Douglashütte (1.979 m ) - Lindauer Hütte (1.744 m) und die Flucht nach Wien


Publiziert von Gemse , 26. März 2011 um 16:17.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum:17 September 1966
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   CH-GR   Montafon 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1110 m
Abstieg: 1985 m
Strecke:Talstation Lünerseebahn - Douglashütte - Lindauer Hütte - Schruns (24,7 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Vom Bodensee über die Bundesstraße, oder vom Inntal über den Arlberg nach Bludenz. Von hier mit dem Auto oder Postbus zur Talstation der Lünerseeseilbahn.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Douglashütte, Lindauer Hütte
Kartennummer:Kompass Karte Nr. 32 "Montafon"

2. und letzte Etappe


Nach unserem Kurztrip nach Oberstdorf fuhren wir jetzt weiter nach Bludenz, dem Hauptort des Rätikon.

Von hier fuhren wir hoch durch das romantische Brandner Tal bis zum Talschluss unterhalb des Lünersees. An der Talstation der Lünerseeseilbahn stellten wir das Auto ab und packten unsere Bergklamotten aus. Steil geht es jetzt linksseitig hoch über einen Felsriegel hoch zum Lünersee, den wir am späten Nachmittag erreichen. Über die Staumauer gehen wir zur Douglashütte, wo wir heute übernachten werden. Wir sprechen am Nachmittag mit dem Hüttenwirt unsere nächsten Touren durch: u.a. Schesaplana, Sulzfluh, Geißspitze usw. Er schlägt vor, erst die Berge um die Lindauer Hütte zu machen und als Abschluss die Schesaplana. Wir sind einverstanden und gehen schlafen.

Am nächsten Morgen wollen wir also weiter zur Lindauer Hütte. Wir lassen unsere schweren Sachen, Eispickel, Steigeisen großes Seil usw. auf der Douglashütte und marschieren in Richtung Lindauer Hütte los.

Wir gehen an der Ostseite des Lünersees herum in Richtung Lünerseealpe. Kurz vor der Alpe zweigt der Weg links ab zum Verajoch. Durch ein Hochtal zieht der Steig jetzt steiler werdend in Richtung Joch unter der Nordflanke der Kirchlispitzen. Die Steigung ist jedoch angenehm und so erreichen wir nach einer Stunde das Verajoch auf 2320 m. Der Weiterweg ist nun klar vorgezeichnet. Es geht hinab zum Schweizer Tor und auf der anderen Seite hoch zum Öfapass. Der Abstieg hinab zum Schweizer Tor ist äußerst flach und bequem zu begehen. Am Schweizer Tor auf etwa 2140 m wird der Blick frei nach Süden zu den Schweizer Bergen.

Der Weg steigt wieder leicht an hinauf zum Öfapass auf 2291 m., es ist bequem und ohne Schwierigkeiten. Den Öfapass erreichen wir nach einer weiteren Stunde, wir sind bisher ohne Hast gegangen. Vom Öfapass schweift der Blick hinunter zur Lindauer Hütte. An der rechten Talseite reihen sich einige markante Gipfel aneinander: Drusenfluh, Drei Türme, Drusentor und oberhalb der Lindauer Hütte die Sulzfluh.
 
Der obere Teil des Abstiegs hinunter zur Lindauer Hütte ist zwar steil, aber ohne jedwede Schwierigkeit. Der Weg wird nun flacher und endet an der Lindauer Hütte, die in einem lichten Lärchenwäldchen steht.
 
Der Blick nach Süden hoch zur Sulzfluh und in südwestlicher Richtung zu den Drei Türmen ist schon beeindruckend.
 
Wir unterhalten uns am Nachmittag mit dem Hüttenwirt, dieser meint, dass das Wetter umschlagen werde, es ist mit Regen am nächsten Tag zu rechnen. Zum Spaß sage ich: "Alles darf es nur nicht regnen, da mein Anorak nicht wasserdicht ist". Ich glaube Petrus hat das offensichtlich gehört, denn wie ich am nächsten Tag um 6 Uhr zum Fenster hinausschaue schneit es und es liegen schon knapp 10 cm vor der Hütte.
 
Wir fragen den Hüttenwirt, ob das Wetter besser werden würde, er verneinte dies und meinte: für die nächsten Tage ist keine Wetterbesserung in Sicht. Wir packen also alles zusammen und nach einem kurzen Frühstück marschieren wir los in Richtung Douglashütte, da dort ja unser restliches Gepäck liegt. Die ersten Meter gehen noch, doch dann beginnt heftiges Schneetreiben. Wir stapfen weiter im immer höher werdenden Schnee. Die Wegemarkierung ist nicht mehr erkennbar, da alle Markierungen auf Steinen am Boden sind. Die Wegespur ist aber immer noch schwach erkennbar. Nach einer dreiviertel Stunde erreichen wir den Steilaufschwung hoch zum Öfapass. Das Schneetreiben wird immer heftiger und es setzt auch noch starker Wind ein. Der Schnee liegt hier jetzt schon gute 20 cm hoch. Was sollen wir machen? Der Übergang vom Öfapass zum Verajoch ist in völlig flachem Gelände und wenn der Schnee und der Wind nicht schwächer werden, ist eine Wegespur nicht mehr zu erkennen. Durch das Schneetreiben ist die Sicht auf nur noch 50 m begrenzt, also umdrehen.
 
Jetzt wird es aber noch heftiger: der Schnee und Wind pfeift uns jetzt voll ins Gesicht. Meine Mutter hat eine Brille, da sind wenigstens die Augen geschützt. Ich habe zwar meine Gletscherbrille dabei, aber aufsetzen kann ich sie nicht (sie hat eine Lichtabsorbtion von 96%), da wäre ich blind. Also ohne Brille runter. Für den Weg für den wir eben eine dreiviertel Stunde gebraucht hatte, benötigen wir jetzt über eine Stunde. Der Weg ist nicht mehr sichtbar, auch nicht unsere Aufstiegsspur und so stolpern wir immer wieder über Steine unter dem Schnee. Kurz vor der Lindauer Hütte wird der Schneefall endlich schwächer. Wir gehen völlig durchnässt in die Hütte und fragen, wie wir weiter kommen können.
 
Zwei Bergsteiger verlassen ebenfalls die Hütte und steigen ins Tal nach Schruns ab. Wir folgen ihnen. Der breite Weg ist nun gut sichtbar und auch der Wind lässt nach. Nach etwa 150 Hm geht der Schnee nun in Regen über.
 
Da wir schon durchgeweicht sind, macht uns der Regen auch nichts mehr aus, zudem er nicht so eisig ist wie der Schnee. Nach 2 Std. erreichen wir die ersten Häuser von Schruns. Hier haben die beiden Bergsteiger, mit denen wir abgestiegen sind, ihr Auto stehen. Sie nehmen uns mit bis zum Bahnhof von Bludenz.
 
Von hier fahren wir mit dem Postbus hoch zur Talstation der Lünerseilbahn.
 
An der Talstation steht unser Auto. Ich lade unsere nassen Klamotten ins Auto und fahre mit der Seilbahn hoch zur Douglashütte. Der Hüttenwirt wundert sich sehr, dass ich nahezu trockenen Fußes ankomme. Ich erkläre es kurz und lasse mir meine restliche Bergausrüstung geben. Der Hüttenwirt meint, für die nächsten 14 Tage sei Schlechtwetter angesagt mit Schnee bis auf 1500 m herab. Ich fahre mit der Seilbahn wieder zum Auto. Wir beratschlagen was wir noch tun könnten, immerhin hatten wir noch 2 Wochen Urlaub.
 
Nur weg vom Schnee. Also in Richtung Osten fahren - über den Arlberg - Schnee - im Inntal war es grün aber die Berge ringsum sind bis auf 1500 m eingezuckert. Weiter nach Osten - am Dachstein oben Schnee - Weiter nach Osten in den Niederen Tauern - Schnee - im Gesäuse Schnee. Viel weiter geht es nicht mehr. Also Richtung Norden nach Wien.
Das Ende unserer Flucht vom Schnee ist erreicht.Nach einer Woche Wienaufenthalt, trete ich die Heimreise immer die Donau entlang an bis nach Ingolstadt. Von da über die Autobahn zurück nach Würzburg.

Fazit: In diesem Urlaub nur eine Bergtour aufs Nebelhorn. Dann aber eine schöne Reise quer durch Österreich nach Wien.

Wanderer im Rätikon: Monika und Karl


PS: Dank alpstein muss ich meinen Bericht erweitern.
In Wien haben wir doch noch einen Berg erklommen, aber nicht in bergsteigerischen Ausrüstung, sondern als Flachlandtouristen. Als Flachlandtourist beschreibe ich diese Besteigung:
Vom Schloß Schönbrunn geht es zuerst flach südwärts etwa 700 m. Dann biegt der Weg links ab und in abentberaubender Steigung, die ein Radfahrer im höchsten Gang bewältigt, steigt der breite Weg etwa 100 m hoch zu den Gloietten. Im Innern geht es über etwa 80 - 100 Stufen hoch zum Aussichtspunkt auf schwindelerregende 238 m. Für diesen Aufstieg benötigte meine Mutter und ich sagenhafte 20 Min. ab Schloß Schönbrunn, m.E. eine Superleistung (hihi). Siehe auch *Wien

1. Etappe: *Nebelhorn

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Tourengänger: Gemse
Communities: D/Oe - AV Hütten


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Geodaten
 5320.gpx Douglasshütte - Lindauer Hütte

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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt: das war ja beinahe etwas gewagt ...
Gesendet am 28. März 2011 um 22:06
und ist glücklich ausgegangen ...

lg Felix

Gemse hat gesagt: RE:das war ja beinahe etwas gewagt ...
Gesendet am 4. April 2011 um 13:12
Hallo Felix,

da brauchst Du keine Angst zu haben.
Umkehr zur rechten Zeit ist das oberste Gebot eines jeden Bergsteigers und daran halte ich mich eisern.

lg Karl


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