Glegghorn Ostgrat


Publiziert von Nik Brückner , 14. Dezember 2021 um 13:16.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum:12 Juli 2021
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1150 m
Strecke:15 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der Älplibahn von Malans zum Älpli
Unterkunftmöglichkeiten:Enderlinhütte (SAC) oder im Tal

Am Vortag war ich über den Ostgrat auf den Freschluakopf gestiegen und weiter über den Grat zum Zaluandakopf gewandert, heute sollte es zum Abschluss auf's Glegghorn gehen, mit der Überschreitung des Kamms als Auftakt. Ich machte mich also auf nach Malans, belgeleitet von Skes "Insolubilia", um von dort aus mit der Älplibahn zum Älpli hinaufzufahren. Doch ich hatte nicht reserviert, also musst ich bis 9:15 warten. Nicht schlimm, die Tour ist nicht allzu lang. Um 9.30 brach ich an der Bergstation auf.

 
Von der Bergstation (1801m) aus wandte ich mich nordwärts, und wanderte hinauf zu den Chrüzböda, feuchten Wiesen zwischen Messhaldenspitz und Ruchenberg (Ruhabärg). Hier nahm ich den breiten Weg, und wanderte nach rechts, bis hinauf in den breiten Sattel zwischen den beiden Gipfeln. Hier eröffnet sich eine herrliche Sicht nach Osten, auf die Gipfelkette des Rätikons.

Im Sattel nahm ich die letzte Möglichkeit links hinunter zum Alpbach, und unwanderte den Ruchenberg auf seine Nordseite. Der Weg führt von dort auf den breiten Sattel zwischen Pt. 2087 (Zuckerhut, rechts) und jener Kette niedriger Grasgipfel, die den Namen Kamm trägt (links). Mein erstes Ziel heute.

Älplibahn - Sattel: markierte Wanderwege, T2, 45 Minuten


Im Sattel standen Kühe, die mir die Stiefel und die Stecken ableckten, und sich dann über meinen Rucksack hermachten - also schnell weiter!
 
Ich verließ also den Weg, und wanderte an einem Seeli vorbei westwärts hinauf zu einem Hüttl am Grat. Danach geht's im Grunde einfach über alles rüber bis zu einem weiteren Hüttl am Ende vom Grat.
 
Auf dem Grat hat's dürftige Begehungsspuren,  trotzdem man muss ständig aufpassen, nicht über Wurzeln und Ästchen zu stolpern, weil alles überwachsen ist. Zu Anfang stehen zudem öfter mal Bäumchen im Weg, durch die man sich hindurchzwängen, oder die man umgehen muss. Abgesehen davon ist der Grat schmal, aber nie gruselig. Fast sanft schwingt er auf und ab, steile Passagen oder schwindelerredende Abstiege in wilde Scharten gibt es nicht.

Zzudem tun sich immer wieder einfache Abstiegsmöglichkeiten auf, insbesondere nach Norden, sodass man jederzeit abbrechen kann.

Hat man den ersten großen Aufschwung geschafft, sieht man dann die schwierigste Passage vor sich: Ein kleiner brüchiger Felszacken, der mit großer Vorsicht knapp unter dem höchsten Punkt recht luftig links umgangen wird. Diese Stelle kratzt für mein Empfinden an den T5.
 
Hat man diese Stelle glücklich hinter sich gebracht, bleibt es zwar noch schmal, der Grat wird aber nach und nach einfacher. Die letzten Erhebungen fallen nach rechts flach ab, so dass das luftige Gefühl vergeht. Unter den letzten Zacken duckt sich ein weiteres Hüttl, von dort sind es nur ein paar Schritte einen einfachen Grashang hinunter zu dem breiten Fahrweg, der (unter anderem) die Vorderalp mit der Fläscher Alp Sarina verbindet (Pt. 2031).
 
Überschreitung des Kamms: Gratüberschreitung auf Pfadspuren, T4 und kurz T5- (eine Stelle), 30 Minuten


Hier steht ein Tisch und zwei Bänke, die zu einer Pause einladen. Ich nahm die Einladung an, denn von hier aus hat man einen schönen Blick zum Glegghorn. Man kann den gesamten Ostgrat sehen. Sieht weniger schwierig aus, als er ist, weil die brüchigen Felspassagen von hier aus nicht sichbar sind.

Ich folgte von hier aus dem breiten Weg bis Pt. 2000, und nahm hier den Wanderweg, der den Ostgrat entlang zum Vorderscht See (1888m) führt. Der Falknis ist hier angeschrieben.
 
Pt. 2031 - Vorderscht See: markierter Wanderweg, T2, 30 Minuten


Der türkise See ist wunderschön gelegen, und ich hätte hier fast auch gelegen, den ganzen restlichen Tag nämlich, wenn mich am Ende nicht doch das Glegghorn noch mehr gelockt hätte. Also verließ ich den Weg hier am See, und stieg nun den Ostgrat weit hinauf, der im unteren Teil noch ein gemütlicher, wenn auch steiler Rücken ist. Unterhalb von Pt. 2237 warten dann die ersten schwierigen Passagen. Zunächst wird eine Zackenreihe in der rechten Flanke auf einem breiten, gut begehbaren Band umgangen. Wieder auf dem Grat, hält man auf einen kleinen bekreuzten Gratzacken zu, der dann linksseitig ausgesetzt passiert wird. Danach wird es einfacher, es geht es über Schrofen steil hinauf.
 
Schon von dem bekreuzten Gratzacken aus sind weiter oben plattige Stellen am Grat zu erkennen. Dort angekommen, bin ich den Platten rechts im Hang ausgewichen. Hier liegt eine Felsschuppe auf dem Grat auf, die auf der anderen Seite mit einer etwa zwei Meter hohen Stufe abfällt. Ohne lange Suche fand ich eine Schwachstelle in der senkrechten Stufe, wo ich die zwei Meter problemlos abklettern konnte (I). Direkt auf der Grathöhe wär's vermutlich auch gegangen. Ich musst noch kurz über ein paar Platten, dann stieg ich links hinauf, zurück zum Grat. Dort bleibt es noch kurz felsig, dann geht es bis kurz unterm Gipfel in steilem Gras weiter. Kurze Schrofenpassagen sind kein Problem.
 
Kurz unter dem Gipfel steht man dann vor einer Schrofenpyramide, mit einer markanten Felsschuppe zur Linken. Die kann man direkt nehmen (bröselig), rechts umgehen (in brauchbar festem Schrofengelände, das habe ich im Aufstieg gemacht), oder links auf guten Trittspuren (meine Abstiegsroute). Hat man die Pyramide erstiegen, sind es nur noch wenige Meter auf der Schneide bis man den Gipfel des Glegghorns (2447m) erreicht hat.

Vorderscht See - Gleggorn: weglose Gratwanderung, T5/I 1:40
 

Hier überrascht den Wanderer natürlich zuerst ein atemberaubender Tiefblick 600 Meter eine senkrechte Wand hinunter in den steilen Gleggtobel. Aber der Gipfel wartet auch mit einer tollen Rundsicht auf. Im Norden sind es natürlich Falknis, die beiden Grauspitzen und der Naafkopf, die die Sicht beherrschen (und begrenzen). Im Nordosten lugen Widderstein und Rote Wand herüber, der Osten wird von der Schesaplana dominiert. Die Rätikonkette stzt sich dann mit Drusenfluh, den Drei Türmen und der Sulfluh fort. Weit hinten am Horizont dominieren Fluchthorn, Piz Buin und Piz Linard. Davor die Grasgipfel der Sassaunarunde. Im Südosten folgen Piz Kesch, Piz Palü und Piz Ela. Nach Süden hat man dann einen tollen Blick hinunter ins Rheintal.

Jenseits des Rheintals dominieren Haldensteiner Calanda, Ringelspitz, im Westen der Glärnisch, und im Nordwesten die Churfirsten und die Alviergruppe mit Alvier und Gamsberg. Besonders sexy ist aber das direkt benachbarte Schwarzhorn, mit seinem schlanken Grasturm, der von hier aus kaum besteigbar erscheint.  Vielleicht komme ich da ja auch nochmal hin.
 
Ich bin dann auf dem gleichen Weg zurück, nahm die Schrofenpyramide im Abstieg rechts auf den Trittspuren, und stieg auf dem Grat weiter hinunter bis zu der ersten plattigen Schuppe. Hier verließ ich den Grat. Noch vor der Schuppe stieg ich links hinunter, auf mäßig (max. 40°) steilem Hang, in gutem Moos/Gras, immer auf das Gebäude der Alp Obersäss (1941m) zuhaltend. Dort kam ich schließlich wieder auf den Wanderweg.

Glegghorn - Obersäss: weglose Gratwanderung, steiles Gras, T4, 1h


Auf dem Wanderweg ging's nun nach rechts hinunter, an den schönen Seen vorbei, am Vorderscht See (1888m) dann nach rechts, und zurück zum Sattel Pt. 2031. Von dort aus wanderte ich nun direkt über die Kammböden und die Vorderalp zurück zur Bergstation der Älplibahn (1801m).
 
Obersäss - Älplibahn: markierte Wanderwege, T2, 1:30


Fazit:


Wunderbare Tour über einen herrlichen Grat zu einem tollen Aussichtsberg, der mit der Gleggwand ein nicht gerade alltägliches Highlight bietet. Der Kamm ist ein schöner Auftakt, der Lust auf mehr macht, sich aber auch für Leute eignet, die das erste Mal Gratluft schnuppern möchten, um zu sehen, ob ihnen das überhaupt taugt.


Ausrüstung:

C-Schuhe, Stecken, Helm

Tourengänger: Nik Brückner


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