Alpine Überschreitung des Wannigstocks


Publiziert von kneewoman , 8. November 2015 um 19:54.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum:28 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Ehrwald oder Lermoos weiter Richtung Fernpass, am Ortsausgang von Biberwier auf der linken Seite zu einem Parkplatz gegenüber des Cube Hotels Biberwier (Fernpassstraße 71-72)
Unterkunftmöglichkeiten:Almen und Skihütten waren alle geschlossen.

Die Überschreitung des Hochwannig vom Marienbergjoch ist eine bekannte und lohnende Bergtour in den Miemmingern. Sie hat nur einen Nachteil: Start- und Zielpunkt liegen – bei der normalen Ost-West-Route von Biberwier nach Nassereith so weit auseinander, dass man entweder zwei Autos braucht oder ewig zu Fuß/ mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist. Für den Kraxel- und Schrofen-gewandten Bergsteiger bietet sich daher eine Überschreitung mit Abstieg über den Roten Schrofen an, der einem in wesentlich engeren Bogen wieder zum Ausgangspunkt zurückführt.
 
Die Tour startet also, wie die klassische Route, mit dem etwas unspektakulären Aufstieg vom Cube Hotel beim Ortsausgang Biberwier zum Marienbergjoch, den man sich aber zumindest abschnittsweise durch Ausweichen auf den Barbarasteig zu Seiten der Skipiste angenehmer gestalten kann.  Um vom Marienbergjoch auf den Anstiegsweg der Handschuhspitze zu kommen umgeht man eine kleine Latschenkuppe direkt neben dem Joch südseitig und hält dann zunächst eben und weglos über Wiesen, später auf schmalem Pfad durch Latschen ansteigend auf die Handschuhspitze zu. Im weiteren Verlauf ist der Weg markiert und nicht zu verfehlen.  Dies gilt auch für den Weiterweg zum Hochwannig. Dieser zieht sich weithin sichtbar an den grasig-schrofigen Südhängen des Massivs entlang, bis man schließlich den mondlanschaftigen Gipfelbereich des Hochwannig erreicht. Gerade im Herbst hat man auf dem gesamten Weg von der Handschuhspitze zum Wannig ein beeindruckendes Panorama zu bestaunen, was aber nicht zur Unachtsamkeit verleiten sollte, denn die Südhänge, die man quert sind steil und die Nordabbrüche zum Teil beachtlich.
 
Am Hochwannig beginnt dann der spannende, anspruchsvolle Teil dieser Tour. Man wendet sich vom Gipfelkreuz nach Norden und ersteigt einen kleinen Geröllhügel mit einer Markierungsstange. Hinter diesem bricht das Gelände recht steil und felsig ab und man betritt wildes, sonnenabgewandtes Terrain, das einem sofort den Eindruck einer wirklich alpinen Tour vermittelt.
Nun also entweder direkt bei der Markierungsstange in die Wand einsteigen oder aber von links (W) oberhalb eines Steinmannes hineinqueren - wir sind ungefähr da eingestiegen, wo auf den Bildern der Kondensstreifen zu sehen ist - und auf einem Band so lang weiter nach rechts (O) queren bis man an geeigneter Stelle weiter zum Wandfuß abklettern kann (II). Achtung: aufgrund der nordseitigen Ausrichtung ist hier mit Altschnee, Eis oder Nässe zu rechnen. Bei einer abschüssigen Platte, die an diesem Tag zudem glitschig-nass war, haben wir uns des dort steckenden Normalhakens bedient und eine Reepschnur als zusätzliche, vorübergehende Griffmöglichkeit angebracht. Nachdem diese unangenehme Stelle überwunden ist, queren wir weiter nach rechts und kommen so zurück auf die Gratkante, deren Verlauf wir von nun an weitestgehend folgen und uns dabei, in abwechselnd grasigem Gehgelände, Schrofen und leichter Kletterei (I-II) aus dem Schatten des Wannig herausarbeiten. Dabei sollte man aber auf keinen Fall ins Hudeln geraten und sich stets die Zeit nehmen, um Griffe und Tritte auf ihre Stabilität zu prüfen - hier bröselt es ordentlich! Hindernisse, die sich uns in den Weg gestellt haben, wurden – wenn sich nicht überklettert werden konnten – durch Ausweichen nach rechts (O) umgangen, wobei man sich entweder mit steilem Schrofengelände oder brüchigen Rinnen herumschlagen muss.
Nach einer Weile knickt der Grat in Richtung Osten ab und stellt sich, nachdem wir einen letzten, felsigen Abschnitt erneut rechts (N) umgangen haben, jetzt als breiter, grasbewachsener Rücken dar, dem wir noch ein Stück weiter folgen. Je weiter wir uns jedoch nach Osten bewegen, desto unübersichtlicher wird der Grat, der nun mehrere, parallele Hügel und Senken strukturiert ist. Wir entscheiden uns also, ihn über einen steilen Wiesenhang nach Norden zu verlassen. Dazu gibt es sicher mehrere äquivalent sinnvolle Möglichkeiten, die sich allesamt für einen Abstieg zum Berglesboden eignen. Bleibt man in der Nähe von Latschenfeldern, kann man sich teilweise auch an diesen herunterhangeln. Dabei halten wir uns tendenziell weiter in östlicher Richtung und traversieren den Hang immer mal wieder ein Stück nach rechts.
 
Kurz vor dem Berglesboden treffen wir bereits auf Pfadspuren, die uns zu einem Wegweiser hinunterleiten. Wir folgen nun dem Wanderweg weiter nach Osten in leichtem Auf-und-Ab bis wir kurz vor der Sunnalm, die wir bereits vom Aufstieg kennen, nach links auf den Alpsteig wechseln, der uns mehr oder minder geradlinig wieder zurück zum Parkplatz führt.
Eine detailierte Beschreibung des Alpsteig-Abstiegs gibts von Tef: http://www.hikr.org/tour/post35694.html
 
Fazit: Tolle Tour mit prächtigen Ausblicken und spannenden Wegabschnitten, die jedoch alpine Erfahrung passende Wetterbedingungen erfordert. Zu bedenken ist hier, dass – neben einer nordseitigen, steilen Wandpassage – im unteren Teil des Abstiegs sehr steiles, bei Nässe sicher unangenehmes Grasgelände zu begehen ist. Zudem befindet sich der Wannigstock in einer Föhnschneise, was bei einer Gratbegehung nervig bis gefährlich sein kann. Meinen ersten, alleinigen Versuch diese Tour zu machen musste ich aufgrund des Windes abbrechen. Umso schöner, dass es, diesmal mit Unterstützung von Robert und dem Wettergeist, geklappt hat - auch wenns wieder ordentlich zapfig war auf der Handschuhspitze.

Tourengänger: kneewoman


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