Hinterer Riefenkopf (1749 m) - Zwei-Täler-Runde mit ruhigem Gipfel


Publiziert von 83_Stefan , 15. Oktober 2021 um 15:09.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 2 Oktober 2021
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bummelbahn via Immenstadt nach Oberstdorf oder Parkplatzwucher im Ort.
Kartennummer:AV-Karte 2/1 Allgäuer-Lechtaler Alpen West.

Der Hintere Riefenkopf (je nach Karte auch Riffenkopf) erhebt sich zwischen Trettachtal und Oytal ziemlich direkt über dem Oberstdorfer Talkessel. Besonders praktisch ist, dass ganz in der Nähe des Gipfels der Verbindungsweg zwischen Gerstruben und dem Oytalhaus vorbei führt und man deshalb ohne großen Aufwand diesen verhältnismäßig ruhigen Aussichtsberg in eine Rundtour einbauen kann. Als Zugabe gibt es den netten und kaum niedrigeren Hahnenkopf quasi geschenkt obendrauf. Wobei: Geschenkt ist diese Runde genau genommen eigentlich nicht, denn Hin- und Rückweg ziehen sich schon ziemlich in die Länge...

Im Oberstdorfer Talkessel hat seit einiger Zeit der Parkplatzwucher Einzug gehalten, deswegen reist man besser mit der Bahn an. Wenn sich das Dieselross auf der nicht elektrifizierten, eingleisigen Strecke wild hupend in Schrittgeschwindigkeit über die unbeschrankten Bahnübergänge wälzt und mühsam dem Ziel entgegen qualmt, weiß man, dass man im selbst erklärten "Bahnland Bayern" angekommen ist. Oh was hätte Klima-Greta für eine Freude daran. Schade, dass man bisher den Ausbau der Strecke vertrödelt hat, aber man hat die "Freude am Fahren" ja auf den Autobahnen. Und immerhin: Mittlerweile fahren anstelle der Dampflokomotiven sogar Dieselloks. Ein Hoch auf den Fortschritt!

Wie dem auch sei: Am Bahnhof in Oberstdorf startet die Rundtour. Erstes Teilziel ist Gerstruben, wo der eigentliche Anstieg beginnt. Hierzu durchquert man den touristisch geprägten Ort in südlicher Richtung; zunächst hält man sich an die Beschilderung zum Oberstdorfer Haus, dort beginnen die Wanderschilder ins Trettachtal. Auf der Prinzen-, Loretto- und Birgsauer Straße wandert man nach Süden aus dem Ort hinaus, die nach rechts weisenden Wanderschilder ignoriert man. Wo sich die Straße teilt hält man sich links (Scheibenstraße) und erreicht schließlich den Burgstallsteig, eine asphaltierte Straße. Hier findet sich eine Reihe an Wegweisern, der Beschilderung ins Trettachtal folgt man nach links.

Die Straße leitet mäßig bergauf, führt am Golfplatz vorbei und teilt sich kurz darauf. Man hält sich links, überquert die Trettach und folgt dem Sträßchen am anderen Ufer noch ein Stück bergauf, bis sich die Straße verzweigt. Der nach links weisenden Beschilderung "Gerstruben" nach, wandert man auf der Straße relativ steil in den Wald hinein und hinauf zu den Häuschen des ehemaligen Bergbauerndorfs. Sie liegen auf einem freien Absatz im Hang, von wo aus man einen hübschen Blick über das Trettachtal zum Himmelschrofenzug sowie zur majestätischen Trettachspitze hat. Schön ist es hier oben! Wer mag, kann auch im Gasthaus einkehren.

Unterhalb der Wirtschaft zweigt man nach links ab ("Oytal ü. Hahnenköpfle"), marschiert am Gasthaus vorbei und gelangt bald zum Ende des Fahrwegs. Hier beginnt endlich der Steig, der im Wald steil an Höhe gewinnt. Schließlich wird der Wald verlasen und man gelangt in den Weidegrund des ehemaligen Gerstrubner Älpeles. Hier hat man herrliche Blicke über das Trettachtal. Danach leitet der Steig nochmals im Wald aufwärts, bis der Grat zwischen Hinterem Riffenkopf und Hahnenkopf erreicht ist. Hier findet sich ein Wegweiser.

Der offizielle Weg führt hier nach rechts weiter zum Hahnenkopf. Wer zuvor noch zum deutlich exklusiveren Hinteren Riefenkopf möchte, hält sich stattdessen links und folgt deutlichen Steigspuren am Kamm, später etwas unterhalb entlang nach Westen. Nach einer kurzen, etwas innigeren Latschenpassage verzweigt sich die Spur. Die rechte leitet hoch zum Vorgipfel, wer zum Gipfelkreuz möchte, bleibt der Richtung treu und quert durch Latschen unterhalb des Vorgipfel zu einem unbedeutenden Sattel unter dem Gipfelaufbau hinüber.

Jetzt trennt den Bergsteiger nur noch eine schmale Felspassage von den Gipfelfreuden, aber die maximal fünf felsigen Meter sind schnell überwunden - Tritte und Griffe gibt es genug, im oberen Bereich kann man sich auch an Latschenästen festhalten. Wer das geschafft hat, der ist oben und kann vom Gipfelkreuz hinunter in den Oberstdorfer Talkessel schauen, auf der anderen Seite zeigt sich die Crème de la Crème der Allgäuer Alpen: Trettachspitze, Mädelegabel und Biberkopf dominieren den Hauptkamm, von dem die einzelnen Kämme nach Norden abzweigen. Zwischen ihnen liegen die tief eingeschnittenen Täler. Im Nordwesten und Westen erheben sich die sanften Vorberge, im Nordosten erblickt man das Nebelhorn und den Verbindungsgrat zum Großen Daumen. Im Osten schweift der Blick über das Oytal zum unnachahmlichen Schneck und zum Großen Wilden, dazwischen schaut keck der vom Zusammenbruch akut bedrohte Hochvogel herüber. Im Südosten sendet die Königin unter den Grasbergen einen drohenden Gruß. Der Hintere Riffenkopf erweist sich als exzellente Aussichtsloge hoch über Oberstdorf.

Auf den bekannten Steigspuren geht es zurück zur Beschilderung am Grat, wo man wieder auf den offiziellen Steig trifft. Ihm folgt man weiter gen Osten, umgeht den Gipfelaufbau des Hahnenkopfs und erreicht schließlich den Abzweig zum Gipfel (beschildert). Auf ihm sind es nur noch ein paar Minuten zum zweiten Gipfel des Tages. Die letzten Meter sind nochmals ein bisschen felsig, dann ist das Gipfelkreuz auch schon erreicht. Der Blick in den Talkessel ist nicht mehr ganz so exponiert wie am Riffenkopf, dafür zeigen sich Schneck, Großer Wilder und Hochvogel besonders schön.

Man steigt wieder hinunter zur Verzweigung und folgt dem Weg nach Osten über den Grat und auf der anderen Seite hinunter in das begrünte Becken unterhalb des Gipfels. Anschließend leitet der Steig entspannt um einen Rücken herum zur sehr schön gelegenen Oberen Lugenalp. Der Steig erreicht bald darauf eine bewaldete Steilstufe, dann folgt das sanfte Weidegelände der Unteren Lugenalp. Was die Alpe besonders sympathisch macht: Im Brunnen vor der Hütte sind kühle Getränke deponiert, die man zu einem fairen Preis erwerben kann. Da freut sich die durstige Kehle und bei einer kleinen Pause vor grandioser Kulisse können sich die Beine etwas erholen.

Wer es bequem mag, der steigt am Alpweg hinunter ins Oytal. Optional kann man den alten Steig benutzen. Hierzu folgt man dem Versorgungsweg der Alpe bergab, bis im Wald nach einem kurzen Steilstück nach links der deutliche Steig abzweigt (nicht beschildert). Auf ihm gelangt man - kurzzeitig felsdurchsetzt - hinab ins Oytal, das fast direkt am beliebten Oytalhaus erreicht wird. Nach dem ruhigen Abstieg am Steig ist der Anblick des brechend vollen Biergartens und der dutzenden E-Bikes ein mittlerer Kulturschock.

Auf asphaltiertem Versorgungsweg wandert man durch eine Ahornallee talauswärts, bis man an beschilderter Stelle die Straße nach links verlässt. Auf breitem Wanderweg geht es dem Oybach entlang bis kurz vor seine Mündung in die Trettach. Dort hält man sich rechts, an der nächsten Verzweigung links und überquert die Trettach auf einer Brücke. Jenseits wandert man dem Fluss entlang abwärts, bis man nahe der Talstation der Nebelhornbahn den Ortsrand erreicht. Von hier aus geht es links haltend durch den Ort zurück zum Bahnhof, wo schon das Dieselross wartet.

Schwierigkeiten:
Wanderung nach Gerstruben: T1 (Fahrwege).
Von Gerstruben zum Oytalhaus: T2 (bei Abstieg von der Unteren Lugenalp am Steig eine kurze Stelle T3).
Abstecher zum Hinteren Riefenkopf: T4, I (wenige Meter am felsigen Gipfelaufbau).
Abstecher zum Hahnenkopf: T3 (letzte Meter zum Gipfel).
Rückweg durch das Oytal nach Oberstdorf: T1 (ohne Schwierigkeiten).

Fazit:
Eine hübsche, für Oberstdorfer Verhältnisse abseits der Täler vergleichsweise ruhige 3*-Runde mit kurzweiligem Übergang von Gertsruben ins Oytal und zwei lohnenden Gipfelchen. Lästig ist allerdings der lange Hin- und Rückweg. Beliebte Einkehroptionen gibt es unter anderem in Gerstruben sowie im Oytalhaus. 

Kategorien: Allgäuer Alpen, 3*-Tour, Bus und Bahn, Deutschlandticket1700er, T4.

Tourengänger: 83_Stefan


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