Auf zum thüringischen Olymp!


Publiziert von Nik Brückner , 11. März 2024 um 15:10. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Thüringer Wald
Tour Datum: 9 März 2024
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 580 m
Abstieg: 580 m
Strecke:14 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Man erreicht die beiden Gipfel am besten auf der L1132, entweder von Römhild, oder von Hildburghausen aus. Die Straße führt über einen Pass zwischen beiden Gipfeln, in dem sich das kleine Örtchen Waldhaus entwickelt hat. Hier befindet sich ein Parkplatz, der an Schönwetterwochenenden schnell zu klein wird.

Die beiden Gleichberge sind (wie der Name schon nahelegt), markante Doppelgipfel im Süden Thüringens. Markant deswegen, weil der größere der beiden, der Große Gleichberg (679 m), das umgebende Flachland um fast vierhundert Meter überragt. Mit einer Dominanz von fast zwanzig Kilometern und einer Prominenz von knapp dreihundert Metern gehört er zu den erhabensten Bergen Thüringens.

Neben dem Großen gibt es noch den Kleinen Gleichberg, der mit 641 Metern nur unwesentlich niedriger ist, dafür aber von großer kulturgeschichtlicher Bedeutung. Es war kein Geringerer als Friedrich Hölderlin, der ihn 1794 zum "thüringischen Olymp" erklärte. Warum, werden wir gleich sehen.



Als die Waldelfe und ich mal wieder in der Gegend waren, kam uns die Idee, die beiden Gleichberge zu erklimmen. Also ab ins Auto, "A Moment of Peace" von der Lost World Band eingelegt, und los. Man erreicht die beiden Gipfel am besten auf der L1132, entweder von der kleinen Residenzstadt Römhild aus, oder von Hildburghausen aus (das - natürlich - ebenfalls eine Residenzstadt ist). Die Straße führt über einen Pass zwischen beiden Gipfeln, in dem sich das kleine Örtchen Waldhaus (425 m) entwickelt hat. Hier befindet sich ein Parkplatz (425 m), der an Schönwetterwochenenden schnell zu klein wird.


1. Der Kleine Gleichberg

Zuerst ging's hinauf auf den Kleinen Gleichberg. Wir überquerten die Straße und nahmen drüben einen schmalen Pfad halbrechts, der sich leider bald im Wald verlor. Wir konnten der Spur dennoch gut folgen und stießen auch bald auf den Schwarzer-Stock-Weg, auf dem wir nun weiter bergauf wanderten. Bald teilt sich dieser breite Waldweg, wir liefen weiter geradeaus, vorbei am Denkmal für Bürgermeister Griebel (470 m). Weiter oben dreht der Weg nach links, und kreuzt bald eine offensichtlich uralte Mauer: der erste Hinweis auf das, was diesen Berg so besonders macht. Eine Hinweistafel rechts abseits vom Weg erläutert die Rekonstruktion dieser Mauer.

Zurück am Weg ging es nun hinauf zur Steinbauer-Seebers-Hütte (530 m) und dort scharf rechts (Beschilderung "Ostaufstieg"). Man ist hier knapp unter dem Gipfelbereich des Kleinen Gleichbergs und wandert durch riesige Blockhaden.

Die Gleichberge bestehen hauptsächlich aus vulkanischem Basalt. Das ist der Grund für ihre Höhe und ihre Beharrlichkeit - und daraus bestehen auch diese Geröllhalden. Vermutlich rührt der Flurname "Steinsburg" (schon 867 als "Steinberg" urkundlich erwähnt) von den großen Geröllfeldern her, die das Bergplateau umgeben. Bereits Johann Wolfgang von Goethe erkannte den vulkanischen Ursprung dieser Felder: der Basalt eines ehemaligen Vulkanschlotes zerfiel durch Erosion zu den heute sichtbaren Blockmeeren, die ein typisches Kennzeichen zerfallender Vulkanruinen sind.


Der hübsche Weg umrundet nun die felsige Gipfelkuppe und dreht erst auf deren Nordseite zu dem schmalen, langgezogenen Plateau hinauf. Irgendwo dort befindet sich dann auch der höchste Punkt des Kleinen Gleichbergs (641 m). Hier pausten wir erstmal und verspiesen zwei Omrigoonä, die wir mit herauf gebracht hatten.

Kommen wir nun also zum - schon ein wenig pompös anmutenden - Titel dieses Tourenberichts. Den hab ich mir bei Friedrich Hölderlin stibitzt: Im August 1794 bestieg der Dichter nämlich beide Gleichberge und nannte den Kleinen Gleichberg bei dieser Gelegenheit den "thüringischen Olymp". Und damit war er gar nicht weit entfernt von der Wahrheit. Denn die Basaltblöcke, die hier überall herumliegen, wurden einst zum Bau von Trockenmauern verwendet, die ein keltisches Oppidum auf dem Berg schützen sollten. Beim Abräumen großer Teile der Geröllfelder für den Straßenbau ab 1838 stieß man zufällig auf Metallgegenstände und andere Artefakte und erkannte später deren keltischen Ursprung.

Der Kleine Gleichberg war allerdings schon lange vorher besiedelt gewesen. Die ältesten Funde stammen schon aus der Jungsteinzeit, das ist 5000 Jahre her. In der Bronzezeit
(ab 1600 v. Chr.) und in der Urnenfelderzeit (ab 1000 v. Chr.) war der Berg dann kontinuierlich besiedelt. Ihre größte Bedeutung erlangte die Steinsburg dann in der Eisenzeit, vom 6. bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. In diesen Zeitspannen sind insgesamt drei Mauerringe errichtet worden, die in unterschiedlichen Höhenlagen den Berg wie Stadtmauern umgaben. Die äußerste dieser Mauern war ca. drei Kilometer lang und umschloss eine Fläche von ca. 66, 68 Hektar. Die Steinsburg war damit die größte befestigte Höhensiedlung Mitteldeutschlands.

Vor allem wegen des ab 1858 noch verstärkten Basaltabbaus sind heute allerdings nur noch kurze Stücke dieser Mauern erhalten. Die eingestürzten Teile lassen aber die alte Struktur noch gut erkennen. Am besten erhalten ist der oberste Ring, der das schmale Gipfelplateau, auch Akropolis genannt, umgibt.



Hier oben lebten also Menschen! Und wir wanderten gewissermaßen durch die Ruinen einer Stadt.

Eine Grube links vom Weg könnte als Zisterne interpretiert werden - die Wasserversorgung am Berg war eher ungünstig.


Wir wanderten weiter in südlicher Richtung über das Gipfelplateau. Dabei fällt auf, dass in die Geröllfelder unterhalb richtige Gassen gegraben wurden.

Das sind Zeugen der Abräumarbeiten im 19. Jahrhundert, Arbeits- und Transportgassen. Ab 1828 wurden zur Gewinnung von Straßenbaumaterial zunächst Gerölldecken und verstürzte Trockenmauern im Außenbereich abgetragen. Nach 1859 erfolgte dann eine systematische kommerzielle Erschließung der großen Wälle und Blockmeere zur Pflastersteingewinnung. Dabei entstanden Bremsberge, Gleistrassen und Arbeitsgassen, die selbst das Plateau des Bergs erreichten. Große Teile der Hauptmauer wurden vernichtet. Allerdings wurde im Zuge dieser Arbeiten auch eine Unmenge von Funden zutage gefördert. Von diesen sind heute hauptsächlich die Metallfunde erhalten, da Gefäßscherben im 19. Jahrhundert oft nicht aufbewahrt wurden. Allerdings sind dabei oft die Fundzusammenhänge nicht beachtet worden.

Auf Betreiben des Prähistorikers Alfred Götze wurden zwischen 1902 und 1927 die Steinbruchbetriebe schließlich eingestellt. Von da an erfolgten planmäßige Grabungen durch Götze. 1929 gründete er schließlich das Steinsburgmuseum in Waldhaus, wo ein Großteil der Funde bis heute ausgestellt ist.


Die Südspitze des Gipfelplateaus wird noch einmal durch einen heute kaum noch zu erkennenden Halsgraben abgetrennt. Vielleicht befand sich hier ein Heiligtum, das auf diese Weise symbolisch von der "profanen Welt" des Wohnens und Wirtschaftens abgetrennt war. Heute befindet sich hier die Ruine der Wallfahrtskapelle St. Michael (606 m).

Die Reste der Wallfahrtskapelle wurden unter Leitung Götzes 1935/40 ausgegraben. Mehrere Bauphasen der 1517 genannten "Kerchen auf der Steynburck" sind zu erkennen: Ältester Bau ist der im Osten liegende Altarraum mit in Lehm gesetzten Basaltsteinen. Darunter befand sich das zweieinhalb mal vier Meter große, von einem Steinsockel umrahmte Pflaster eines hölzernen Vorgängerbaus. Der Anbau eines acht Meter langen Kirchenschiffes mit südlich gelegener Sakristei stellt die jüngste und größte Erweiterung dar.

Nördlich der 1527 durch Blitzschlag zerstörten Bergkirche lagen Keller und Wirtschaftsgebäude. Ein Wall zum Schutz des heiligen Ortes grenzte diesen Teil des Plateaus ab. Als bedeutender Fund aus der Blütezeit, dem 13. bis 16. Jahrhundert n. Chr., gilt die dreizackige Eisenspitze einer Turnierlanze, eine Weihegabe an den heiligen Michael. Überlieferungen deuten auf einen vorchristlichen Kultplatz hin, sicher ist man sich da aber nicht.



Dagegen ist sogar sehr sicher, dass man von hier aus eine fantastische Aussicht hat:

Der markante Straufhain ist zu sehen, ebenfalls vulkanischen Ursprungs, ein Berg namens Hohöh (hihi), der Staffelberg am Main, die Veste Coburg und die Heldburg, auch Fränkische Leuchte genannt. Weiter Richtung Süden zeigen sich der Veitenstein, der Stachel, der Bramberg und der Rauhberg. Dann verstellt der Große Gleichberg den Blick.

Jenseits davon sieht man den weit entfernten Zabelstein, und am westlichen Horizont schließlich die Rhön mit dem Erlenberg, dem Kreuzberg, dem Heidelstein, dem Gangolfsberg mit seiner keltischen Fliehburg, und der Wasserkuppe.



Der Weg endet hier an der Südspitze. Wir drehten um und überliefen dabei noch einmal den Kleinen Gleichberg (641 m). Dabei dachten wir an die Menschen, die einst hier gelebt haben. Wie mag diese Siedlung wohl geheißen haben?

Die Gleichberge werden heute von einigen Wissenschaftlern mit dem im ca. 150 n. Chr. erstellten Atlas Geographia des Klaúdios Ptolemaíos erwähnten Ort Bikourgion ('Doppelberg-Burg') gleichgesetzt. Sicher identifiziert ist der Ort, der laut Ptolemaíos im Inneren der südlichen Germania Magna lag, bisher aber nicht. In Frage kommen neben den Gleichbergen auch das bei Mühlhausen an der Unstrut gelegene Bickenriede oder ein Gebiet beim heutigen Jena.


Wir erreichten nun einen Aussichtspunkt an der Nordseite, dort, wo wir heraufgekommen waren.

Hier öffnet sich der Blick nach Norden, über das obere Werragebiet bis zum Thüringer Wald. Zu sehen sind der Sender Wachenbrunn, der Dolmar, der Inselberg, das Ringberghaus über Suhl und die Sendemasten des Bleß bei Eisfeld.

Unterhalb des Aussichtspunkts verläuft die Jacobsmauer, ein Stück des obersten Befestigungsrings. Die Außenfront dieser Mauer wurde bereits im 19. Jh. freigelegt und wird seither mit viel Mühe erhalten.


Der so genannte Südaufstieg wendet sich hier nach links, dort ging es nun für uns weiter. Bald querten wir wieder Geröllhalben mit ihren Arbeits- und Transportgassen, aber auch andere Geländeformen sind zu sehen.

Künstliche Terrassen am Berghang markieren Plätze, auf denen seit der Bronzezeit Häuser standen. Diese Orte wurden künstlich planiert und danach bebaut. Das erinnerte mich an ganz ähnliche Terrassen am Heiligenberg bei Heidelberg.

Hier befindet sich auch das älteste Siedlungsareal des Berges, das mit Unterbrechungen ca. 1000 Jahre befestigt war. Seine Blüte erlebte es im zweiten und ersten Jahrhundert v. Chr., als große stadtähnliche Anlage mit zahlreichen Wohnplätzen, Werkstätten, Markt und Heiligtum. In diese Spätzeit der Steinsburg gehören diese Wohnterrassen bzw. Hauspodien. Reste von Steinsockeln im Mauerschutz werden als Unterbau für aufgehende Holzbauten gedeutet. Lehmbewurf mit Rutenabdrücken spricht auch für Fachwerkbauten. Auch dürften Speicher und eingetiefte Häuser zum Ensemble gehört haben.



An solchen Terrassen vorbei ging es nun weiter bergab.

Bald passierten wir noch einmal den mittleren Mauerring, die wahrscheinlich die älteste Befestigung am Berg. In ihrem Verlauf fand man viel bronzezeitliche Keramik.


Wir langten wieder an der Steinbauer-Seebers-Hütte (515 m) und nahmen nun den Weg, der geradeaus hinunter zum Parkplatz führt. Dabei passierten wir einen Infostand mit großen Schautafeln, ganz in der Nähe des äußersten Ringwalls. Von hier aus gelangten wir in wenigen Minuten wieder hinunter zum Parkplatz (425 m) in Waldhaus.


2. Der Große Gleichberg

Von hier aus ging es nun hinauf zum Steinsburgmuseum (436 m).

Das Steinsburgmuseum ist ein Museum für die Ur- und Frühgeschichte Südthüringens. Es wurde 1929 auf private Initiative von Christian Heurich gestiftet, einem aus Thüringen stammenden amerikanischen Brauereibesitzer. Der schon mehrfach erwähnte Alfred Götze, Leiter der ersten Ausgrabungen am Kleinen Gleichberg, war sein erster Direktor. Die Dauerausstellung zeigt die Ur- und Frühgeschichte Südthüringens. Bedeutende Exponate stammen aus dem keltischen Oppidum Steinsburg.


Wir wanderten den breiten Weg in den Wald hinauf, hielten uns am ersten Abzweig halblinks und nahmen die ersten beiden Kehren mit. Ca. 400 Meter nach der zweiten Kehre bogen wir allerdings links ab, hinüber zum Brecherwerk (588 m) des Römhilder Steinbruchs.

Der etwas oberhalb gelegene Römhilder Steinbruch wurde von 1901/2 bis 1968 betrieben, die Ruinen der Brecherwerke sind noch vorhanden. Ein klassischer Lost Place: Industrieruine, teilweise sicherlich einsturzgefährdet, weitaus weniger spannend, als es in YouTube-Videos dargestellt wird.


Von hier aus folgten wir einer schmalen Wegspur, die sich hinter dem Brecherwerk den Berg hinaufschlängelt. Das Gelände ist hier vom Bergbau ziemlich zerwühlt, deshalb ist der unmarkierte Pfad nur sehr schwer zu erkennen. Grob gesagt, folgt man mehreren Rippen in südlicher Richtung, immer bergauf.

Im Gelände rechts des Pfads, und auch dort durch den Bergbau weitgehend zerstört, umgab ein Basaltwall, die so genannte Rentmauer, das sich in Nord-Süd-Richtunug erstreckende Gipfelplateau auf dessen Westseite. Sie umschloss zusammen mit einem nördlichen Vorwall noch einmal ca. 27 Hektar Fläche.

Der Name "Rentmauer" wird (sehr frei) mit "Bergmauer" übersetzt. Soweit das überhaupt noch zu erschließen ist, bilden die Wälle am Großen Gleichberg keine konzentrischen Ringe, sie sind vielmehr bei Ausnutzung natürlicher Geländegegebenheiten als Abschnittswälle konstruiert worden.

Die Rentmauer ist deutlich schmächtiger als die Wälle auf dem Kleinen Gleichberg. Ihre ursprüngliche Stärke dürfte etwa zwei Meter betragen haben. 1978 bis 1980 wurden vom Basaltabbau bedrohte Abschnitte der Mauer untersucht. Die Profile ließen einen trockenen Steinaufbau erkennen, der ohne Berme und horizontale Gründung auskam. Von innen stießen Reste einer Kulturschicht mit Keramik, Mahlsteinbruch aus ortsfremdem Sandstein und einem bronzenen Fingerring an die Befestigung.



Wir gelangten schließlich an einem Aussichtspunkt wieder auf bessere Wege, beim Thüringenblick (659 m).

Hier hat man einen fantastischen Ausblick hinüber auf die die Südspitze des Kleinen Gleichbergs.


Wir wandten uns nach Westen und wanderten nahe der Oberkante des Römhilder Steinbruchs hinüber zum Rhönblick (636 m).

Dieser zweite an der Abbruchkante des Römhilder Steinbruchs gelegene Aussichtspunkt bietet nochmal einen schönen Blick hinüber Richtung Rhön und zum Kleinen Gleichberg.


Nun ging es aber endlich ganz hinauf. Im spitzen Winkel nach links, und rauf auf das Gipfelplateau.

Auch hier haben Kelten gelebt. Die Befestigung auf dem Großen Gleichberg ist dabei sogar noch etwas älter und insgesamt größer als die auf dem Kleinen. Aber obwohl die beiden Siedlungen so nah beieinander lagen und sogar zeitglich bewohnt waren, stammten ihre Bewohner wohl aus verschiedenen kulturellen Zusammenhängen: Während die Funde vom Kleinen Gleichberg nach Westen weisen, sind die Funde vom Großen kulturell eher mit dem Südosten verbunden.


Auch dieser Gipfel ist recht flach, irgendwann aber wird auch der höchste Punkt des Großen Gleichbergs (679 m) überlaufen.

Und noch einmal Friedrich Hölderlin. Im Frühjahr 1794 wanderte der Mann vom fränkischen Waltershausen aus durch den Milzgrund zum Großen Gleichberg. Das muss eine Tour von immerhin fast 24 Kilometern Länge und 550 Anstiegshöhenmetern gewesen sein! Ein richtiger Hikr also, ähnlich wie sein Berufskollege Büchner, der in den Vogesen ähnliche Gewaltmärsche gemacht haben muss.

Zu Zeiten des Kalten Krieges, von 1968 bis  1991, befand sich hier ein militärisches Sperrgebiet mit einer Funk- und Radarstation der sowjetischen Streitkräfte. 1942 zum Landschaftsschutzgebiet erklärt, steht der Große Gleichberg heute unter Naturschutz. 


Wir wanderten weiter nach Süden, zum Sendeturm Gleichberg (675 m).

Das ist ein ehemaliger Fernsehumsetzer, der den Südwesten Thüringens und grenznahe Bereiche Bayerns mit Fernsehen versorgte und heute nur noch dem Mobilfunk dient.


Hier führt ein schmaler, zunächst kaum zu erkennender Pfad hinüber zu einem weiteren aufgelassenen Steinbruch, dem Gleichamberger Steinbruch. Der Oberkante folgend, stiegen wir nun hinunter auf die große, verlassene Ebene.

Auch hier wurde einst Basalt abgebaut. Im Gleichamberger Steinbruch waren von 1897 bis 1981 bis zu 140 Arbeiter tätig. Es gab eine Seilbahn zum Basaltwerk in Gleichamberg, mit der die Steine abtransportiert wurden. Die Ruinen der Anlagen sind bis heute am Rand des riesigen Geländes zu sehen.


Am Südende des Gleichamberger Steinbruchs befindet sich der Aussichtspunkt Frankenblick (620 m).

Im August 1794 bestieg Hölderlin noch einmal beide Gleichberge und notierte tags darauf, wie bezaubernd vor allem der Blick nach Süden sei, wo er am Horizont sein liebes Schwaben wähnte. "So studirt’ ich am liebsten die Geographie der beiden Halbkugeln, wenn es sein müsst." rief er aus, und ja, er meinte mit "Halbkugeln" die beiden Gleichberge.

Und die Aussicht ist tatsächlich fantastisch. Der Staffelberg ist noch einmal zu sehen, Coburg und Heldburg, dann folgen die Ruinen Lichtenstein und Altenstein. Es folgen Veitenstein und Stachel, der Bramberg und der Rauhberg. Dann zeigen sich Linsenhügel, Dornbuschberge, Ebersberg und die Knetzberge. Davor ist die Bettenburg zu erahnen. Jenseits davon zeigt sich der Zabelstein, daneben Nußhügel und Nassacher Höhe.



Wir wanderten nun wieder zurück zum Steinbruch und nahmen hier zwei Serpentinen eines breiten Weges mit. Kurz nach der zweiten führt im spitzen Winkel links ein schmaler, erneut kaum zu erkennender Pfad nach Norden. Diesem folgten wir, bis er nach einem großen natürlichen Plateau eine Rechtskurve macht, von der an er nun wieder deutlicher zu sehen ist. Der Weg führt weiter bergab, kurvt bald noch einmal nach links und erreicht in etwa 440 Meter Höhe einen guten, breiten Waldweg. Auf diesem kehrten wir schließlich zum Parkplatz (425 m) in Waldhaus zurück.


Fazit:

Lympeln an einem richtigen Olymp! Klasse! Großartige Runde, die Kulturgeschichte, Geologie und weite Aussichten auf perfekte Weise miteinander verbindet. Ein Besuch im Steinsburgmuseum lohnt sich als Ergänzung, man sieht nur, was man auch weiß, sagt Goethe. Recht hat er, mal wieder.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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Kommentare (8)


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detlefpalm hat gesagt: Sehr schön...
Gesendet am 17. März 2024 um 18:09
.. da hat das Dichten wohl genauso lange gedauert wie das Wandern! Sehr interessant!

zum Nachlaufen könntest du vielleicht die gpx-Datei auch hier auf hikr hochladen? Jedenfalls mir würde das helfen.

VG, Detlef

Nik Brückner hat gesagt: RE:Sehr schön...
Gesendet am 17. März 2024 um 18:34
Servus Detlef!

Na, das ist ja ein schräger Zufall - ich schau mir gerade Touren von dir an. Altenahr, Engelsley, Teufelsley. Schöne Gegend, tät mich reizen. Danke für die Tipps schon mal!

Ja, diese gpx-Dateien.... Ich kann das nicht, verstehe auch nichts davon, wüsste nicht, wie ich an die rankomme oder wie ich sie hochladen müsste. Ist bei mir ne Altersfrage - in eine Karte könnte ich Dir die Route ohne Weiteres reinmalen! :oD

Aber in diesem Fall gibt's eigentlich kaum Schwierigkeiten. Allenfalls hinter dem Brecherwerk, aber das findet man schon. Und oben am Großen Gleichberg, an dem Sender. Aber da steht ein Schild, das hilft bei der Ori.

Sorry, wirklich, ich kenn mich null aus mit gpx-Dateien...

Herzlichen Gruß trotzdem,

Nik

detlefpalm hat gesagt: RE:Sehr schön...
Gesendet am 17. März 2024 um 18:57
Hallo Nik!

Du hast doch ein Bild/Karte mit der Tour hochgeladen?

Keine Altersfrage - einmal gpxed, immer gpxed. Geht ja inzwischen einfach mit ner Armbanduhr....

Falls das Ahrtal ansteht, Hotels erstmal nur in Ahrweiler (auch sehr schön und nicht weit weg), wegen den Flutschäden....

VG, Detlef

Nik Brückner hat gesagt: RE:Sehr schön...
Gesendet am 20. März 2024 um 14:04
Also, ich lasse mir das gerade erklären, mit dem GPX. Die Karten, die ich immer hochlade, enthalten meine Planungen, nicht die Routenaufzeichnung. Unterwegs springt der Punkt ja allzu oft hin und her, das bringt nicht, wenn ich das poste. Muss ich mich mal reinarbeiten.

Für den Hoteltipp herzlichen Dank, sowas ähnliches hab ich mir gedacht. Ich muss mich auch nach Brücken und Stegen mal erkundigen, damit ich meine Touren planen kann. Herrje.

Herzlichen Gruß,

Nik

detlefpalm hat gesagt: RE:Sehr schön...
Gesendet am 20. März 2024 um 19:36
Die Fußgängerbrücken sind in der Gegend (Engelsley/ Teufelsley) weg, als auch die Eisenbahn/Fahradweg brücken.

Teufelsloch und Teufelsley liegen ja 'südlich' der Ahr (also rechts der Flußrichtung), und die Engelsley und Burg Are 'nördlich' der Ahr (also orografisch links).

Gut zu sehen, z.B. auf der Minimap von inno: https://www.hikr.org/tour/post106220.html

Soweit ich eruieren konnte, ist die einzige Überquerungsmöglichkeit die 'Furt Jugendherberge' - da ist jetzt eine Behelfsbrücke. Da müsste man rüber um die Engelsley und Teufelsley in einem Rutsch zu machen.

Nik Brückner hat gesagt: RE:Sehr schön...
Gesendet am 22. März 2024 um 11:02
Servus Detlef!

Oh, das ist eine wichtige Info, vielen Dank dafür. Dann teile ich meinen Tourenplan wahrscheinlich, in der Gegend gibt's ja genug Felsen. Vielleicht kann man nebenbei auch nochmal ein bisschen Aufmerksamkeit für die Hochwassergeschädigten erzeugen.

Ist die B267 in diesem Talabschnitt denn überhaupt befahrbar? Wenn Du noch mehr Infos und Tipps hast, wäre ich sehr dankbar.

Herzlichen Gruß,

Nik

detlefpalm hat gesagt: RE:Sehr schön...
Gesendet am 23. März 2024 um 16:45
Hallo Nick,

Ich habe mal eine Karte mit den möglichen Übergängen unter mein 'Teufelszeug' Artikel gesetzt. Ja, die B267 ist durchweg befahrbahr.

Unser Rundweg ging ja über Bahnhof Mayschoß - Teufelsley - Teufelsloch - Alenahr - Burg Are und linksseitig zurück nach Mayschoß.

Um die Engelsley mitzunehmen, könnte man von Bahnhof Mayschoß zur Teufelsley, dann zur Brücke Jugendherberge, dann Engelsley, Burg Are und zurück (links der Ahr) nach Mayschoß. Dann läßt man das Teufelsloch aus.

VG, Detlef

Nik Brückner hat gesagt: RE:Sehr schön...
Gesendet am 25. März 2024 um 10:22
Servus Detlef!

Die Karte ist super hilfreich, ganz herzlichen Dank! Auch für die Tipps - die helfen ebenfalls sehr. Da merkt man mal wieder, wie toll diese Community ist.

Wir haben nun vor, die geplante große Runde einfach in zwei kleinere Touren zu zerlegen, und die übrige Zeit darauf zu verwenden, andere Felsen zu erkunden. Mal sehen, was geht und was nicht. Das wird sicherlich spannend.

In diesem Sinne: ganz herzlichen Dank! Ich revanchiere mich gern, wenn sich mal die Gelegenheit dazu bietet.

Beste Grüße,

Nik


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