Deidestour midde Marij-kü udde Sleipner udde Sulaien


Publiziert von Nik Brückner , 14. Mai 2024 um 12:18.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:12 Mai 2024
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Strecke:19 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Deidesheim auf der Mühltalstraße zum Wanderparkplatz am Waldrand
Unterkunftmöglichkeiten:In Deidesheim

Hier Marij-kü! Lustike Marij-kü!

Hammer scho lang nixmer zamm gemacht. Mümmerma wieder was mache! Letzma war de Urschel!

Wie wärse midde Deides? Udde Sleipner? De Sleipner! De Sleipner! De Sleipner! De Sleipner!

Bin ja neulich schon hier in der Gegend unterwegs gewesen. War 'ne richtig schöne Tour. Jetzt mal schauen, ob man in den gleichen Wald eine - fast - ganz andere, ebenso schöne Tour legen kann. Midde Marijke. Udde Sleipner. Udde Sulaien. De Sula-tschen.



Losgez am Mühltalparkplatz (179 m) bei Deidesheim. "Chemical Reactions" von Gavin Harrison & Antoine Fafard im Player. Ist nicht leicht hinfinden, weil teils Anlieger, teils ganz verboten, es gibt aber eine legale Möglichkeit, musses auch, weil Parkplatz. Mühltalstraße heißt sie, auf ihr aus dem Ort hinausig und durch die Weinberge hinauf zum Waldrand. Dort ist der Parkplatz.

Die Marijke denkt: Hierdetschegge. Die Marijke!

Gleich hinterm Parkplatz übern Weinbach und drüben zu einem breiten Weg hinauf. Hier nun weder rechts noch links, sondern geradeaus auf wilden Spuren steil den Wald hinauf. Bald stößt man auf einen markierten Weg, weiß-blauer und weiß-roter Balken, und auf diesem geht es nun durch den Dodeshomer Clockwood - den Deidesheimer Urwald. Stracks nach nordwärts. Der großartige, wild verwachsne Pfad endet an einem Steinbruch, hier überquerten wir einen breiten Weg und wanderten in den Bruch hinein. Dort kurvt es nach rechts zu einem Abzweig. Links ginge es hinauf, wir nahmen den rechten Weg, weiter Richtung Norden.

Die Marijke denkt: Thäjs bowsthedar. Immer diese Marijke!

Weder nach rechts noch nach links, sondern immer geradeaus zu einem weiteren breiten Weg. Auf diesem nun ein Stückerl in die nächste Linkskurve, und hier rechts ab auf pfadigem Pfad ins Sensental.

Dort is ersma Sense, denn Marijke erzählt mir aus ihrem Schulalltag und mir wird zum ersten Mal heute schlecht.

Dort nun über die Bach (das Wort ist hier ein Femininum) und drüben weiter zur zu unsrem ersten Ziel, der Michaelskapelle (258 m).

Marijke! De Gebäjle! De Sulaien!

Das Kirchlein hier am Kirchberg ist nicht neu - ein erster Bau datiert bereits aus der Zeit um 1470. Dieser war aber irgendwann eingestürzt und wurde 1662/63 wieder aufgebaut. Stiftungen ermöglichten den Erhalt dieses zweiten Gebäudes bis in die Französischen Revolution hinein, während der die Kapelle allerdings 1794 zerstört wurde.

Im 19. Jahrhundert gab es dann Pläne für einen erneuten Wiederaufbau, es dauerte allerdings bis 1952, bis die Kapelle ein drittes Mal errichtet werden konnte. Dabei handelt es sich um den heutigen Bau. Dieser Wiederaufbau ging auf ein Gelöbnis der Deidesheimer Bürger zurück: Sie wollten ihre Kapelle wiedererrichten, wenn ihre Heimatstadt dafür im Zweiten Weltkrieg verschont bleiben würde. Und Gott ist offenbar Kapitalist: Bis auf einen Bombenangriff, der versehentlich das Deidesheimer Spital traf, blieb Deidesheim im Zweiten Weltkrieg tatsächlich unversehrt.


Die Marijke denkt: Niärc. So isse, de Marijke.

Die Kapelle ist also nur noch in ihrem Kern ein spätgotischer Bau. Ihr Portal stammt immerhin noch aus dem ersten Wiederaufbau 1662. Die ursprünglich sieben Fenster des einfachen Saalbaus besaßen Maßwerk, das allerdings beim Neuaufbau 1952 entfernt wurde. Das Mittelfenster des Chores ist ein Werk von Erhardt Klonk (1898 - 1984), einem Maler, der, vor allem in Hessen, über 300 Kirchenfenster geschaffen hat.


Wir verließen nun die Kapelle und nahmen den Pfad, der hinter ihr in westlicher Richtung den Kirchberg hinauf führt. Er zwackt bald nach links, dann rundet man auf die Südseite und wandert hinauf zu den.... Heidenlöchern (340 m)!

"Heidenlöcher" ist der neuzeitliche Name der Überreste einer Fliehburg aus spätkarolingischer oder ottonischer Zeit. Diese Name ist nicht original, falls sie je einen hatte, ist dieser verloren. Der heutige Name ist erst im 18. Jahrhundert entstanden, als man die Anlage fälschlich in vorchristliche Zeit zurückdatierte. Tatsächlich wurde die Fliehburg aber im 9. oder 10. Jahrhundert angelegt, um den Bewohnern der Dörfer in der Umgebung Schutz vor den damals umherziehenden Normannen ("Wikingern") zu bieten. Das hat offenbar geklappt, denn eine gewaltsame Zerstörung ist nicht nachzuweisen. Der heutige ruinöse Zustand der Anlage ist auf den natürlichen Verfall über die Jahrhunderte hinweg zurückzuführen. Nach heutigen Erkenntnissen ist nicht einmal sicher, ob die Anlage überhaupt je ihrer Bestimmung gemäß genutzt wurde. Dauerhaft bewohnt war sie jedenfall sicher nicht. So fehlen sowohl regelmäßig betriebene Feuerstellen als auch Müllgruben.

Die Marijke, die mir glaubhaft versichert, nie mit einem Gerhard zusammen gewesen zu sein, denkt: De Fasuli midde greunen.

Die Fliehburg rückte erstmals in den 1820er Jahren ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit. 1907/08 wurden dann unter der Leitung von Friedrich Sprater vom Historischen Museum der Pfalz in Speyer erste Ausgrabungen unternommen. Er ging damals noch davon aus, dass es sich um eine keltische Siedlung handle. Neuere Forschungen ergaben dann, dass die Anlage mehr als tausend Jahre jünger ist als Sprater angenommen hatte.

Während die Heidenlöcher also nichts mit Heiden zu tun haben, sind die Löcher dagegen sehr wohl noch deutlich zu sehen. Dieser Teil des Namens rührt nämlich von Einsenkungen her, die die Erbauer im Waldboden hinterlassen haben. Einst standen hier etwa 80, 85 eingeschossige Gebäude, rechteckige Grubenhäuser, die in den Boden eingesenkt waren und nur aus jeweils einem einzigen Raum von ca. 10 bis 20 m² Größe bestanden. Nur ein etwa 80 m² großes Gebäude fällt aus diesem Rahmen, es diente wahrscheinlich Versammlungszwecken. Alle Häuser waren aus Bruchsteinen, zum Teil auch aus großen Findlingen errichtet, und trugen einst wohl Aufbauten aus Fachwerk.


Die Marijke denkt: De Juha-Schtröjzes.

Die Häuser waren von einer etwa zweieinhalb Meter hohen und 450 Meter langen Mauer umgeben, die ein Areal von etwa 1,3 Hektar Fläche umschloss. Diese zweischichtige Ringmauer war insgesamt etwa drei Meter stark und bestand aus behauenen Natursteinen. Sie trug überdies einen hölzernen Palisadenzaun, so dass eine absolute Höhe von mindestens dreieinhalb Metern erreicht wurde. Auf der Innseite war si mit einem Laufgang versehen. Tore gab es im Norden und im Süden der Anlage; das nördliche war als Zwinger konstruiert. All dies war noch von einem etwa fünf Meter breiten Graben umfangen, der durch eine weitere Palisadenwand verstärkt war.

Ähnliche Anlagen sind der Heidenschuh, die Heidenburg, das Waldschlössel oder Burg Schlosseck. Ich denke noch an die Heidenmauer auf dem Odilienberg, die Marijke denkt: Houbentou.


Wir überwanderten im Areal der Heidenlöcher den flachen Kirchberg (344 m) und verließen beide westwärts. Der hübsche Weg biegt bald nach Norden, zu einer recht komplizierten Kreuzung. Man kann hier halblinks abbiegen, oder es wie wir ein wenig komplizierter machen, indem man die Kreuzung überläuft und danach erst einlinkst, Hauptsache man erwischt an der darauffolgenden Kreuzung den Weg, der in westlicher Richtung zum Eckkopf hinauf führt. In leichter Steigung steigt man, an einer Gabelung gabelt man rechts, und bald kommt man hinauf auf den Bergrücken. Dort wenige Meter nach links, zum felsigen Gipfel des Eckkopfs (516 m).

Der Eckkopf! 1747 hieß der noch Langenberg. Weil er - naja... Über den Gipfel verläuft die Grenze zwischen den Städten Wachenheim und Deidesheim. Diese Grenze trennte früher auch das Hochstift Speyer von der Kurpfalz und die dritte von der vierten Haardtgeraiden. Daher stehen hier alte Grenzsteine und Loogfelsen herum. Auf der Wachenheimer Seite der Grenze liegt außerdem der Christophel-Schuh, ein mit Ritzzeichnungen markierter Stein, der wohl als Wegweiser diente.

Die Marijke denkt: De Zickbamdä mit Büssüs-dah.


Ein paar Schritte weiter (unten) steht die (nicht durchgängig) bewirtschaftete Eckkopfhütte mit dem Eckkopfturm (515 m).

Das ist ein 25 m hoher Aussichtsturm, dessen Geschichte ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Ein erster Turm wurde hier 1891 errichtet. Er stürzte 1920 bei einem Sturm ein. Die Gemeinde Deidesheim ließ 1973 einen zweiten Turm bauen, eine Holzkonstruktion, die dann allerdings nur 14 Monate lang Bestand hatte, bis sie durch Brandstiftung zerstört wurde. Der jetzige Bau wurde mit dem Geld errichtet, das die Versicherung nach dem Brandschaden zu bezahlen hatte. Die auf quadratischem Grundriss errichtete Stahlrohrkonstruktion wurde 1975 eingeweiht. 107 Stufen führen hinauf auf 541 Meter Höhe, wo man eine großartige Rundumsicht hat:

Der Rundblick beginnt im Süden, mit Stabenberg, Weinbiet, Hoher Loog und dem höchsten Pfälzerwälder: der Kalmit. Dahinter erhebt sich der Kesselberg. Dann senkt sich der Pfälzerwald Richtung Westen ein wenig: Rothsohlberg, Platte, Almersberg sind hier zu sehen, auch der Kaisergarten zeigt sich. Markant ist der Kegel des Stoppelkopfs, bevor im Westen der Vordere Langenberg den Blick verstellt.

Dahinter geht es weiter mit dem Steinkopf, dem 
Donnersberg, davor der Rahnfels. Es folgen Heidenfels und Peterskopf, bevor der Blick endgültig in die Ferne schweift: Im Norden zeigen sich die Höhen des Taunus, mit dem Kleinen Feldberg, dem Großen Feldberg und dem Altkönig. Im Nordosten beginnt die Kette des Odenwalds: Langenberg, Tannenberg, Melibokus, Felsberg, dann folgen der Knodener Kopf, die Neunkircher Höhe, der Kesselberg und das Buch. Die Tromm ist zu sehen, der Hardberg, der Katzenbuckel und davor der Weiße Stein, der Heiligenberg und der Königstuhl bei Heidelberg.

Dann wird die Landschaft flach, bis sich die Höhen des Nordschwarzwalds erheben: Hohloh, Mehliskopf, Hornisgrinde, davor Merkur und Battert. Eine großartige Rundsicht!
Die Marijke denkt: De Kücho.

Die Hütte wird an einigen Wochenenden und Feiertagen geöffnet. Bewirtschaftet wird sie von Vereinen der näheren Umgebung. Die Termine werden von der Gemeinde Deidesheim, die auch den Hüttenwart bestellt, unter den Vereinen verlost.


Westlich von Hütte und Turm gabelt sich der Weg in zahllose weitere, die sämtlich den Vorderen Langenberg umrunden. Der linkseste ist der schönste, und auf diesem wanderten wir nun hinüber zum Weißen Stich (374 m), wo ein kleines Schutzhüttl steht.

Die Marijke denkt: Hierdehier de mit Fullgane, hier de midde Fistenade.

Ich bin hier neulich abgelinkst, wir nahmen einen kleinen Pfad, der wenige Meter südlich des Hüttls rechts ins obere Benjental abzweigt. Hier geht's nun direkt hinunter, dabei werden zwei breite Wege überquert.

Der Name "Benjental" hat einen hoheitlichen Hintergrund. Er bezog sich einst über das heutige Benjental hinaus auch auf einen Teil des heutigen Gimmeldinger Tals. In diesem Gebiet hatten der kurpfälzische Kurfürst und der Gimmeldinger Pfarrer Holzrechte, die auch von den Bewohnern Gimmeldingens und der Haardt wahrgenommen wurden. Die Holzrechte galten allerdings nur für das Areal rechts des Mußbachs. Das Gebiet links des Bachs war dagegen für die Bewohner der kurpfälzischen Gebiete gesperrt, und wurde daher das "bännige Tal" genannt. Die immer noch bestehende Grenze trennt heute den Landkreis Bad Dürkheim (mit Deidesheim) von der Stadt Neustadt (mit dem Ortsteil Gimmeldingen).


Am dritten Weg endet der bergabbe Pfad. Hier bogen wir rechts ab. Es geht ins Tal hinein, zu einer Biegung, in der ein Talweg abzweigt. Den nahmen wir und folgten ihm bis zur nächsten Dreiergabel.

Hier wurz nun zappenduster. Denn zwei der drei Wege sehen gut aus, der dritte, ganz links, sieht gar nicht aus. zugewuchert, unbegangen - genau der richtige Weg für eine spirituelle Reinigung. Also ab midde Marijke!

Die Marijke denkt: Ulemännenerännen.

Ist aber gar nicht so schlimm. Denn der Weg wird schnell besser, und abgesehen von ein paar querliegenden Ästen hier und da sind keine Schwierigkeiten zu erwarten. Und offenbar wird der Weg doch noch bewandert: Trittspuren sind bald deutlich zu erkennen. Irgendwann dann quert man einen Mountainbiketrail und nach etwa eineinhalb Kilometern stößt man dann auch schon wieder auf einen markierten Pfad: den Eselsweg.

Über diesen Weg transportierten im 18. Jahrhundert die Deidesheimer Müller ihr Mehl auf Eseln über die Hügel des Pfälzerwalds, um die erwähnte, von 1715 bis 1794 bestehende Zollgrenze am Mittellauf des Mußbachs zu vermeiden.

Die Marijke denkt: De Ampeme.


Auf dem Eselsweg ging es nun ein paar Meter bergauf, dann darf man einen Rechtsabzweig nicht verpassen. Er führt zu einer kleinen, künstlich ausgebauten Höhle: dem Hohlen Fels (355 m).

Der Name "Hohler Fels" bezieht sich auf eine zimmergroße Felsenhöhle, die früher vielleicht sogar zum zeitweiligen Aufenthalt diente, heute dagegen vor allem als Unterstand bei Regen oder Gewitter genutzt werden dürfte.

Die Marijke denkt: Dumuse sotschegge.

Der gut zwei mal zwei Meter messende, offene Eingang ist zu beiden Seiten mit behauenen Bruchsteinen hochgemauert, die die Funktion von Türpfosten übernehmen. Er führt ins Innere, das von einer massiven waagerechten Felsplatte natürlich gedeckt ist. Die Höhle ist nach den Seiten hin künstlich erweitert, wie Bearbeitungsspuren an den Wänden erkennen lassen. Diese sind allerdings keiner bestimmten Epoche zuzuordnen. Dem Eingang gegenüber befindet sich ein Felsblock, der als Bank dienen kann.

Angesichts der Bearbeitungsspuren ist es unstreitig, dass die Höhle in der Vergangenheit Menschen zumindest zum zeitweiligen Aufenthalt gedient haben muss. Wann oder wie oft, ist allerdings unklar. Auf der Infotafel steht: "Versteck der 1848er Deidesheimer Freischärler“. Dies bezieht sich auf eine in der Gegend verbreitete Erzählung, nach der sich während des Pfälzischen Aufstands von 1849, der auf die Deutsche Revolution 1848/1849 folgte, Revolutionäre aus der Umgebung in der Höhle versteckt gehalten hätten. Aber ob das wirklich der Fall war? Vielleicht ruhten sich hier auch nur die Müller aus Deidesheim aus.

Die Marijke denkt: Tora Rispen Mora.


Wieder zurück an unserem Bergaufweg ging es nun, naja, weiter bergauf. Der Weg biegt bald scharf nach rechts, quert einen breiten Weg und führt nun nach Süden. Ein weiterer Knick, nach Nordosten, noch ein breiter Weg wird gequert, und noch einer, dann ist man oben auf dem Stabenberg (496 m), der wir nun in östlicher Richtung überliefen.

Zweithöchster Punkt der heutigen Tour! Und von einigem historischen Interesse. Zum Beispiel nutzten französische Truppen nach der Eroberung der Pfalz in den 1790er Jahren den Stabenberg als Standort einer Einrichtung zur optischen Nachrichtenübermittlung. Dabei wurde ein von dem französischen Techniker Claude Chappe (1763 - 1805) entwickelte Vorrichtung eingesetzt: An einem hohen Mast waren zwei schwenkbare Querbalken mit zwei weiteren schwenkbaren Balken an jedem Ende angebracht, womit je nach Position anhand eines Codes unterschiedliche Buchstaben signalisiert werden konnten. Solche Einrichtungen waren in Sichtweite auf benachbarten Bergen installiert. Auf diese Weise konnten zumindest einfache Nachrichten in hoher Geschwindigkeit über große Distanzen übermittelt werden. Die benachbarten Einrichtungen standen auf dem Weinbiet und auf dem Eckkopf, weitere gab es z. B. auch auf der Kalmit, auf dem Peterskopf oder auf dem Donnersberg.

Die Marijke denkt: Befferefferaltese.

Aber auch aus anderen Gründen ist der Stabenberg interessant. An vier Stellen im Wald befinden sich nämlich historische Grenzsteine, die hier in der Gegend auch Loogfelsen genannt werden: Zwei unregelmäßig geformte Felsen, eine Steinstele und zwei Steinplatten, die mit den Jahreszahlen 1694, 1752, 1776 und 1826 beschriftet sind. Einige davon würden wir auf dieser Tour noch besuchen.


Aber zunächst stand noch ein Besuch des vielleicht kleinsten Aussichtsturms der Pfalz an, der Stabenbergwarte (496 m).

Die Stabenbergwarte (etwas enthusiastisch auch "Stabenbergturm" genannt) ist eine kleine, kaum fünf Meter hohe Aussichtswarte - und das erste Bauwerk, das der Pfälzerwald-Verein je errichtet hat. Historisch, wer sagt's denn. Die Pläne stammten von Otto Volker, der auch das Vereinsabzeichen des PWV entworfen hat. Das kleine Gebäude wurde 1904 eingeweiht, die Baukosten beliefen sich auf 1725 Mark.

Immerhin stand auf der etwa fünf Meter hohen Aussichtsplattform noch eine Art hölzerner Pavillon von gut drei Metern Höhe, so dass man damals wirklich von einem Turm, wenigstens von einem Türmchen sprechen konnte. Allerdings wurde der durch Verwitterung schadhaft gewordene Holzaufsatz schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts abgebaut. Angesichts der seither recht bescheidenen Höhe fällt die Aussicht von diesem Aussichtsgebäude heute eher bescheiden aus.

Die Marijke denkt: Befferefferurtese.


Wir verließen den Gipfel des Stabenbergs dann in dessen Nordostflanke, wo ein hübscher Pfad zu einem Hüttchen namens Sängerklause (422 m) hinunterführt. Hier quert ein breiter Weg - für uns ging's geradeaus weiter (na, halbrechts. Nur nicht auf den Querweg wechseln). In der Folge geht es durch herrlichen Kiefernwald bergab. Dabei muss man Acht geben, nicht eine Sehenswürdigkeit einfach zu überlaufen: den Kaffenstein (387 m).

Der Kaffenstein ist einer der vier historisch bedeutenden Loogfelsen am Stabenberg. Er trägt spezielle Einkerbungen, mit denen eine Grenze gekennzeichnet wird. Sein Name rührt von dem Wort "Kaften" oder "Kerfen" her, das 'Kerben' bedeutet. Der Stein wurde 1534 zum ersten Mal erwähnt, er ist als Kulturdenkmal eingestuft.

Der sogenannte "Dreimark-Loogfels" markiert die südöstliche Grenze des Deidesheimer Stadtwalds zum Gimmeldinger und Königsbacher Wald. Folgende Zeichen sind darauf zu sehen:


  • Das einfache Kreuz steht für Deidesheim
  • Das mit einem Hirschgeweih gezierte Kreuz steht für Königsbach. Der Ort gehörte früher den Herren von Hirschhorn
  • Das Rautenschild steht für die Kurpfalz
  • Der Buchstabe "G" steht für Gimmeldingen
  • Der Buchstabe "K“ steht für Königsbach
  • Der Buchstabe "a" ist ein Nummerierungsbuchstabe - oder eigentlich ja ein Steinstabe!

Neben diesen Zeichen sind noch die Jahreszahlen 1694, 1705, 1714, 1769, 1776, 1779, 1818 und 1826 auf dem Felsen verzeichnet. Sie wurden bei Grenzbegehungen auf dem Stein hinterlassen, als es noch keine guten Karten gab. Solche Grenzbegehungen fanden alle sieben Jahre statt. Die Marijke denkt: Däjs bausde midde Slipping.


Wir sprechen mittlerweile endlich darüber, dass je mehr je es gibt, desto mehr desto existiert und Yoga des Teufels ist. Der herrliche Weg setzt sich derweil fort, das Gelände wird nun flacher. Nächster Halt: Die Wegkreuzung Heide-Stihler-Platz (339 m). Hier mussten wir ein wenig aufpassen, um nicht ins Tal hinunter zu geraten. Stur geradeaus geht es weiter. Der schöne Pfad umrundet den Erlenberg, Abzweige ins Tal werden ignoriert. Weitere Grenzsteine dagegen nicht - davon stehen hier noch einige im Wald herum. Nördlich des Bergs wendet sich der Weg in ein Tälchen hinein, dort geht's über eine gemauerte Brücke, und drüben wieder hinaus. Dann führen Stufen zur Linken hinauf zum Weißen Kreuz (311 m), das auch Wendekreuz genannt wird.

Das weithin sichtbare Kreuz am Hang des Kirchbergs wurde von der Gemeinde Königsbach um 1900 herum als Sühnekreuz errichtet. Zur Hundertjahrfeier 1999 wurde die Umgebung durch die Freiwillige Feuerwehr vom Baumbewuchs befreit. Ist aber jetzt schon wieder zugewachsen.

Die Marijke denkt: De Tschisses.


Wieder zurück am Weg ging es nun in nördlicher Richtung weiter. Wir stiegen ins nächste Tal hinunter, zur Klausenkapelle (232 m).

Die Klausenkapelle (auch Klause Zeiselbach genannt ) ist eine Wallfahrtskapelle, die auf das 14. Jahrhundert zurückgeht. Die alljährliche Wallfahrt, das Klausenfest, findet am Margaretentag statt, dem Sonntag vor oder nach dem 20. Juli. De Makrede, Marijke! Die Marijke denkt: De Makrede.

Kurz vor 1350 ließen der Priester Johannes und der Eremit Diozon hier eine kleine Kapelle und nebenan eine Klausner­wohnung errichten. Die Behausung des Klausners ist allerdings mittlerweile abgegangen. Gläubigen, die den Einsiedler mit Zuwendungen unterstützten, wurde ein Ablass zur Verkürzung ihrer Sündenstrafen im Jenseits versprochen. Spätestens seit dem 17. Jahrhundert lebte hier dann kein Einsiedler mehr, und das Geld, das bei den Wallfahrten gesammelt wurde, wurde unter den Pfarrgemeinden von Ruppertsberg und Königsbach aufgeteilt.

Nach Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kapelle ab 1681 weitgehend neu errichtet. Teilerneuerungen fanden 1705 und 1776 statt. Im Zuge des Ersten Koalitionskriegs erlitt die Kapelle erneut Schaden. 1793 diente sie preußischen Truppen als Pferdestall.

Obwohl es schon früh Pläne zum Wiederaufbau gab, dauerte es dann bis 1846, bis das Kirchlein erneut wiederhergestellt wurde. Diesmal auf Initiative des Speyerer Bischofs. Damals wurde sie auch den vierzehn Nothelfern geweiht, die hier wohl mindestens schon am 1723 verehrt worden waren.


Die Marijke denkt: De Dumpindaba.

Nach einer weiteren Renovierung 1973/74 präsentiert sich die Kapelle heute als schmucklose Saalkirche mit eingezogenem Chor. Sie ist mit einem offenen Dachreiter bekrönt. Unter einem kleinen Vordach befindet sich die zwölfte Station des hierher führenden Kreuzwegs.

Im Innern trennt ein Triumphbogen das Langhaus vom Chor. Die Decken von Langhaus und Chor sind mit neugotischen Gemälden verziert. Das Altarbild wurde zumindest teilweise vom Speyerer Zeichenlehrer Zech nach einem Entwurf von Johann von Schraudolph gefertigt. Es zeigt auf goldenem Grund das Jesuskind als Weltenherrscher, das von den vierzehn Nothelfern angebetet wird.



Jetzt aber los, auf die letzte Etappe. Auf dem breiten Weg, der oberhalb um die Kapelle herumkurvt, wanderten wir nun talauswärts. Dort, wo er sich nach links (Norden) wendet, verließen wir ihn für den nächsten Urwaldpfad, der durch dichte Vege und an einem hübsch gemaserten Felswandl vorbei zur Waldgaststätte Pfalzblick (194 m) führt.

Die Marijke denkt: Plummer girser.

Hier nun nur noch kurz bergab, dann nach links und wir waren an unserem Ausgangspunkt wieder angekommen, dem Mühltalparkplatz (179 m).


Fazit:

Yep, man kann in den gleichen Wald eine - fast - ganz andere, ebenso schöne Tour legen. Wirklich nochmal eine schöne Runde. Vielleicht komme ich sogar noch ein drittes Mal, die restlichen Loogsteine besuchen. Aber jetzt stehen erst einmal andere Dinge auf dem Programm.

Vor allem aber: Marij-kü! Wie schön, mal wieder was mit dir gemacht zu haben. Was für eine lustike Runde es war, mal wieder, mit Dir. Vielen lustiken Dank für deine Mitkommung und Zusammengehung! Und jetzt: Drück sie an die Wand!


Und die Marijke denkt:

Öchö. Däjs bausdedar!

Tourengänger: Nik Brückner


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T3
1 Mai 24
Vulkanschlote · Nik Brückner

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