Burgen und Felsen am Treutelsberg


Publiziert von Nik Brückner , 4. April 2023 um 14:43. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum: 2 April 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 570 m
Abstieg: 570 m
Strecke:14 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Die Zufahrt zur (weithin sichtbaren) Burg Landeck ist in Klingenmünster beschildert.
Unterkunftmöglichkeiten:In Klingenmünster

Wie es manchmal so geht. Das vergangene Wochenende wird für yuki, Nyn, Löwensteiner, Schubi und Nik Brückner (was ich bin) als Och-Möönsch-Wochenende in die Wandergeschichte eingehen: Eigentlich wollten wir uns auf der Schwäb'schen Alb treffen, aber dann gab's dort Regnung und Stürmung. Und unsere Stimmung und wir sack/gten ab. Unsere Tour verschoben wir auf anderswann.

Die (auch nicht wirklich) nah Beiei- (eieiei) -nanderwohner Schubi und ich versuchten dann aber doch, zumindest (das Wort "zumindestens" gibt's nicht) aus dem Sonntag das Bestmögliche herauszuholen: Eine Tour mit dem Captain-Future-Soundtrack von Christian Bruhn und dem besten Song der 80er, "1980F" von After the Fire. Die Krone aber setzte Schubi dem Tag auf, mit "Drei Weiße Birrrken", der mythischen Single von Stephan Remmler & Status Quo. Geht doch nix über Melodien aus unserer Kindheit.

Oh, und sämtliche Highlights am Treutelsberg: drei Burgen, mindestens ebensovielen Felsen, 'nem Aussichtsturm und viel nettem Gewaaf, wie sich das bei Franggng so gehört.



Treffpunkt war der Wanderparkplatz an der Burg Landeck (285 m), die uns beiden noch sehr gut in Erinnerung war. Gleich mal rein! Die Burg ist interessant.

Wann die auch heute noch sehr eindrucksvolle Burg erbaut wurde, ist leider nicht bekannt. Eine schriftliche Nachricht gibt es nicht. Die noch sichtbaren stilistischen Merkmale der Burg verweisen aber immerhin auf eine Entstehung um 1200. Es wird allgemein angenommen, dass Landeck als Nachfolgerin für die nahegelegene, wohl in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zerstörte Turmburg (Wald-)Schlössel errichtet wurde, die wir an diesem Tag auch noch aufsuchen wollten. Einen Beleg dafür gibt es allerdings ebenfalls nicht. Ebensowenig belegt ist die Annahme, dass beide Burgen eine Schutzfunktion für die nahe gelegene Abtei Klingenmünster gehabt haben könnten.

Tatsächlich erwähnt wird Landeck dann aber 1237, anlässlich der Teilung der Leininger Güter. In dieser Teilung fiel die Burg an Emich IV., der hier eine eigene Linie Leiningen-Landeck begründete. Spätestens Mitte des 13. Jahrhunderts war die Anlage dann als Reichslehen im gemeinsamen Besitz der Grafen von Zweibrücken und der Grafen von Leiningen.

Nach dem Aussterben der Leiningen-Landeck 1289/90 verlieh König Rudolf von Habsburg die ehemals Leiningische Hälfte der Burg an seinen Neffen, den elsässischen Landvogt Otto III. von Ochsenstein, während die andere Hälfte im Besitz der Grafen von Zweibrücken-Bitsch verblieb.


Seit Beginn des 14. Jahrhunderts lassen sich dann Versuche der Abtei Klingenmünster nachweisen, Landeck mitsamt den umliegenden Gütern als ihr Eigentum auszugeben. Und auch die Pfalzgrafen bei Rhein versuchten, die Burg in ihre Hand zu bringen. Allerdings fiel, durch innerfamiliäre Streitigkeiten und finanzielle Schwierigkeiten bedingt, 1405 ein weiterer Anteil an das Hochstift Speyer. Die drei Parteien (die Grafen von Zweibrücken-Bitsch, die Herren von Ochsenstein und das Hochstift Speyer) versuchten in der Folge aber doch, ihre Streitigkeiten innerhalb der Burggemeinschaft noch beizulegen.

Obwohl Landeck Ende des 15. Jahrhunderts noch einmal ausgebaut worden war, eroberten die Bauern die Anlage im Bauernkrieg 1525 und brannten sie aus. Die Schäden wurden allerdings wieder behoben. Nach Aussterben der Herren von Ochsenstein und der Grafen von Zweibrücken-Bitsch-Lichtenberg konnten dann die pfälzischen Kurfürsten ihren Anteil an der Burg zunächst auf drei Viertel erhöhen und 1709 durch Tausch mit dem Hochstift Speyer schließlich komplettieren. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts blieb Kurpfalz nun alleiniger Eigentümer von Landeck.

Die Burg war allerdings gegen 1680 von französischen Truppen zerstört worden. Im ersten Koalitionskrieg wurde sie dann erneut von französischen Revolutionstruppen besetzt und nach 1798 an Frankreich angegliedert. 1816 kam sie dann aufgrund der auf dem Wiener Kongress getroffenen Vereinbarungen zusammen mit der ganzen Region zum Königreich Bayern. Heute schließlich gehört die eindrucksvolle Burgruine zu den von der Direktion Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz verwalteten Objekten.



Wir schlenderten hinein und sahen uns im Burghof ein wenig um - was man unbedingt tun sollte, denn die Burg ist ausnehmend gut erhalten.

Vorhandene Bauteile datieren bis in die Zeit um 1200 zurück. Dabei sind zwei Bauepochen zu erkennen. Der Bergfried und die Mantelmauer gehören zu den ältesten Teilen. Da der Turm mit einer Seite in die Mauer einschneidet, muss er als erstes errichtet worden sein.

Bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts bestand Landeck nur aus dieser durch den Turm und die innere Ringmauer gebildeten Kernburg. Es wurde aber ein Brückenturm errichtet, am Ende des 13. Jahrhunderts oder etwas später. Und die Ringmauer wurde mehrfach verändert, wohl weil man Gebäude hinzufügte, die innen gegen die Mauer stießen und diese als Außenwand nutzten: Die Reste des westlichen Wohnbaus gehören einem Umbau der Herren von Ochsenstein Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts an. Ein aus dem späten 14. Jahrhundert stammendes Haus auf der Ostseite ist zunächst teilweise in Fachwerkbauweise, später dann in Stein ausgeführt worden. Diese Ost- und Westbauten entsprechen den in einer Schriftquelle aus dem Jahr 1407 genannten Gebäuden "bäumenes" und "steinernes Haus". Ein Gang zwischen diesen beiden, der vom Burgtor bis an das südliche Ende der Kernburg reichte, wurde nach 1421 durch einen neuen Querflügel überbaut.


Wohl in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die Kernburg dann mit der heutigen Zwingeranlage umgeben und so den damals modernen wehrtechnischen Erfordernissen angepasst. Weitere Baumaßnahmen brachten um 1456 möglicherweise das "Vorwerk" mit Brückenturm hervor.

Bis zur Zerstörung am Ende des 17. Jahrhunderts sind keine weiteren Baumaßnahmen überliefert. Seit 1881 wird die Burg vom Landeckverein und dem Landesamt für Denkmalpflege immer wieder ausgebessert, restauriert und instand gehalten.


Wieder draußen, führen nun mehrere Wege nach links (Westen). Den ebenen Weg ließen wir links liegen, aber gleich den daneben, der nach Nordwesten den Hang hinaufquert, nahmen wir. Ein breiter Waldweg, der zum Glück bald an einem Querweg endet. Die Fortsetzung ist schmaler, und eine Art Bobbahn: ein kurviger Hohlweg, der sich weiter den Hang hinauf schlängelt. Bald gelangt man auf einen weiteren Querweg, dem wir nun nach links (Westen) folgten. 800, 900 Meter weiter ist man am Weißen Fels (398 m) angelangt, der von der Burg weg bereits mehrfach angeschrieben war.

Eine nette Aussicht hat man von hier. Der Abtskopf ist zu sehen, dahinter der Jüngstberg, die Burg Lindelbrunn, der Rötzenberg, und der Drachenfels.

Weiter ging's nun in nördlicher Richtung, zum Sattel zwischen zwei der Köpfe des Treutelsbergs. Wir überwanderten den Sattel und drüben weiter den Hang hinab, wo sich unser Weg bald nach links wandte. Hier im Nordosthang ging es nun wieder bergan, an Kreuzungen immer geradeaus, bis zum Gipfelkamm des Treutelskopfs.

Herauf kamen wir am Nordwestsporn.

Dort befindet sich unter einem Aussichtsfelsen der halb natürliche, halb aus Steinbrocken erreichtete Unterstand "alte Jagdhütte" (495 m). Sie war einst vielleicht ein Vorposten einer der drei Burgen am Treutelsberg und diente wohl auch Jägern als Unterstand. In den heißen und trockenen Sommermonaten war hier auch ein Beobachtungsposten untergebracht. Über eine Telefonfreileitung zur Klinik konnte im Fall eines Waldbrands Alarm ausgelöst werden.

Ein paar Schritte weiter, und der höchste Punkt des Treutelskopfs (504 m) ist erreicht.

Der höchste Punkt unserer Tour bietet eine amüsante Namensgeschichte. Der Treutelsberg ist nämlich nach seiner (scheinbaren) Dreigeteiltheit benannt: Es gibt eine nordöstliche Kuppe, die die frühmittelalterliche Fliehburg "Heidenschuh" trägt, eine südöstliche, und den Treutelskopf, die höchste Erhebung des Treutelsbergs. Na, und noch eine, im Südwesten. Aber die darf man nicht mitzählen, damit es drei sind.

Jedenpfalz nannte man den Berg
dementsprechend in der hiesigen Pfälzer Mundart "Dreidäälberg", also Dreiteilberg. Als 1816 die linksrheinische Pfalz dem Königreich Bayern unterstellt war, erfassten dessen Beamte das für sie neue Territorium. Die waren allerdings des Pfälzischen nicht mächtig und übertrugen den Bergnamen in das vermeintlich richtige Schriftdeutsch: Treutelsberg.

Der Treutelskopf ist also der höchste Kopf am Treutelsberg. Diese Unterscheideung machen aber nicht alle, also nicht durcheinanderkommen!


Hier auf dem Treutelskopf steht - wie auf jedem ordentlichen Berg in der Pfalz - natürlich auch ein Aussichtsturm. Nichts wie hinauf!

Den höchsten Punkt auf dem höchsten Punkt unserer Tour markiert die Aussichtsplattform des 14 Meter hohen Martinsturms. Er wurde 1886 errichtet, gehört zu den Kulturdenkmälern von Klingenmünster und steht unter Denkmalschutz.

Auch der Aussichtsturm hat eine interessante Geschichte: 1886 gab es Gespräche zwischen dem Direktor der damaligen Kreisirrenanstalt Klingenmünster und dem Königlichen Forstamt Annweiler über einen "Verschönerungsturm" auf dem Treutelsberg, der schließlich noch im gleichen Jahr errichtet wurde. Finanziert wurden die Baukosten von 800 Mark von der Familie eines Patienten namens Martin Waldthausen, der in der Nervenklinik lebte. Damit verlieh die Familie ihrer Dankbarkeit gegenüber der Klinik für die dort geleistete Arbeit Ausdruck.


Die Einweihung des Turms erfolgte am 11. November 1886, dem Namenstag Martin Waldthausens. Die Einweihungsfeier wurde erneut von der Familie Waldthausen spendiert. Das neue Bauwerk erhielt den Namen "Martinsturm", nach dem Vornamen des Patienten.

Der Turm gehört bis heute dem aus der Kreisirrenanstalt hervorgegangenen Pfalzklinikum für Psychiatrie und Neurologie in Klingenmünster. Er diente früher auch dem Waldbrand­schutz, heute hat er allein touristische Bedeutung. Ich spreche natürlich von der Aussicht.

Der Martinsturm bietet ein 360°-Pano, das nur hier und da durch ein paar Bäume ein bisschen eingeschränkt ist. Nach Norden und Nordwesten schaut man hinunter ins Kaiserbachtal mit der Gemeinde Waldrohrbach. Dahinter die Pfälzer Kegelberge: Der Rehberg mit dem nächsten Aussichtsturm, davor die Hahnsteine, dann die Burgen Trifels, Anebos und Scharfenberg. Rechts davon erheben sich Wetterberg, Schletterberg und Rotenberg, auf dessen Ausläufer die Madenburg steht.

Bei guter Fernsicht ist im Rheintal die unverkennbare Silhouette des Speyerer Doms und dahinter der Odenwald zu erkennen. Richtung Südosten und Süden sind der Bienwald und dahinter Karlsruhe zu sehen. Bei klarer Sicht erkennt man sogar die charakteristischen Umrisse des Straßburger Münsters. Dahinter: Franks Jagdrevier, der Nordschwarzwald, mit der Badener Höhe und der Hornisgrinde.

Richtung Südwesten schweift dann der Blick über die zahllosen Kuppen des Wasgaus: der Bergkegel von Burg Lindelbrunn zum Beispiel, der Schlossberg, der die Wegeln- und die Hohenburg trägt, der Große Wintersberg im benachbarten Elsass, und schon jenseits der Zaberner Steige die bis zu 1000 m hohen Berge der Nordvogesen: Mutzigfelsen und Donon.


Wir stiegen wieder hinunter und stiegen wieder hinunter, vom Treutelskopf nämlich, durch dessen Südwesthang, und langten wieder an dem zuvor bereits überquerten Sattel an. Hier wandten wir uns scharf rechts, und wanderten auf einem hübschen schmalen Pfad pfadig hinunter zur Röxel-Quelle (362 m). Wo wir kurz pausten, und dann weiter bis zu einer scharfen Linkskurve in einer Dell. Hier wandten wir uns nach rechts, hinauf in den nächsten Sattel, zwischen dem Treutelskopf und seinem südwestlichen Ausläufer. Auf dessen anderer Seite gings wieder nordwärts weiter, zu einer langgezogenen Lichtung am nächsten Sattel. Hier nahmen wir den breiten Waldweg, der nach links über die Höhe Richtung Stein führt. Gleich nach 200 Metern wieder links und auf einem schmalen, nicht markierten Pfad hinauf auf die nächste Kuppe. Dort standen wir am Hundsfels.

Der eindrucksvollste Felsen unserer Tour: 41 Meter hoch ist der im Wald frei herumstehende Hundsfels! Er wird auch als "Kleiner Asselstein" bezeichnet, was seiner Gestalt nach durchaus zutrifft, ähnelt er doch sehr dem Asselstein bei Annweiler.

Der Gipfel wurde eventuell bereits 1902 betreten, spätestens aber 1903, durch die Gebrüder Mugler zusammen mit Herrn Scholl. Allerdings steht in einem alten Gipfelbuch: "... betrat Dr. Karl Petri (Göcklingen) 1902 o. 1903 als erster den aussichtsreichen Gipfel. Er nahm seinen Weg durch den Riss in der Südwand und benützte dabei Hilfsmittel wie Baumstamm, Haken usw.".

Wer auch immer der allererste gewesen sein mag, der Hiundsfels gehört zu jenen Türmen, die ganz zu Anfang der lokalen Klettergeschichte schon bestiegen wurden. Und die entwickelte sich rasant - im Gipfelbuch von 1920 steht: "Ab 1904 gehört der Hundsfels zu den beliebtesten Kletterfelsen im Felsenland... Er ist ein Modefels geworden".



Der (hier etwas undeutliche) Weg führt auf der anderen Seite des Hundsfelsens wieder hinunter zu dem breiten Waldweg, der nach links über die Höhe Richtung Stein führt. Wir folgten diesem nochmal um etwa 200 Meter nach links, dann stachen wir rechts zu den Lebersteinen ab, die auf der nächsten Kuppe stehen.

Das ist ein kleines Felsenriff, aus dem vor allem der Große und, nördlich davon, der Kleine Leberstein emporragen. Schöne Buntsandsteinfelsen, deren südlicher den Kletterern vorbehalten bleibt, deren nördlicher aber, der Kleine, auch von Kraxel-Wanderern erstiegen werden kann. Und das gleich auf mehreren Routen (I, II so ungefähr). Hier setzt leider ein kleiner Schauer ein, den wir beim Veschpern unter einem Überhang des Felsens weitestgehend haben ausblenden können.

Wieder zurück auf dem breiten Waldweg, ging es nun auf diesem zurück zu dem Sattel mit der Lichtung. Dort wandten wir uns ein paar Schritte nach rechts, dann ging es an einem Zaun links den Hang des Treutelskopfs hinauf. Ein Wegweiser weist den Weg Richtung Heidenschuh, unserem nächsten Ziel. Ein hübscher Pfad, der bald einen breiteren Weg überquert, und dann die Nordostflanke des Treutelskopfs hinaufführt. Er endet am Sattel zwischen Treutelskopf und Heidenschuh. Hier geht's nach links. Der hier wieder breitere Weg führt, immer ein wenig links des Rückens, geradewegs zum Heidenschuh. Er passiert dabei ein Hüttl im zunehmend felsigen Gelände, in der Nähe des Aussichtspunkts Trifelsblick (453 m). Ein paar Meter weiter stößt man dann auf eine niedrige, uralte Mauer: Die Umfassung der Ruine Heidenschuh (450 m).

Hier auf dem nordöstlichen Ausläufer des Treutelsbergs liegt die Fliehburg "Heidenschuh". Komischer Name? Komischer Name. Der ursprüngliche Name der Burganlage ist nicht bekannt. Der heutige bildete sich erst im 18. Jahrhundert, als man die Anlage den Heiden zuordnete. Man vergleiche ähnliche Anlagen in der Gegend wie die Heidenlöcher, die Heidenburg (oder auch die Burg Schlosseck).

Der Heidenschuh war eine Ringwallanlage, die wohl im frühen Mittelalter zum Schutz gegen die Normanneneinfälle errichtet wurde. Nach Form und Bauweise dürfte sie der karolingisch-ottonischen Zeit (8. – 9. Jahrhundert) angehören, wie auch das nahegelegene Waldschlössel, das wir ebenfalls noch besichtigen würden. Die Anlage nutzt dabei geschickt die natürlichen Gegebenheiten des Bergsporns aus, der nach Nordwesten von einer senkrecht bis überhängend abfallenden Felswand begrenzt und geschützt wird, die im Nordosten an einer natürlichen Aussichtskanzel endet. Gegen den Treutelskopf hin wurde der Heidenschuh durch eine doppelte Mauer und einen Graben geschützt, die die Anlage auch an den anderen Flanken umfangen, die nicht durch die Geländeformen auf natürliche Weise geschützt sind. Uns fiel zum Vergleich der Odilienberg im Elsass ein.

Die Mauer könnte ursprünglich vier bis fünf Meter stark gewesen sein. Vor der weniger gur erhaltenen äußeren Mauer verläuft ein sechs Meter breiter Graben. Die innere Abschnittsmauer ist besser erhalten. Sie ist 60 Meter lang und 3,5 Meter breit. Außen- und Innenwand bestehen aus unbearbeiteten Steinen, deren Zwischenräume mit Geröll ausgefüllt sind. Das Tor ist noch erhalten, es wird durch schwächere, vorspringende Mauerstücke flankiert.

Es gibt keinerlei alte Urkunden über die Befestigung. Auch eine genaue Altersbestimmung der Anlage war bisher noch nicht möglich, da Kleinfunde (Waffen, Werkzeuge, Schmuckgegenstände, Gefäße) fehlen. Die Anlage war aber sicher für Notzeiten gebaut worden und diente bei drohender Gefahr als Fliehburg für die Insassen des Klosters Klingenmünster sowie die Bevölkerung der umliegenden Dörfer.


Wir verließen das Areal des Heidenschuhs in südlicher Richtung. Ein Hohlweg kurvt hier hinunter und endet an einer Kreuzung. Hier geht's geradeaus. An der nächsten Gabelung links halten, und gleich wieder rechts. Oder einfach der Beschilderung folgen: Sie führt zur Ruine Waldschlössel (350 m).

Das Waldschlössel (oder einfach Schlössel) ist eine der ältesten Burganlagen der Pfalz, bei der man von einer wirklichen Turmhügelburg und nicht von einer Fliehfeste sprechen kann. Entsprechend lang ist ihre Geschichte. Ihr ursprünglicher Name ist dennoch nicht erhalten, daher wird sie der Einfachheit halber als Schlössel bezeichnet. Vielleicht ist sie aber mit der in einer Urkunde genannten "villa walahstede" identisch. In diesem Fall hieße sie - nun ja - Walahstede. Ansonsten sind keinerlei schriftlichen Aufzeichnungen zur Entstehung der Burg, ihrer Funktion und ihren Bewohnern bekannt.

Ihre Geschichte beginnt, ähnlich wie beim nahegelegenen Heidenschuh, mit einer spätkarolingischen Fliehburg: In zwei weit auseinanderliegenden Bauphasen wurde ein Ringwall errichtet, der bis heute die spätere Burg umspannt. Er ist in der Zeit zwischen 880 und 920 entstanden.

Um 1030 wurde dann die eigentliche Burg erbaut, eine Turmhügelburg. Sie stammt somit aus der Salierzeit. Aus dieser Zeit sind der sogenannte Mörtelplatz und zwei Gebäudereste erhalten. Und einige Feuerstellen und ein Erzofen können in diese Phase datiert werden.

Vermutlich nach einer Zerstörung wurde die Anlage im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts wieder aufgebaut, wobei nun zahlreiche Änderungen an der Bausubstanz vorgenommen wurden. Eine dritte Nutzungsperiode schließlich ist an den Beginn des 12. Jahrhunderts zu datieren. Auch damals wieder dürfte eine Zerstörung den Anlass zum Umbau gegeben haben.

Als Bauherr kommt der erste Salierkönig Konrad II. (um 990 - 1039) in Frage. Der eignete sich in kurzer Zeit zahlreiche kaiserliche Güter, Kirchengüter und Besitzungen des Reiches an. Seine Verwandten rückten daraufhin in die Gegend um Klingenmünster ein. Die Saarbrücker Linie stellte Schutzvögte des Klosters Klingenmünster und seiner Besitzungen. So kam auch das Schlössel in den Besitz der Grafen von Saarbrücken.

Später ging die Schutzherrschaft auf die Staufer über. Es bestand eine enge Verwandtschaft zwischen den Saarbrückern und dem ersten Stauferkönig Konrad III (1093 oder 1094 - 1152). Als sich aber das Verhältnis zwischen Graf Simon I. von Saarbrücken und Friedrich I. (Barbarossa) verschlechterte, wurden die Burgen des Grafen 1168 auf Befehl des Kaisers zerstört. Hiervon könnte auch das Schlössel betroffen gewesen sein.

Bald darauf geriet die Burg in Vergessenheit. Ihre Überreste, ca. 2700 Kubikmeter Steine, wurden vom Wald überwuchert. 1855 wurde dann Steine zum Bau der Kreisirrenanstalt abtransportiert. Erst 35 Jahre später, 1890, untersuchte der Altertumsforscher Christian Mehlis die Anlage und ließ große Teile freilegen. Damals sollen noch Fensterbänke und Säulen vorhanden gewesen sein. Weitere Grabungen führte Friedrich Sprater 1935 durch. Dabei wurde die gesamte Kernburg freigelegt. Seit 1988 finden im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz immer wieder Ausgrabungen zur Erforschung der Anlage statt.



Wir sahen uns in dem weitläufigen und gut gepflegten Gelände um. Trotz des Steinraubs ist von der Burg überraschend viel zu sehen - dank der Restaurierungsarbeiten.

Von der heute "Vorburg" genannten ältesten Anlage, der karolingischen Fliehburg, ist noch am wenigsten zu sehen. Teilweise ist sie von der jüngeren Turmburg überbaut. Nach Südosten fasst die alte Mauer jedoch noch als Ringwall erkennbar ein großes Areal ein. Ob diese frühmittelalterliche Anlage später überhaupt als Vorburg genutzt wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Der Name hat sich allerdings festgesetzt.

Der Wall, der wie eine Trockenmauer aussieht, und zum größten Teil aus Findlingen besteht, wurde ursprünglich vielleicht durch Mörtel zusammengehalten. Auf der Nord- und Südseite konnten Toranlagen entdeckt werden. Wer von der Pfalzklinik heraufkommt, betritt die Anlage auch heute noch durch eines dieser Tore. Aus der Gestaltung der Tore lässt sich schließen, dass sich darüber einst Holztürme befanden.

Die jüngere Turmburg betrat man durch einen Torturm, der den Durchgang zum Burghof gewährte. Seine Außenmaße betragen 6 mal 7,30 Meter. Die großen Quader der südlichen Frontwand erlauben es, den Turm in die Zeit zwischen dem letzten Viertel des 11. Jahrhunderts und dem Anfang des 12. Jahrhunderts zu datieren. Sie sollten offenbar eine repräsentative Wirkung erzielen. Reparaturarbeiten deuten auf eine mehrfache Zerstörung hin.

An den Torturm schließt sich eine Ringmauer aus kleineren Steinquadern an, die ein unregelmäßiges Vieleck bildet. Sie entstand kurz nach dem Bau des zentralen Wohnturms und hat wohl einen älteren Wall aus Sand und Holzpflöcken ersetzt.

Das Burgareal teilt sich hier in zwei Bereiche: Im südöstlichen Wirtschaftshof standen die Wirtschaftsgebäude der Handwerker. Durch ein weiteres Tor gelangte man in den Oberhof. Dieser war den Burgbesitzern und ihren Angestellten vorbehalten. Im westlichen Bereich des Wirtschaftshofs befindet sich eine Fläche von rund 35 m², auf der sich teilweise zwei feste Mörtelschichten erhalten haben. Hier dürfte der Platz gewesen sein, auf dem der Mörtel für die Bauarbeiten an der Anlage gemischt wurde.



Und natürlich muss man auf den Turm hinauf. Na, so richtig hoch ist er ja nicht....

Dennoch dominiert der Stumpf des massigen Wohnturms auch heute noch die Anlage. Er ist bis etwa 6 Meter Höhe erhalten. Aufgrund des Volumens der verbliebenen Schuttmenge (ca. 2500 m³) sowie einzelner Baufragmente lässt sich seine einstige Gestalt rekonstruieren: Demnach ist oberhalb von Keller und Erdgeschoss von vier weiteren Stockwerken auszugehen, die von einem schiefergedeckten Pyramidendach gekrönt waren. Bei einem quadratischen Grundriss von 13,3 mal 13,3 Metern und einer Mauerstärke von ca. 2,5 Metern ergibt das eine Wohn- und Nutzfläche von 320–380 Quadratmetern. Das ist doch ganz ordentlich.

Erhalten sind unter anderem drei vollständige Fenstersäulen und mehrere Würfelkapitelle sowie eine Fensterbank mit eingeritztem Mühlespielplan. Farbige Putzfragmente und Reste von Glasfenstern lassen auf eine repräsentative Einrichtung schließen. Ein buntes Fenster sowie Marmorplatten mit dem Bild eines Lammes Gottes weisen zudem auf das Vorhandensein einer integrierten Kapelle oder Gebetsnische hin.

Flankiert wird der Wohnturm von zwei weiteren Gebäuden: Ein schachtartiger Anbau im Norden war wohl ein Abortschacht. Ein zeitgleich errichteter Vorbau von 13,3 mal 5,60 Metern im Osten an diente wahrscheinlich dem Schutz des vermutlich im zweiten Geschoss gelegenen Hocheingangs.



Wir verließen das Areal des Schlössels durch das talseitige Tor der alten Fliehburg. Ein schöner Pfad führt hier den Bergsporn hinunter, zuletzt im Zickzack, und endet an der Pfalzklinik. Hier nach rechts und kurz auf dem Asphaltweg hinunter zum letzten Highlight unserer Tour: zur romanischen Nikolauskapelle (220 m).

Die mehr als 800 Jahre alte Nikolauskapelle ist ein von der UNESCO geschütztes Kulturgut und steht unter Denkmalschutz. Ein Kleinod staufischer Sakralarchitektur! Noch fast vollständig im Originalzustand erhalten. Es bildet mit dem ehemaligen Magdalenenhof ein geschichtsträchtiges Ensemble.

Die genaue Bauzeit der Kapelle ist nicht bekannt. Die Ersterwähnung geschah im Jahr 1313: "ad capellam beati Nicolai" ist der Wortlaut in der Urkunde. Aufgrund der spätromanischen Formen und der Verwendung von Elementen elsässischer und Wormser Spätromanik wird vermutet, dass die Kirche mitsamt dem Turm um 1190 errichtet wurde, während der Innenraum erst im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts fertiggestellt wurde. Möglicherweise diente die Nikolauskapelle als Kapelle der nahen Burg Landeck, oder sie gehörte zum nun schon mehrfach erwähnten Kloster Klingenmünster.

Die Kapelle wurde wahrscheinlich zu Beginn des 18. Jahrhunderts profanisiert und als als Weinkeller genutzt. 1795 wurden die Kapelle und der angrenzende Magdalenenhof versteigert und kamen in Privatbesitz. Der Hof ist heute verschwunden, die Kapelle befindet sich nun im Besitz des Bezirksverbandes Pfalz und wird von der Kirchengemeinde Klingenmünster genutzt. Geöffnet ist sie leider nur selten.


Wir wanderten nun nach Südwesten, durch die Weinberge Klingenmünsters. Rechts, im steilen Waldhang, sind noch alte Weinbergmauern zu sehen, die aus der Zeit stammen, in der auch dieser Hang noch bewirtschaftet wurde. Alte Steintreppen führen dort hinauf. Eine, die Lange Stiege, führt bis hinauf zur Zufahrtsstraße der Burg Landeck. Die könnte man nehmen, oder einen Zickzackweg im hintersten Waldeck, um hinauf zur Burg zu gelangen. Geschmackssache, würden wir sagen. Beide Varianten führen jedenfalls zurück zur Burg Landeck (285 m), an der unsere Runde endete.



Franks Fazit

Der Pfälzerwald ist schon ein Phänomen. Stille Forste, formenreiche Felsen, geschichtsträchtige Orte, alles nah beinander. Märci an Nik – wie immer bei seinen Touren war auch diese durchgehend informativ-abenteuerlich-albern-gesellig. Und zwar vom Feinsten.


Niks Fazit

Ein geschichtsträchtiger Berg, der Treutelsberg! Die Runde mag nicht ausschließlich auf hübschen schmalen Pfaden verlaufen, verbindet dafür aber sämtliche Highlights am Berg miteinander, historische wie natürliche. Frank wäre zwar gerne mehr gekraxelt, aber bei der Nässe war nicht mehr drin. Holen wir beim nächsten Mal nach! Die Hauptsache ist es eh, mal wieder mit guten Freunden zusammen unterwegs zu sein.


Diese Tour widmen wir unseren guten Freunden yuki, Nyn und Löwensteiner, mit denen wir an diesem Wochenende eigentlich auf der schwäbischen Alb unterwegs sein wollten. Das Wetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber beim nächsten Mal klappt's bestimmt. Viele Grüße an Euch drei!

Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen



Tourengänger: Nik Brückner, Schubi


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Kommentare (2)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 4. April 2023 um 17:55
Vielen lieben Dank für die Widmung.
und die vielfältigen Eindrücke.

Meine bei ganz passablem Wetter durchgeführte Freizeitgestaltung an ebendem Sonntag war bei mir ums Eck und etwas kürzer, aber auch sehr interessant! Bericht dazu ev später mal^^

VG, nyn, (Markus)


Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. April 2023 um 10:11
Gernchen! Sind gespannt auf deinen Bericht!

Lieben Gruß,

Nik


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