Burgruinen, Aussichtsfelsen und eine Klosterruine im Pfälzerwald


Publiziert von Nik Brückner , 4. März 2024 um 12:09.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum: 2 März 2024
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 550 m
Abstieg: 550 m
Strecke:14 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der B37 zum Parkplatz Klaustal, westlich von Bad Dürkheim

....und ich wollte mal wieder in den Pfälzerwald. Sandsteinfelsen, Burgruinen, sowas in der Art. Das Dorf Höningen steht auf (und besteht aus) Ruinen eines Augustinerchorherrenstifts. Das könnte man doch anwandern. Vielleicht vom Nonnenfels aus, an dem ich neulich schon mal war?


Alles klar! "The Pearl Of Ever Changing Shell" von Isildurs Bane & Jinian Wilde aufgedreht und ab nach Bad Dürkheim. Parkung war am anderen Ende, auf dem Parkplatz Klaustal (160 m). Von Parkplatz aus ging es dann in wenigen Minuten einen hübschen, mit einem gelben Plus markierten Steig hinauf zur Ruine Nonnenfels (180 m).

Der Nonnenfels ist die Ruine einer mittelalterlichen Felsenburg auf einem Ausläufer des Schlawiesener Berges (der auch als "Schlawiser Berg" erscheint).
 
Über Erbauer bzw. Bewohner der Burg liegen keine Erkenntnisse vor - wilde Spekulationen im Netz über eine megalithische Anlage sind dennoch totale Bullenwurst. Die Lage der Ruine legt vielmehr eine Funktion als Vorburg der unmittelbar östlich gegenübergelegenen und von hier aus direkt einsehbaren Hardenburg nahe. Da die Anlage allerdings nicht in Quellen genannt ist und sie durch Felsverstürze und eine spätere Nutzung als Steinbruch reichlich verwüstet ist, ist eine genauere Datierung nicht mehr möglich. 
 
Von der kleinen, maximal zwanzig Meter langen Felsenburg sind nur noch ausgeschlagene Felsen übrig. Türrahmen, Balkenlöcher und Stufen sind zu sehen, Mauerwerk ist nur spärlich vorhanden. Auch ein natürlicher, künstlich erweiterter Halsgraben im westlichen Bereich ist noch erkennbar. Eindrucksvoll ist eine riesige, flache Felsplatte, die nach dem Zerbrechen ihrer südöstlichen Stütze zu Boden gekippt ist. Auf der Oberseite eingeschlagene Stufen lassen erkennen, dass sie nach dem Abkippen der Platte entstanden sind.
 
 
Und natürlich gibt es eine Sage!
 
Die Sage sagt, dass die winzige Burg von Adelinde, der Tochter des Grafen von Leiningen, erbaut wurde. Sexy Name, nebenbei! Jedenpfalz, Lindchen lebte auf der Hardenburg herum und verliebte sich dort in den knackigen Knappen Otto, der sich in manchen Varianten der Sage auch als Ruprecht ausgibt. Auch sexy, beide Namen. Papa Leininger duldete die Knappschaft - äh - Liebschaft aber nicht. War ihm wohl nicht adelig genug, der Knabe. Knappe. Um ihn loszuwerden, schickte Vati Leininger ihn auf einen Kreuzzug ins Heilige Land. Wusste wohl, dass von dort nicht viele zurückkamen. 

Und wer sagt's denn! Das klappte. Sieht man mal, wozu Kreuzzüge gut sind. Irgendwann kam nämlich ein Kumpel des Knappen auf die Burg zurück und berichtete dort von dessen Tod in Jerusalem im sicherlich heldenhaften Kampf gegen die bösen bösen Sarazenen. Daraufhin verlor Lindybaby nun auch die letzte Hoffnung auf die Rückkunft ihres Knackknappen und tat, was man in soner Situ halt so tut: Sie ging ins nächste Kloster. War ja gleich eines umme Ecke. Ihren Schmerz mit Gebet und Pflege der Siechen zu lindern.

Aber wie sie halt so sind, die Kids. Sie hielt es dort nicht lange aus. Handyverbot während des Gottesdienstes wahrscheinlich. Nonne wollte sie aber bleiben. (Nonne! Klingelt's? Nein, nicht das Handy. Konze!) Also baute sie sich ein neues Heim, eine Burg, direkt gegenüber der Hardenburg. Was dort - natürlich - keinen Menschen störte. Ergibt keinen Sinn, ist aber wichtig für den erfolgreichen Fortgang der Sage.

Und das Adelindchen? Machte jetzt auf Einsiedlerin? Nopsen! Oder wie die Kids heute sagen: Mitnichten! Sie zog mit einer Freundin zusammen. Yep, das gab es immer schon.
 
Adelindchen widmete ihr Dasein fortan der Heil- und Kräuterkunde - und sie blieb unerkannt. Das ist wichtig für den erfolgreichen Fortgang der Sage. Eines Tages nämlich stürzte ihr Alter bei der Jagd und verletzte sich schwer. Was tun? Man ging natürlich zu der heilkundigen Nonne und bat sie um Hilfe! War jetzt die Zeit für die grausame Rache gekommen? Ließ Lindymauselinchen den üblen Vater elend im Wald verrecken?

Na, so modern war sie auch wieder nicht. Christin halt. Papa Leininger erkannte sie nicht, aber sie rettete ihn doch. Erst als der Graf wieder gesund war, und die Nonnen in ihrer kleinen Burg noch einmal besuchte, erkannte er seine Tochter. Und er bat sie, in ihr altes Zuhause auf der Hardenburg zurückzukehren. Doch ein wenig Stolz hatte sich das Lindchen bewahrt: Sie lehnte ab. Aber sie kam noch oft auf die benachbarte Burg, um als Klausnerin Kranken und Armen zu helfen.
Könntermasehn. 

Und die Geschichte soll nur 'ne Sage sein? In Wirklichkeit gar nicht stimmen? Wo die Ruine doch Nonnenfels heißt?

Leider, nicht, so - ähem - schön sie ist. Der Name hat vielmehr was mit Schweinen zu tun. Verschnittene weibliche Ferkel nennt man in der Pfalz "Nonnen" - warum, ist klar. Die fanden hier wohl einst Unterstand. Wie die Vorburg tatsächlich mal geheißen hat, weiß man nämlich gar nicht.


Der Hauptfelsen ist übrigens durch den schmalen Felsspalt zwischen ihm und der schrägen Platte daneben, oder vom höchsten Punkt dieser Platte aus (mit einem Spreizschritt) zu erklettern. Von einem Band weg helfen eine Metallklammer, ein bereits mehrere Jahre altes Seil sowie in den Sandstein geschlagene Griffe hinauf (II, senkrecht). Hab ich endlich mal wieder gemacht, denn es war ausnahmsweise mal trocken genug.

Vom Nonnenfels aus stieg ich dann dem gelben Plus folgend weiter hinauf zu einem breiten Querweg. Die Markierung setzt sich hier jenseits aber fort und schwenkt nach links, ins Pfaffental hinein. Einen Rechtsabzweig ignorierte ich, dann wanderte ich weit ins Pfaffental hinter.

Der Pfad endet am Talweg, der von links heraufkommt. Dieser gabelt sich hier. Ich nahm den linken Zinken und wanderte weiter zu einem Unterstand. Hier zweigt das gelbe Plus halbrechts hinauf, überquert einen weiteren breiten Weg und zickzackt schließlich hinauf zur Roten Hohl (416 m).

Hier überquerte ich die K31 und wanderte drüben auf dem gelben Plus weiter, hinunter in den Nordhang des Grähbergs. Der Weg führt hinüber zu einem nördlichen Ausläufer, der sich nordwärts zum Toten Mann fortsetzt. Ich überquerte den Ausläufer, hielt mich an der nächsten Gabelung rechts und überquerte im Abstieg zwei weitere Wege. Danach dreht der Pfad nach Norden und führt hinunter zu einem Bach. Dort geht es noch einmal kurz bergan, zu einer Wegspinne mit zwei Gedenksteinen (282 m). Dort bog ich links ab und wanderte parallel zum Waldrand hinüber nach Höningen (299 m).

Das kleine Höningen hat sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts aus einem noch winzigeren Weiler herausentwickelt. Dessen Keimzelle wiederum war das Augustinerchorherrenstift St. Peter. Es wurde um 1120 vom leiningischen Grafen Emich II. gegründet (seine Burg befindet sich ca. drei Kilometer nördlich).

Das Grafenpaar versah das Kloster mit vielen Stiftungen, Schutzbriefen und Privilegien. Auch barg die Abteikirche ü
ber viele Jahrhunderte die Gebeine des Leininger Grafengeschlechts.

Diese Kirche was eine dreischiffige romanische Basilika von 39 Metern Länge und neun Metern Breite. Unter dem Chor befand sich eine Krypta.


Das Stift wurde 1569 im Zuge der Reformation aufgegeben. Nachdem die Klostergebäude kurze Zeit später bei einem Großfeuer fast vollständig niedergebrannt waren, ließ Graf Philipp I. von Leiningen sie teilweise wieder aufbauen, um darin eine Lateinschule einzurichten, die 1573 ihre Lehrtätigkeit aufnahm. 1615 wurde dieses Collegium Henninganum durch Graf Ludwig erweitert. Im Dreißgjährigen Krieg wurde es jedoch durch spanische Soldaten zerstört. Später ist aus ihm das heutige Leininger-Gymnasium im zehn Kilometer entfernten Grünstadt hervorgegangen.

Mit der Ruine des Klosters, der gleichfalls romanischen Jakobskirche, einer um 1900 erbauten Fachwerkvilla und einem aus dem 14. oder 15. Jahrhundert stammenden Bildstock besitzt der kleine Ort immerhin vier stattliche Kulturdenkmäler. Das kann sich sehen lassen.



Ich verließ das Örtchen auf der Straße Im Weihertal, hielt mich an deren Ende links und wanderte auf dem nächsten hübschen Pfad hinauf auf den nächsten Bergrücken. Diesem folgte ich dann auf einem unmarkierten und offensichtlich kaum noch benutzten Waldweg, bis ich an dessen Ende wieder hinauf zur K31 kam. Ich folgte ihr ein Stück nach links (Osten) und verließ sie bei der nächsten Möglichkeit wieder. Ein Pfad führt hier hinauf zu einem breiten Waldweg, folgte diesem ein Stück nach Westen und verlässt ihn gleich wieder nach links, hinauf zum höchsten Punkt meiner Tour, zum Rahnfels (502 m).

Der Aussichtsfels ist nicht einmal der höchste Punkt, der liegt ein wenig abseits. Aber dieser mit 516 Metern noch höhere Punkt ist die höchste Erhebung des Pfälzerwaldes nördlich der Isenach. Und das ist doch eine Erwähnung wert.

Zurück zur Aussicht, die ist nämlich herrlich. Da ist der Eckkopf zu sehen, der Langenberg, der Weinbiet, der Plankenberg, im Süden Hohe Loog und Kalmit, dann der Stoppelkopf, der Steinberg und der Salweidenkopf.


Hier steht auch die Frankenthaler Hütte (502 m).

Auf dem Gipfelplateau steht die kleine Frankenthaler Hütte. Die einfache Schutzhütte aus Holz wurde (erstmals) 1906 von der Ortsgruppe Frankenthal des Pfälzerwaldvereins errichtet und bietet seither Wanderern Schutz vor schlechtem Wetter.


Ich stieg schließlich auf einem hübschen schmalen Pfad vom Rahnfels ab. Der Pfad zickzackt sich hinunter zu einem Bergrücken und überquert dabei noch einmal drei Waldwege. Danach führt er stracks hinunter zur Ruine Schlosseck (303 m).

Schlosseck war eine stauferzeitliche Burg, die an Stelle einer ins 9./10. Jahrhundert zu datierende Anlage errichtet wurde. Sie steht auf einem Bergvorsprung in einer Höhe von 303 Metern. Urkundliche Nachrichten über die Burg fehlen. Nicht einmal ihr ursprünglicher Name ist bekannt, "Schlosseck" ist eine nachmittelalterliche mündliche Überlieferung.

Die ältesten Überreste stammmen noch vom Vorgängerbau, aus dem 9. oder dem 10. Jahrhundert. Sie lassen auf eine frühmittelalterliche Fliehburg schließen, die zum Schutz gegen die Normanneneinfälle errichtet wurde. Solche Anlagen gibt es am Haardtrand viele, z. B. die Heidenlöcher, der Heidenschuh, die Heidenburg oder das Waldschlössel).

Im frühen 13. Jahrhundert wurde dann an Stelle der Fliehburg ein hochmittelalterlicher Neubau errichtet. Vermutlich waren die Grafen von Leiningen die Bauherren. Archäologische Ausgrabungen ergaben, dass die Anlage noch im selben Jahrhundert einem Brand zum Opfer fiel. Im 14. Jahrhundert war sie aber wieder bewohnt.

Christian Mehlis führte 1879 erste Grabungen auf dem Gelände durch. Dann wurde 1883/1884 das Burgportal wieder aufgerichtet.
Seit 1963 gehört die Anlage zur staatlichen Schlösserverwaltung Rheinland-Pfalz. 1988/1989 wurden weitere Erhaltungsmaßnahmen vorgenommen.


Die stauferzeitliche Burganlage orientierte sich am Vorgängerbau. Wie dieser ist sie längsoval. Gegen die empfindliche Bergseite war sie durch einen Halsgraben geschützt, an den sich das Fundament einer drei Meter starken Schildmauer anschließt. In diese Schildmauer schneidet das Untergeschoss eines 8,5 Meter breiten und 11,5 Meter langen, fünfeckigen Bergfrieds ein. Dieser hatte Mauerstärken von bis zu 2,5 Metern.

Daneben steht das rekonstruierte Burgportal mit Reliefs von Adlern, wie sie auch bei den Toren der Erkenbert-Ruine in Frankenthal und am Wormser Dom zu sehen sind. Am höchsten Punkt des Torbogens befindet sich ein Schlussstein mit Blattmaske.

Die geringen Höhen der noch vorhandenen Mauern bei gleichzeitigem Fehlen von Bauschutt legen nahe, dass die Burg schon vor dem Brand nie vollendet und auch danach nur vorübergehend in provisorischem Zustand bewohnt wurde.



Nach der Besichtigung der Ruine wanderte ich schließlich ganz hinunter ins Tal. Dort steht die Papierfabrik Schleipen (162 m), an der ich links abbog, um an der Isenach entlang zurück zum Parkplatz Klaustal (160 m) zu wandern.


Fazit:

Hübsche kleine Runde im nördlichen Pfälzerwald. Der ist nicht so bekannt wie der südliche, einfach weil's hier weniger Felsen gibt. Der Rahnfels mit seiner tollen Aussicht ist dafür eine Ausnahme. Weitere Highlights sind natürlich die beiden urigen Burgruinen Nonnefls und Schlosseck. Und das hübsche Klosterdorf Höningen ist eine echte Überraschung. Mit ein wenig Fantasie kann man sich das mittelalterliche Kloster vor dem Inneren Auge wiedererstehen lassen - und einen kleinen Biergarten gibt es auch.

Tourengänger: Nik Brückner


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