Alpstein #3: Kreuzberge - Mutschen - Gätterifirst - Chreialpfirst


Publiziert von Bergamotte , 5. Oktober 2016 um 12:08.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:30 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1870 m
Strecke:19km
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Wildhaus, Dorf
Kartennummer:1115 Säntis

Ihren Abschluss finden meine Alpstein-Kurzferien in der südlichen Kette. Hier geht's nicht minder rassig zu und her als am *Vortag, denn das Hauptaugenmerk heute liegt bei den Kreuzbergen. Diese erfreuen Kletterer und ambitionierte Alpinwanderer gleichermassen. Ganz knapp gilt das auch für den Gätterifirst-Hauptgipfel; mehr Nervenkitzel als am luftigen Schlussgrat muss für mich persönlich aber nicht sein.

Dank der Übernachtung auf der Bollenwees (1470m) entfällt der sonst lange Zustieg Richtung Kreuzberge, die Roslenalphütte ist in gut dreiviertel Stunden erreicht. Der Aufstieg in die Scharte III/IV ist dank Wegspuren ganz angenehm zu meistern, im oberen Teil ist leichte Kletterei erforderlich (T5). Der Tiefblick aus der engen Scharte Richtung Rheintal ist eindrücklich; aber trotzdem kein Vergleich zum Aufstieg durch die dunkle Rinne zum Kreuzberg III (2020m). Von unten kaum vorstellbar, aber man bewegt sich grösstenteils durch gehobenes Gehgelände, erst zuoberst gilt es eine kurze, speckige Kletterstelle zu meistern (T5/II). Das Gipfelplateau ist für einen Kreuzberg erstaunlich grosszügig, man könnte sogar biwakieren.

Zurück in der Scharte folge ich den schwachen Wegspuren zum westlichen Nachbarn. Diese führen zunächst angenehm durch Grashalden. Schwieriger wird's erst am Fuss vom Vorgipfel. Im Aufstieg wähle ich die ganz schön ausgesetzte Umgehung durch die Südflanke (Wegspuren und BH vorhanden, T5+). Anschliessend steil, aber guttrittig durch eine grasige Rinne zum Kreuzberg IV (2059m). Übrigens, vom Vorgipfel runter grüsste mich ein einheimischer Wanderer und fragte: "Wo steigst Du denn hin? Zum fünften Kreuzberg?". "Äh nein, zum vierten, Du stehst erst auf dem Vorgipfel...", erwiderte ich etwas verwirrt. Auf dem Rückweg überschreite ich den Vorgipfel übrigens doch noch, meines Erachtens fast die angenehmere Variante.

Die nächsten beiden Kreuzberge zeigen sich etwas widerspenstiger. Bereits der Anstieg in die Scharte durch eine wilde Felsschlucht ist anspruchsvoller als zuvor (T5+/II). Immerhin fehlen von dort nur noch wenige Höhenmeter auf beide Gipfel. Wobei, die Kletterei und Ausgesetztheit am Kreuzberg VII (2065m) ist nicht ohne, aus meiner Sicht bis II+. Gerade die kurze Übersteigung der Felswarze am oberen Ende der Einstiegsrinne, um nach links in den Riss zu gelangen, ist doch recht griffarm. Der Riss selber (oder links davon auf der kleinen Rippe) ist zwar ausgesetzt, aber gutgriffig. Vorsicht beim Abstieg, ich pass nicht auf und gerate prompt in die Westkante. Heikel und luftig muss ich meinen Fehler korrigieren. Kreuzberg VIII (2056m) hingegen bereitet ab Scharte keine Schwierigkeiten und kann in leichter Kletterei (kaum eine II) rasch erreicht werden.

Wer die südlichen Kreuzberge besteigt, kriegt den Mutschen (2122m) praktisch als Supplement geschenkt. Sei's über den Mutschensattel oder in direkter Linie zum NO-Grat hoch. Letzteres - meine Variante - ist etwas kürzer, aber deutlich anstrengender und anspruchsvoller (mind. T5, Steilgras) und spart deshalb kaum Zeit. Für mich ist der Gipfel ohnehin nur Zwischenstation auf dem Weg Richtung Gätterifirst. Der Grasgrat bis an den Fuss des Ostgipfels ist einfaches Bergwandergelände. Aber dann geht's Richtung los: Man steigt luftig den felsigen, teils mit Gras durchsetzten Grat hoch, vereinzelt wenig auf die Nordseite ausweichend (T6-/II). Oben öffnet sich der Blick zum Hauptgipfel und den vorgelagerten Schlussgrat. Man erreicht ihn durch kurzen Abstieg über eine nordseitige Graszunge in die Scharte (T5). Anschliessend über Wegspuren auf der Südseite zum Einstieg. Die schlechte Nachricht: Der Grat ist verdammt ausgesetzt (T6), was vor allem im Abstieg belastet. Die gute Nachricht: Der Fels ist bombenfest und griffig (kein Vergleich zu den Hängeten), die Kletterschwierigkeit nicht höher als vorhin beim Ostgipfel (II). Tatsächlich empfand ich die Kletterei am Vorgipfel sogar einen Tick anspruchsvoller. Frei nach dem Motto "Bergsteigen ist am schönsten, wenn es vorbei ist" pausiere ich nicht auf dem Gätterifirst (2099m), sondern steige nach dem Bucheintrag (dritter im 2016) gleich wieder zurück zum Rucksackdepot am Südfuss des Mutschens. Auf dem Roslenfirst (2151m) folgt dann die hochverdiente Mittagsrast inklusive Schläfchen.

Der Abstieg runter ins Toggenburg über den Chreialpfirst (2126m) und den Ruchbüel (2106m) zieht sich endlos in die Länge (natürlich wäre die Variante über "Gruebe" deutlich schneller). Meine Kräfte sind nach den drei Tagen körperlicher und nervlicher Anstrengung fast aufgebraucht, zumal nach dem Erfolg am Gätterifirst die ganze Anspannung schlagartig von mir fiel. Doch der Gedanke an ein kühles Bier treibt mich weiter, so dass ich Wildhaus (1090m) nach gut zwei Stunden Gwaggelei müde, aber äusserst zufrieden erreiche.


Zeiten
1:15  Kreuzberg III
2:00  Kreuzberg VII
1:30  Gätterifirst
0:45  Roslenfirst
2:05  Wildhaus

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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Kommentare (2)


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Linard03 hat gesagt:
Gesendet am 5. Oktober 2016 um 20:52
tolle Alpstein-Touren, schöne Fotos; gratuliere!
Ich lese immer wieder gerne Tourenberichte zu den Hängeten oder Altenalptürm - für mich eine Nummer zu gross ... ;-)

Gruess, Richard

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. Oktober 2016 um 18:57
Danke, Richard. Mir geht's jeweils genau gleich bei Berichten zu den anspruchsvollen 4000ern: immer wieder schön zu lesen, aber persönlich eine Schuhnummer zu gross.


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