Über die alte Salzstraße und die Via Claudia am Fernpass


Publiziert von Nik Brückner , 6. Oktober 2014 um 10:19.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum: 1 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m
Strecke:12,5km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der Fernpassstraße

Puuuuh! Der miese Sommer 2014! Ständig regnet's! Was soll man an einem Regentag machen?!? Ich bin zum Fernpass gefahren, dort gibt es Geschichte zu sehen!


Die Passstraßen

Vor der heutigen, bereits zwischen 1853 und 1856 gebauten Straße führten bereits zwei ältere Routen über die Passhöhe. Zum einen die römische Via Claudia Augusta, zum anderen die unter dem Ehrenberger Pfleger Jakob von Thun 1540 bis 1543 erbaute Straße, auf der unter anderem das Salz aus Hall in Richtung Schweiz transportiert wurde. Von beiden Routen sind im Gelände zwischen Fernstein und Passhöhe noch deutliche Spuren im Gelände zu sehen, bis hin zu Wagenspuren aus der Antike und der frühen Neuzeit. Kein anspruchsvolles Wandergelände, aber genau das Richtige für einen Regentag.


Bedeutung des Fernpasses

Der Fernpass gibt zwei Gegenden den Namen. Zum einen dem Außerfern, der Gegend jenseits (nördlich) des Fernpasses, zum anderen dem Zwischentoren, der Gegend zwischen der Klause Fernstein und der Klause Ehrenberg bei Reutte. Diese Klausen, die beiden Tore, waren Zollstätten für den Salzhandel, der, geregelt durch ein kompliziertes System von Privilegien, durch die beiden Klausen verlief und dort, unter anderem dort, streng kontrolliert wurde.


Highlights am Pass

Neben der Klause und der Burg Fernstein gibt es an der Südrampe mehrere malerische Seen zu sehen, die Ruine der gotischen Sigmundsburg im Fernsteinsee, die barocke 14-Nothelfer-Kapelle am Pass und natürlich die alte Passhöhe der Via Claudia.


Die Tour

Los ging's mit Bent Knees "Shiny Eyed Babies" im Auto. Gestartet bin ich auf einem der Parkplätze am Fernsteinsee (970m). Hier über die Straße und auf der Seeseite hinunter.

Die moderne Brücke ist schon recht beeindruckend. Früher verlief die Passstraße aber unten, auf dem Talgrund. Dort befindet sich noch die im 19. Jahrhundert historisierend umgebaute Klause aus dem Mittelalter. Sie diente als Wegsperre und Zollstation, und war insbesondere für den Salzhandel von großer Bedeutung. Die alte Salzstraße führte zwischen den Gebäuden durch. Oberhalb stand zum Schutz der Klause die Burg/das Schloss/die Ruine Fernstein, die Mitte des 16. Jahrhunderts umgebaut wurde, als die Salzstraße nach Westen, in den Hang hinein, verlegt wurde. Diese Maßnahme verringerte die Steigung weiter nördlich am Passübergang. So verlief die Salzstraße nun direkt durch die Burg.

Von der Klause aus führt ein kleiner Weg den Hang hinauf zur Burg. Unfreundliche Schilder versuchen, dem historisch Interessierten den Zutritt zu verweigern, aber die habe ich ignoriert. Schließlich hatte mich ein höheres Interesse hergeführt! Hier gelangte ich nun also auf die neue Salzstraße, die auf Kaiser Ferdinands I. Befehl gebaut und 1543 freigegeben wurde. Dieser folgte ich nun nordwärts. Es geht in mäßiger Steigung (bis zu 6%) den Hang entlang aufwärts.

In dem steilen Gelände musste die Straße stellenweise in den Fels gesprengt werden, was noch deutlich zu erkennen ist. Eine Stelle ist besonders interessant, da man hier noch Radspuren sieht. Die Fahrbahnbreite betrug selbst in diesem Gelände bequeme 3,80m.

Ich bin auf der Salzstraße bis zum Schanzlsee (1120m) gewandert.

Dort kann man auf der Talseite noch die Lager der frühneuzeitlichen Brücke sehen.

Schloss Fernstein - Schanzlsee: T1, 45 Min.


Unterhalb der Brückenlager habe ich den Bach, der aus dem See fließt, überquert, und bin auf der anderen Seite einem Forstweg bergauf gefolgt. Weiter oben wandte ich mich dann nach rechts zur heutigen Fernpassstraße. Die habe ich überquert, und bin auf einen Forstweg, dem Maiswaldweg, ostwärts gewandert. Das ist auch der Weg, auf dem man zur Nassereither Alm gelangen kann.

Auf einem deutlichen Sattel, der nach Norden und Süden abfällt, hat man dann auf einer Höhe von 1268m den alten Fernpass erreicht. Hier steht eine Infotafel.

Schanzlsee - alter Fernpass: T1, 40 Min.


Kurz bevor man den alten Pass erreicht, also etwas nordwestlich, sieht man eine deutliche Geländestufe Richtung Westen den Hang hinunterziehen. Das ist die alte Via Claudia der Römer.

Ich bin nun dieser Geländestufe gefolgt, die römisch-gerade und ziemlich steil den Hang hinunterführt. Schon ziemlich weit unten kann man dann die Originalgeleise der Römerstraße sehen. Sehr eindrucksvoll!

Bald gelangt man wieder auf die heutige Fernpasstraße. Der Via Claudia weiter bergab zu folgen, hat keinen Sinn, denn die wurde vom Abraum der modernen Straße verschüttet. Also bin ich der neuen Passstraße westwärts (bergauf) gefolgt und wieder zum Schanzlsee (1120m) gegangen.

Vom See aus bin ich dem Bachlauf talwärts gefolgt. An einem kleinen Kraftwerk vorbei geht es zum Samerangersee (948m) und weiter zum Fernsteinsee (970m).

Alter Fernpass - Fernsteinsee: T2, 1 Std.


Beide sind äußerst sehenswert, wunderschön gelegen, leider hat sie aber der Betreiber des Hotels Fernstein mit Verbotsschildern umstellt, was zwar ihre Schönheit kaum schmälern kann, den Hotelier und sein Etablissement mir aber äußerst unsympathisch hat werden lassen. Dort werde ich mich sicher niemals einmieten.

Aber ich habe mich davon nicht abschrecken lassen, wollte bei dem kalten und regnerischen Wetter ohnehin nicht baden, und bin stattdessen auf dem Inselchen im Fernsteinsee noch zur Ruine der Sigmundsburg aufgestiegen.

1462 ließ Landesfürst Sigismund der Münzreiche hier für seine erste Frau, Eleonore von Schottland, eine kleine Burg errichten, die sie an ihre Heimat erinnern sollte. Wie romantisch! Leider ist die Ruine schlecht erhalten und zu allem übel auch noch äußerst stümperhaft zerrestauriert worden. Wer hat da denn so verständnislos herumhantiert? Der Denkmalschutz hat schon seinen Sinn!

Von der Insel aus hat man nochmal einen schönen Blick zur Burg Fernstein, und bald ist man am Ufer entlang wieder zum Ausgangspunkt zurückgekehrt.

Mittlerweile regnete es leider so stark, dass ich mich nicht länger aufgehalten habe. Hatte eh den Eindruck, dass man dort nicht wirklich erwünscht ist. Schade! Denn die Wanderung war interessant, und die Landschaft ist wunderschön - und bei besserem Wetter sicher noch viel schöner.

Fernsteinsee - Sigmundsburg - Parkplatz: T2, 30 Min.


Insgesamt ein herrlichs kleins Töürl, dem man sicher Unrecht tut, wenn man es als Schlechtwettertour abstempelt. Die Seen sind bei Sonnenschein sicher richtig schön!
Ich selbst habe an diesem Tag einen ersten Blick auf den Hochwannig geworfen. Den kann man auf luftigen Graten überschreiten. 2018 habe ich diese Idee dann in die Tat umgesetzt.

Tourengänger: Nik Brückner


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