Wägital Rundtour
Die Wägital-Rundtour: der Voralpen-Monstertour-Klassiker schlechthin!
Nachdem ich im letzten Jahr viel Zeit in meiner Erstbegehung am Bockmattli verbracht hatte, einem Mikrokosmos, wo man sich in vielen Stunden meist auf wenige Meter fokussiert, war der Wunsch aufgekeimt, in vielen Stunden wieder einmal viele Meter zurückzulegen. Die Idee reifte soweit, dass ich die Begehung der Wägital-Rundtour gar als eigentlichen Abschluss des Projekts "Prachtsexemplar" zu betrachten begann.
Sowieso hatte ich mich bereits zu früherer Zeit mit
3614adrian und
Delta über die Wägital-Rundtour ausgetauscht. Immer die Absicht äussernd, die Tour auch einmal zu begehen. Nachdem sich für den Tag der Begehung sehr gutes, sicheres Wetter angekündigt hatte, die Möglichkeit eines spontanen, freien Tages ergab und so kurzfristig kein Kletterpartner für eine harte, alpine Sportkletterei aufzutreiben war, war der Zeitpunkt gekommen.
Planung, Vorbereitung und Aufbruch
Meine Tour ist wohl die erste Onsight-Begehung der Rundtour: während ich im Winter bereits 12 der total 21 Gipfel "en route" auf Skitouren bestiegen hatte, war ich sommers ausser zum Klettern und für die Hike&Fly-Tour am Bockmattli noch nie im Wägital unterwegs. Eine weitere Premiere dürfte auch die erste Turnschuh-Begehung der Tour sein. Ich war mit ziemlich steifen Trekking-Halbschuhen unterwegs, für ein nächstes Mal würde ich sogar eher zu noch leichteren Trailrunnern greifen. Diese Entscheidung ist aber individuell...
Da der Entscheid zur Tour ziemlich spontan um 22.00 Uhr abends fiel, verzichtete ich dann auch gänzlich auf das Ausdrucken von schriftlichen Routenbeschreibungen, Fotos mit eingezeichneten Routenverläufen und Marschtabellen und vertraute darauf, den Weg dann schon zu finden. Dies traf dann auch problemlos ein und ich war froh, mich für eine Stunde zusätzlichen Schlafs, anstatt für eine vor dem Computer mit Ausdrucken verbrachte Stunde entschieden zu haben.
Bei den bisherigen Begehungen der Wägital-Rundtour hat sich noch keine ganz einheitliche Route herauskristallisiert, bei allen Begehungen gibt es kleinere oder auch grössere Unterschiede. Beim sinnieren über die Tour ging mir schliesslich das Licht auf: was ist eine Rundtour um ein Tal? Idealerweise würde man wohl möglichst durchgehend der Wasserscheide rund um das Tal folgen.
Tatsächlich läuft die Route der Speed-Begehung von
Delta zum allergrössten Teil auf der Wasserscheide. So war es für mich gesetzt, auf die ausserhalb des Wägitals liegenden Chöpfenberg und Tierberg zu verzichten. Wenn man genauer hinschaut, so gehört sogar auch das Bockmattli orografisch nicht zum Wägital. Die Wasserscheide verläuft nämlich von der Schwarzenegghöchi via Schiberg N-Grat zu dessen Gipfeln. Diese Erkenntnis war für mich sehr positiv, konnte ich so doch die etwas langweilige Wanderung durch die Gross Chälen gegen das Bockmattli hinauf durch die Brennaroute am Schiberg ersetzen. Meine Version der Wägital-Rundtour vereinigt nun sämtliche Top-Alpinkraxeleien im Tal.
Bezüglich des Zeitmanagements war ich im Vornhinein ziemlich selbstbewusst der Überzeugung, dass ich trotz Bürogummi-Sportkletter-Kondition und keinerlei Monstertour-Erfahrung die Zeiten von
Delta zwar vielleicht nicht gerade würde einhalten können, aber doch auch nicht mehr als 20% länger brauchen würde. Somit entschied ich mich, meinen Biorhythmus nicht allzu fest zu stören und stellte den Wecker auf 4.20 Uhr. Dies brachte auch noch den Vorteil mit sich, dass ich mich kurz nach 5.00 Uhr gerade mit der Öffnung meiner Lieblingsbäckerei noch mit frischen Köstlichkeiten eindecken konnte.
Der Plan ging tatsächlich auf, war ich doch um 21.25 Uhr mit dem Sonnenuntergang auf dem Gross Aubrig, und konnte die Tour kurz nach 22.00 Uhr mit dem letzten Tageslicht abschliessen. In 16.5 Stunden rund ums Wägital, eine geniale Sache!
Tourenbeschreibung und Zeiten
Kalvarienberg 1195m
Um 5.36 Uhr startete ich die Tour bei Schrähhoger (P.904, zahlreiche Gratis-Parkplätze). In zügigem Schritt über die Staumauer, der Strasse entlang gegen Innerthal und hinauf gegen den Kalvarienberg. Im oberen Teil einige verblasste Markierungen nun eine wenig ausgeprägte Wegspur mit teilweise mannshohem Farn (T2).
Facts: an 6.12 Uhr, 36min, 296hm Aufstieg, 5hm Abstieg, 2.58km, 5.56lkm, 9.27lkm/h
Brüschstockbügel 1489m
Schöner Abstieg vom Kalvarienberg durch einen Märchenwald zu idyllisch gelegenem Hochmoor. Über Weiden hinauf zum W-Grat des Brüschstockbügels und diesem folgend zum Gipfel. Weglos in hohem Gras, etwas mühsam zu begehen (T2).
Facts: an 6.44 Uhr, 32min, 317hm Aufstieg, 23hm Abstieg, 1.37km, 4.63lkm, 8.69lkm/h
Kletterhütte Bockmattli 1501m
Beim Klettern am Bockmattli ist der Brüschstockbügel so nahe, doch es zieht sich doch noch bis zur Kletterhütte. Eventfrei und zügig unterwegs, die Hütte war bewartet, doch die Leute scheint's noch am Schlafen.
Facts: an 7.08 Uhr, 24min, 133hm Aufstieg, 121hm Abstieg, 1.61km, 3.42lkm, 8.56lkm/h
Schiberg N-Gipfel 2044m
Über die sehr lohnende Brennaroute auf den Schiberg, einer der schönsten Abschnitte und das erste Highlight meiner Rundtour! Genussreiche Kraxelei in festem, griffigem Fels. Im ersten Drittel einige Kraxelstellen im II. Grad, Kratzspuren weisen auf eine Steigeisenbegehung im Winter hin! Nach etwa der Hälfte, nach einer markanten Gratverflachung, wählte ich eine unmarkierte Direktvariante durch einen steilen, 25m hohen, ungestuften Kamin: III. Grad, hier ist solides Kletterkönnen vonnöten, man könnte die Stelle aber grossräumig rechts umgehen. Danach weiter zur bekannten Abkletterstelle (III, nicht exponiert) und an schönen Edelweiss vorbei in einfacherem Gelände zum Ende der Schibergmulde und zum N-Gipfel.
Facts: an 8.06 Uhr, 58min, 559hm Aufstieg, 16hm Abstieg, 0.97km, 6.62lkm, 6.85lkm/h
Schiberg S-Gipfel 2043m
Schöne Gratüberschreitung, bei einer Scharte ungefähr in der Mitte zwischen den beiden Gipfel muss kurz Hand angelegt werden (T5, II). Auf dem S-Gipfel, nach gut 2.5 Stunden und 1300hm, dann die erste Pause (gut 10 Minuten).
Facts: an 8.16 Uhr, 10min, 17hm Aufstieg, 18hm Abstieg, 0.37km, 0.61lkm, 3.67lkm/h
Plattenberg 2082m
Vom Schiberg recht steil über den markierten Wanderweg runter und der nicht immer sehr markanten Wegspur folgend zum Plattenberg. Teilweise etwas geröllig. Zuletzt übers Band auf den Gipfel (T4).
Facts: an 8.46 Uhr, 30min, 194hm Aufstieg, 155hm Abstieg, 0.65km, 3.21lkm, 6.42lkm/h
Brünnelistock 2133m
Vom Plattenberg erst dem ESE-Grat entlang bis zu steilem Abbruch, der in der S-Flanke umgangen werden muss. Danach am bequemsten möglichst schnell an den Grat zurück. Schöne Blumen und schöner Tiefblick nach Ahornen. Vom tiefsten Punkt, Mürli, etwas nach rechts aufsteigen, so dass man auf die schwache, aber trotzdem die Begehung erleichternde Wegspur trifft: hohes Gras! Die Grasflanke hoch, unter den ersten Felsen nach rechts und eine kraxlige, etwas steinschlägige Rinne hoch (T5, I). Dann rechtshaltend zum Grat und in schöner, luftiger Kraxelei zum Gipfel (T5), wo es wiederum 10 Minuten Pause gibt.
Facts: an 9.29 Uhr, 43min, 240hm Aufstieg, 189hm Abstieg, 1.51km, 4.67lkm, 6.51lkm/h
Rossalpelispitz 2075m
Vom Brünnelistock sehr schön dem luftigen SW-Grat entlang in die Lücke P.1990 und auf markiertem Weg über Flanke auf den Rossalpelispitz (teilweise unnützes Drahtseil, T5).
Facts: an 9.51 Uhr, 22min, 85hm Aufstieg, 143hm Abstieg, 0.66km, 2.08lkm, 5.68lkm/h
Zindelspitz 2097m
Vom Rossalpelispitz gleich weiter und auf gutem Weg in die Lücke. Auch der Pfad in Richtung Zindelspitz ist von guter Qualität. Zuletzt nicht dem Weg entlang die Flanke gequert, sondern direkt über den weglosen E-Grat gegen den Gipfel hin. Gut gestuftes Gras, T5. Zuletzt kurze Querung nach links, und über den First zum Gipfelkreuz, wo es wiederum rund 10 Minuten Pause gibt.
Facts: an 10.16 Uhr, 25min, 200hm Aufstieg, 178hm Abstieg, 1.01km, 3.72lkm, 8.93lkm/h
Lachenstock 2027m
Vom Zindelspitz dem Wanderweg entlang runter, bis dieser den Grat verlässt. Dort direkt der Abbruchkante in den Sattel gefolgt, und weiter dem Grat entlang über eine steilere Stufe hinauf. Dann alles dem Grat entlang weglos, direkt darauf aber gut begehbar, mit dem Anblick schöner Blumenpracht und spannender Karstlöcher, zum Lachenstock (T4).
Facts: an 10.51 Uhr, 35min, 154hm Aufstieg, 224hm Abstieg, 1.39km, 3.83lkm, 6.56lkm/h
Redertengrat 2215m
Vom Lachenstock ohne Pause weiter dem Grat entlang, die Begehung wird aber mühsamer, bei einem Zwischenabstieg muss die beste Route sogar etwas gesucht werden (T3). Vom tiefsten Punkt an dann erst schwache, später immer deutlicher werdende (Schaf-)Wegspuren, meist etwas unterhalb der Gratkante. Leider ist das Gelände mehr und mehr überdüngt, kaum mehr Blumen, immer mehr Geröll. Etwas monotoner, weniger schöner Abschnitt.
Facts: an 11.33 Uhr, 42min, 299hm Aufstieg, 111hm Abstieg, 2.30km, 5.73lkm, 8.19lkm/h
Redertenstock 2292m
Nun wird es wieder spannend! Erst über die grasige Flanke hoch, bis diese sich zum E-Grat verjüngt. Die einfachste Route zum Gipfel wäre wohl in der S-Flanke zu finden!?! Ich folge aber dem Grat, umgehe einen steilen, schmalen Abschnitt auf einem abfallenden Band nach rechts. Durch einen Kamin (Stelle III, mässig ausgesetzt) zurück zum Grat. Es folgt nochmals eine kurze Rechtsumgehung, dann zurück zum Grat und luftig, aber einfach, zum Gipfel. Leider ist das Gipfelbuch tropfnass, so dass man dieses weder lesen, noch sich einschreiben kann. Nach über 6 Stunden und fast 2600hm Aufstieg ist eine etwas längere Pause nötig (15 Minuten) - eine "normale" Tour wäre wohl bereits fertig, und das merke ich ein bisschen...
Facts: an 11.43 Uhr, 10min, 82hm Aufstieg, 5hm Abstieg, 0.35km, 1.19lkm, 7.14lkm/h
Mutteristock 2294m
Vom Redertenstock über den W-Grat hinunter in den Kessel zwischen Rederten und Muttri - dieser Abstieg ist nicht ohne, aber meines Erachtens nicht schwieriger, sondern eher einfacher als es derjenige über den E-Grat wäre. Etwas von "links" und "rechts" hatte ich aufgrund der Beschreibungen im Kopf, doch was zuerst? Na ja, selber schauen, und prompt machte ich es gleich andersrum als
3614 adrian und Chris M.: nämlich erst links, dann rechts hinunter (siehe Foto). Aber auch dieser Weg ist gut gangbar, auch hier stecken Normalhaken und es hätte improvisierte Abseilstellen. Die Crux ist ein kurzer, etwa 4m hoher, überhängender Riegel, der einige kräftige Züge verlangt (III./IV. Grad, relativ wenig ausgesetzt, griffiger, fester Fels). Dann einfacher in den Kessel hinunter.
Der von
3614adrian benützte Ostgrat am Muttri schien mir nicht attraktiv, sieht eher brüchig und heikel aus. Zudem ist es zum Gipfel eher ein Umweg. Darum wie
Delta und Chris M. den Weg durch die Rinnen gewählt. Zuhause merke ich dann, dass ich eine Rinne weiter links als die anderen beiden aufgestiegen bin... Na ja, ich habe einfach die erstbeste genommen, und die sah auch gut aus. Die Begehung ist nicht überaus schwierig (T6, meist I, kurze Stelle II).
Facts: an 12.17 Uhr, 34min, 94hm Aufstieg, 92hm Abstieg, 0.38km, 1.69lkm, 2.98lkm/h
Ochsenchopf 2179m
Auf dem Muttri (wie überall, wo es eines hat) einen Gipfelbucheintrag gemacht, aber ansonsten gleich weiter auf dem üppig markierten Wanderweg durchs Karstgelände. Unglaublich, dass man hier überhaupt Skifahren kann! Von der Torberglücke würde man idealerweise wohl gleich dem Grat zum Ochsenchopf folgen, oder Grasbändern unmittelbar unterhalb davon, das sieht gut begehbar aus. Ich liess mich hingegen zu einem Abstieg bis auf etwa 1960m verleiten. Dann wieder aufwärts bis in die Lücke P.2065, wo man den E-Grat des Ochsenchopf betritt.
Dieser ist ein wahrer Genuss zu begehen. Luftig, aber nie überaus schwierig. Der erste Aufschwung ist grasig, exponiert, aber "einfach", kann wohl sogar noch als T5 gewertet werden. Leicht zum zweiten Aufschwung, der felsiger und steiler ist. Aber dennoch gut begehbar (T6, I). In die Scharte zwischen zweitem und drittem Aufschwung dann über den bekannten Gemswechsel in der Nordflanke und ein Kriechband (ausgesetzt, aber ok, dennoch T6). Der dritte Aufschwung zu Beginn auch gehörig steil, aber mit gutem, griffigem Fels durchsetztes Gras (T6, II), also im grünen Bereich. Zuletzt noch einige einfachere Meter zum Gipfel.
Facts: an 13.10 Uhr, 53min, 235hm Aufstieg, 350hm Abstieg, 2.04km, 5.79lkm, 6.55lkm/h
Wannenstöckli 1988m
Auf dem Ochsenchopf wiederum 10 Minuten Pause gemacht und dann über den (schwach) markierten Weg in der SW-Flanke abgestiegen. Im Kamin prompt noch zwei hikr angetroffen (Wer? Habe in der Eile vergessen nachzufragen), die einzige menschliche Begegnung auf der Tour. Im Abstieg schöne Edelweiss, und mit der Hand beinahe in eine schwarze, sich sonnende Natter gegriffen. Von P. 1781 dann auf Wegspuren in überdüngtem Gelände (viele Blacken) hinauf. Bei den "ä"-Pünktchen von "Durgäng" hat es einen Brunnen (den ersten!), der schön kühles Wasser spendet. Schliesslich zum NE-Grat des Wannenstöckli und in krautigem, steilem Gelände zum Gipfel. Wird als T5 bewertet, ich würde auch T6 geben, da ich den Ochsenchopf E-Grat jetzt z.B. angenehmer fand...
Facts: an 14.03 Uhr, 53min, 207hm Aufstieg, 398hm Abstieg, 1.61km, 5.27lkm, 5.97lkm/h
Oberalp, P.1490
Vom P.1988 durch wegloses Krautgelände zum P.1987 gewechselt und etwas mühsam, weiter weglos in hohem Gras und mit Karstgeholper, zu P.1824 (T3). Teilweise sehr eindrückliche Dolinen, sehenswert! Bei P.1824 durch die Nordflanke abgestiegen und auf angenehm begehbaren Weiden zur Oberalp, dann dem Weg entlang gegen P.1490, wo sich 15hm unterhalb ein weiterer Brunnen befindet. Mal fliesst das Wasser nur tröpfchenweise, einige Minuten später kommt auch wieder mehr. Ich mache eine längere Pause (15 Minuten), nach über 9 Stunden und fast 3200hm Aufstieg. Es ist heiss!
Facts: an 14.45 Uhr, 42min, 45hm Aufstieg, 543hm Abstieg, 2.48km, 5.10lkm, 7.29lkm/h
Ganthöchi 1824m
Auf zum als heikelsten beschriebenen Abschnitt der Tour. Er entpuppt sich aber als nicht so schlimm. Ich folge soweit möglich dem Bachbett (linker Ast). Dies auch in der steilsten Stelle: ca. 20m über glattgewaschene, etwas plattige Felsen. Dafür grasfrei und fest, III. Grad, ich fühlte mich wohl. Nach der Crux verliert sich das Bachbett, und auch ich war gezwungen, das "undefinierbare Gemisch" aus Felsen, Dreck und dünnem Gras zu benützen. Das Gelände ist dort aber nicht mehr ganz so steil, deshalb auch hier alles im grünen Bereich (dennoch: T6).
Facts: an 15.37 Uhr, 52min, 334hm Aufstieg, 0hm Abstieg, 1.03km, 4.37lkm, 5.04lkm/h
Gantspitz 1970m
Läck, da kommt der Hammermann! Ich habe Hunger und Durst, gleichzeitig ist mir speiübel, so dass ich nichts runterkriege. Mag Sonne und Hitze nicht mehr ertragen und klebe beinahe auf der Stelle. Doch was hilft es, weitergehen und kämpfen ist die einzige Option. In Zeitlupe dem Grat entlang zum Gantspitz.
Facts: an 15.55 Uhr, 18min, 146hm Aufstieg, 0hm Abstieg, 0.36km, 1.82lkm, 6.07lkm/h
Sattel vor dem Turner, P.1875
Oben auf dem Gantspitz versuche ich mich im Schatten etwas hinzulegen und zu erholen. Es nützt nichs, die grosse physische Krise ist da und geht nicht so schnell weg. Darum also trotzdem weiter. Nun folgt auch der in meinen Augen heikelste und schwierigste Abschnitt der Tour. Der Grat zum Fluebrig ist stets sehr schmal, brutal exponiert, oft sehr steil und fast durchwegs grasig. Während alle anderen Schlüsselstellen im Fels und im Aufstieg begangen werden, warten hier die Cruxen bei den Abstiegen im Steilgras.
Am besten hält man sich immer unmittelbar an die Gratkante, bis ungefähr in der Hälfte des Abschnitts über eine am Grat unpassierbare, senkrechte Felsstufe abgestiegen werden müsste. Hier bin ich links ausgewichen, und in ungutem Gelände (Dreck, schlechtes Gras, schlechter Fels) sehr exponiert gequert (T6, eher oranger, auf jeden Fall nicht mehr dunkelgrüner Bereich). Den ganzen Tag hatte ich einen Pickel als möglichen Grasanker unbenutzt mitgetragen, nun war ich doch noch äusserst froh, ihn mitgeführt zu haben. Danach immer noch weit, aber nie mehr ganz so maximal schwierig, in stetem auf und ab, in den Sattel vor dem Turner.
Facts: an 17.17 Uhr, 82min, 218hm Aufstieg, 313hm Abstieg, 1.62km, 5.05lkm, 3.70lkm/h
Turner 2069m
Froh darüber, alle heiklen Stellen gemeistert zu haben, war ich im Sattel. Die Krise war immer noch nicht ausgestanden. Immer noch langsam wie in Zeitlupe mühte ich mich die weglose, aber dennoch gut begehbare Flanke zum Turner hoch. Immer wieder musste ich stehenbleiben und kam mir vor wie in der Gipfelregion am Everest.
Facts: an 17.49 Uhr, 32min, 194hm Aufstieg, 0hm Abstieg, 0.60km, 2.54lkm, 4.76lkm/h
Diethelm 2093m
Rascher Abstieg zum Sattel P.2038, von wo der schnellste Weg ins Tal führen würde. Immer noch geht es mir mies und ich muss verdammt nochmal beinahe kotzen, doch nach längerer Pause am Sattel (10 Minuten, endlich am Schatten) entschliesse ich mich, doch noch den Diethelm mitzunehmen. Kopfsache. Den Ketten entlang zum Gipfel, Eintrag im Buch und wieder zurück (T4).
Facts: an 18.12 Uhr, 23min, 65hm Aufstieg, 41hm Abstieg, 0.69km, 1.50lkm, 3.92lkm/h
Schlänggen am Fuss des Fluebrig, P.1369
Langer Abstieg dem markierten Weg entlang, zwischendurch muntert mich ein mit einer Liegepause überbrückter Telefonanruf von Frau und Tochter wieder etwas auf. Durchgehend im Schatten zu sein, hilft mir auch sehr. So kann ich am Fuss des Fluebrig bei einer längeren Pause sogar wieder einige Bissen von meinem Sandwich nehmen, welches ich seit Stunden hätte essen sollen/wollen, doch es immer verabscheuend gleich wieder wegpackte. Auch ausgiebig trinken geht wieder, und sogleich geht es mir wieder wesentlich besser, die Kraft kommt zurück und so kann ich auch die dunklen Gedanken, die Tour abzubrechen und gleich von hier, ober über den Tannstofel ins Tal abzusteigen, problemlos aus dem Kopf verbannen.
Facts: an 19.22 Uhr, 70min, 0hm Aufstieg, 724hm Abstieg, 2.53km, 5.43lkm, 4.65lkm/h
Rosenhöchi 1507m
In sehr schöner Abendstimmung, mit zurückgekehrten Kräften in dieser wildromantischen Umgebung unterwegs zu sein, ist super! Die Gegend gefällt mir sehr, Feuchtwiesen und Moore, das Streiflicht der Sonne, wunderbar. Die Wege können sumpfig sein, sind aber heute trocken und teilweise führen sie sogar über eigens angelegte Holzstege. Im Aufstieg zur Rosenhöchi packt mich dann sogar richtig der Hunger, so dass ich auf kurz vor dem Gipfel nochmals 10 Minuten pausiere und weitere Nahrung zu mir nehme.
Facts: an 20.20 Uhr, 58min, 180hm Aufstieg, 42hm Abstieg, 3.10km, 5.07lkm, 4.47lkm/h
Nüssen 1524m
Nun fühle ich mich wieder ganz hergestellt und kann wieder richtig Tempo machen. Langsam wird es auch Zeit, bleibt von der Rosenhöchi doch noch etwa 1 Stunde bis zum Sonnenuntergang. Bis dann auf dem Gross Aubrig zu sein wäre doch toll!
Facts: an 20.48 Uhr, 28min, 89hm Aufstieg, 72hm Abstieg, 1.38km, 2.56lkm, 8.53lkm/h
Gross Aubrig 1695m
Nun bin ich ganz sicher, dass die Kraft reicht und es reichen wird. Mit teilweise bis zu 16hm/min sprinte ich fast den Wanderweg zum Gross Aubrig hinauf. Woher kommt bloss auf einmal wieder diese Energie her? Das Ziel ist, tatsächlich vor Sonnenuntergang dort zu sein. Es reicht! Die Stimmung ist super, und ich bin äusserst glücklich, es geschafft zu haben.
Facts: an 21.24 Uhr, 36min, 309hm Aufstieg, 138hm Abstieg, 1.72km, 5.36lkm, 8.94lkm/h
Schrähhoger 904m
Gut, wirklich geschafft ist es erst, wenn man wieder unten ist. Weil das Tageslicht doch rapide schwindet, mache ich mich umgehend an den Abstieg. Ich steige weglos direkt durch die Südflanke ab (hohes Gras, steil und mühsam), bis ich nach 150hm auf den Weg ins Tal treffe. Im Trab geht es weiter runter, bis es auf 1200m in den Wald hinein geht, geht's noch gut ohne die Stirnlampe, für den Rest kommt sie dann noch zum Einsatz. Es wartet noch der Restabstieg über den steilen, feuchten und gerölligen Pfad an den See und einige Meter entlang der Strasse. Um 22.14 bin ich beim Auto. Geschafft, genial!
Facts: an 22.14 Uhr, 50min, 10hm Aufstieg, 801hm Abstieg, 3.72km, 7.02lkm, 8.43lkm/h
Fazit
Einfach ein super Erlebnis! 38.03km Distanz, 4702hm im Auf- und Abstieg und 103.86 Leistungskilometer in 16:38 Stunden zurückgelegt und dabei viele unvergessliche Eindrücke mitgenommen, eindrückliche Kletterstellen gemeistert und die Landschaft genossen.
Auf Tempo war meine Rundtour nicht angelegt, dennoch konnte ich über die ganze Zeit eine vernünftige Geschwindigkeit aufrecht erhalten. Obwohl ich keinen einzigen Abschnitt der Tour vorher kannte, fand ich den Weg überall problemlos. Von den 16:38 Stunden entfallen 1:44 Stunden auf grössere Pausen, meist auf den Gipfeln - etwas Genuss musste ja auch sein. Das GPS verrät mir auch, dass ich total 13:31 Stunden in Bewegung war, d.h. neben den grossen Gipfelpausen war ich weitere 1:23 Stunden nicht in Bewegung - wobei das GPS da natürlich jede einzelne, stillgestandene Sekunde zählt.
Die länger anhaltende, physische Krise hat mich insgesamt wohl etwas über eine Stunde an Zeit gekostet. Der Zustand ist mir von früheren Extrem-Ausdauerleistungen (Gigathlon, Bike-Marathons) bereits wohlbekannt. Natürlich ist's jedes mal unangenehm, wenn der Hammermann auf diese Art vorbeikommt, aber ich kenne meinen Körper gut und weiss inzwischen , dass es mit Abwarten und Durchbeissen wieder besser kommt. Im Rückblick erscheint mir das alles nur noch halb so schlimm.
Ebenso habe ich die Tour ohne Blessuren und sonstige übermässige "Abnützung" überstanden. Es plagten mich keine Blasen und Schmerzen, und am nächsten Tag wäre ich für eine etwas moderatere Tour auf jeden Fall wieder fit gewesen. Wobei ein Tag auf dem Bürostuhl dann auch gar nicht so schlecht war...
Nachdem ich im letzten Jahr viel Zeit in meiner Erstbegehung am Bockmattli verbracht hatte, einem Mikrokosmos, wo man sich in vielen Stunden meist auf wenige Meter fokussiert, war der Wunsch aufgekeimt, in vielen Stunden wieder einmal viele Meter zurückzulegen. Die Idee reifte soweit, dass ich die Begehung der Wägital-Rundtour gar als eigentlichen Abschluss des Projekts "Prachtsexemplar" zu betrachten begann.
Sowieso hatte ich mich bereits zu früherer Zeit mit


Planung, Vorbereitung und Aufbruch
Meine Tour ist wohl die erste Onsight-Begehung der Rundtour: während ich im Winter bereits 12 der total 21 Gipfel "en route" auf Skitouren bestiegen hatte, war ich sommers ausser zum Klettern und für die Hike&Fly-Tour am Bockmattli noch nie im Wägital unterwegs. Eine weitere Premiere dürfte auch die erste Turnschuh-Begehung der Tour sein. Ich war mit ziemlich steifen Trekking-Halbschuhen unterwegs, für ein nächstes Mal würde ich sogar eher zu noch leichteren Trailrunnern greifen. Diese Entscheidung ist aber individuell...
Da der Entscheid zur Tour ziemlich spontan um 22.00 Uhr abends fiel, verzichtete ich dann auch gänzlich auf das Ausdrucken von schriftlichen Routenbeschreibungen, Fotos mit eingezeichneten Routenverläufen und Marschtabellen und vertraute darauf, den Weg dann schon zu finden. Dies traf dann auch problemlos ein und ich war froh, mich für eine Stunde zusätzlichen Schlafs, anstatt für eine vor dem Computer mit Ausdrucken verbrachte Stunde entschieden zu haben.
Bei den bisherigen Begehungen der Wägital-Rundtour hat sich noch keine ganz einheitliche Route herauskristallisiert, bei allen Begehungen gibt es kleinere oder auch grössere Unterschiede. Beim sinnieren über die Tour ging mir schliesslich das Licht auf: was ist eine Rundtour um ein Tal? Idealerweise würde man wohl möglichst durchgehend der Wasserscheide rund um das Tal folgen.
Tatsächlich läuft die Route der Speed-Begehung von

Bezüglich des Zeitmanagements war ich im Vornhinein ziemlich selbstbewusst der Überzeugung, dass ich trotz Bürogummi-Sportkletter-Kondition und keinerlei Monstertour-Erfahrung die Zeiten von

Der Plan ging tatsächlich auf, war ich doch um 21.25 Uhr mit dem Sonnenuntergang auf dem Gross Aubrig, und konnte die Tour kurz nach 22.00 Uhr mit dem letzten Tageslicht abschliessen. In 16.5 Stunden rund ums Wägital, eine geniale Sache!
Tourenbeschreibung und Zeiten
Kalvarienberg 1195m
Um 5.36 Uhr startete ich die Tour bei Schrähhoger (P.904, zahlreiche Gratis-Parkplätze). In zügigem Schritt über die Staumauer, der Strasse entlang gegen Innerthal und hinauf gegen den Kalvarienberg. Im oberen Teil einige verblasste Markierungen nun eine wenig ausgeprägte Wegspur mit teilweise mannshohem Farn (T2).
Facts: an 6.12 Uhr, 36min, 296hm Aufstieg, 5hm Abstieg, 2.58km, 5.56lkm, 9.27lkm/h
Brüschstockbügel 1489m
Schöner Abstieg vom Kalvarienberg durch einen Märchenwald zu idyllisch gelegenem Hochmoor. Über Weiden hinauf zum W-Grat des Brüschstockbügels und diesem folgend zum Gipfel. Weglos in hohem Gras, etwas mühsam zu begehen (T2).
Facts: an 6.44 Uhr, 32min, 317hm Aufstieg, 23hm Abstieg, 1.37km, 4.63lkm, 8.69lkm/h
Kletterhütte Bockmattli 1501m
Beim Klettern am Bockmattli ist der Brüschstockbügel so nahe, doch es zieht sich doch noch bis zur Kletterhütte. Eventfrei und zügig unterwegs, die Hütte war bewartet, doch die Leute scheint's noch am Schlafen.
Facts: an 7.08 Uhr, 24min, 133hm Aufstieg, 121hm Abstieg, 1.61km, 3.42lkm, 8.56lkm/h
Schiberg N-Gipfel 2044m
Über die sehr lohnende Brennaroute auf den Schiberg, einer der schönsten Abschnitte und das erste Highlight meiner Rundtour! Genussreiche Kraxelei in festem, griffigem Fels. Im ersten Drittel einige Kraxelstellen im II. Grad, Kratzspuren weisen auf eine Steigeisenbegehung im Winter hin! Nach etwa der Hälfte, nach einer markanten Gratverflachung, wählte ich eine unmarkierte Direktvariante durch einen steilen, 25m hohen, ungestuften Kamin: III. Grad, hier ist solides Kletterkönnen vonnöten, man könnte die Stelle aber grossräumig rechts umgehen. Danach weiter zur bekannten Abkletterstelle (III, nicht exponiert) und an schönen Edelweiss vorbei in einfacherem Gelände zum Ende der Schibergmulde und zum N-Gipfel.
Facts: an 8.06 Uhr, 58min, 559hm Aufstieg, 16hm Abstieg, 0.97km, 6.62lkm, 6.85lkm/h
Schiberg S-Gipfel 2043m
Schöne Gratüberschreitung, bei einer Scharte ungefähr in der Mitte zwischen den beiden Gipfel muss kurz Hand angelegt werden (T5, II). Auf dem S-Gipfel, nach gut 2.5 Stunden und 1300hm, dann die erste Pause (gut 10 Minuten).
Facts: an 8.16 Uhr, 10min, 17hm Aufstieg, 18hm Abstieg, 0.37km, 0.61lkm, 3.67lkm/h
Plattenberg 2082m
Vom Schiberg recht steil über den markierten Wanderweg runter und der nicht immer sehr markanten Wegspur folgend zum Plattenberg. Teilweise etwas geröllig. Zuletzt übers Band auf den Gipfel (T4).
Facts: an 8.46 Uhr, 30min, 194hm Aufstieg, 155hm Abstieg, 0.65km, 3.21lkm, 6.42lkm/h
Brünnelistock 2133m
Vom Plattenberg erst dem ESE-Grat entlang bis zu steilem Abbruch, der in der S-Flanke umgangen werden muss. Danach am bequemsten möglichst schnell an den Grat zurück. Schöne Blumen und schöner Tiefblick nach Ahornen. Vom tiefsten Punkt, Mürli, etwas nach rechts aufsteigen, so dass man auf die schwache, aber trotzdem die Begehung erleichternde Wegspur trifft: hohes Gras! Die Grasflanke hoch, unter den ersten Felsen nach rechts und eine kraxlige, etwas steinschlägige Rinne hoch (T5, I). Dann rechtshaltend zum Grat und in schöner, luftiger Kraxelei zum Gipfel (T5), wo es wiederum 10 Minuten Pause gibt.
Facts: an 9.29 Uhr, 43min, 240hm Aufstieg, 189hm Abstieg, 1.51km, 4.67lkm, 6.51lkm/h
Rossalpelispitz 2075m
Vom Brünnelistock sehr schön dem luftigen SW-Grat entlang in die Lücke P.1990 und auf markiertem Weg über Flanke auf den Rossalpelispitz (teilweise unnützes Drahtseil, T5).
Facts: an 9.51 Uhr, 22min, 85hm Aufstieg, 143hm Abstieg, 0.66km, 2.08lkm, 5.68lkm/h
Zindelspitz 2097m
Vom Rossalpelispitz gleich weiter und auf gutem Weg in die Lücke. Auch der Pfad in Richtung Zindelspitz ist von guter Qualität. Zuletzt nicht dem Weg entlang die Flanke gequert, sondern direkt über den weglosen E-Grat gegen den Gipfel hin. Gut gestuftes Gras, T5. Zuletzt kurze Querung nach links, und über den First zum Gipfelkreuz, wo es wiederum rund 10 Minuten Pause gibt.
Facts: an 10.16 Uhr, 25min, 200hm Aufstieg, 178hm Abstieg, 1.01km, 3.72lkm, 8.93lkm/h
Lachenstock 2027m
Vom Zindelspitz dem Wanderweg entlang runter, bis dieser den Grat verlässt. Dort direkt der Abbruchkante in den Sattel gefolgt, und weiter dem Grat entlang über eine steilere Stufe hinauf. Dann alles dem Grat entlang weglos, direkt darauf aber gut begehbar, mit dem Anblick schöner Blumenpracht und spannender Karstlöcher, zum Lachenstock (T4).
Facts: an 10.51 Uhr, 35min, 154hm Aufstieg, 224hm Abstieg, 1.39km, 3.83lkm, 6.56lkm/h
Redertengrat 2215m
Vom Lachenstock ohne Pause weiter dem Grat entlang, die Begehung wird aber mühsamer, bei einem Zwischenabstieg muss die beste Route sogar etwas gesucht werden (T3). Vom tiefsten Punkt an dann erst schwache, später immer deutlicher werdende (Schaf-)Wegspuren, meist etwas unterhalb der Gratkante. Leider ist das Gelände mehr und mehr überdüngt, kaum mehr Blumen, immer mehr Geröll. Etwas monotoner, weniger schöner Abschnitt.
Facts: an 11.33 Uhr, 42min, 299hm Aufstieg, 111hm Abstieg, 2.30km, 5.73lkm, 8.19lkm/h
Redertenstock 2292m
Nun wird es wieder spannend! Erst über die grasige Flanke hoch, bis diese sich zum E-Grat verjüngt. Die einfachste Route zum Gipfel wäre wohl in der S-Flanke zu finden!?! Ich folge aber dem Grat, umgehe einen steilen, schmalen Abschnitt auf einem abfallenden Band nach rechts. Durch einen Kamin (Stelle III, mässig ausgesetzt) zurück zum Grat. Es folgt nochmals eine kurze Rechtsumgehung, dann zurück zum Grat und luftig, aber einfach, zum Gipfel. Leider ist das Gipfelbuch tropfnass, so dass man dieses weder lesen, noch sich einschreiben kann. Nach über 6 Stunden und fast 2600hm Aufstieg ist eine etwas längere Pause nötig (15 Minuten) - eine "normale" Tour wäre wohl bereits fertig, und das merke ich ein bisschen...
Facts: an 11.43 Uhr, 10min, 82hm Aufstieg, 5hm Abstieg, 0.35km, 1.19lkm, 7.14lkm/h
Mutteristock 2294m
Vom Redertenstock über den W-Grat hinunter in den Kessel zwischen Rederten und Muttri - dieser Abstieg ist nicht ohne, aber meines Erachtens nicht schwieriger, sondern eher einfacher als es derjenige über den E-Grat wäre. Etwas von "links" und "rechts" hatte ich aufgrund der Beschreibungen im Kopf, doch was zuerst? Na ja, selber schauen, und prompt machte ich es gleich andersrum als

Der von


Facts: an 12.17 Uhr, 34min, 94hm Aufstieg, 92hm Abstieg, 0.38km, 1.69lkm, 2.98lkm/h
Ochsenchopf 2179m
Auf dem Muttri (wie überall, wo es eines hat) einen Gipfelbucheintrag gemacht, aber ansonsten gleich weiter auf dem üppig markierten Wanderweg durchs Karstgelände. Unglaublich, dass man hier überhaupt Skifahren kann! Von der Torberglücke würde man idealerweise wohl gleich dem Grat zum Ochsenchopf folgen, oder Grasbändern unmittelbar unterhalb davon, das sieht gut begehbar aus. Ich liess mich hingegen zu einem Abstieg bis auf etwa 1960m verleiten. Dann wieder aufwärts bis in die Lücke P.2065, wo man den E-Grat des Ochsenchopf betritt.
Dieser ist ein wahrer Genuss zu begehen. Luftig, aber nie überaus schwierig. Der erste Aufschwung ist grasig, exponiert, aber "einfach", kann wohl sogar noch als T5 gewertet werden. Leicht zum zweiten Aufschwung, der felsiger und steiler ist. Aber dennoch gut begehbar (T6, I). In die Scharte zwischen zweitem und drittem Aufschwung dann über den bekannten Gemswechsel in der Nordflanke und ein Kriechband (ausgesetzt, aber ok, dennoch T6). Der dritte Aufschwung zu Beginn auch gehörig steil, aber mit gutem, griffigem Fels durchsetztes Gras (T6, II), also im grünen Bereich. Zuletzt noch einige einfachere Meter zum Gipfel.
Facts: an 13.10 Uhr, 53min, 235hm Aufstieg, 350hm Abstieg, 2.04km, 5.79lkm, 6.55lkm/h
Wannenstöckli 1988m
Auf dem Ochsenchopf wiederum 10 Minuten Pause gemacht und dann über den (schwach) markierten Weg in der SW-Flanke abgestiegen. Im Kamin prompt noch zwei hikr angetroffen (Wer? Habe in der Eile vergessen nachzufragen), die einzige menschliche Begegnung auf der Tour. Im Abstieg schöne Edelweiss, und mit der Hand beinahe in eine schwarze, sich sonnende Natter gegriffen. Von P. 1781 dann auf Wegspuren in überdüngtem Gelände (viele Blacken) hinauf. Bei den "ä"-Pünktchen von "Durgäng" hat es einen Brunnen (den ersten!), der schön kühles Wasser spendet. Schliesslich zum NE-Grat des Wannenstöckli und in krautigem, steilem Gelände zum Gipfel. Wird als T5 bewertet, ich würde auch T6 geben, da ich den Ochsenchopf E-Grat jetzt z.B. angenehmer fand...
Facts: an 14.03 Uhr, 53min, 207hm Aufstieg, 398hm Abstieg, 1.61km, 5.27lkm, 5.97lkm/h
Oberalp, P.1490
Vom P.1988 durch wegloses Krautgelände zum P.1987 gewechselt und etwas mühsam, weiter weglos in hohem Gras und mit Karstgeholper, zu P.1824 (T3). Teilweise sehr eindrückliche Dolinen, sehenswert! Bei P.1824 durch die Nordflanke abgestiegen und auf angenehm begehbaren Weiden zur Oberalp, dann dem Weg entlang gegen P.1490, wo sich 15hm unterhalb ein weiterer Brunnen befindet. Mal fliesst das Wasser nur tröpfchenweise, einige Minuten später kommt auch wieder mehr. Ich mache eine längere Pause (15 Minuten), nach über 9 Stunden und fast 3200hm Aufstieg. Es ist heiss!
Facts: an 14.45 Uhr, 42min, 45hm Aufstieg, 543hm Abstieg, 2.48km, 5.10lkm, 7.29lkm/h
Ganthöchi 1824m
Auf zum als heikelsten beschriebenen Abschnitt der Tour. Er entpuppt sich aber als nicht so schlimm. Ich folge soweit möglich dem Bachbett (linker Ast). Dies auch in der steilsten Stelle: ca. 20m über glattgewaschene, etwas plattige Felsen. Dafür grasfrei und fest, III. Grad, ich fühlte mich wohl. Nach der Crux verliert sich das Bachbett, und auch ich war gezwungen, das "undefinierbare Gemisch" aus Felsen, Dreck und dünnem Gras zu benützen. Das Gelände ist dort aber nicht mehr ganz so steil, deshalb auch hier alles im grünen Bereich (dennoch: T6).
Facts: an 15.37 Uhr, 52min, 334hm Aufstieg, 0hm Abstieg, 1.03km, 4.37lkm, 5.04lkm/h
Gantspitz 1970m
Läck, da kommt der Hammermann! Ich habe Hunger und Durst, gleichzeitig ist mir speiübel, so dass ich nichts runterkriege. Mag Sonne und Hitze nicht mehr ertragen und klebe beinahe auf der Stelle. Doch was hilft es, weitergehen und kämpfen ist die einzige Option. In Zeitlupe dem Grat entlang zum Gantspitz.
Facts: an 15.55 Uhr, 18min, 146hm Aufstieg, 0hm Abstieg, 0.36km, 1.82lkm, 6.07lkm/h
Sattel vor dem Turner, P.1875
Oben auf dem Gantspitz versuche ich mich im Schatten etwas hinzulegen und zu erholen. Es nützt nichs, die grosse physische Krise ist da und geht nicht so schnell weg. Darum also trotzdem weiter. Nun folgt auch der in meinen Augen heikelste und schwierigste Abschnitt der Tour. Der Grat zum Fluebrig ist stets sehr schmal, brutal exponiert, oft sehr steil und fast durchwegs grasig. Während alle anderen Schlüsselstellen im Fels und im Aufstieg begangen werden, warten hier die Cruxen bei den Abstiegen im Steilgras.
Am besten hält man sich immer unmittelbar an die Gratkante, bis ungefähr in der Hälfte des Abschnitts über eine am Grat unpassierbare, senkrechte Felsstufe abgestiegen werden müsste. Hier bin ich links ausgewichen, und in ungutem Gelände (Dreck, schlechtes Gras, schlechter Fels) sehr exponiert gequert (T6, eher oranger, auf jeden Fall nicht mehr dunkelgrüner Bereich). Den ganzen Tag hatte ich einen Pickel als möglichen Grasanker unbenutzt mitgetragen, nun war ich doch noch äusserst froh, ihn mitgeführt zu haben. Danach immer noch weit, aber nie mehr ganz so maximal schwierig, in stetem auf und ab, in den Sattel vor dem Turner.
Facts: an 17.17 Uhr, 82min, 218hm Aufstieg, 313hm Abstieg, 1.62km, 5.05lkm, 3.70lkm/h
Turner 2069m
Froh darüber, alle heiklen Stellen gemeistert zu haben, war ich im Sattel. Die Krise war immer noch nicht ausgestanden. Immer noch langsam wie in Zeitlupe mühte ich mich die weglose, aber dennoch gut begehbare Flanke zum Turner hoch. Immer wieder musste ich stehenbleiben und kam mir vor wie in der Gipfelregion am Everest.
Facts: an 17.49 Uhr, 32min, 194hm Aufstieg, 0hm Abstieg, 0.60km, 2.54lkm, 4.76lkm/h
Diethelm 2093m
Rascher Abstieg zum Sattel P.2038, von wo der schnellste Weg ins Tal führen würde. Immer noch geht es mir mies und ich muss verdammt nochmal beinahe kotzen, doch nach längerer Pause am Sattel (10 Minuten, endlich am Schatten) entschliesse ich mich, doch noch den Diethelm mitzunehmen. Kopfsache. Den Ketten entlang zum Gipfel, Eintrag im Buch und wieder zurück (T4).
Facts: an 18.12 Uhr, 23min, 65hm Aufstieg, 41hm Abstieg, 0.69km, 1.50lkm, 3.92lkm/h
Schlänggen am Fuss des Fluebrig, P.1369
Langer Abstieg dem markierten Weg entlang, zwischendurch muntert mich ein mit einer Liegepause überbrückter Telefonanruf von Frau und Tochter wieder etwas auf. Durchgehend im Schatten zu sein, hilft mir auch sehr. So kann ich am Fuss des Fluebrig bei einer längeren Pause sogar wieder einige Bissen von meinem Sandwich nehmen, welches ich seit Stunden hätte essen sollen/wollen, doch es immer verabscheuend gleich wieder wegpackte. Auch ausgiebig trinken geht wieder, und sogleich geht es mir wieder wesentlich besser, die Kraft kommt zurück und so kann ich auch die dunklen Gedanken, die Tour abzubrechen und gleich von hier, ober über den Tannstofel ins Tal abzusteigen, problemlos aus dem Kopf verbannen.
Facts: an 19.22 Uhr, 70min, 0hm Aufstieg, 724hm Abstieg, 2.53km, 5.43lkm, 4.65lkm/h
Rosenhöchi 1507m
In sehr schöner Abendstimmung, mit zurückgekehrten Kräften in dieser wildromantischen Umgebung unterwegs zu sein, ist super! Die Gegend gefällt mir sehr, Feuchtwiesen und Moore, das Streiflicht der Sonne, wunderbar. Die Wege können sumpfig sein, sind aber heute trocken und teilweise führen sie sogar über eigens angelegte Holzstege. Im Aufstieg zur Rosenhöchi packt mich dann sogar richtig der Hunger, so dass ich auf kurz vor dem Gipfel nochmals 10 Minuten pausiere und weitere Nahrung zu mir nehme.
Facts: an 20.20 Uhr, 58min, 180hm Aufstieg, 42hm Abstieg, 3.10km, 5.07lkm, 4.47lkm/h
Nüssen 1524m
Nun fühle ich mich wieder ganz hergestellt und kann wieder richtig Tempo machen. Langsam wird es auch Zeit, bleibt von der Rosenhöchi doch noch etwa 1 Stunde bis zum Sonnenuntergang. Bis dann auf dem Gross Aubrig zu sein wäre doch toll!
Facts: an 20.48 Uhr, 28min, 89hm Aufstieg, 72hm Abstieg, 1.38km, 2.56lkm, 8.53lkm/h
Gross Aubrig 1695m
Nun bin ich ganz sicher, dass die Kraft reicht und es reichen wird. Mit teilweise bis zu 16hm/min sprinte ich fast den Wanderweg zum Gross Aubrig hinauf. Woher kommt bloss auf einmal wieder diese Energie her? Das Ziel ist, tatsächlich vor Sonnenuntergang dort zu sein. Es reicht! Die Stimmung ist super, und ich bin äusserst glücklich, es geschafft zu haben.
Facts: an 21.24 Uhr, 36min, 309hm Aufstieg, 138hm Abstieg, 1.72km, 5.36lkm, 8.94lkm/h
Schrähhoger 904m
Gut, wirklich geschafft ist es erst, wenn man wieder unten ist. Weil das Tageslicht doch rapide schwindet, mache ich mich umgehend an den Abstieg. Ich steige weglos direkt durch die Südflanke ab (hohes Gras, steil und mühsam), bis ich nach 150hm auf den Weg ins Tal treffe. Im Trab geht es weiter runter, bis es auf 1200m in den Wald hinein geht, geht's noch gut ohne die Stirnlampe, für den Rest kommt sie dann noch zum Einsatz. Es wartet noch der Restabstieg über den steilen, feuchten und gerölligen Pfad an den See und einige Meter entlang der Strasse. Um 22.14 bin ich beim Auto. Geschafft, genial!
Facts: an 22.14 Uhr, 50min, 10hm Aufstieg, 801hm Abstieg, 3.72km, 7.02lkm, 8.43lkm/h
Fazit
Einfach ein super Erlebnis! 38.03km Distanz, 4702hm im Auf- und Abstieg und 103.86 Leistungskilometer in 16:38 Stunden zurückgelegt und dabei viele unvergessliche Eindrücke mitgenommen, eindrückliche Kletterstellen gemeistert und die Landschaft genossen.
Auf Tempo war meine Rundtour nicht angelegt, dennoch konnte ich über die ganze Zeit eine vernünftige Geschwindigkeit aufrecht erhalten. Obwohl ich keinen einzigen Abschnitt der Tour vorher kannte, fand ich den Weg überall problemlos. Von den 16:38 Stunden entfallen 1:44 Stunden auf grössere Pausen, meist auf den Gipfeln - etwas Genuss musste ja auch sein. Das GPS verrät mir auch, dass ich total 13:31 Stunden in Bewegung war, d.h. neben den grossen Gipfelpausen war ich weitere 1:23 Stunden nicht in Bewegung - wobei das GPS da natürlich jede einzelne, stillgestandene Sekunde zählt.
Die länger anhaltende, physische Krise hat mich insgesamt wohl etwas über eine Stunde an Zeit gekostet. Der Zustand ist mir von früheren Extrem-Ausdauerleistungen (Gigathlon, Bike-Marathons) bereits wohlbekannt. Natürlich ist's jedes mal unangenehm, wenn der Hammermann auf diese Art vorbeikommt, aber ich kenne meinen Körper gut und weiss inzwischen , dass es mit Abwarten und Durchbeissen wieder besser kommt. Im Rückblick erscheint mir das alles nur noch halb so schlimm.
Ebenso habe ich die Tour ohne Blessuren und sonstige übermässige "Abnützung" überstanden. Es plagten mich keine Blasen und Schmerzen, und am nächsten Tag wäre ich für eine etwas moderatere Tour auf jeden Fall wieder fit gewesen. Wobei ein Tag auf dem Bürostuhl dann auch gar nicht so schlecht war...
Tourengänger:
mde

Communities: Monstertouren, T6
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