Tag 73: Rif. Sella - Col Gran Neyron - Rif. Chabod


Publiziert von Nik Brückner , 19. Januar 2016 um 19:27. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:21 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1540 m
Strecke:18,5km

Im schönen Sommer 2015 unternahmen Judith7 und ich eine Alpendurchquerung von Wien nach Monaco. 1832 Kilometer zu Fuß, 102.000 Höhenmeter. Unser höchster Punkt sollte der Gran Paradiso sein: 4061 Meter! Gleichzeitig war er der Punkt, an dem wir von der südwestlichen Richtung nach Süden schwenken wollten. Also eine für unsere Tour nicht unbedeutende Wegmarke!

Die Planung war schon ein paar Tage vorher losgegangen: Auf der Etappe 62, von Borgosesia zur Cascina il Faggio am Santuario della Brughiera, versuchten wir zum ersten Mal, das Bergführerbüro in Cogne zu erreichen. Nachdem das ein paar Tage lang misslang, weil dort einfach niemand ans Telefon ging, haben wir an Tag 65 in Trovinasse Hilfe bekommen: Ein Italiener, der in Cornwall lebt und auf Besuch zuhause war, hat uns erst sprachlich unterstützt, und dann auch noch einen Bergführer organisiert, der Freund der Familie ist! Besser konnte es gar nicht gehen!

Beruhigt sind wir daraufhin in drei Tagen von Trovinasse nach Piamprato gelaufen - wo Nik dann prompt von einem Virus flachgelegt wurde. Was für ein Glück, dass die Verschiebung für unseren Bergführer kein Problem war! Aber würde das Wetter mitspielen? Immerhin brauchten wir mehr als einen guten Gipfeltag: wir mussten in drei Tagen von Piamprato übers Rifugio Sogno di Berdzé und das Rifugio Sella zum Rifugio Chabod kommen, schon ohne Virus keine leichten Touren.

Aber es ist alles gutgegangen. Nicht nur hat Nik in zwei Tagen, die er praktisch durchschlief, seinen Virus besiegt, wir haben auch die drei - nebenbei bemerkt: wundervollen - Hammeretappen gut hinter uns gebracht.

Am 21.7. stand die letzte dieser drei Etappen an: vom Rifugio Sella über den Col Gran Neyron zum Rifugio Chabod. Eine Tour über schotterige Ü-3000-Jöcher, einen Gletscher und einen Klettersteig, die offiziell irgendwo zwischen sechs und zehn Stunden angegeben ist. "Monstertour", Ü-3000-Jöcher, Gletscher, Klettersteig - besser wird's nicht! Oder doch?!?

Beim Aufbruch am Rifugio Vittorio Sella (2582m) waren wir etwas nervös, weil der Gestore am Vorabend acht bis zehn Stunden Gehzeit angekündigt hatte; dazu kam noch eine relativ hohe Gewitterwahrscheinlichkeit. Um dem Wetter zu entgehen, gingen wir schon um 6:30 Uhr los.

Bis zum Col Lauson führt ein sehr guter Wanderweg. Der Col ist ein wichtiger Übergang ins Nachbartal, und wird als Teil eines Höhenwegs viel begangen. Im Aufstieg sahen wir viele Tiere: Einen Esel gleich an der Hütte, später Murmelis und viele, viele Steinböcke. Dazu ein fantastischer Ausblick nach Osten - schöner ging es kaum!

Im Col Lauson (3296m) erwartete uns dann Schiefer, aber auch hier war der Weg in hervorragendem Zustand.

Auch der Abstieg ist tadellos, und so waren wir in den geschätzten drei Stunden an der Stelle, wo der Übergang über den Col Gran Neyron zum Rifugio Chabod vom Talweg abzweigt.

Dieser Abzweig zum Rif. Chabod war für uns eine ganz besondere Stelle: Mehr als zwei Monate hatten wir die Morgensonne im Rücken gehabt, ab hier würden wir sie zu unserer Linken sehen. Es ging nun ohne weitere Um- und Abschweife direkt nach Süden!

Der Weg ist ab dieser Stelle schmaler und ein wenig zugewachsen, weil selten begangen, aber weiterhin gut begehbar. Es geht über einen Grashang hinauf zu einer Almhütte (Levione Superiore, 2641m), durch eine herrliche Landschaft: Wiesen, Weiden, Bäche, Felsen, darüber Gletscher und hohe Eisgipfel: Alles um 3000 Meter hoch. Vor dem markanten Herbetet sahen wir sogar noch einen stattlichen Steinbock.

Weiter oben ließen wir das grüne Gras hinter uns. Es ging zunächst steil die Kante einer Moräne hinauf und drüben wieder hinunter, zu einem Gletscherbach, der aus dem Gletscher oben am Herbetet fließt. Wir überquerten den Bach auf großen Felsblöcken, ein paar Schneeflecken waren auch noch dabei, und näherten uns nun dem unangenehmsten Teil der Etappe...

Über Geröll und Blockwerk ging es zunächst unangenehm und schlecht markiert hinauf (T5) an den Fels. Ein ziemliches Gewühle, wir haben mehr als einmal geflucht. Oben am Fels wird es dann besser: Hier beginnt ein zwar leichter Klettersteig, der aber (v.a. mit 17kg auf dem Rücken) einiges an Muskelkraft fordert, und der einen über mehrere Stufen hinauf in eine Scharte bringt, den Col Gran Neyron (3295m).

Dort sind die Schwierigkeiten dann endlich vorbei. Der Abstieg ist steil, aber leicht, der Rest der Strecke zum Rifugio Chabod eine Genusswanderung. Allerdings muss man noch so einige Schlenker in Kauf nehmen, die Strecke ist zeitraubender als es im Col den Anschein hat.

Nun waren wir endlich am Rifugio Chabod (2750m) angekommen - und hatten insgesamt 7 Stunden gebraucht. Ein Grund zur Panik hatte also nicht bestanden und das Wetter hat zum Glück auch gehalten. In der Hütte trafen wir auch bald darauf unseren Bergführer Andrea. Zudem konnten wir direkt vor Ort Ausrüstung leihen! Nik hatte allerdings ein altbekanntes Problem... Steigeisen in der richtigen Größe...

Aber es fanden sich am Ende doch noch welche, und so konnte es um fünf Uhr am nächsten Morgen losgehen - zum höchsten Punkt unserer Alpendurchquerung von Wien nach Monaco: Dem Gran Paradiso!

Tourengänger: Nik Brückner, Judith7


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