50 % Chrüzbergtraverse - 100 % Spass: WoPo´s Einführung in den Alpstein


Publiziert von marmotta , 3. Juli 2011 um 20:57.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 2 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG   CH-AI 
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1750 m
Strecke:Stauberen - Stauberenkanzel - Saxer Lücke - Roslenalp - Scharte Kreuzberge III/IV - Kreuzberg III - Scharte Kreuzberge III/IV - Kreuzberg IV - Roslenalp - Kreuzberg VIII - Kreuzberg VII - Mutschen - Alp Grueb - Alp Tesel - Flürentobel - Wildhaus
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Frümsen, Holengass
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Wildhaus, Post
Unterkunftmöglichkeiten:Gasthaus Stauberen, Roslenalp, Zwinglipasshütte

Die Kreuzberge - eine faszinierende Welt aus senkrecht aufstehenden und zu einer einzigartigen Gruppe von acht aneinandergereihten Felstürmen geformten Schrattenkalkplatten, neben den Südwänden von Hundstein und Freiheit das Mekka der Alpsteinkletterer. Keiner der Gipfel ist ganz leicht zu erwandern, jedoch sind für den geübten Alpinwanderer einige auch ohne spezielle Kletterausrüstung und -fertigkeiten zugänglich. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind allerdings unerlässlich, bewegt man sich doch bereits auf den einfachsten "Normalrouten" meist sehr exponiert.
 
Will man mehrere Gipfel der Kreuzberge an einem Tag besteigen, scheut aber die direkte Traversierung, so bieten sich vor allem die Paare K III/IV und K VII/VIII an, die jeweils auf ihrer leichtesten Route vom selben Sattel aus bestiegen werden können. Das Ganze lässt sich zudem in eine hübsche Überschreitung vom Appenzell ins Toggenburg einbetten, wobei -sozusagen als Vor- und Nachspeise- noch der eine oder andere Gipfel "mitgenommen" werden kann.
 
Der unvergleichliche WoPo1961 hatte bereits vor längerer Zeit seinen Besuch in der Ostschweiz angekündigt, wo er während eines Ferienaufenthaltes zusammen mit seiner "weltbesten Begleiterin" auch den Alpstein erkunden wollte. Natürlich war es mir eine Ehre und Freude, für den seltenen Gast aus dem hohen Norden, den Guide zu spielen: Eiligst wurde eine gemeinsame Tour durch das "Schönste Gebirge der Welt" organisiert, zu der sich kurzfristig dann auch noch nevada und Pfaelzer gesellten. Einzig das Wetter war der grosse Unsicherheitsfaktor, kündigten die Prognosen doch ausgerechnet für unseren Tourentag im Alpstein dichtes Gewölk bzw. Nebel an.
 
Da wir keine Monstertour unternehmen wollten, erfolgte der Aufstieg auf die Kammhöhe der südlichen Alpsteinkette mit der kleinen Stauberen-Seilbahn, die uns kraft- und zeitsparend auf eine Höhe von 1740 m brachte.
 
Nach einem Start-Kaffi im gemütlichen Berggasthaus Stauberen stiegen wir auf der Südseite auf guter Wegspur zum Sattel westlich der Stauberenkanzel auf (zuoberst ziemlich steil, T4). Die folgenden Gipfel und Wegabschnitte im Einzelnen:
 
Stauberenkanzel (T5, I)
 
Der eigentliche Aufstieg auf die "Kanzel" beginnt gleich mit der "Schlüsselstelle", einem ca. 4 m hohen, leicht überhängenden Wändchen, das mit Hilfe eines strammen Drahtseils und einiger Eisenstifte klettersteigmässig überwunden werden kann. Anschliessend über Schrofenbänder (auch hier hilft ein Drahtseil, die Nerven zu beruhigen) und nochmals eine kleine Felsstufe zum wenig geräumigen Gipfel mit Gipfelkreuz und Gipfelbuch. Schöner Ausblick zum Fälensee und den darüber aufragenden Türmen der mittleren Alpsteinkette. Leider verwehrte uns der Nebel die Sicht ins Rheintal und in die Bündner Alpen.
 
Stauberen-Saxer Lücke-Roslenalp (T2)
 
Viel gibt es über diesen überaus populären und dementsprechend übervölkerten Abschnitt nicht zu schreiben, ausser dass sich an diesem Tag das "Verkehrsaufkommen" aufgrund des zweifelhaften Wetters in erträglichen Grenzen hielt - und wir unterhalb der "Hüser" unverhofft auf bekannte Hikr-Gesichter stiessen: Ivo66 und Lena kreuzten auf ihrer Tour unseren Weg. Die (Hikr-)Welt ist klein… :-)
 
Kreuzberg III (T5, I, Stelle II)
 
Viel hatte ich schon vom spektakulären Kamin gehört und gelesen, welcher die Westseite des K III in Form einer gewaltigen Felsschlucht durchreisst. Tatsächlich vermittelt dieser Kamin den wohl leichtesten Aufstieg überhaupt auf einen der Kreuzberge, lediglich ganz oben verengt sich der Kamin stark und ein eingeklemmter Felsblock verlangt eine kurze Turneinlage und kräftigen Armeinsatz (II, Haken). Der Zustieg erfolgt von der Roslenalp (1767 m), von der man etwa 200 m in westliche Richtung steigt, bis man auf Höhe eines markanten Felsblocks auf den gegenüberliegenden Hängen unter den Kreuzbergen auf deutlicher Wegspur zum Felsriegel darüber aufsteigt und über diesen in leichter Kraxelei (I) den Sattel zwischen K III und IV erreicht. Vom Sattel steigt man einige Meter nach Süden auf der Rheintaler Seite ab, bis man ohne Schwierigkeiten in die grosse Felsschlucht einsteigen kann.
 
Beim Ausstieg aus der Schlucht trafen wir auf eine Dreier-Seilschaft, die den Gipfel über das "schmale Südrippli" erreicht hatte. Aus dem Gipfelbuch wird ersichtlich, dass dieser Kreuzberg-Gipfel recht häufig Besuch erhält. Leider war ringsum alles in dichten Nebel gehüllt.
 
Kreuzberg IV (T5+, I)
 
Nachdem wir durch die Felsschlucht wieder den Sattel K III/IV erreicht hatten, starteten wir von dort direkt durch, um den zweiten Kreuzberg für diesen Tag zu besteigen. Da wir bereits auf den ersten steilen Metern im nassen Gras keinen guten Halt verspürten, wählten wir nicht die südseitige Umgehung des Vorgipfels auf dem schmalem, ausgesetzten Band, sondern wechselten sehr bald auf den luftigen Felsgrat, der sich zum Vorgipfel hinaufzieht. In herrlicher, exponierter Schrattenkalk-Kraxelei erreichten wir den grasigen Vorgipfel, von dem es in brüchigen Rinnen bzw. Rissen sehr steil zur Scharte vor dem eigentlichen Gipfel hinuntergeht. Vorsicht, einige Felsblöcke sind lose! Aus der Scharte mit dem furchterregenden, tiefen Karstloch ohne Schwierigkeiten durch eine mit Gras durchsetzte Felsrinne steil zum Gipfel, der zum Schluss über einen ziemlich luftigen Felsgrat erreicht wird. Ich freute mich schon über das Gipfelbuch, die massive Metallschatulle ist jedoch noch immer leer.
 
Abstieg auf der gleichen Route zum Sattel K III/IV und von dort zurück zur Roslenalp, wo die anderen auf uns gewartet und bereits den sehr zu empfehlenden "Hüttenkaffi" vorgekostet hatten.
 
Kreuzberg VIII (T5+, WS-, I, Stellen II)
 
Der erste (und einzige) der an diesem Tag bestiegenen Kreuzberge, den ich schon kannte. Von der Roslenalp folgten wir zunächst dem markierten Wanderweg Richtung Mutschensattel. Kurz vor Erreichen des Mutschensattels stieg ich wiederum mit WoPo1961 (zwischenzeitlich waren wir ein eingespieltes "Kreuzberg-Team") in südwestliche Richtung zur grasigen Kuppe zwischen den Kreuzbergen VII/VIII und dem Mutschen auf. Dort deponierten wir unsere Rucksäcke und stiegen einige Meter über steile Grashänge (T4) auf der Rheintaler Seite nach Süden ab, um so den Einstieg in die schuttbeladene Schlucht zu erreichen, über die wir in zwei Absätzen in den Sattel zwischen K VII und K VIII gelangten. Die kurze Felsstufe, die auf den ersten Absatz leitet, ist praktisch senkrecht, verfügt aber über gute Griffe und Tritte und ist somit auch im Abstieg unproblematisch (II). Über Schrofen oder Geröll zur zweiten, sehr kurzen Felsstufe (I) in den Sattel und von diesem über ein Grätchen und ein schmales Felsband rechtshaltend zu einem Kamin (II), der dank guter Griffe im bombenfesten Schrattenkalk ebenfalls leicht überwunden werden kann. Anschliessend in Gehgelände über leichte Felsen zum höchsten Punkt mit Steinmann und Gipfelbuch.
 
Kreuzberg VII (T6, WS, II)
 
Die leichteste Route führt vom Sattel K VII/VIII entlang eines schwach ausgeprägten Risses (von den vielen Rissen der ganz rechts, nach einigen Metern trifft man auf einen alten, rostigen Haken) bis auf ein Querband (II-II+). Von dort über einen glatten Felsblock hinweg nach links hinüber zu einer Felsrinne, in bzw. entlang der man in ziemlich exponierter, aber unschwieriger Kletterei (II-) bald den Gipfel erreicht.
 
Der SAC-Führer gibt die Schwierigkeit dieser Route lediglich mit WS-, II- an, mir kam es anspruchsvoller vor, was wohl nicht (nur) am Hüttenkaffi lag… ;-)
 
In der Tat gibt es in dem von uns gewählten Riss vor allem im mittleren Abschnitt praktisch keine Tritte und auch die Hände finden wenig gute Griffmöglichkeiten. Was im Aufstieg noch nicht weiter störte, kostete dann beim Abklettern angesichts der Steilheit doch etwas Nerven. Hier muss sehr konzentriert (ab-)geklettert werden, mit einiger Stemmarbeit und Verkeilen des Fusses ging´s dann aber einigermassen gut. Als unangenehm empfand ich auch die Stelle mit dem Felsblock, der in der Querung nach dem Einstiegsriss entlang einer abdrängenden Felswand überwunden werden muss. Berglurch hatte das "Problem" damals dergestalt gelöst, dass er gleich vom Sattel weg in dem linken Riss hochgeklettert und somit jenseits des Blocks herausgekommen war. WoPo1961 testete den fraglichen Riss kurz an, er machte für uns jedoch keinen so einladenden Eindruck und erschien eher schwieriger (ca. III-?) als der mit dem rostigen Haken bestückte rechte Riss. Im oberen Bereich (nach der kurzen Querung) ist die Kletterei zwar exponiert, aber dank grosser und guter Griffe und Tritte wirklich leicht (II-).
 
Das Gipfelbuch befindet sich immer noch in einem erbärmlichen (nassen) Zustand und kann leider nicht beschrieben werden.
 
Beim Abstieg leisteten wir uns zunächst noch einen bösen Verhauer, als wir vom Gipfel ohne bzw. mit falscher Orientierung versehentlich durch einen Kamin einige Meter nach Westen abkletterten, in der Annahme, uns auf der (vermeintlichen) Aufstiegsroute zu befinden. Die Sache kam uns dann schon komisch vor, als wir uns plötzlich inmitten senkrechter Felswände befanden und verdächtig viele (neue) Bohrhaken erblickten (von denen es auf unserer Aufstiegsroute vielleicht gerade mal 2 insgesamt hatte). Wir mussten uns unseren Irrtum eingestehen, offensichtlich waren wir in den Ausstieg der Westgratroute (IV) geraten, über die ich nur mit Hilfe von Flügeln heil nach unten gekommen wäre…
 
Mutschen via Ostgrat (T3-T4)
 
Vom Sattel zwischen den Kreuzbergen VII/VIII und dem Mutschen stiegen wir über steiles, saftiges Gras direkt zum Ostgrat des Mutschen auf und erreichten über diesen den aussichtsreichen Gipfel. Dort trafen wir abermals auf den Rest der Truppe, eine gemeinsame Rast rundete das schöne Gipfelerlebnis ab.
 
Abstieg und Ausmarsch über den markierten Wanderweg via Mutschensattel-Alp Tesel nach Wildhaus. Dieser Abstieg zog sich noch ziemlich in die Länge und mir wurde einmal mehr bewusst, dass ich kein "Monster" bin, ist mir doch bereits nach etwas mehr als 1000 Hm Aufstieg ein ordentlicher Muskelkater eingefahren…
 
Fazit:
 
Ich habe mich sehr gefreut, dass ich WoPo1961 und dessen weltbester Begleiterin mein Lieblingsgebirge ein wenig näher bringen durfte, wenngleich es natürlich dort (auch für mich) noch viel zu entdecken gibt! Danke, dass Ihr mitgekommen seid auf diese Tour, die hoffentlich nicht unsere letzte gemeinsame bleibt.   
 
             

Tourengänger: marmotta, Pfaelzer, WoPo1961, nevada
Communities: Hikr Treffen, T6, ÖV Touren


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T5 II
2 Jul 11
Hikr-Auflauf im Alpstein · Pfaelzer

Kommentare (4)


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Ivo66 hat gesagt: Willkommen im Alpstein!
Gesendet am 3. Juli 2011 um 21:50
Da bist Du, lieber WoPo1961 aber gleich richtig angekommen im Alpstein. Respekt vor dieser tollen Leistung! Über unsere unerwartete Begegnung haben wir uns sehr gefreut.

und marmotta: Tolle Fotos!

Beste Grüsse Ivo und Lena

WoPo1961 hat gesagt: RE:Willkommen im Alpstein!
Gesendet am 26. Juli 2011 um 22:50
Hi Ivo,
wer solch einen Kommentar schreibt, bekommt auch eine Antwort. Danke schön fürs Kompliment, aber wäre marmotta nicht mit gewesen, hätte ich wohl diese Tour nicht gemacht. Schade, das ihr keine Zeit mehr hattet. Aber vielleicht klappt es irgendwann ein anderes Mal, denn der WoPo war mit Sicherheit nicht das letzte Mal dort!!!
Grüsse aus Flachlandhausen von
WoPo und der weltbesten Begleiterin

silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 3. Juli 2011 um 22:13
Da ich nicht fast jedes Bild als Favorit anklicken will: " Tolle Bilder!" Merci

Lone Ranger hat gesagt: Congrats
Gesendet am 4. Juli 2011 um 17:00
Looks like you guys had a lot of fun!


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