Gantrisch Nordgrat


Publiziert von Nik Brückner , 19. Juni 2023 um 10:56.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:11 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 2:45
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Strecke:5,8 Kilometer

Lang, viel zu lang ist es her, dass ich in den Alpen war. Oktober 2021, Oldenhorn. Letztes Jahr ist nichts gangen, umso mehr habe ich mich auf den Wiederein(auf?)stieg 2023 gefreut. Und warum nicht da weitermachen, wo ich aufgehört hatte, in der Schweiz, mit T6-Touren rund ums Simmental? Damals hätte ich zum Abschluss gern den Nordgrat am Gantrisch gemacht, der war allerdings vereist und ist in der Zeit, in der ich dort war, nicht mehr aufgetaut. Und so habe ich meine damals als letzte geplante Tour dieses mal zu meiner ersten gemacht.


Am Anfahrtstag noch fuhr ich zu Pandoras "Alibi filosofico" den Gurnigel hinauf zum Parkplatz Türliboden (1603 m), von wo aus ich schon so oft zu schönen Touren gestartet war. Chrummfadenflue, Nünenefluh, Gantrisch, alle noch da! Auf dem Wanderweg zur Alp Obernünene ging's bis zur der Linkskurve, mit der er sich recht selbstbewusst gen Osten wendet. Hier verließ ich den Weg und wanderte weglos über herrliche Matten hinauf zu Pt. 1840, der (ein wenig verwirrend angesichts der Tatsache, dass der Nachbargipfel Nünenefluh heißt), auch den Namen Nünenegrat (1840 m) trägt.

Zuerst geht es über Wiesen, dann auf einem Weglein an einem Weidezaun hinauf. Schon am Fuss des Gantrischs folgt eine kurze schmale Passage, die man allerdings angesichts dessen, was da weiter oben noch allso so kommt, kaum bemerkt.

Der Weg ist hier schon nicht mehr vorhanden, in der Folge helfen allenfalls passagenweise dürftige Trittspuren weiter. Man muss sich die Route weitgehend selbst suchen.

Zunächst geht es mal zu einem breiten Felsblock hinauf, der oben einsam in dem hier noch mäßig steilen Grashang liegt. Ich bin links herum, das geht aber sicher auch rechts. Darüber wird's deutlich steiler, auf gut gestuftem Gras steigt man nun eine Grasrampe hinauf, bis zu den ersten Felsen. Der Grat wird kurz waagerecht, na, gefühlt jedenfalls, in dieser Passage sind ausgesetzt ein paar querstehende Felsscheiben zu überklettern.

Danach geht's im Fels steil hinauf. Griffe hat's genug, allerdings ist der Fels hier nicht zuverlässig. Lieber jeden Tritt prüfen, und im Zweifelsfall erdige Stufen zwischen den Felsplatten benutzen. Bald steht man auf einem Türml, von dem man knapp 2 Meter abklettern muss. Nun folgt eine weitere Steilgraspassage, die derart steil ist, dass ein Pickel doch hilfreich wäre.

Zu spät für mich, der Pickel war zwar dabei, aber am Rucksack, und so bin ich ohne hinaufgestiegen.

Felsplatten weiter oben weicht man rechts aus. Dann ist man endgültig aus dem Fels heraus. Man quert nach rechts auf eine benachbarte Grasrippe, und steigt dort in freier Routenwahl im hier nur noch mäßig steilen Gras hinauf zum breiten Gipfel des Gantrischs (2176 m).

Parkplatz Türliboden - Nordgrat Gantrisch: Wanderweg, dann weglos über steiles Gras, kurz T6, sonst T5 und leichter, Stellen II, 1,5h


Einen herrlichen Rundblick hat man von hier. Im Norden sieht man Jura, Vogesen (mit dem Grand Ballon) und Schwarzwald (mit Belchen und Feldberg), dann folgt Richtung Osten der Alpenrand, wo der Titlis wohl die prominenteste Erhebung ist. Direkt im Osten die benachbarten Nünenefluh, Gustispitz und Chrummfadenflue. Dahinter folgen Schreckhorn, Eiger, Mönch und Jungfrau, davor das viel nähere Stockhorn (und links daneben sogar die Nüschlete). Richtung Südosten folgen dann die Gipfel des Niesengrats, dahinter Breithorn, Blüemlisalphorn, Doldenhorn und Balmhorn. Richtung Süden dominieren Aiguilles, Diablerets und Sex in verschiedenen Varianten. Im Süden sind Dent de Ruth und Dent de Savigny die markantesten Spitzen der Gastlosen, daneben ragen Vanil Noir und Dent de Brenleire auf. Und im Westen, ganz in der Nähe, Ochse und Bürglen.


Ich bin dann auf dem Wanderweg zum Leiterepass (1905 m) abgestiegen. Unterwegs hat mich die schöne Nünenefluh aber so angemacht, dass ich dort noch ein Stück hinaufgestiegen bin, so etwa bis zur Abseilstelle unterhalb des Gipfels. Von dort aus hatte ich nochmal einen ganz fantastischen Blick zum Gantrisch. Allerdings musste ich weiter ins Wägital, und so drehte ich um, kehrte zum Leiterepass (1905 m) zurück und wanderte über Obernünene (1689 m) zurück zum Parkplatz Türliboden (1603 m).

Gantrisch - Parkplatz Türliboden: Wanderwege, T2 (Abstecher Richtung Nünenefluh: T4/I), insg. 1:15h


Fazit:

Kurze, abwechslungsreiche und darum sehr vergnügliche Runde, die mit Gras, Fels, Graten und Wiesen, weglosen Parts und schönen Wanderwegen alle Register zwischen T1 und T6 zieht. Ideal für einen An- oder Abreisetag.


Ausrüstung:

C-Schuhe, Stecken, Helm. Einen Pickel hatte ich dabei, würde ich auch anraten, ich habe ihn aber nicht eingesetzt.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (4)


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Kauk0r hat gesagt:
Gesendet am 19. Juni 2023 um 21:37
Hallo Nik, schön das es dich wieder in die Alpen geführt hat und dann auch noch so eine tolle Tour! :)
Grüße! Kauk

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Juni 2023 um 08:20
Danke Dir! Ist schön, wieder zurück zu sein. Freue mich sehr auf die Touren dieses Jahr.

Gruß!

Nik

Peter23 hat gesagt: von Null auf Hundert
Gesendet am 24. Juni 2023 um 21:24
Lieber Nik
Da bist Du aber ziemlich scharf in die Bergsteiger-Saison gestartet.
Schön, dass Du das in den Schweizer Bergen getan hast. Ich bin noch am Einlaufen, komme aber langsam auf Touren. Wünsche Dir noch viele tolle Touren. Vielleicht auch mal im Alpstein.
Liebe Grüsse Peter

Nik Brückner hat gesagt: RE:von Null auf Hundert
Gesendet am 26. Juni 2023 um 12:48
Servus Peter!

Ja, ich hab Nachholbedarf. Jetzt bleibe ich aber mal ein paar Tage zuhaus, zum Ausruhen.

Ja, der Alplstein steht auch dieses Jahr wieder auf der Liste. Mal sehen, was da alles klappt.

Wünsche Dir schöne Touren!

Herzlichen Gruss,

Nik


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