Wägital Rundtour 'Trailrun'


Publiziert von 3614adrian , 31. Juli 2019 um 10:57.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:30 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   Etzel-Aubrig-Kette   Zürcher Hausberge   CH-GL   Oberseegruppe   Östliche Sihltaler Alpen 
Zeitbedarf: 12:30
Aufstieg: 5000 m
Strecke:40km

deltas Wägital Rundtour vom 15.06.2006 inspirierte mich damals, dies auch zu probieren. Am 01.07.2007 ist mir die Überschreitung gelungen. Am 22.06.2008 doppelte Mr. Wägital mit seiner Speedversion nach.
Seither bin ich eigentlich fast nur noch im Winter im Wägital gewesen. Am 30.06.2019 habe ich mich erstmals mit der Trailrunausrüstung ins Wägital begeben. Mit der Überschreitung von der Brennaroute bis Zindlenspitz konnte ich einige Wägitalklassiker kombinieren. Da ist die Idee geboren, mich auch an eine Wiederholung der Wägital Rundtour zu wagen. Es stellte sich noch die Frage, welche Berge ich mitnehmen wollte. Die Variante von jakobme hat mir am meisten zugesagt, verläuft sie doch fast immer auf der Wasserscheide. Einzig den Wannengrat wollte ich mir nicht noch einmal antun. Und spontan habe ich mich vor Ort gegen den Ostgrat am Mutteri und gegen das Wyss Rössli entschieden. Vor ein paar Wochen hatte ich bereits alles gepackt, als mir das Wetter dann einen Strich durch die Pläne machte und ich nicht startete.
Für heute sollte das Wetter passen.
Bezüglich Schwierigkeitsangaben und Wegfindung verzichte ich auf detaillierte Angaben - diese sind in anderen Berichten bereits gut beschrieben (z.B. bei mde hier)



Gugelberg
Ich parkiere beim Parkplatz bei Schräh. Mit Stirnlampe starte ich um 04.30 Uhr. Es folgt der Gugelberg an dem ich fast scheitere. jakobme ist ein rechtes Stück der Strasse entlang gelaufen und dann links hoch. Ich sehe, dass gleich zu Beginn ein Weg mit Treppen hochführt. Also nichts wie los. Der Weg wäre gut, wenn da nicht die meterhohen Brennesseln wären... Weiter oben folgt eine Eisenleiter nach rechts. Danach geht der Weg wieder recht steil runter, er scheint nur für die Steinschhlagnetze zu sein... Weiter weglos hinauf scheint kriminell, da sehr steil und der ganze Waldboden abrutscht. Und das soll eine Speedbegehung werden? Ich steige wenig ab und traversiere etwas östlich. Hier geht's gut und ich treffe sogar auf ein Weglein. So komme ich wieder zügig voran, bis ich kurz vor der Antenne in übles Gestrüp gerate und mich durch einen dichten Tannenwald kämpfe, wo mich eine Tannelnadel ins Auge sticht. Irgendwann realisiere ich, dass ich 180° falsch gehe. Ich könnte fast heulen. Nach ca. 20 Minuten umherirren finde ich die Antenne und dann einfach über das Strässchen den Gugelberg. - Das war jetzt wirklich ein verpeilter Start!

Kalvarienberg
Den zweiten schaffe ich ohne Probleme.

Brüschstockbügel
Es folgen saftige Wiesen, das Gras ist vom Tau natürlich triefend nass und bald darauf auch meine GTX-Trailrunschuhe. Bei einem der vielen Stacheldrähte habe ich das Gefühl etwas sei runtergefallen. Glück gehabt, es war mein mobilephone. Am Gipfel gutes Tageslicht. Der weitere Weg via Brennaroute ist mir bekannt und so hake ich die Anfangsschwierigkeiten ab.

Schiberg Nord- und Südgipfel
Ausser dem nassen Gras läuft alles gut. Erstes Mal Socken wechseln.

Plattenberg
Alles gut aber die zweiten Socken sind auch schon wieder nass.

Brünnelistock
Abstieg vom Plattenberg ziemlich direkt der Kante nach. Gute Griffe aber exponiert. Umweg in der Südflanke sinnvoller. Beim Aufstieg auf den Grat Steinschlag eine Rinne weiter rechts durch Wild oder war es ein Einhorn?

Rossalpelispitz
Problemlos.

Zindlenspitz
Ich nehme den Weg und nicht die Variante über den Ostgrat. Im Abstieg an der Quelle vorbei aus der wenig Wasser läuft. Ich fülle etwa 7dl auf.

Lachenstock
Nicht bewusst wahrgenommen.

Redertenstock (an das Räderten will ich mich nicht gewöhnen)
Alles in schöner Kletterei dem Grat entlang. Eine Stelle muss kurz steil abgeklettert werden oder man springt, wie ich es früher in jugendlichem Leichtsinn gemacht habe, zur gegenüberliegenden Felskante.

Mutteristock
Ich klettere leicht rechts, dann linkshaltend runter vom Mutteri, so dass ich zur Gratsenke gelange, wo der Einstieg zum Ostgrat beginnt. Kurz vorher entscheide ich mich spontan um und wähle die Vernunftvariante über die linke Rinne in der Ostflanke. Im Abstieg vom Mutteri vermisse ich die aufgrund der Jahreszeit und von delta geschätzten Schneefelder.

Torberg
Nicht bemerkt.

Ochsenchopf
Alles dem Grat entlang über die verschiedenen Stufen. Der Gipfelkopf direkt über den Nordostgrat erklettert.

Wannenstöckliost und -westgipfel
Recht steil aber gut gestuft über den Nordgrat.

Abstieg zur Oberalp
Den Wannengrat lasse ich aus, dieses Karstgelände möchte ich mir nicht nocheinmal antun.
Bei P. 1822 kann gut abgestiegen werden. Danach suche ich mir den Weg, wo es am wenigsten Gebüsch und hohes Gras hat. Wasserauffüllen beim Brunnen bei der Oberalp. Wieder einmal Socken wechseln.

Gantspitz
Bei der Schläckmatt blöckt eine Geiss. Sie scheint etwas zu wollen. Ich verstehe sie nicht und will mich auf den Aufstieg zum Gantspitz konzentrieren. Hier hat bei mir vor 12 Jahren der Hammermann zugeschlagen und mde hat er auch da erwischt. Zuerst nehme ich die anfangs noch mit Schnee gefüllte Rinne. Danach wird's wirklich steil, das saftige Gras bietet aber guten Halt. Den fehlenden Schnee im Abstieg vom Mutteri aufgrund der Jahreszeit bereue ich nun nicht mehr. Weiter oben halte ich rechts durch gut gestuftes Gelände und gelange so bereits oberhalb der Ganthöchi auf den Grat.

Turner
Über die vorderen Gräte, teils luftig mit ein paar abschüssigen Abstiegen. Auch hier viel griffiges Gras. Zuletzt steil auf den Turner.

Diethelm
Auch diesen Gipfel habe ich für mich alleine.
Beim Abstieg entscheide ich mich spontan gegen die Besteigung des Wyss Rössli, das eigentlich auch noch gut in die Runde passen würde. Das Hin- und Zurück macht mich aber nicht an.

Chli Mutzenstein
Hübscher Gipfel mit nun solider Eisenleiter am Gipfelkopf.

Rösenhöchi und Nüssen
Im Vorbeiweg.

Gross Aubrig
Dieser Abschnitt bis an den Fuss des Gross Aubrig empfinde ich psychisch am anstrengensten, da der Gipfel einfach nicht näher kommen möchte.
Der letzte Aufstieg läuft dann wieder flott - ich bin motiviert, da es der letzte Anstieg ist. Kurze Enttäuschung auf dem Vorgipfel, da ich denke ich wäre bereits zuoberst.
Der steile Abstieg über den mühsamen Weg ist dann mehr Pflicht als Vergnügen, ich kann aber fast alles Joggen.
Nach genau 12h30min erreiche ich den Ausgangspunkt.



Auch in der Wiederholung eine eindrückliche Tour mit stellenweise anspruchsvollem und heiklem Gelände. Also per Definition sicher kein Trailrun! Bis auf den Verhauer am Gugelberg und die nassen Füsse hat eigentlich ziemlich alles nach Plan geklappt. Die von jakobme initierte Variante mit Hinzunahme des Gugelberg und Kalvarienberg macht Sinn. Den Gugelberg hätte ich einfach zuerst rekognoszieren sollen. Brauchte ich bei meiner ersten Begehung knapp 30 jährig mit Chöpfenberg und Bockmattli 24 Stunden, konnte ich die ganze, leicht verkürzte Tour 12 Jahre später auf 12h30min runterbrechen. Dies bedeutet 400 Höhenmeter pro Stunde Vertikalgeschwindigkeit inklusive der 5000 Höhenmeter Abstieg, den 40km Distanz und den Pausen.


Ausrüstung
Die ganze Ausrüstung inklusive Schuhe, Kleider, Essen und Getränke wiegt 4.75kg. Zusätzlich habe ich noch die Trailrunstöcke mitgenommen, was ich sehr hilfreich fand.
Wie befürchtet gab es nasse Füsse in den GTX-Trailrunschuhen, so dass ich mehrmals die Socken wechselte und zum trocknen an den Rucksack hängte. Ansonsten fühlte ich mich in diesem Gelände mit den Schuhen sehr wohl.

Wassermanagement und Essen
Habe keine Depots eingerichtet. Bei der Quelle am Zindlenspitz ca. 7dl nachgefüllt. Bei der Oberalp habe ich die ganzen 2l nachgefüllt und Isostar Brausetabletten hinzugefügt.
Bis auf zwei Gels und zwei Riegel habe ich ziemlich alles gegessen.

Zeitmanagement
Habe keine Berechnungen gemacht. Grob über den Daumen gepeilt, hoffte ich auf 12 Stunden. Während der Tour habe ich nicht einmal auf die Uhr geschaut (extra Display des mobilephones teilweise abgeklebt). Ohne den Verhauer am Gugelberg wäre das wohl ziemlich genau aufgegangen.

Bedingungen
Sehr geringes Gewitterrisiko. Morgens noch länger verhangen, was bezüglich der Temperatur von Vorteil war. Das vom Tau triefend nasse Gras blieb so jedoch bis nach dem Mittag feucht. Auch am Nachmittag, wo sich die Wolken immer mehr verzogen, blies ein angenehmes Lüftchen, so dass es nie allzu heiss war. Aufgrund des nassen Grases auf den Wegen auch etwas nasse Steine. Die Kletterei am Rederten und Mutteri aber schön trocken. Aufgrund der Jahreszeit keine Schneefelder mehr, die im Abstieg vom Mutteri und Fluebrig dankbar wären, dafür saftiges, griffiges Gras hinauf zur Ganthöchi.

Hammermann
Zum Glück blieb ich dieses Mal verschont. Ich konnte bis zum Schluss bergauf ein gutes Tempo halten und in den flachen Stücken und Abstiegen sofern es das Gelände zuliess Joggen.

Unliebsames
Unzählige Male von Brennesseln gestochen, mindestens viermal von einem Elektrozaun gezwickt worden. X-Stacheldrahte überstiegen. Dreimal den Kopf an einem Ast angestossen. Das rechte Schienbein und das linke Knie aufgeschürft. Im Kampf durch's Dickicht am Gugelberg eine Tannennadel ins Auge bekommen, was mich etwa die halbe Tour lang gestört hat. Überraschenderweise trotz meterhohem Gras keine Zecke erwischt.

Abnützung
Am Morgen nach der Tour etwas müde Beine und steife Gelenke, jedoch kein Muskelkater.

Tourengänger: 3614adrian


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Kommentare (5)


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Delta Pro hat gesagt: Herzliche Gratulation...
Gesendet am 31. Juli 2019 um 11:08
… zur grossen Leistung!!
Es freut mich, dass die Minimalzeit von 13h13min für die Runde nach 11 Jahren nun endlich unterboten wurde. Mit der Entwicklung des Stils und der Ausrüstung war das längst überfällig.
Danke auch für die saubere und interessante Dokumentation. Auch wenn die Wägital Rundtour als Trailrun keinesfalls mehr dem Ursprungs-Gedanken dieser langen Tour entspricht, so ist sie doch grosses Kino und mit Tempo noch eindrücklicher.
Gruss und gute Erholung!
Delta

jakobme hat gesagt:
Gesendet am 31. Juli 2019 um 11:32
Glückwunsch zu der Runde in ganz starker Zeit.

Bergamotte hat gesagt: Bravo....
Gesendet am 31. Juli 2019 um 13:54
... schön und schnell getourt! Hast Du Dich an den schwierigen Stellen nie unwohl gefühlt in den Trailrunnen? Ich denke da vor allem an den Aufstieg zur Ganthöchi.

3614adrian hat gesagt: RE:Bravo....
Gesendet am 31. Juli 2019 um 15:25
Nein, hab‘ die Bergschuhe nirgends vermisst. Einzig eben das Problem mit den nassen Socken. Zur Ganthöchi hoch war das saftige Gras wirklich hilfreich.
In den schwierigen Passagen ist ein Bergschuh jedoch kaum falsch und der Trailrun kaum schneller. Mit einem grösseren Tucksack ist die Zweipaaschuhevariante sicher auch eine gute Option.

Lg
Adrian

Djenoun hat gesagt: Top!
Gesendet am 1. August 2019 um 19:09
Gratuliere! Tolle Leistung!

Gruss Dje


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