Aufstieg übers Gündle auf Vorderen Riffenkopf und über Westgrat auf Hinteren Riffenkopf


Publiziert von F3ttmull , 25. Juli 2022 um 23:19.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:24 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1120 m
Abstieg: 1120 m
Strecke:16 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ab kostenlosem Parkplatz Oberstdorf zu Fuß durchs Oytal bis zu einem markanten Kreuz am rechten Straßenrand (Ausgangspunkt)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:auf gleichem Weg durchs Oytal zurück zum Auto

Gestartet bin ich an einem kostenlosen Parkplatz in Oberstdorf, Sachen gibt´s.

Ich habe mich meist an die Beschreibung von Boris Stephan gehalten,
daher möchte ich kurz meine gewählte Route erläutern:

Durch das Oytal morgens noch im Schatten geht es an das von Gipfelsüchtig beschriebene große Kreuz, das auf rechter Hand liegt und den Ausgangspunkt bildet. Von dort geht es unschwierig, aber steil zu einer Forsthütte/Diensthütte. Dort sagten mir die pausierenden Förster dann auch gleich, wo es weitergeht. Man läuft nach der Hütte den grasigen Weg weiter hinauf und quert dann links und hält sich weiter im Dickicht des Waldes. Vorbei an dutzend Baumstämmen geht es teils steil den Bergrücken linkerhand hoch, teilweise sind Trittspuren vorhanden. Man kommt dann an einen Rand einer tiefen Rinne, an der rechts jetzt eine deutliche Spur Richtung Plattners Gündle hochführt. Kürzer wäre der direkte steile Anstieg an der Rinne gewesen bis zu dem Punkt, von wo ich weit links ausholen musste, also bereits vor der Hütte links weglos in den Wald und steil nach oben. Die Pfadspur ist teilweise an der Rinne abgerutscht, bei Nässe evtl. tricky.
Plötzlich höre ich in der Rechtskurve an der Rinne Geräusche und ein Pfeifen, als eine Gams aus dem Wald ganz locker an den steilen Abbrüchen nach unten springt. Ich würde behaupten mit T6+ kann es die Gams ganz gut aufnehmen. Dann war sie auch wieder verschwunden.
Folgt man der Spur, so muss man sich kurz vor der Alpe durch hüfthohe Vegetation wurschteln.

Das ist aber noch nichts, erst nach der Gündlesalpe fangen die eigentlichen Schwierigkeiten an.
Ich halte mich rechts im Schatten und schreite auf steilem, aber gutmütigem Waldboden voran, bis ich auf das Kar mit den saftigen Wiesen treffe. Man hätte auch schon nach der Alpe nach links durch hüfthohe Vegetation durchs steile Kar gehen können.

Ich wollte aber die grasigen Abschnitte so kurz wie möglich halten. Also bin ich geradeaus hoch über die steilen Wiesen mit einigen Pflanzen, die ich als Klammerpunkte nutzen konnte. Welche das waren, kann ich leider nicht sagen. Wäre bestimmt ein Traum eines jeden Botanikers.

Als Zwischenziel nehme ich zwei charakteristische Bäume auf halber Strecke wahr, zu denen ich aber nich gelange, da ich mich doch kurzfristig umentschied und auf mergeligem, felsigem Untergrund mich Richtung Waldrand hielt. Anstatt nach links zu den Bäumen zu queren, ging ich etwa unterhalb der Höhe derer rechts rüber auf einen markanten Bergrücken, der das Kar nach rechts abschloss.

Laut Gipfelsüchtig wäre es wohl einfacher ganz geradeaus hoch das Ende der Wiesen zu erreichen und dann in den Wald nach einem geeigneten Aufstieg zu suchen, dazu später.

Ich wählte jedoch doch die Klettervariante, da ich nicht so der Fan von hüfthohen Pflanzen bin, die einem das Vorankommen erschweren. Immerhin gaben die Stiele und Gräser ein gutes Feedback, falls man doch auf dem lehmigen Untergrund ins Rutschen kommt.

Im waldigen Bergrücken zeigt sich eine Gamsspur nach rechts, welche ich zuerst nehmen wollte. Diese führt aber zu einer steileren Unternehmung, daher hielt ich mich links, also quasi am rechten Rand des Wiesenkars oberhalb. Vorbei an Bäumen, an deren Wurzeln man sich gut hochhangeln kann, wird es links zunehmend steiler. Daher beschloss ich über Steilgras und gut griffigen Felsen immer auf der Mitte des Gratrückens aufzusteigen. Das geht relativ gut, bis man weiter oben deutlich sichtbare Gamsspuren entdeckt, die einen fast auf den Vorderen Riefenkopf bringen.

Man übersteigt am Ende einen hellbraunen Baumstamm, damit sind die größten Schwierigkeiten (T6-, UIAA I+) beendet. Möchte man auf den Vorderen Riefenkopf (Riefenköpfle), dann geht man kurz nach rechts und hat schöne Aussichten in Südrichtung über weite Wiesen.

Möchte man jetzt weiter Richtung Hinterer Riefenkopf (Riefenkopf), dann erkennt man eine gute Spur, die sich meist links am Rand der Abbrüche ins Plattners Gündle hält.
Man steigt kurz hinab auf den Sattel, von dem man aus dem Kar hätte aufsteigen können, was ich vorhin erwähnt habe und das Gipfelsüchtig auch nochmals beschrieben hat. Das wäre wohl der "Normalweg".

Nach dem Sattel geht es wie gesagt am Rand der Abbrüche weiter hoch, bis sich eine größere Felswand vor einem aufbaut. Die umgeht man auf Trittspuren weiter links.

Nach dem man die Felswand hinter sich hat, werden die Spuren, meist Gamswechsel, undurchsichtiger.
Man bewegt sich bald auf Latschenkieferhöhe und muss sich die Gassen heraussuchen, wo der geringste Widerstand sich herausbildet.

Hier befindet man sich quasi schon auf dem Weg Richtung Westgrat Vorderer Riefenkopf. Wenn man sich so wie ich die ganze Zeit links am Grat hält, dann hat man kurz LKK2-3. Ich habe danach gesehen, dass sich eine kleine Latschengasse rechts von meiner Stelle nach oben windet.
Also wenn man sich davor etwas rechts hält, dann sollte man die Gasse von unten wohl gut einsehen und den Latschenkampf lieber auslassen.

Danach findet man wieder deutliche Trittspuren, erkennbar auch an den abgesägten/abgeschnitten Latschenzweigen. Wird wohl doch gerne von den Einheimischen gemacht, danke fürs Freischneiden!

Der Spur folgt man dann immer weiter mit teils schöner Kletterei (I) und dann steht man auf dem Riffenkopf, welch eine tolle Aussicht auf Oberstdorf und umliegende Berge. Bis dahin würde ich die Schwierigkeit im Bereich T4+ ansiedeln, da die Orientierung ab dem Sattel nach dem Vorderen Riffenkopf nicht immer eindeutig ist.

Von dort ist der Weg zum Östlichen Vorgipfel dann relativ gut zu gehen, ab und an ausgesetzt, aber nicht wirklich schwierig (T3).

Vom Östlichen Vorgipfel/Riffenkopf dann auf eingetragenen Wegen Richtung Hahnenkopf, wo heute nicht viel los ist, nur zwei Pärchen haben sich oben eingefunden. Die Pause habe ich mir auf jeden Fall verdient. Nach verdienter Pause an der Oberen Lugenalpe vorbei, bei der deutlich mehr Betrieb war, kein Wunder bei dem tollen Wetter. Weiter an der Unteren Lugenalpe und am Oytalhaus durchs Oytal zurück Richtung Auto.


Zeitbedarf:

Kostenloser Parkplatz - Ausgangspunkt Großes Kreuz am Straßenrand: 45 Minuten (T1)
Großes Kreuz - Hahnenkopf: 135 Minuten (T4+ bis T6-, UIAA I+)
Hahnenkopf - Oytalhaus: 60 Minuten (T2)
Oytalhaus - Auto: 55 Minuten (T1)
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insgesamt: 5h netto, 5:20h brutto


Fazit: Schöner "Sonntagsspaziergang" (Zitat Gipfelsüchtig) mit reichen Facetten der Pflanzenwelt und einsamer Wegfindung. Steiler, wegloser Aufstieg ab der Gündlesalpe bis Sattel am Vorderen Riffenkopf / Riefenköpfle (T6-, UIAA I+), danach "leichter" am Westgrat entlang auf den Riffenkopf (T4+). Damit sind die größten Schwierigkeiten bewältigt und man mischt sich wieder unters "Volk".

Tourengänger: F3ttmull


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Kommentare (2)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 27. Juli 2022 um 16:27
Schön, wieder mal etwas von Dir zu lesen.
Was mich auch freut: Selbst in einem vermeintlich übererschlossenen Gebiet wie um Oberstdorf gibt es solche lauschig weglosen Ecken.
Klasse^^

F3ttmull hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juli 2022 um 17:11
Merci, ich möchte demnächst noch auf den Traufberg, habe erst vor Kurzem gesehen, dass über die Bubenebene ein "neuer" Weg hinaufführt :)


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