Vulkanschlote


Publiziert von Nik Brückner , 3. Mai 2024 um 12:20.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum: 1 Mai 2024
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Strecke:18,5 Kilometer

Ich war ja schon mal auf einem Vulkan. Dem Vulkan. Dem Vesuv. Aber noch nie in einem Vulkan. So richtig in einen Vulkanschlot hinein. Oder? Doch! Neulich erst, auf den Gleichbergen. Und, schon länger her, am Laacher See. Das ist auch ein richtiger Vulkan, sogar mit einem wunderschönen See drin. So etwas gibt es aber auch näher. Im Pfälzerwald nämlich.

Vor Jahren bin ich hier mal herumgestiegen. Die Basaltwände rauf und runtergekraxelt. Da will ich heute mal wieder hin. Also - na was - Magma eingelegt, "Ẁurdah Ïtah", und los geht's!



Diese Tour startet in Wachenheim (141 m) - wo es aus mir unbekannten Gründen derzeit schwierig ist, einen Parkplatz zu finden. Nach einer Suche fand ich aber doch einen, direkt unterhalb der Wachtenburg, und los ging's, hinauf zur (überall im Ort ausgeschilderten) Wachtenburg (232 m).

Die Wachtenburg ist das Wahrzeichen von Wachenheim und gilt ob ihrer Aussicht über die Rheinebene als "Balkon der Pfalz". Im Juni ist sie eine der Stationen beim Wachenheimer Burg- und Weinfest.

Die Burg steht auf einem 232 Meter hohen Bergsporn oberhalb des Orts. Sie wurde – vermutlich auf Anordnung Konrads von Hohenstaufen – im 12. Jahrhundert errichtet. Ihre erste urkundliche Erwähnung stammt allerdings erst aus dem Jahr 1257.

1273 kaufte dann Rudolf von Habsburg die Anlage, als Mitgift für seine Tochter. Deren Sohn, Pfalzgraf Rudolf I., gab sie kurze Zeit später als Afterlehen an den Grafen Emich IV. von Leiningen-Landeck weiter. 1375, im Krieg zwischen den Leiningern und den Städten Mainz, Worms und Speyer, nahmen Burg und Ort sodann großen Schaden.

Nach ihrer Wiederherstellung ging die Burg 1410 an die Pfalzgrafen von Zweibrücken-Veldenz. 1470 wurde sie von Kurfürst Friedrich I. durch Beschuss zerstört und später nur teilweise wieder aufgebaut.

Im Pfälzischen Erbfolgekrieg sprengten französische Truppen unter General Melac 1689 den Bergfried, seine bergseitige Hälfte blieb jedoch stehen. 1718 gingen die Reste als Erblehen an den kurpfälzischen Minister Johann Ferdinand von Sickingen (1664–1719), dessen Nachkommen sie 1796 an die Familie Kunz aus Wachenheim verkauften.

1864 erwarb Ludwig Heim aus Wachenheim die Burgruine. Er führte Grabungen durch und terrassierte das Gelände. Sie wechselte dann noch zwei Mal den Besitzer, bis sie 1984 der Stadt Wachenheim geschenkt wurde. Ein neu gegründeter Förderkreis pachtete die Ruine und führt seitdem Sanierungsmaßnahmen durch.



Die Burganlage ist schon ordentlich groß: Allein die Ringmauer ist über 400 Meter lang. Sie reicht mit der unteren Burg sogar bis zur heutigen Schlossgasse hinunter. In der Unterburg, im Osten, stand der Palas, von dem noch eine langgezogene Mauer mit Fenster- und Türöffnungen erhalten ist. Die ältere Oberburg ist dem Gelände folgend abgestuft und wird von einem ca. 30 Meter hohen Bergfried überragt. Er stammt, mitsamt den beidseits angrenzenden Schildmauern, noch aus dem 12. Jahrhundert. Wie gesagt steht er nur noch zur Hälfte, ursprünglich hatte er mal eine Grundfläche von 10 mal 11 Metern. Um 1900 wurde eine Stahltreppe errichtet, die bis zu einer Aussichtsplattform hinaufführt.

Seit 1984 kümmert sich der Förderkreis zur Erhaltung der Ruine Wachtenburg e.V. die Anlage. Sie ist heute ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer - eine Burgschänke gibt es nämlich auch.



Für mich war die Burg allerdings nicht das Ziel, sondern der Start meiner Wanderung, und deshalb verließ ich sie nun und machte mich auf den Weg: einen schönen Weg durch den Hang Richtung Süden. Der führte mich bald zu einigen Treppenstufen, die ich hinunterstieg, bis ich auf einem Talweg anlangte. Auf diesem wanderte ich kurz nach rechts, taleinwärts, nach einem Hochbehälter aber gleich wieder links, hinauf auf den Bergrücken. Dort angelangt, ging es nun rechts, den Bergrücken entlang aufwärts.

Etwa 400 Meter weiter vorn näherte ich mich einer großen Lichtung - das Gelände des Weinguts Odinstal. Das wollte ich südostseitig umgehen, deshalb bog ich hier links ab und nahm gleich danach die nächste rechts. Ich folgte dem Waldrand, zunächst auf einem breiten Weg, dann auf einem schmalen Pfad, der bald an einem Zaun endet. Es ist die Absperrung eines Basalt-Steinbruchs (253 m).

Ich befand mich hier in der Nähe des Pechsteinkopfs. Dieser Berg hat seinen Namen vom Basalt, den man früher Pechstein nannte. Ein ca. 625 Meter langes und 175 Meter breites Vorkommen zieht sich hier von Nordosten Richtung Südwesten vom Pechsteinkopf hinunter ins Margarethental. Es handelt sich um das einzige Basaltvorkommen im gesamten Pfälzerwald.

Flüssiges Magma stieg hier vor ca. 53 Millionen Jahren in einem Riss auf, erstarrte bereits in den Spalten und bildete dabei zunächst die typischen Basaltsäulen. Heiße Gase, die mit dem Magma aufstiegen, ließen bei ihren Eruptionen die Säulen dann zu den Basaltbrocken zerbrechen, die man heute hier sehen kann.

Der Basalt wurde wohl schon seit dem Mittelalter abgebaut. Damals wurden die Steine einfach an der Oberfläche eingesammelt, oder man brach mit Handwerkzeugen Brocken aus dem Gestein heraus. Man weiß, dass Neustadt das Recht besaß, hier "Pechsteine" für die Pflasterung seiner Straßen zu holen. allerdings nur an einem Tag im Jahr: am Dienstag nach Pfingsten. Dieses Abkommen hatte bis ins Jahr 1847 Gültigkeit.


Die Aufsicht über die Basaltbrüche hatte bis ins Jahr 1910 die Gemeinde Forst. Danach waren sie an das Unternehmen Pfälzische Hartsteinwerke in Neustadt verpachtet (heute die Basalt AG). Der Basalt wurde im Tagebau bis in die 1980er Jahre abgebaut. Dabei entstanden zwei große Trichter: ein kleinerer im Südwesten und ein größerer im Nordosten.


Ich stand hier am oberen Rand des größeren von zwei Trichtern. EIn ziemlich tiefes Loch!

Der größere Trichter ist 100 Meter tief und besitzt einen Durchmesser von etwa 200 Metern. Die Trichterwände sind steil und brüchig, sie brechen fast senkrecht in die Tiefe ab, weil der Basalt AG keine große Grundstücksfläche zur Verfügung stand.


Aus Sicherheitsgründen ist das gesamte Areal abgesperrt.

An einigen Stellen haben sich dennoch Neugierige durch den Zaun gemogelt. Das letzte Mal, dass ich hier war, konnte man dahinter auch noch weiter, und durch T6-Gelände zum Boden des Trichters hinuntersteigen. Das ist heute - leider - nicht mehr möglich. Allerdings nicht wegen des Zauns, sondern wegen des dichten Dornengestrüpps, dass mittlerweile hier wächst. Das ist über die Jahre undurchdringlich geworden.


Man müsste hier einen weiten Umweg gehen, um ins Margarethental hinunterzugelangen, durch das früher der Basalt abtransportiert wurde. Darauf hatte ich wenig Lust, und so schlug ich mich durch die Wildnis in südöstlicher Richtung den Hang hinab. Und das Wort ist keine Übertreibung. Nächstes Mal nehme ich eine Machete mit...

Im Tal angekommen war ich froh, im Tal angekommen zu sein. Kratzer inspiziert, Zecken abgewischt, weiter gings. Nach rechts, hinein ins Margarethental.


Anfangs wurde das Basaltgestein mit einer umlaufenden Luftseilbahn zu einer Verladestation mit Mahlwerk nach Deidesheim, an der Bahnlinie Neustadt–Bad Dürkheim geschafft. Die Seilbahn war mehr als 2 km lang.

Die Asphaltmischanlage dort ging 1911 in Betrieb und wurde 1969 stillgelegt. Um die Anwohner vor Lärm und Staub zu schützen, wurde damals der Transport auf LKWs umgestellt und im Südwesten des Pechsteinkopfs ein neues Mahlwerk errichtet.



In diese Richtung lief ich nun hinauf. Am Südende des großen Trichters steht mittlerweile eine kleine Aussichtsplattform, von der aus man einen legalen Einblick in den Trichter hat.

1991 wurden die Steinbrucharbeiten im Margarethental eingestellt. Bis heute besteht der Belag mancher Straßen in Forst aber noch aus Basalt-Kopfsteinpflaster vom Pechsteinkopf. Mahlwerk und Seilbahn wurden allerdings demontiert, davon sind heute kaum noch Reste zu sehen.


Auch hier unten ist der Zugang zum großen Trichter gesperrt. Ein Stück weiter aber befindet sich noch ein zweiter. etwas kleinerer Abbautrichter, der zugänglich ist. Den besuchte ich natürlich noch. Hier befindet sich der Basalt-See (312 m), ein landschaftliches Kleinod.

Weil das im Abbaubereich austretende Wasser nicht mehr wie zu Förderzeiten abgepumpt wird, bildeten sich auf der Sohle der beiden Abbautrichter zwei Teiche. Im Laufe der Zeit entwickelten sie sich zu naturbelassenen Biotopen.


Nun aber weiter. Von dem kleinen Parkplatz vor dem See aus wanderte ich auf einem herrlichen Weg Richtung Osten, erneut hinüber zu einem Bergrücken, den ich nach 400 Metern erreichte. Dann ging's rechts den Rücken hinauf.

Oberhalb des Basaltsees kann man nochmal durch einen Zaun schlupfen. Den See sieht man nicht, aber die bewaldeten Hügel drumherum.


Ich folgte dem Bergrücken weiter bis zu einer Wegkreuzung. Hier bog ich links ab, und hielt mich in der Folge stets rechts, in westlicher Richtung ansteigend Richtung Eckkopf, dem höchsten Punkt meiner Tour. Immer leicht ansteigend ging es auf herrlichen Wegen durch den Südhang wieder hinauf auf meinen Bergrücken, und dort wenige Meter nach links zum felsigen Gipfel des Eckkopfs (516 m)

Der Eckkopf! 1747 hieß der noch Langenberg. Weil er - naja... Über den Gipfel verläuft die Grenze zwischen den Städten Wachenheim und Deidesheim. Diese Grenze trennte früher auch das Hochstift Speyer von der Kurpfalz und die dritte von der vierten Haardtgeraiden. Daher stehen hier alte Grenzsteine und Loogfelsen herum. Auf der Wachenheimer Seite der Grenze liegt außerdem der Christophel-Schuh, ein mit Ritzzeichnungen markierter Stein, der wohl als Wegweiser diente.


Ein paar Schritte weiter (unten) steht die (nicht durchgängig) bewirtschaftete Eckkopfhütte mit dem Eckkopfturm (515 m).

Das ist ein 25 m hoher Aussichtsturm, dessen Geschichte ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Ein erster Turm wurde hier 1891 errichtet. Er stürzte 1920 bei einem Sturm ein. Die Gemeinde Deidesheim ließ 1973 einen zweiten Turm bauen, eine Holzkonstruktion, die dann allerdings nur 14 Monate lang Bestand hatte, bis sie durch Brandstiftung zerstört wurde. Der jetzige Bau wurde mit dem Geld errichtet, das die Versicherung nach dem Brandschaden zu bezahlen hatte. Die auf quadratischem Grundriss errichtete Stahlrohrkonstruktion wurde 1975 eingeweiht. 107 Stufen führen hinauf auf 541 Meter Höhe, wo man eine großartige Rundumsicht hat:

Der Rundblick beginnt im Süden, mit Stabenberg, Weinbiet, Hoher Loog und dem höchsten Pfälzerwälder: der Kalmit. Dahinter erhebt sich der Kesselberg. Dann senkt sich der Pfälzerwald Richtung Westen ein wenig: Rothsohlberg, Platte, Almersberg sind hier zu sehen, auch der Kaisergarten zeigt sich. Markant ist der Kegel des Stoppelkopfs, bevor im Westen der Vordere Langenberg den Blick verstellt.

Dahinter geht es weiter mit dem Steinkopf, dem 
Donnersberg, davor der Rahnfels. Es folgen Heidenfels und Peterskopf, bevor der Blick endgültig in die Ferne schweift: Im Norden zeigen sich die Höhen des Taunus, mit dem Kleinen Feldberg, dem Großen Feldberg und dem Altkönig. Im Nordosten beginnt die Kette des Odenwalds: Langenberg, Tannenberg, Melibokus, Felsberg, dann folgen der Knodener Kopf, die Neunkircher Höhe, der Kesselberg und das Buch. Die Tromm ist zu sehen, der Hardberg, der Katzenbuckel und davor der Weiße Stein, der Heiligenberg und der Königstuhl bei Heidelberg.

Dann wird die Landschaft flach, bis sich die Höhen des Nordschwarzwalds erheben: Hohloh, Mehliskopf, Hornisgrinde, davor Merkur und Battert. Eine großartige Rundsicht!



Die Hütte wird an einigen Wochenenden und Feiertagen geöffnet. Bewirtschaftet wird sie von Vereinen der näheren Umgebung. Die Termine werden von der Gemeinde Deidesheim, die auch den Hüttenwart bestellt, unter den Vereinen verlost.


Westlich von Hütte und Turm gabelt sich der Weg in zahllose weitere, die sämtlich den Vorderen Langenberg umrunden. Der linksteste ist der schönste, und auf diesem wanderte ich nun hinüber zum Weißen Stich (374 m), wo ein kleines Schutzhüttl steht. Nun ging's auf dem blau-gelben Weg links hinunter ins Martental.

Das Martental ist ein tief eingeschnittenes Waldtal. In seinen unteren zwei Dritteln wird es vom Weinbach durchflossen. Am Bach befinden sich drei Naturdenkmale: der Weinbachspring und der Grimmeisenbrunnen sowie der Felsblock "Großmutter", ein wenig oberhalb der Talsohle am Hang des Mittelbergs.


Ich folgte nun einfach dem markierten Wanderweg, der das Tal durchzieht. Erste Station: die Weinbachspring (333 m).

Die Weinbachspring ist die Quelle des Weinbachs. Sie wurde nach 1906 gefasst, nebenan steht eine offene Schutzhütte gebaut. Die Quelle ist als Naturdenkmal eingestuft.


Knapp 500 Meter weiter befindet sich der Grimmeisenbrunnen (301 m).

Auch der Grimmeisenbrunnen ist als Naturdenkmal eingestuft. Er ist die zweite gefasste Quelle im Martental; ein rundes Wasserbecken im Waldboden mit etwa zwölf Meter Durchmesser und einer Tiefe von, na, höchstens einem halben Meter. In der Mitte wächst eine Erle. Das Quellwasser, das sogleich in den Weinbach fließt, ist von rötlicher Färbung, das liegt am Eisengehalt.

Die Einfassung der Quelle wurde 1908/09 von der Deidesheimer Ortsgruppe des Pfälzerwald-Vereins vorgenommen. 60 Jahre nach Beginn der Arbeiten wurde in die Wand neben dem Brunnen eine Gedenktafel eingelassen.

Der Brunnen ist nach Friedrich Ludwig Albert Grimmeisen (1872 - 1908) benannt, 1902 Mitgründer und Schriftführer der ersten Ortsgruppe des Pfälzerwald-Vereins. Grimmeisen stürzte am 24. Juli 1908 bei einer Tour am Wetterhorn (Berner Alpen) 600 Meter in die Tiefe und kam dabei ums Leben.



Am Grimmeisenbrunnen wechselte ich die Bachseite und lief drüben noch etwa 600 Meter weiter bis zu einer unscheinbaren Kreuzung zweier Pfade. Hier bog ich scharf links ab und stieg den Waldhang hinauf. Einen ersten Querweg überlief ich, darüber knickt der Pfad nach rechts und erriecht bald einen zweiten. Diesem folgte ich kurz nach rechts, bis sich ein weiterer Pfad rechts löst und um den Waldberg herum führt. Beide Wege kommen später wieder zusammen, kurz vor der Wallberghütte (312 m). Hier, an einer recht ungewöhnlichen Stelle, befindet sich ein großer Waldsportplatz (310 m).

Im Januar 1926 wurde mit den Arbeiten an diesem Sportplatz begonnen, am 6. Juni desselben Jahres wurde er eingeweiht. Kurze Zeit später, am 3. Oktober 1927, fand hier ein Turnfest zu Ehren des 80. Geburtstags von Reichspräsident Paul von Hindenburg statt. Und lange Zeit war der Ort zu Christi Himmelfahrt auch Gastgeber für das Bergturnfest des Turngaus Rhein-Limburg.


Auf der Nordwestseite des Sportplatzes steht ein Gedenkstein, dahinter führt ein Pfad hinauf zum Turnerehrenmal (322 m).

Das Turnerehrenmal ist ein Denkmal für im Ersten Weltkrieg gefallene Turner des Turngaus Rhein-Limburg, der zum Pfälzer Turnerbund gehört. Es steht heute unter Denkmalschutz.

Die Idee zur Errichtung des Denkmals wurde erstmals beim Gauturntag 1925 diskutiert, der in Deidesheim stattfand. Anfang 1926 wurde mit den Arbeiten am Sportplatz begonnen, im Sommer fand die Grundsteinlegung für das Denkmal statt. Auf eine Ausschreibung hin hatte es 52 Einsendungen gegeben, ausgewählt wurde ein Entwurf namens "Stolze Trauer" der Architekten Georg Hoch und Philipp Blaumer.

Der turmartige, nach oben offene Bruchsteinbau steht auf einem vierstufigen Sockel, auf dem acht steile, rundbogige Arkaden aufsitzen. Es erinnert damit an einen Rundtempel. In seiner Mitte steht ein runder "Altar", auf dem ein mit Eichenlaub geschmückter Stahlhelm liegt.

Das Turnerehrenmal wurde im Juni 1928 eingeweiht. Zunächst war es den 1018 Gefallenen des Turngaus Rhein-Limburg gewidmet, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben ließen, heute erinnert ein Gedenkstein, der 1957 einige Meter unterhalb aufgestellt wurde, auch an die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Turner.



Der Wanderweg führt von hier aus in ziemlich verwickelter Wegführung hinunter zu einem Wanderparkplatz. Dabei werden zwei breite Waldwege überquert, danach folgt man dem zweiten doch ein Stück bis zu einer Linkskurve. Hier kann man auf einem schmalen Pfad rechts hinuntersteigen (kurz T3), zum Wanderparkplatz Sensental (201 m).

Auf der gegenüberliegenden Seite nahm ich dann den nächsten unmarkierten Steig, der mich steil hinauf zum nächsten Wanderweg brachte. Diesem folgte ich nach rechts, an Abzweigungen mich immer bergauf haltend, bis zu meinem nächsten Ziel, der Michaelskapelle (258 m).

Das Kirchlein hier am Kirchberg ist nicht neu - ein erster Bau datiert bereits aus der Zeit um 1470. Dieser war aber irgendwann eingestürzt und wurde 1662/63 wieder aufgebaut. Stiftungen ermöglichten den Erhalt dieses zweiten Gebäudes bis in die Französischen Revolution hinein, während der die Kapelle allerdings 1794 zerstört wurde.

Im 19. Jahrhundert gab es dann Pläne für einen erneuten Wiederaufbau, es dauerte allerdings bis 1952, bis die Kapelle ein drittes Mal errichtet werden konnte. Dabei handelt es sich um den heutigen Bau. Dieser Wiederaufbau ging auf ein Gelöbnis der Deidesheimer Bürger zurück: Sie wollten ihre Kapelle wiedererrichten, wenn ihre Heimatstadt dafür im Zweiten Weltkrieg verschont bleiben würde. Und Gott ist offenbar Kapitalist: Bis auf einen Bombenangriff, der versehentlich das Deidesheimer Spital traf, blieb Deidesheim im Zweiten Weltkrieg tatsächlich unversehrt.


Die Kapelle ist also nur noch in ihrem Kern ein spätgotischer Bau. Ihr Portal stammt immerhin noch aus dem ersten Wiederaufbau 1662. Die ursprünglich sieben Fenster des einfachen Saalbaus besaßen Maßwerk, das allerdings beim Neuaufbau 1952 entfernt wurde. Das Mittelfenster des Chores ist ein Werk von Erhardt Klonk (1898 - 1984), einem Maler, der, vor allem in Hessen, über 300 Kirchenfenster geschaffen hat.


Ich verließ nun die Kapelle und nahm den Pfad, der sie auf der Nordseite umrundet. Er endet auf einem breiten Waldweg. Ein Stück weiter links führt ein unmarkierter Pfad zunächst zu einem Hochsitz und dann aus dem Wald hinaus in die Weinberge.

Und hier führen dann alle Wege nach Norden. Ich suchte mir die schönsten Weinbergwege aus, und wanderte auf dem "Kirchenbergweg", dem "Oberen Hahnenböhlweg" und dem Weg "Am Riedbrunnen" zurück nach Wachenheim. Man kann aber auch andere schöner finden und sich eine andere Route suchen. Unterwegs passierte ich dann überraschend noch einen altbekannten Felsgipfel: das Hahnenböhler Kreuz (165 m).

Ach, das Hahnenböhler Kreuz! Das hab ich doch vor vielen Jahren mal sooper x-träjm erklettert! Yeah! Muss man unbedingt mal gemacht haben. Oder aber auch nicht. Seine Geschichte reicht weit ins 19. Jahrhundert zurück: 1803 errichtete die Familie Spindler aus Forst in der Weinlage Hahnenböhl ein erstes hölzernes Feldkreuz auf dem mächtigen Kalkfelsen. Dieses Wetterkreuz sollte die Fluren vor starken Unwettern schützen.

Das hölzerne Kreuz wurde Anfang 1886 von einem starken Unwetter zerstört.

In diesem Fall wurde es offensichtlich nichts mit dem Tauschgeschäft. Im März 1886 wurde es dann durch das heutige eiserne Doppelkreuz erneuert. Na, so erspart man dem Wettergott wohl die Anstrengungen eines Wunders.



Vorbei an der hübschen Aussichtsplattform "Blick über die Pfalz" (176 m) und dem nächsten Wanderparkplatz (187 m) ging es dann weiter Richtung Norden.

Hier passierte ich noch einmal den Pechsteinkopf, den Basaltgipfel von zuvor. Der dunkle und wasserdurchlässige Basaltboden hier am Süd- und Osthang speichert tagsüber die Wärme und gibt sie nachts langsam wieder frei. Er bietet damit sehr gute Bedingungen für den Weinbau. Deshalb erstreckt sich hier die 17 Hektar umfassende Weinlage Forster Pechstein. Sie bringt vor allem "filigrane Rieslingweine" hervor, was immer das heißen mag. Als Großes Gewächs eine Spitzenweinlage.


Oh, und dann ist da noch die Bismarckhöhle (198 m), gleich nach dem Wanderparkplatz.

Die kleine Höhle befindet sich etwas oberhalb des Waldrands. Sie wurde 1885 aus Anlass des 70. Geburtstags von Otto von Bismarck angelegt. Die Gedenktafel am Eingang trägt eine Inschrift, deren Anfangsbuchstaben von oben nach unten gelesen den Namen "Bismarck" ergeben:

        Bringt Wetter dich
        In Not,
        So kehre bei mir ein.
        Männiglich
        Arm wie
        Reich,
        Christ oder Heid,
        Künftig soll geschützet sein.

Ich mach sowas auch, in allen meinen Tourenberichten. Paranoide Hikr wissen das....



...und an Thomas' Waldweinstube (194 m) vorbei lief ich dann auf dem Weg "Am Riedbrunnen" zurück zu meinem Auto, das in Wachenheim (141 m) schon auf mich wartete.


Fazit:

Herrliche Runde! Burg, Höhle, Vulkanschlote, tiefe Täler, hohe Höhen, Aussichtsturm - was will man mehr?

Tourengänger: Nik Brückner


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