Überschreitung von Regenstein, Kugelspitze, Spitz beim Kreuz und Marcheggenspitze


Publiziert von Nik Brückner , 9. Oktober 2018 um 13:08.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Villgratner Berge
Tour Datum:18 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:13,5km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ins Winkeltal kann man mit dem Auto fahren. Dicke Reifen sind angeraten.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Aus dem Winkeltal kann man mit dem Auto fahren. Dicke Reifen sind auch in dieser Richtung angeraten.
Unterkunftmöglichkeiten:Volkzeiner Hütte, oder Unterkünfte in Außer- und Innervillgraten.
Kartennummer:14km

Die Villgratener Berge! Angeblich heißen sie so, weil's hier viele Grate gibt.... Am Vortag hatte ich die Überschreitung von Kugelwand und Hochstein unternommen, eine Gratüberschreitung von fast viereinhalb Kilometern Länge; meine Idee heut: Rauf auf den Regenstein, und dann am Grat über die Kugelspitze, den Spitz beim Kreuz und die Marcheggenspitze.


Gedacht, geplant, gesagt, getan. Ich legte The Lazes "Cryptic Plumage" ein, dübelte mit meinem Kloinen Auto erneut auf dem schlechten Weg ins Winkeltal, und parkte in der Nähe der Brunnalm (1623m) am Waldrand, an einer Stelle, wo ich niemandem im Weg sein würde. Von dort aus nahm ich den Steig, der zunächst als Karrenweg hinauf zur Unteren (1800m) und weiter zur Oberen Arnalm (1860m) führt.

Die einstmals stolzen Hütten sind wunderschön gelegen, auf Geländestufen mit einem Blick nach Süden. Leider ist keine mehr in Benutzung, und so verfallen sie einsam vor sich hin. Betreten sollte man sie besser nicht, sie wirken nicht gerade sehr stabil.

Der Steig windet sich weiter hinauf, bis zur ersten von mehreren markierten Abzweigungen. Hier heißt es vorsichtig sein! Denn in den meisten Karten ist überhaupt nur eine Abzweigung eingezeichnet. Es ist die oberste.

Die erste markierte Abzweigung, an die man gelangt, befindet sich etwa 200 Meter oberhalb der Oberarnalm am Hang hinter einem großen, flachen Boden. Regensteinbesteiger wenden sich hier nicht nach links, sondern wandern weiter bergauf.  Dabei ignoriert man mehrere unmarkierte Möglichkeiten, nach links zu gehen. Auf etwa 2400 Metern Höhe gelangt man dann an ein Schild in einer kleinen Senke. Nach rechts sind Arnschartl, Sichelsee und Kristeiner Tal beschildert, geradeaus der Regenstein ("1,5h"). Hier noch ein ganz kurzes Stück geradeaus bergan, und dann scharf links, um den Rücken des oberen Mitterbergs herum. Dahinter kommt man dann an ein weiteres Schild, auf etwa 2570 Metern Höhe. Hier ist die Brunneralm angeschrieben (die Richtung, aus der man kommt), nach links die Volkzeiner Hütte, und bergauf der Regenstein.

Von hier aus ist die Orientierung dann nicht mehr schwierig. Man folgt einfach den Markierungen, die führen zunächst einen letzten Grasrücken hinauf an die Südwand, dann nach rechts querend hinauf in die Roßweglscharte (2816m, eigentlich keine Scharte, sondern die Stelle am Südostgrat, wo der Weg von Norden, aus dem Defereggental heraufkommt), und von dort aus in wenigen Minuten über Blockwerk zum Gipfel. Den Blick hinunter zum schön gelegenen Geigensee sollte man nicht verpassen. Dann steht man aber wirklich schnell am höchsten Punkt des Regensteins (2891m).

Brunnalm - Regenstein: teils dürftig und irreführend markierte Wanderwege, T3 und leichter, 3:45 (Pausen abziehen!)


Ich hatte Glück: Keine Regen heut am Regenstein. Drüben am Rappler, den ich zwei Tage zuvor bestiegen hatte, regnete es, diese Tour wäre heute nicht möglich gewesen. Und dahinter, am Gipfel des Gölbners, lag sogar Schnee. Also: Gute Tourenwahl heute!

Dann machte ich mich an die Gratüberschreitung, mein eigentliches Highlight heute. Die Route ist bis hinunter ins Villgrater Joch noch markiert, allerdings warnt schon am Gipfel des Regensteins ein Schild: "nur für Geübte"! Das sollte man ernst nehmen - auch wenn Geübte in der Folge auch nicht wirklich einen Vorteil haben. Vom Gipfel herunter muss man nämlich durch eine ganze Reihe von steilen, unangenehmen Schotterrinen. Das ist nur was für Trittsichere.

Vom Gipfel steigt man kurz über Blockwerk ab, dann folgt eine kurze, zu kurze Passage, in der man genau der felsigen Gratschneide folgt. Doch die Freude währt nicht lange: Bald geht es, durch Seilversicherungen entschärft, eine steile Schotterrinne in die Westflanke hinunter. Sobald diese sich öffnet, quert man nach rechts aus ihr heraus, zunächst kurz auf-, dann auf einer zersplitterten Felskante wieder abwärts. Durch eine weitere versicherte Rinne geht es hinunter und zurück zum Grat. Schließlich kraxelt man über eine letzte steile Rinne nordseitig, teils exponiert, aber versichert hinunter auf den nun endlich gut begehbaren, breiten Grat zwischen Regenstein und Kugelspitze. Hier endlich hat man den unangenehmen Teil hinter sich.

In den breiten, gemächlichen Sattel zwischen Regenstein und Kugelspitze führen von Norden Wegmarkierungen herauf, die nicht in jeder Karte eingezeichnet sind. Diese kommen vom Pumpersee herauf, wohin man notfalls absteigen könnte (von dort aus ginge es zum Geigensee und weiter zur Bloshütte).

Bleibt man nun auf der markierten Route am Grat lässt man Pt. 2739 links, und die Kugelspitze rechts liegen. Pt. 2739 ist aber schnell mitgenommen, und wer die Kugelspitze besteigen will (oder einfach den Weg aus den Augen verliert, was hier wieder recht leicht passieren kann), wandert einfach weglos, über Gras und einige plattige Stellen hinweg (I+), ihre Südkante hinauf. Der schöne, ebenmäßige Gipfel der Kugelspitze (2796m) ist in wenigen Minuten erstiegen.

Regenstein - Kugelspitze: Gratüberschreitung, teils markierte Route, T4 und leichter, 50 Minuten


Auch der Westgrat der Kugelspitze ist leicht zu begehen. Über Gras und Blockwerk folgt man der Grathöhe, plattigem Fels kurz nach links ausweichend, bis man wieder auf die markierte Route stößt, die, vom Regenstein kommend, zum Villgrater Joch (2583m) hinunter führt.

Kugelspitze -  Villgrater Joch: Trittspuren, markiert, T3 und leichter, 30 Minuten


Ich überschritt, oder durchschritt das Villgrater Joch, und dachte dabei an den Tag zurück, an dem Judith7 und ich bei unserer Alpendurchquerung von Wien nach Monaco hier herüberkamen. 'Rechts geht's nach Wien, links geht's nach Monaco', dachte ich... dann wanderte ich hinauf auf den Spitz beim Kreuz. Und wie es manchmal so ist, war auch an diesem Tag der weglose Teil der Tour einfacher als der - nun ja, markierte. Einen richtigen Weg kann man das nicht nennen, vom Regenstein herunter. Über den gutmütigen Grasgrat wanderte ich hinauf auf den Spitz beim Kreuz (2655m).

Villgrater Joch - Spitz beim Kreuz: Wegspuren, unmarkiert, T2, 10 Minuten


Der Spitz beim Kreuz mag eine unbedeutende Graterhebung sein, aber man hat von hier aus einen tollen Blick nach Osten, auf die vom Regenstein bis hierher überschrittene Gratstrecke.

Hinterm Spitz fällt der Grat nur leicht ab, jedenfalls in Richtung Marcheggenspitze. Links und rechts dagegen geht es zunächst flach, darunter senkrecht hinunter, was der nun folgenden Gratstrecke den Charakter eines Hausdachs verleiht, auf dessen Kante man wandert. Schwierig ist es aber nicht, auch nicht an einer Passage, in der der Grat recht schmal wird. Auf weiteren Wegspuren geht es dann hinauf auf die Graskuppe der Marcheggenspitze (2684m).

Spitz beim Kreuz - Marcheggenspitze: Wegspuren, unmarkiert, T3, 20 Minuten


Ich hatte noch überlegt, die Überschreitung bis zur Hochalmspitze zu verlängern, doch ich hatte für die nun folgende Gratstrecke widersprüchliche Informationen, außerdem war es schon recht spät, und eine Verlängerung der Tour würde mir wegenetzbedingt noch einen ziemlichen Umweg beim Abstieg bescheren. Deshalb ließ ich es nach vier Gipfeln und einer Gratstrecke von drei Kilometern gut sein, und stieg südseitig von der Marcheggenspitze ab. Das ist ein schöner Steilgrasabstieg, nicht allzu anspruchsvoll, man kann sich gut an dem Weidezaun orientieren, der unten zu sehen ist. Ich wandte mich dann aber noch oberhalb des Zauns nach halblinks, um hinunter zum von dort aus schon erkennbaren Wanderweg zu gelangen.

Abstieg von der Marcheggenspitze: wegloser Steilgrasabstieg, T4, 20 Minuten


Hier angekommen, pauste ich noch einmal kurz, dann wanderte ich auf dem weiten Plateau unterhalb von Marcheggenspitze, Spitz beim Kreuz, Kugelspitze, und Regenstein Richtung Osten. Ein paar schöne Seelein liegen hier. Nach etwa 25 Minuten gelangte ich an die Ruinen von Almgebäuden, und nur wenige Minuten später stand ich an der beschilderten Abzweigung ins Tal. Die Hauseralm ist hier mit 1 1/4 Stunden Gehzeit angeschrieben. Ich folgte dem schönen Weg, der nun ziemlich zielbewusst auf einer Rippe ins Tal hinunter führt. Bald gelangte ich in den sonnigen Lärchenwald, in dem ich nun weiter abstieg.

Weiter unten quert man dann nach rechts, auf eine Nachbarrippe, und kurz, bevor man im Tal aus dem Wald heraustritt, muss man eine abgezäunte Weide umrunden. Eine Dreiviertelstunde nach der beschilderten Abzweigung langte ich im Winkeltal an.

Hier auf dem Fahrweg waren's dann nur noch 20 Minuten bis zu meinem Ausgangspunkt.

Auf dem Wanderweg zurück zum Ausgangspunkt: T2, 1,5h



Fazit:

Schöne Gratüberschreitung, der ein langer, anstrengender Anstieg verausging. 1200 Meter hat man in den Beinen, wenn es dann eigentlich erst so richtig losgehen soll. Der Abstieg vom Regenstein macht nicht viel Spaß, dafür ist das Wandern über Kugelspitze, Spitz beim Kreuz und Marcheggenspitze umso schöner. Und auch der Rückweb über das Plateau und der Abstieg ins Tal waren wunderschön. Eine einsame und landschaftlich eindrucksvolle Tour.


Ausrüstung:

Meine Stecken haben ausgereicht.


Am nächsten Tag brauchte ich eine Pause. Ich nutzte einen weniger schönen Tag, um bei der Bloshütte vorbeizuschauen, auf der Judith und ich 2015 so herzlich empfangen worden waren. Und genauso herzlich war es auch dieses Mal. Und am Tag danach? Folgte eine Gratüberschreitung der Extraklasse!

Tourengänger: Nik Brückner


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