Col- und Cresta del Lauson im Valnontey

Am Talende des Val di Cogne führt ein Strässchen bis Valnontey 1666m. Man befindet sich im Herzen des Nationalparcs Gran Paradiso. Das eigentlich sehr touristische Cogne liegt Anfang November im Dornröschenschlaf. 
Von Valnontey gehe ich auf den Weg nach Westen. Man gewinnt rasch an Höhe. Am Morgen ist es noch empfindlich frisch.  Die nicht allzu dichten Nadelwälder sind nun am farbenprächtigsten und in allen orangetönen zu bewundern. Wie bereits an den vorangegangen Tagen bin ich wieder absolut alleine unterwegs. Mein erstes Etappenziel ist zunächst einmal das Rif. Vittorio Sella 2584m. Ein grosser Bau, der im Winter auch sehr zahlreiche Betten für Skitürler parat hält (und dennoch nicht selten ausgebucht ist).
Schon beim Aufstieg durch den Wald begegne ich vielen Gämsen. Beim Austritt ins freien Gelände oberhalb von 2100m hat es dann grössere Rudel von Steinböcken. Diese sind an Zweibeiner wohl gewohnt und die gewaltigsten Böcke machen kaum Anstalten, ihren dicken Hintern zu bewegen. Fast musste ich über sie drüberklettern, um meinen Weg weiterbestreiten zu können. Friedliebend sind sie glücklicherweise, denn anlegen möchte ich mich mit den 100kg Viechern samt furchteinflössenden Hörnern nicht.
Die Sonne hat mich beim Erreichen des  Rif. Vittorio Sella längst beglückt und es sollte erneut ein ungewöhnlich warmer Tag werden. Es geht nun weiter nach Westen, Richtung Col Lauson. Die Landschaft wird nun unterhalb der La Grivola alpin und sehr steinig. Der Anstieg zum Pass ist schneebedeckt und steil. Ich wähle deshalb als Aufstieg den nicht weniger mühsamen rechten Teil, unmittelbar an den Felsen des Südgrates der Grivola. Hier hat es kaum Schnee, dafür war das Geläuf sehr "abwärtsrollend". Mit Zuhilfenahme der Hände an den Felsen komme ich vorwärts. Der Pass liegt auf 3296m. Nach Westen geht es ins Valsavarenche. Von hier wäre es nur etwa 100Hm auf den Gipfel der Punta del Tuf. Der Nordgrat macht aber schon einen recht winterlichen Eindruck, Etwas alpine Ausrüstung wäre da gar nicht so verkehrt. Auf der anderen Seite beginnt der lange Felsgrat zur La Grivola. Ich habe dort ein paar Turnübungen gemacht. Allerdings sind die Schwierigkeiten teilweise über dem II.Grad einzustufen.
Ich steige demnach wieder auf der Aufstiegsroute bis 2800m ab. Nun wartet noch ein Leckerbissen. Ein steiler Anstieg zur Cresta del Lauson. Diesen habe ich schon beim Vorbeilaufen am späteren Vormittag notiert. Ein Steinmann steht auf 3208m. Es hat keine technischen Schwierigkeiten (T3-).  Die Aussicht ist allerdings schöner, als vom 90m höheren Col Lauson. Eindrücklich nah wirkt von hier die Monte Rosa Gruppe und auf der anderen Seite die des Grand Paradiso. 
Die nachmittägliche Sonne lässt bald an Kraft nach und es wird nun doch langsam frisch. So begebe ich wieder talwärts, um wieder am Rif. Vittorio Sella  vorbeizukommen. Und siehe da - es hat Zweibeiner.
Zwei Menschlein begegnen mir am fünften Tag dieser Ferienwoche während einer Wanderung.
Als ich zurück in Valnontey ankomme, wird es bereits dunkel.