WÄGITAL RUNDTOUR „SPEED“


Publiziert von Delta Pro , 24. Juni 2008 um 12:40.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:22 Juni 2008
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   Etzel-Aubrig-Kette   Zürcher Hausberge   Oberseegruppe   CH-GL   Östliche Sihltaler Alpen 
Zeitbedarf: 13:15
Aufstieg: 4790 m
Abstieg: 4790 m
Strecke:41.5 km

Wiederholung der Wägital Rundtour mit einem neuen Geschwindigkeitsrekord: 13 Stunden 13 Minuten – 4800 Höhenmeter und 41 Kilometer, grösstenteils T4-T6 Gelände!

 

Die Wägital Rundtour ist eines der ganz grossen Alpin-Wanderprojekte der Voralpen! Seit 1958 sind insgesamt (inkl. dieser) 7 Begehungen der Tour bekannt. Zwischen Beginn der 90er Jahre und 2006 wird von keinen Wiederholungen berichtet. Meine Wägital Rundtour vom 15.6.2006 inspirierte 3614adrian, sich ebenfalls ans Projekt zu wagen. Am 1.7.2007 gelang ihm die Überschreitung mit teilweise interessanten und anspruchsvollen Direktaufstiegen. Als ich im Verlauf dieses Frühlings die Durchgangszeiten der früheren bekannten Wägital-Begehungen analysierte, wuchs in mir die Idee, das Projekt von der „Speed“-Seite her anzugehen: Leichtes Gepäck, optimierte Routen, Beschränkung auf das Wesentliche. Am 22.6.2008 ist es mir gelungen, diesen Traum zu verwirklichen und die Wägitaler-Runde in gut 13 Stunden durchzuziehen – ein unvergesslicher Tag!

 

Die meisten der bisherigen Rundtouren schlossen Chöpfenberg und Tierberg mitein. Ich entschloss mich, diese beiden Gipfel, die ausserhalb der Bergketten liegen, die den Wägitaler See umgeben, nicht zu berücksichtigen – und mich damit auf die „wesentlichen“ Gipfel zu beschränken. Im Vergleich zu 2006 trug ich viel weniger Gepäck mit (dünne Windstopper-Jacke, 2 Liter Getränk und Esswaren). Dazu legte ich an der Strecke verschiedene Depots an – Wasser am Schiberg und die Turnschuhe am Fuss des Fluebrigs. Zumindest das zweite Depot erwies sich als sehr nützlich. Insgesamt gelang es mir, die Zeiten meiner 2006-Begehung um knapp 20% zu drücken und zusätzlich dank besserer Routenwahl eine totale Zeitersparnis von fast 9 (!) Stunden herauszuholen.

 

Das Resultat ist die erste Wägital Rundtour SPEED (13 Stunden, 4800 Höhenmeter, 42 Kilometer). Dabei muss folgendes betont werden: Auch bei schnellen Begehungen muss die Sicherheit immer an oberster Stelle stehen! Die Wägital-Rundtour weist verschiedene Passagen im T6-Bereich auf, die heikel sind, volle Konzentration erfordern und Gewandtheit und Erfahrung im voralpinen Gelände voraussetzen. Die Kombination von schnellem und sicherem Gehen auf diesen Routen ist die eigentliche Herausforderung einer solchen Unternehmung!

 

Streckenprofil und Marschroute sind dargestellt. Die Geschwindigkeit in den einzelnen Abschnitten ist in Leistungskilometer pro Stunde angegeben (Leistungskilometer (LK) berechne ich folgendermassen: 1 km Strecke = 1 LK; 100 Höhenmeter Aufstieg = 1 LK; 250 Höhenmeter Abstieg = 1 LK). Insgesamt konnte ich die Geschwindigkeit von etwas über 8 LK/h über die ganzen 13 Stunden halten. In technisch schwierigeren Abschnitten (z.B. Mutteristock, Ochsenchopf) ist sie etwas geringer. Die Geschwindigkeiten beinhalten die Pausen (20min bei der Oberalp, je 10min auf Mutteristock und Fläschlihöchi, und einige kürzere).

 

Die einzelnen Abschnitte und die Schlüsselstellen der Wägital Rundtour sind in meinem letzten Bericht vollständig beschrieben. Hier möchte ich noch einmal vier Passagen aufgreifen, die potentiellen Nachahmern der Tour bekannt sein sollten:
 

  • Redertenstock – Mutteristock: Am einfachsten geht’s durch die Rinne. Kurze ausgesetzte Kletterstelle (II), dann einfacher (I) bis zum Gipfel. Im Frühsommer teils schneegefüllt. Über den Grat kann ebenfalls aufgestiegen werden (Stelle IV).

  • Ochsenchopf Ostgrat: Aufgrund eines Tipps von 3614adrian wagte ich mich erstmals an den Ochsenchopf Ostgrat – und wurde überrascht. Der SAC-Führer rät zu Unrecht von einer Begehung ab! Ein richtiger Wägital-Geheimtip! Der Grat weist drei Aufschwünge auf, die alle direkt auf der Kante erklettert werden können (T6, II). Die Aufstiege sind ausgesetzt und steil (vor allem der letzte Aufschwung), werden aber durch einen guten Gämswechsel erleichtert. Die heikelste Stelle ist die Traverse einer Scharte zwischen zweitem und drittem Aufschwung. Rund 10 Meter vor der Scharte führt ein Gämspfad auf einem nordseitigen Band in diese herab.

  • Schwialppass – Gantspitz: In der letzten Beschreibung habe ich den Aufstieg noch als T5/T6 bewertet. Meiner Einschätzung nach ist dieser Abschnitt, wenn auch vielleicht nicht der schwierigste, dann doch der heikelste Teil der Wägital Rundtour und eindeutig T6. Die ungemütliche, ca. 45° steile Flanke besteht aus einem undefinierbaren Gemisch aus Gras, Erde und abwärts geschichteten Platten. Am besten folgt man immer dem Fels. Der erste Aufschwung ist am steilsten und wird am einfachsten auf einem schwach ausgeprägten Sporn überwunden. Die Griffe sind fein und müssen geprüft werden. Das Gras ist durch abrutschenden Schnee nach unten gepresst und bietet kaum Halt.

  • Gantspitz – Turner: Die Überschreitung ist ein Genuss. Über den ganzen Grat führt ein passabler Gemspfad. Am ersten Gipfel nach dem Turner gibt es zwei ungemütliche und ausgesetzte Traversen in erdigem und brüchigem Gelände. Dort ist besonders Vorsicht geboten!

 

Ganz ohne Pannen lief die Tour natürlich nicht ab: Als ich mich am Fuss des Schibergs auf eine Getränk-Sintflut freute (Wasserdepot eingerichtet am 8.6.2008), musste ich feststellen, dass meine Flaschen nicht mehr auffindbar waren – entweder zu gut versteckt, oder zu schlecht, so dass sie jemand anders mitgenommen hat… Jetzt heisst es durchbeissen bis zur Oberalp, wo es einen Brunnen gibt! Der weitere Verlauf der Tour lief bis fast am Schluss bestens ab. Am Gantspitz musste ich gegen die Hitze kämpfen – doch das ist normal. Leider gönnte ich mir nach dem Fluebrig zu wenige Pausen, weshalb ich am Gross Aubrig arg unterzuckert ankam. Man merke sich also: Auch wenn es einem nicht nach essen zumute ist, „hau rein“! Im Vergleich zu 2006 bin ich diesmal einiges weniger lädiert aus der Wägital Rundtour gekommen. Dank geschicktem Wechsel von Socken und Schuhen hatte ich keine Blasen zu beklagen und der Muskelkater – und selbst die müden Beine am nächsten Tag – blieben aus. Trotz sehr hohen Temperaturen waren die Verhältnisse ideal für eine schnelle Begehung. Schneefelder sind unabdingbar für schnelle Abstiege vom Mutteristock, dem Wannenstöckli und dem Fluebrig, erlauben wohl eine Zeitersparnis von rund einer halben Stunde und bewirken gute Moral und geschonte Gelenke.

 

Wägital Rundtour „Speed“ – ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist!



P.S.: Jakob Schuler vom SAC Zindlenspitz, Begeher der Rundtour im Jahr 1990, hat zum 50-jährigen Jubiläum der ersten Umrundung eine sehr lesenswerte "Geschichte  der Wägitaler Überschreitung" verfasst, wo alle sieben nachgewiesenen Rundtouren zusammengestellt sind.  
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Tourengänger: Delta
Communities: T6, Monstertouren


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Kommentare (13)


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Stani™ hat gesagt: Incroyable!
Gesendet am 24. Juni 2008 um 13:02
Félicitations!
Impressionnant tour et en plus des jolis photos... Très fort!!!

Baldy und Conny hat gesagt: Unglaubliche
Gesendet am 24. Juni 2008 um 13:46
Tour. Gratuliere. Mit Super-Fotos
Gruss Angelo

Sputnik Pro hat gesagt: *staun*
Gesendet am 24. Juni 2008 um 18:12
Gratuliere zu dieser Hammerleistung, jetzt bist du endgültig der "hikr-Ueli" ;-)

Nach den Zeiten musst du ja an fast allen Stellen gerannt haben - sei es auf zwei Beinen oder animalisch Vierbeinig!

Nochmals Hut ab, meine Knie hätten schon nach 2000Hm Abstieg so einige Probleme!

Viele Grüsse aus dem Baselbiet

Andrej

3614adrian hat gesagt: Gratulation!
Gesendet am 24. Juni 2008 um 20:50
Das ist wirklich eine Hammerleistung! Ab jetzt können es die Nachahmer ja gemütlich nehmen, denn diese Zeit wird schwer zu knacken sein. - Und das ist gut so, finde ich!

Hab' mich gefreut, dass dir der Ochsenchopf-Ostgrat auch so gut gefallen hat. Ich denke in der nächsten SAC-Ausgabe sollte die Bemerkung "kein Nachweis von Begehungen in den letzten Jahren" verschwinden...

Gruss Adrian

lorenzo hat gesagt: Take a walk on the wild side...
Gesendet am 24. Juni 2008 um 22:23
Hallo Delta

Gratuliere! Da bleibt nur noch zu sagen: It's cool man! That get's you really old!

Gruss

Lorenzo


joerg hat gesagt: Gratuliere
Gesendet am 24. Juni 2008 um 23:42
Hallo Delta
Gratuliere. Das ist wirklich eine tolle Leistung. Respekt! Ich habe schon oft mit dem Gedanken gespielt diese Unternehmung zu wagen und habe die Route in Etappen rekognosiziert. Ich teile deine Meinung, dass Chöpfenberg und Tierberg nicht zur Wägitalerrunde gehören. Im übrigen endete die Route jener die Chöpfenberg und Tierberg machten gemäss Routenbeschreibung, die mir vorliegt nach dem Fluebrig. Den Aubrig bestiegen sie nicht und der gehört nun definitiv ins Wägital. Nochmals Gratulation zu deiner Leistung.

Gruss Jörg

Delta Pro hat gesagt: RE:Gratuliere
Gesendet am 25. Juni 2008 um 08:33
Vielen Dank an euch alle für die Gratulationen!

Jörg, welche Routenbeschreibung liegt Dir denn vor? Vielleicht gibt es ja noch mehr Begehungen als die bekannten sieben - wir halten da immer die Augen auf ;-)
Die Wägital-Runde von 3614adrian und meine Begehung von 2006 schliessen sowohl Chöpfenberg und Tierberg, als auch den Aubrig ein.

Wenn Du es versuchst, dann viel Glück!!!
Gruss Delta

joerg hat gesagt: RE:Gratuliere
Gesendet am 27. Juni 2008 um 00:06
Hallo Delta
Ich habe eine Kopie der Tour aus einem Führer von 1977. Der Führer heisst schlicht "Wägital". Er wurde von Christian Hauser verfasst und im Eigenverlag heraus gegeben. Gemäss deiner Bildlegende hat er die Route ins Leben gerufen. Wie gesagt führt der voralpine "Marathon", wie er ihn nennt, über die Spitzen von Chöpfenberg, Tierberg, Bockmattli, Schiberg, dann die Strecke über Brünnelistock bis Ochsenkopf, und anschliessend über Wannenstöckli, Gantspitze zum Fluebrig. Beim Fluebrig endet die Liste der Gipfel. Ob er den Aubrig als selbstverständlich mit einschloss und ihn einfach nicht erwähnte bleibt sein Geheimnis. Den Zeitbedarf beziffert er auf 22 Stunden. Ich habe auch noch mit meinem Vater gesprochen. Er sagte mir, dass in den 50-ziger und 60-ziger Jahren die Route in der damaligen Kletterszene bekannt war und auch begangen wurde. Mehr kann ich dir im Moment nicht sagen.
Gruss Jörg

PStraub hat gesagt: Ochsenchopf-Ostgrat
Gesendet am 24. September 2008 um 16:20
Hallo Delta & 3614adrian

Bemerkungen über Einträge im Führer muss ich natürlich verifizieren. Was heute (24-09-2008) passiert ist.

1. Die Route über den Grat ist wirklich eine kühne aber logische Linienführung. Wer solches Gelände mag (Aussicht fast 360 Grad - auch nach unten), wird begeistert sein.

2. Die im Führer beschriebene Route ist nicht ganz die, die Ihr gemacht habt.
Sie folgt dem oberen der zwei markanten Bändern in der Nordflanke, erreicht nach links drehend dann den Grat vor dem zweiten Aufschwung und umgeht diesen auf der Nordseite. Darum die Bemerkung wegen dem nassen Moos (das ich übrigens sehr angenehm fand, wenn man sich mit dem Federn einmal angefreundet hat).

3. In der berühmten 7. Auflage wird mit R. 88 noch mal eine andere beschrieben: (Wohl vom Ende des erwähnten Bandes) direkt in der Falllinie hinauf zum Ausstieg. Das ist teilweise echt steil - es dürften gegen 60 Grad sein, was in diesem nassen Gelände doch eher anspruchsvoll ist.

Wir haben also:
- eine attraktive neue Route
- die Bestätigung, dass auch die bereits beschriebene R. 160 ab sofort "Nachweise von Begehungen" hat.
- den Hinweis, dass der Ochsenchopf auf verschiedenen Wegen - na ja, alle zwischen T6 und T6++, also eher keine "Wege" - bestiegen werden kann.

Gruss & schickt mich bitte nicht ständig in T6er ;-)

Peter

ossi hat gesagt: RE:Ochsenchopf-Ostgrat
Gesendet am 25. September 2008 um 17:25
Salut PStraub

Wenn wir schon beim Thema Glarnerführer sind, dann hätte ich da noch eine offene Frage zur wahrlich entzückenden Tour auf den Gross Chilchberg: Schau doch mal auf dem Foto unter http://www.hikr.org/gallery/photo64984.html?post_id=7915#1 nach.

Beste Grüsse
ossi

Fenek hat gesagt: ich schliesse.....
Gesendet am 24. September 2008 um 18:28
mich den Gratulanten an, bin beeindruckt von dieser Leistung!
Schön, dass du auch noch Zeit hattest um die schönen Föteli zu machen.

Gruss
Fenek

bulbiferum hat gesagt:
Gesendet am 24. September 2008 um 18:59
Bin noch nicht so lange auf Hikr.org und erst jetzt auf den Bericht dieser phänomenalen Tour gestosen. Da bleibt mir glatt die Spucke weg. Diese Kombination von bergsteigerischem Können, mit der Länge der Tour und das noch im Alleingang verdiente eigentlich eine Olympiamedaille. Herzliche Gratulation.

xaendi hat gesagt: Quelle unterhalb des Zindlenspitz
Gesendet am 9. Oktober 2010 um 10:39
Hi Delta

Deine beiden Wägital-Rundtouren sind sehr beeindruckend! Betreffend den Wasserdepots eine kurze Bemerkung: Etwas unterhalb des Zindlenspitz (Nähe P.1966) habe ich gestern eine kleine, eingefasste Wasserquelle gesehen - dort hättest du deinen Durst stillen können. Bin mir allerdings nicht sicher, ob die Fassung vor zwei Jahren schon vorhanden war.

Grüsse
xaendi


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