Wolfratshauser Hütte - Gartner Wand - Kreuzjoch - Loreahütte (4. Tag von Garmisch - Vaduz)


Publiziert von Nik Brückner , 7. August 2013 um 11:28.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum: 5 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:12,5km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zur Wolfratshauser Hütte von Lermoos, 1½ Stunden oder von der Bergstation Grubigstein, 30 Minuten
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Von der Loreahütte z. B. zum Fernsteinsee südwestlich des Fernpasses, 2 Stunden
Unterkunftmöglichkeiten:Wolfratshauser Hütte, Loreahütte (Selbstversorger!)

Über die Gartner Wand bin ich 2011 gestiegen. Die Tour von der Wolfratshauser (Woifrozaser) zur Loreahütte war Teil einer Mehrtagestour von Garmisch nach Vaduz, die an der Zugspitze begonnen hatte. Diese Etappe ist mir in besonderer Erinnerung, deshalb will ich sie hier fietschern. Die östlichen Lechtaler Alpen sind nämlich ein Geheimtipp: Kein namhafter Gipfel, kein berühmter Höhenweg, dafür wunderschön und einsam!


Losgez also an der Woifrozaser Hittn (1743m), eine Unterkunft, in der ich mich sehr wohlgefühlt habe. Die Zimmer waren neu und die Wirtin ebenso nett wie praktisch: "Ihr seiz die einzigen Gäste und könnz Euch aussuchen, was Ihr essen wollt. Ihr wollt doch Nudeln oder?!?". Wir kamen von Ehrwald hier herauf, wo wir nach zwei Tagen an der Zugspitze untergekommen waren.

Am Morgen ging es los Richtung Grubigsteinhaus (2028m). Der Hang dort hinauf ist ziemlich zerlatscht (und damit meine ich nicht nur, dass er von Latschen durchsetzt ist). Man kann in zahllosen Varianten dort hinaufsteigen. Das Gelände ist steil, aber einfach, umso einfacher, wenn man nicht, wie wir, geradewegs hinaufläuft.

Das Wetter war mäßig, Wolken, Nebel, feucht, aber kein Regen. Deshalb war hier oben auch nichts los. Wir sind hinter der Hütte weiter zum Grubigstein hinaufgestiegen. Schön ist es hier nicht, unter einem liegt ein Skigebiet, und man steigt durch zahllose Lawinenverbauungen. Interessant, ja, aber nicht schön.

Das ändert sich schlagartig am Grubi. Vom Gipfelkreuz (2233m) aus hat man einen tollen Tiefblick zur Woifrozaser Hittn und hinüber zu Zug- und Sonnenspitze. Danach beginnt eine etwa zweistündige Grattour, die offenbar wild genug ist, um unerfahrene Geher mit einem unmissverständlich deutlichen Schild davon abzuschrecken. Gut so, denn nicht jede Passage ist einfach zu gehen: Der Grat bricht nach rechts (Norden) steil und felsig ab, nach links allerdings ziehen weite grasige Hänge hinunter, mal mehr, mal weniger steil.

Gleich am Grubigstein geht es zur Sache. Nach dem Gipfelkreuz geht es steil hinauf (!). Ein Seil hilft über eine steile Stufe, danach wird ein Zacken links (südseitig) umgangen. Schon hier ist ein bissl Kletterfertigkeit gefordert, über den ersten Grad geht es allerdings nicht hinaus. Danach geht es bis zur Gartner Wand gemäßigt weiter: Über Grashänge geht es am Grat entlang, hinüber zum Gipfelaufbau der Gartner Wand, die dann steil und schotterig erstiegen wird.

Hier (2377m) sollte man sich auf jeden Fall eine Pause gönnen, wenn es nicht so kalt und feucht ist, wie damals, als wir dort waren. Man sieht vom Gipfel aus die Allgäuer, Ammergauer, den Wetterstein, die Mieminger, Karwendel, Stubaier und Ötztaler: Roter Stein, Pleisspitze, Danielgrat, der Daniel selbst, Zugspitze, Sonnenspitze, Hohe Munde, Hochwannig.

Nachdem wir hier durchgeatmet hatten, machten wir uns an den schwierigsten Teil der Tour. Es gilt, auf dem Weiterweg zum Westgipfel, über glatte Felsen in die Südflanke hinabzusteigen. Dabei helfen Drahtseile und schräge, manchmal auch recht steile Risse in diesem plattigen, ziemlich ausgesetzten Fels. Diese Risse sind stellenweise sehr schmal und man sollte in der Lage sein, Spaß an Passagen zu haben, in denen man seine Füße in so einen schräg abfallenden Riss stellt und abgesehen davon nur ein Seil zum Anhalten zur Verfügung hat. Wenn man aber an so etwas Spaß hat, dann hat man an so etwas wirklich Spaß! Tautologisch? Yep - so wie die ganze Bergsteigerei.

Von einem Sattel klettert man dann nochmals recht vertikal hinauf zum Westgipfel - dort ist das schwierige Stück geschafft. Hier wird der Grat wieder breiter und man geht einfach über Gras und zwischen Felsen hindurch dem westlichen Ende der Schneide zu. Hier wird es nochmal unangenehm: Über den felsigen Gupf und steile, rutschiges Geröll geht es hinunter zum Bichlbächler Jöchle (1943m).

Hier hat man die erste Hälfte der Tour geschafft. Wer die Gartner Wand als Tagestour geht, steigt aus dem Jöchle nach Norden Richtung Berwang/Bichlbach oder nach Süden/Südosten zum Fernpass ab. Wer aber Spaß gefunden hat an den einsamen Wegen der östlichen Lechtaler, der geht weiter und wendet sich hinab ins weite Kar unter dem Roten Stein, der Steinmanndl- und der Galtbergspitze, hinüber zu der schon weithin sichtbaren Galtberghütte (1790m). Das Gelände hier ist einfach: der Pfad windet sich durch Latschengassen, über Matten, und hin und wieder über ein steiles Bachbett, das von den Gipfelwänden herunterzieht.

Hinter der Hütte geht es dann an einem Seelein plötzlich unangenehm steil über Serpentinen 200Hm hinauf. Am Ende des Geröllhangs erwartet den Geher dann wieder Gras, das einen um zwei Rippen herum bis zur Gipfelrampe des Östlichen Kreuzjochs (2232m) hinaufführt. Nach der langen Tour ist man hier schon etwas müde, aber der schöne Grat der Kreuzjöcher und der Tiefblick hinunter ins Tal entschädigt für die Mühen des Anstieges. Vom Grat aus kann dann auch gut das hell leuchtende Dach der Loreahütte erkennen, das von hier aus noch recht weit entfernt erscheint. Tatsächlich ist man auch noch gut eineinhalb Stunden unterwegs, die vergehen allerdings schnell.

Der Grat zwischen Kreuzjöchern erinnert noch einmal an den Vormittag auf der Gartner Wand. Er ist nicht mehr ganz so ausgesetzt, dafür zerklüfteter, und bietet nochmal einiges an Kraxelei in ersten Grad. Es geht vom Gipfel des Östlichen Kreuzjochs steil und felsig hinunter, dann in die Nordflanke und wieder hinauf zum Grat. Der Abstieg ist dann überraschend einfach und so ist man schnell unten auf den Wiesen der Loreaalm (1980m). Über diese wandert man schließlich hinüber zur Loreahütte (2018 m), einer unbewirtschafteten Alpenvereinshütte, die sehr urig eingerichtet und wahnsinnig gemütlich ist. Man betont "Lorea" übrigens wie "Nivea".


Damit ist der Tag aber noch nicht vorbei, denn die Hütte will erst einmal angeworfen werden. Glücklich, wer da kein Holz hacken muss...

Wir sind am nächsten Tag zur Anhalter Hütte weitergegangen. Man kann von der Loreahütte aber auch absteigen, nach Nassereith etwa, zum Fernsteinsee oder zum Fernpass.


Tourengänger: Nik Brückner


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