Zweieinhalb Türme und einmal drumrum


Publiziert von Nik Brückner , 3. März 2014 um 13:45.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum:26 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   CH-GR 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:16,5km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Schöner Wanderweg von der Talstation der Golmerbahn zur Lindauer Hütte
Unterkunftmöglichkeiten:Lindauer Hütte: Lieblingshütte!

Kaum war ich 2011 von meiner Tour von Garmisch nach Vaduz zurück, überredeten mich Rijke und der Exträjmjürgen, wieder loszuziehen. 3 Tage ins Rätikon. Dort war ich ein paar Tage zuvor zwar schon durchgekommen, allerdings nur durch. Zum Entdecken des Gebiets hatte ich keine Gelegenheit gehabt. Also los! Rock 'n' Roll! Ich legte Leprous' "Bilateral" auf, das damals für Furore sorgte, und fuhr ins Rätikon hinunter.


Highlight der drei Tage waren die Drei Türme. Das sind die markanten Postkartengestalten, die direkt hinter der Lindauer Hütte in den Himmel ragen.

Man geht von der Lindauer Hütte (1744m) aus hinauf auf dem Wanderweg Richtung Drusator. Ein Schild markiert den Abzweig zu den drei Türmen, "ungesicherter Steig, nicht markiert" steht darauf, es gibt aber einen gesicherten Steig, und markiert ist er auch.

Zunächst geht es über Fels, Geröll und unangenehmes Blockwerk zu einer Steilstufe, die weit rechts überraschend einfach genommen wird. Oben nach links und nun hinein in eine Rinne, die nach oben schmaler und steiler wird, in Richtung des Sattels zwischen Kleinem Turm (links) und Mittlerem Turm (rechts). Hier geht es über Geröll und weiter oben dann an den Fels heran. Die mäßig steile Felsstufe ist mit einem Drahtseil gesichert, was nicht unbedingt nötig wäre, aber doch hilft. Und ich nehme an, wenn der Fels vereist ist, ist man sehr dankbar.

Oben angekommen steht man dann auf dem kleinen Plateau zwischen den drei Türmen. Hier geht es nun nach rechts nochmal ordentlich hinauf in den Sattel zwischen Mittlerem und großem Turm. Diese beiden Türme (2782 und 2830m) sind leicht zu ersteigen, auch, wenn sie von Ferne nicht so aussehen. Im Grunde sind das Wanderberge.

Nicht entgehen lassen sollte man sich die Tiefblicke nach Süden und, am Großen Turm, nach Westen. Hier fällt das Gelände teils senkrecht ab. Noch atemberaubender aber ist der Tiefblick die Südwände hinunter. Nur ein Schritt ist es von der Kante hinunter zu den grünen Weiden einen Kilometer weiter unten.

Aber natürlich ist die gesamte Rundsicht phantastisch! Der Blick fällt zuerst nach Norden, auf die berühmte Zimba. Dahinter ragen einige Gipfel des Walserkamms auf. Dann folgen die Berge rund um Damüls: Glatthorn, Türtschhorn, Zafernhorn. Dahinter die Mittagspitze, die Kanisfluh und die Klipperen. Besonders prominent sind auch der Zitterklapfen, die Hochkünzelspitze und die Rote Wand.

Im Nordosten erheben sich die Mohnenfluh, die kuriose Fensterlewand. Dahinter sind Hohes Licht und Krottenkopf zu erkennen. Es folgen die Lechtaler, mit der Elmer Kreuzspitze, der Roggspitze, der Valluga, der Feuerspitze, der Vorderseespitze und der Parseierspitze. Fast im Osten domiiert dann der Hohe Riffler alles, dann folgen Kuchenspitze und Patteriol. Ganz hinten am Horizont sind die Wildspitze, der Glockturm, der Muttler und die Weißkugel zu erkennen, schließlich das prominente Fluchthorn.

Der Blick fällt dann auf die nahe
Sulzfluh, bevor im Südosten, jenseits der Kette des Rätikons, einige hohe Gipfel am Horizont ins Auge fallen: Piz Buin, Verstanclahorn, Chapütschin, Piz Linard und die Plattenhörner.

Im Süden dann fallen Piz Palü und die Bernina ins Auge, Piz Ela und das markante Tinzenhorn. Im Südwesten rücken dann wieder näher gelegene Berge in den Blick: Haldensteiner Calanda, Ringelspitz, Tödi, im Westen ist es der Glärnisch. Der Wiggis ist zu sehen. Davor erheben sich der Vilan, das Glegghorn, und die höchsten Liechtensteiner. Dann dominiert die nahe Schesaplana den Horizont. Mit dem Alpstein endet dann der Blick hinüber in die Schweiz. Richtung Norden sind dann noch die nahen Gipfel Tuklar und Alpilakopf, sowie davor Zaluandakopf und Freschluakopf zu sehen.



Ach ja, und der Exträjmjürgen hieße nicht Exträjmjürgen, wenn er nicht versucht hätte, den kleinen Turm noch mitzunehmen. Er kam auch ganz gut hinauf, machte dann allerdings an einer senkrechten Platte kehrt, die er, wie er sagte, zwar hinauf- aber vielleicht nicht mehr hinuntergekommen wäre. Das Gelände ist doch sehr ausgesetzt, besonders auf der Seite zum Drusator hin. Ungesichert sollte man da nichts versuchen.

Runter sind wir auf dem gleichen Weg. Am Abzweig ("ungesicherter Steig, nicht markiert") sind wir aber dann nicht zur Lindauer Hütte hinunter, denn der Tag war ja noch lang. Also hinauf zum Drusator (2342m), wo man im oberen Teil nochmal ein bisschen kraxeln muss (nichts, was sich mit irgendeiner Skala messen ließe). Drüben geht es dann einen einfachen Wanderweg hinunter auf die Schweizer Almwiesen.

Auf halber Strecke zum Schweizertor haben wir dann Pause gemacht. Während sich meine beiden Begleiter in die Sonne geknallt haben, bin ich einem weißen Etwas hinterher...

Ein Tier, weiß wie Schnee, und lang wie eine Wurst. Es huschte zwischen den Felsen hin und her und ich hatte Mühe, es mit der Kamera einzufangen. Ein halbe Stunde lang hab ich's versucht - ohne Erfolg. Das Tier war einfach zu flink! So etwas hatte ich noch nie gesehen. Warum? Ganz einfach, diese Tierart ist extrem selten: Es war ein Hermelin.

Von unserem Rastplatz aus war es dann ein gemütlicher Fußmarsch hinüber zum Schweizertor. Hier entschieden wir uns für den oberen Weg, ein bissl ausgesetzt, aber gemütlich. Nächste Pause im Tor (2137m), einer unglaublichen Lücke in der Mauer, die der Hauptkamm des Rätikons hier bildet. Als ich eineinhalb Wochen zuvor das erste mal hier war, war ich überwältigt von der Wirkung, die diese plötzliche Lücke auf mich hatte, nachdem vorher stundenlang alle möglichen Flühe neben mir gehabt hatte.

Wir sind dann weiter zum Öfenpass (2291m), wo der Exträjmjürgen es sich nicht nehmen lassen wollte, noch einen namenlosen, völlig unbedeutenden Grasgipfel zu ersteigen. Ich hab normlerweise ja Sinn für so etwas und wäre auch mitgekommen, war aber etwas besorgt wegen eines angekündigten Gewitters und trieb die beiden anderen zur Eile.

Natürlich blieb das Gewitter aus...


Fazit:

Eine herrliche Tour, mit wenigen Schwierigkeiten. Die Steilstufe zum Plateau der drei Türme dürfte die größte sein. Alles andere ist wundervolles, abwechslungsreiches Wandergelände, bei dem man hier und da vielleicht mal Hand anlegen muss.

Tourengänger: Verzasca, Nik Brückner


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