The hard Way from Toggenburg to Appenzellerland: Überschreitung der 8 Kreuzberge & Mutschen/Gätteri


Publiziert von Alpin_Rise , 30. September 2008 um 15:36.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:27 September 2008
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: V (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG   CH-AI 
Aufstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Wildhaus
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Brülisau
Unterkunftmöglichkeiten:Roslenalp, Zwinglipasshütte oder Bollenwees/Hundsteinhütte

Die Überschreitung der Kreuzberge gehört zu den Alpstein-Kletterklassikern. Obwohl etwas aus der Mode gekommen, bleibt die Tour landschafltich einmalig schön - vorausgesetzt, man lässt sich von einigen brüchigen Gratpassagen und zahlreichen luftigen Abseilmanövern nicht abschrecken. Für diese Mühen und den langen Zustieg entschädigen dann auch viele Kletterleckerbissen!

Unsere Variante von West nach Ost ist klettertechnisch etwas einfacher als die Gegenrichtung. Reizvoll in der Richtung Ost - West wäre an sich der Einstieg über die Flugroute auf den ersten Kreuzberg, man vermeidet damit die heiklen Ostabstiege von K III und K II und kann die tiefe Scharte am K I Westgrat leichter überwinden.
Die Krux der Gesamtüberschreitung stellt jeweils der erste und niedrigste Kreuzberg dar. Dieser ist übrigens der exponierteste unter den Acht und auf allen Routen anspruchsvoll; als einziger Kreuzberg schmückt ihn ein Gipfelkreuz.
Eine weitaus anspruchsvollere, selten ausgeführte Variante ist die "genaue Traversierung" auf den jeweils direkten Gratanstiegen. Als Tagestour von Tal zu Tal setzt sie Ausdauer, genaue Ortskenntnis und schnelles Klettern voraus, besonders wenn man den Ostgrat von K I oder die langen Südwestanstiege von K VIII als Auftakt wählt.

Lange, klassische Klettertour hoch über dem Rheintal


Da der Tourenbericht nun schon geschrieben ist, hier als Ergänzung und als weiteres Fotoalbum die Alpin_Rise'sche Version von Deltas Beschreibung.

Lost and found: falls jemand zwischen K VII und K V zwei mittlere Friends findet, gibts einen Finderbatzen und ein dickes Dankeschön vom Alpin_Rise! Scheinbar fressen die Kreuzberge gerne meine Freunde, schon nach dieser Tour war ich um einen ärmer...

Wir führten die Tour als Traverse vom Toggenburg ins Appenzellerland aus: Start in Wildhaus, durchs Flürentobel auf die Alp Tesel. Weil die SBB Züge sekundenpünktlich fahren, verliere ich eine ärgerliche Stunde auf Zeitplan. Darum hat Delta noch Ausgang auf den Gulmen. Wenigstens auf der Alp Tesel treffen wir genau zeitlgeich ein.
Weiter zum Einstieg der Rosakante am Gätterifirst, die wir als Auftakt zu unserer Tour geplant haben. Der Fels hat eine Raureifschicht, wir keine Lust auf kalte Finger und zudem eine Stunde Verspätung, darum auf dem Normalweg auf den Gätterifirst. Sehr hübsche, exponierte Kraxelei (T6, II) in festem Fels! Über den Mutschen erreichen wir den Sattel am Fuss von K VII, den Einstieg zur Überschreitung.

Ausgangspunkt für K VIII und K VII ist der dazwischen liegende Sattel. Diesen erreicht man durch eine exponierte Querung im 3. Grad (NH und BH) oder einfacher zuerst etwas absteigend und durch eine gestufte Rinne hoch (T5, II).
K VIII
Auf der einfachen Normalroute (A 200, T5, kurz II) - Routen nach SAC Kletterführer Alpstein von Werner Küng -  rauf und wieder runter. Den achten Kreuzberg verliessen wir kurz nach 12 Uhr - also eine Nachmittagstour über die Kreuzberge ;-)
K VII
Aus dem Sattel wählen wir die sehr lohnende, luftige und griffige Biedermannkante (meist 3a, kurz 3c, in einer Seillänge kletterbar) als Alternative zum Normalweg. Abstieg etwa 40m dem Grat entlang bis zum Muniring in markanter Scharte links. 2X20m bzw. 40 m Abseilen in den Sattel.
K VI
In steiler, aber griffiger Kletterei, oben luftig und ausgesetzt über die Westwand (R 175, 4a, 2 Sl) auf den Gipfel. Für den Abstieg Richtung Daumen kurz über eine Stufe abklettern (II) und zur Abseilstelle auf der Nordseite. 25 m überhängend über das grosse Felsenfenster abseilen.
K V
Über den genial griffigen, ausgesetzten Westgrat (R 162, II+ 2 Sl und Gehgelände) hinauf, auf der Ostseite anspruchsvoll und exponiert dem Grat zu steiler Rinne folgend (T6, II). Bei der Abseilstelle 2x20 bzw. 1x40m in den schmalen Sattel.
K IV
Der Westgrat (R 132, 5a, 3 Sl) ist in der ersten Sl nordseitig steil und anspruchsvoll, oben genüsslich und leichter. Abstieg über den teils exponierten Normalweg (A 130, T5+) in der Südflanke. Alternativ kann auch dem Grat gefolgt werden, was ich persönlich als einfacher einschätze.
K III
Statt dem leichten Normalweg durch den langen Kamin wählen wir das schmale Südrippli (R 126, 3c), welches sehr luftig, griffig und schnell gemeistert ist. Runter über den Westgrat, wo uns eine aufsteigende Seilschaft eine Abseilstelle markiert. Durch 1x 30m Abseilen in eine steile Rinne umgehen wir unangenehme Abkletterstellen im 3. Grad auf der hier beschriebenen Variante.
K II
Auf dem relativ leichten Normalweg (A 85, T6, II+) durch den rechten Kamin und den kurzen Gipfelgrat zum Gipfel. Abstieg nach Osten über R 90a, zuerst folgt man dem brüchigen, ausgesetzten Grat, bis dieser steil abbricht. Dort ist man bereits etwas zu weit abgestiegen, etwa 15 m weiter oben liegt der Muniring in einer Rinne etwas östlich vom Grat. 1x 35 und 1x40m abseilen, für Einfachseil sind auch Abseilstellen dazwischen.
K I
Nur noch ein ausgesetzter Grat trennt uns vom letzten Kreuzberg. Äusserst exponiert im II. Grad bis zu einem Türmchen, das von vielen, vermoderten Reepschnüren umschlungen ist. Dort trennt uns eine ca. 20 m tiefe, wenige Meter schmale Scharte vom Weiterweg. Etwas ratlos seilen wir zu einem Muniring (Zweite Abseilstelle von Abstieg A 60, 6x20m Abseilen) ab. Von dort führt kraftraubende, mit NH gesicherte Kletterei  (ca. 4c) in 20 m nach links auf den Grat zurück. Der SAC Kletterführer beschreibt diese Scharte nicht ausdrücklich, nur ein Hinweis auf ein attraktives "Seilbähnli" ab dem Gratturm ist erwähnt. Im älteren Alpsteinfüher liest man dann ausdrücklich, das dies die Variante der Wahl sei. Dafür muss man aber erst gegenüber dem Türmchen wieder hochklettern (1 NH und ein 1 BH, unser Versuch dort hochzukommen ist gescheitert...)
Nach diesem Hindernis extrem ausgesetzt, aber höchstens im 3. Grad dem Zackengrat folgend. Der Gipfelaufschwung selbst ist einfach (T5, I).
Abseilen über A 60a, zuerst 40m dem exponierten Band nach Osten bis nach einem Türmchen (Ablassen des Seilersten von Vorteil!), dann knapp über 50 m (oder 1x 40 m und 1x10 m) über glatte, überhängende Wand in Rinne abseilen. Geschafft!

Wir beschliessen, nach Osten abzusteigen und komplettieren damit auch nebenbei die klassische Alpsteindurchquerung West - Ost: Querung zur Saxerlücke, wo uns die Dunkelheit einholt. Die öden Fahrsträsschen bis Brülisau sind auch in der Dunkelheit gut zu meistern - dort fährt nach einer mächtigen Portion Pommes mit Bier zum Glück noch ein Publicar (auf Bestellung) bis zum Bhf. Appenzell!


Schwierigkeit: Auf unserer Variante eine Stelle im 5. Grad, vier Längen im 4. Grad. Viel spielt sich im brüchigen, ausgesetzten IIer bzw. T6-Gelände ab, wo sichern sehr zeitraubend ist.  

Zeitbedarf: Die Tour ist in der Länge trotz nur einem Kilometer Luftlinie nicht zu unterschätzen, kann aber praktisch jederzeit abgebrochen werden. Wir benötigten sieben Stunden für die acht Gipfel.  Kennt man die Routen und v.a. die Abseilstellen (hauptsächlich graue Muniringe in grauem Kalk) genau, kann man wesentlich schneller sein.
Vom K VIII bis zum K III waren wir flüssig und rund 4 Stunden unterwegs, der Alpstein-Kletterführer empfiehlt nicht umsonst, die Überschreitung auf K III abzubrechen. Der distanzmässig kurze Weiterweg von K III zu K I ist zeitraubend, brüchig und teilweise umständlich (wir brauchten 3 Stunden für vom K III über K II und KI bis auf sicheren Boden), bei Ortskenntnis (Scharte!) sicher schneller möglich.

Ausrüstung: mindestens 50m Einfachseil, Doppelseil nützlich. 8 Express, einige Schlingen. Klemmmaterial ist nicht zwingend, alle Routen sind ausreichend abgesichert und die Abseilstellen mit soliden Muniringen ausgerüstet, wenn man sie denn findet... Die Überschreitung ist gut mit Bergschuhen kletterbar, einzig für die Fünferstellen am K IV Westgrat waren wir um die Kletterfinken froh.

Tourengänger: Delta, Alpin_Rise
Communities: T6


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T6 S 5a
27 Sep 08
Kreuzberg Traverse Plus · Delta

Kommentare (1)


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ossi hat gesagt:
Gesendet am 30. September 2008 um 17:11
Gratuliere, schöne Tour. Vor allem die Überschreitung vom Mutschen (Uri) bis zu den Kreuzbergen ist ausdauertechnisch wirklich hervorragend gemeistert ;).....siehe Wegpunkte

Gruss
ossi


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