in die Allgäuer fuhren, "In Hoc Signo" von Ingranaggi Della Valle im Gepäck.


Nach einem herrlichen Eröffnungs-Grattöürl am Laufbacher Eck ging es am nächsten Tag auf nach Gerstruben (1130m), von wo aus wir auf gutem Wanderweg in einem Stünderl den Sattel zwischen dem Hahnenkopf (älter/dialektal auch: -köpfle) und den Rieffenköpfen erreichten.


Hier hat man einen herrlichen Blick. Der fällt zunächst auf den benachbarten Schattenberggrat und auf das Nebelhorn, direkt dahinter. Daran schließt sich der schöne Grat an, der vom Zeiger zum Laufbacher Eck hinüberzieht und von dort über die Rotköpfe weiter zum Schneck ziehht, bevor er übers Himmelhorn und den Rädlergrat in die Tiefe stürzt. Dort hinten ist auch der markante Hochvogel zu sehen, der von hier aus gesehen den Osten markiert. Davor erstrecken sich der Wildengrat mit dem Großen und dem Hinteren Wilden.

Das Highlight hier ist jedoch die Höfats, die weiter hinten auf dem Rauhenhalsgrat aufsitzt. Dahinter sieht man Rauheck und Kreuzeck sowie die nahen Kegelköpfe. Dahinter ragen am Allgäuer Hauptkamm Krottenkopf, Öfnerspitze und Krottenspitzen auf.

Jenseits der Kegelköpfe sieht man den Fürschießer, dann markiert der Kratzer den Süden. Weiter geht's mit mehr Prominenz: Mädelegabel, Trettachspitze und das Hohe Licht, davor der lange Himmelschrofenzug. Dahinter erheben sich Rotgundspitze und Linkerskopf, Hochrappenkopf und Biberkopf.

Im Südwesten zeigen sich Griesgundkopf, Schafalpenköpfe, die Hammerspitzen und das Fellhorn. Dann geht's weiter mit dem Ifen und dem Torkopf. Im Nordwesten beschließen die Hörner und die Nagelfluhkette den Rundblick.


Nach einer Frühstückspause an der Stelle, an der der Weg zum Hahnenkopf nach links abzweigt, kurz bevor es ins Oytal hinuntergeht, zweigten wir nach rechts in wegloses Gelände ab. Zunächst ging es hinauf auf den Grat, der uns angesichts des dort wuchernden Latschengewirrs aber nicht begehbar schien. Also hinunter in die Südflanke. Ein kurzer Zwischenanstieg wieder zum Grat überzeugte uns dann endgültig davon, dass wir besser das Steilgras der Südhänge probieren sollten.

Das ging auch recht gut, und mit der zeitweiligen Hilfe einiger Gamspfade gelang es uns, zu einem dem Grat südlich vorgelagerten Köpfl vorzudringen. Hier eröffnete sich der Blick auf den Rauhenhalsgrat westlich des Hüttenkopfes und den Gipfel selbst. Die Lage wurde gecheckt und schnell war klar, dass die Route direkt über den Grat oder in der Nordseite verlaufen müsste, da die Südseite äußerst brüchig ist und dazu senkrecht abfällt - und damit unbegehbar ist.

Also durch einige Latschengassen geradewegs nordwärts den Rücken hinauf und bald rechts in äußerst steilem Gras einen Kessel hinein. Hier wird es unvermittelt deutlich schwieriger. Man hält am Besten auf einen markanten Felszacken zu, den man dann bergseitig umgeht. So weit wie möglich durch den Kessel und dann zur niedrigsten Stelle der Grateinsattelung hinauf (Stellen I, alles sehr steil und brüchig - nicht auspsychen!). Am Grat wird dann schnell klar, dass man auf der Nordseite gut aufgehoben ist: Hier gibt es immer wieder gute Tritte im steilen Schrofengelände. Wenn möglich weicht man aber auf den Grat selbst aus, der hier nicht immer schmal ist. Wenn hier Latschen auf dem kargen Dolomit wachsen, bleiben sie klein, und man kann einfach darüberstiefeln. Weiter oben aber wird der Untergrund fruchtbarer, und die Äste der Latschen biegen sich zwei, zweieinhalb Meter hoch hinauf. Ein Durchkommen am Grat ist hier nicht möglich - oder nur mit sehr viel roher Gewalt. Ein Umgehen rechts (südseitig) durch eine grasige Rinne ist möglich, führt aber nur in neue Latschen hinein. An dieser Stelle, ca. 50, 60 Meter unterm Gipfel, habe ich aufgegeben - begeistert!, denn wie gesagt: Zu einer ernstzunehmenden Allgäuer Bergsteigerkarriere gehört es einfach dazu, einmal am Hüttenkopf im undurchdringlichen Latschengestrüpp zu scheitern...

Egal. Ein paar Jahre später habe ich mir den Hüttenkopf dann geholt.

Der Abstieg ist auf der gleichen Route möglich, aber haarig. Man kann auch von der Scharte aus nordseitig ins Kar oder hinüber zum Hahnenkopf absteigen. Wir sind von dem beschriebenen, dem Grat südlich vorgelagerten Köpfl übers Steilgras hinunter zu dem von Gerstruben heraufkommenden Wanderweg abgestiegen und auf diesem wieder hoch zu den Köpfen gegangen. Ein paar Gipfel mussten noch sein!

Am Grat führt ein guter, aber schmaler Weg auf die beiden Rieffenköpfe. Hier gibt es einige leichte Kletterstellen, am anspruchsvollsten (I) ist sicherlich die auf den westlichen Rieffenkopf (1749m). Das Hahnenkopf (1735m) ist eher ein Wanderberg. Nach ergiebigen Pausen ging es dann hinab über die Lugenalpen ins Oytal - wobei ich schon Pläne für eine Rückkehr schmiedete...


P. S.: Ich kam mit einem rauen Hals vom Rauhenhalsgrat. Ist das nicht geil?

Tourengänger: Verzasca, Nik Brückner


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