Wandern, wo Max Slevogt malte


Publiziert von Nik Brückner , 20. September 2022 um 12:55.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:17 September 2022
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m
Strecke:16,5 Kilometer
Unterkunftmöglichkeiten:in der Umgebung

Franz Theodor Max Slevogt (1868 - 1932) war ein deutscher Maler, Grafiker, Illustrator und Bühnenbildner aus Landshut. Zusammen mit Lovis Corinth und Max Liebermann gehörte er zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Impressionismus. Slevogt und die anderen nehmen eine besondere Stellung in der Landschaftsmalerei ein, da sie im Gegensatz zur Ateliermalerei in der freien Natur arbeiteten.

Und zwar auch in der Pfalz: Slevogt lebte lange Jahre in Leinsweiler. Also ab nach Leinsweiler! Mal sehen, ob ich einige seiner Motve wiederfinden kann. Mit dabei: "Incremental Changes, Pt. 2" vom Gerald Peter Project.



Die Tour beginnt - wo sonst? - bei den Slevogts zuhause. Direkt am Slevogthof (348 m) befindet sich ein kleiner Wanderparkplatz.

Max Slevogt war der Sohn des bayerischen Hauptmanns Friedrich von Slevogt und dessen Frau Caroline, die aus Saarbrücken stammte. Max war erst zwei Jahre alt, als sein Vater 1870 starb. Seine Mutter zog daraufhin mit ihm nach Würzburg, wo er von 1874 bis 1884 zur Schule ging. In den Ferien besuchte er Verwandte in Landau und lernte dabei die Familie Finkler kennen, die in Leinsweiler auf einem Hofgut unterhalb der Burg Neukastel lebte. Der ehemalige Wirtschaftshof der Burg, der 1689 im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekriegs zerstört worden war, war 1828 auf den mittelalterlichen Fundamenten wieder aufgebaut worden. Dort lernte Slevogt auch Antonie (Nini) Finkler kennen, die er schließlich 1898 heiratete.

Als die Familie seiner Frau 1914 das Anwesen aus finanziellen Gründen nicht mehr halten konnte, gelang es Slevogt, bei der Versteigerung der Finklerschen Besitztümer das Hofgut für sich und seine Frau zu ersteigern.

Dr. Peter Finkler, Slevogts Schwiegervater, hatte dem Gut - als Nachklang romantisch-historischen Denkens - bereits einen achteckigen, zinnenbewehrten Turm hinzugefügt, Slevogt baute den Komplex 1923 noch weiter aus, indem er parallel zum bestehenden Westflügel einen Trakt mit Wohnzimmer, Musiksaal und Bibliothek errichtete. 1924 und 1929 schuf Slevogt hier einige Wand- und Deckengemälde, neben den Fresken im Bremer Ratskeller seine einzigen heute noch erhaltenen Wandbilder. Bibliothek und Musiksaal stehen daher heute unter Denkmalschutz.

Außderdem hatte Slevogt von der Terrasse aus einen weiten Blick in die Rheinebene, den er zu verschiedenen Jahreszeiten in einer Reihe von Gemälden und Aquarellen dokumentierte.

Der Slevogthof ist derzeit leider nicht zugänglich. Er befindet sich seit 2011 in Privatbesitz und soll in naher Zukunft umfassend renoviert werden, bevor er der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht wird.


Na, dann eben wandern. Meine erste Etappe sollte mich hinauf zur Ruine der Burg Neukastel führen. Dabei passierte ich eine Wiese, auf der Antonie Slevogt offensichtlich gern in der Sonne lag - Slevogt hat sie dort auch gemalt. Dann stieg ich ganz hinauf auf den Burgberg. Dort finden sich, auf und um einen natürlichen Sandsteinfelsen gruppiert, die spärlichen Überreste der Burg Neukastel (459 m) - einer meiner Lieblingsburgen in der Pfalz.

Neukastel ist eine pfalzgräfliche Höhenburg aus dem 12. Jahrhundert. Die vermutlich von den Saliern errichtete Anlage wurde 1123 erstmals urkundlich erwähnt. Der Name, der 'neue Burg' bedeutet, verweist darauf, dass Neukastel als Ersatz oder Ergänzung für eine ältere Anlage erbaut wurde.

Als 1246 die Reichskleinodien auf die benachbarte Burg Trifels gebracht wurden, erfolgte auch die Übergabe der Burg Neukastel mit ihren Besitzungen an König Konrad IV. Darunter befanden sich auch ein Kelch, zwei Messbücher und ein Messgewand aus der Burgkapelle. Seitdem fungierte Neukastel als Reichsburg zum Schutz des Trifels.

1252/1253 nannte sich Ludwig von Schüpf, seit 1232 Landvogt im Speyergau, nach der Burg. 1307 erhielt Nikolaus von Speyer die Burg zum Lehen. Zwei Jahre später übergab König Heinrich VII. die Burg und die Landvogtei an Graf Georg I. von Veldenz. Als Gegenleistung musste dieser 1200 Pfund Heller in die Burgen Trifels und Neukastel investieren.

1330 verpfändete Kaiser Ludwig der Bayer die Burg (und zahlreiche andere Objekte) für 6000 Mark Silber an die Pfalzgrafen Rudolf II. und Ruprecht I. 1353 wurde die Burg als Reichslehen innerhalb der Pfalzgrafenfamilie geteilt und weiterverpfändet. Schließlich wurde die Anlage 1410 im Zuge der Teilung des pfalzgräflichen Amtssitzes Herzog Stephan, dem Gründer der Linie Pfalz-Zweibrücken, zugeschlagen.

Nach ihrer Zerstörung im Bauernkrieg wurde die Burg durch die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken teilweise wieder aufgebaut. Sie sollte dabei mit einem neuen Rondell für Geschütze versehen werden, und sogar zur Residenz ausgebaut werden. Diese Vorhaben wurden allerdings nicht verwirklicht. Auch im Dreißigjährigen Krieg nahm die Burg noch einmal erheblichen Schaden. 1689, im Pfälzischen Erbfolgekrieg, erfolgte dann die endgültige Zerstörung durch französische Truppen. Seitdem ist die Burg Ruine.


Der größere Teil der ehemaligen Anlage gruppierte sich um den Fuß des großen Sandsteinfelsens. Man betrat sie durch einen Zwinger, an den sich eine Pforte anschloss, in unmittelbarer Nähe jener Stelle, an der heute noch der Ansatz einer Treppenspindel im Fels zu erkennen ist. Daran schloss sich ein schmaler Hof an, eher ein Zugang, der in südöstlicher Richtung (im Uhrzeigersinn) um den Burgfelsen herumführte. An der Außenmauer befanden sich mehrere Gebäde, Kammern und Keller. Auf der Südwestseite befanden sich zwei Ställe und gegenüber des modernen Aufgangs ein kleiner, runder Geschützturm.

Der ursprüngliche Zugang zur Kernburg auf dem Felsplateau erfolgte über die heute noch sicht- und begehbare Treppe auf der Nordostseite. Diese führte zu einem Treppenhaus, von dem heute allerdings nichts mehr zu sehen ist.

Wer diesen alten Zugang heute begehen möchte, kann das tun. Er führt nach dem Standort des ehemaligen Treppenhauses auf einem teils natürlichen, teils künstlich angelegten Band fast um den ganzen Felsen herum. Man sollte allerdings ein bisschen Kraxelfähigkeit mitbringen, und sich von der Ausgesetzthait dieses schmalen Bands nicht abschrecken lassen. Sicherungen gibt es keine.

Auf dem Felsplateau erhob sich einst der Bergfried, etwa im Bereich des heutigen Zugangs, sowie ein langgestrecker Palas. Von beiden Gebäuden ist heute nichts mehr erhalten. Lediglich eine Zisterne ist noch zu erahnen.

Besonders interessant ist ein großer Raum, der unten in den Fels hineingeschlagen wurde. Hier sollte offenbar ein größerer Bereich entstehen, gestützt von einer Mittelsäule. Dieser Plan wurde offenbar aufgegeben: die Säule steht heute nicht an allen Seiten frei.


Oh, und Max Slevogt hat hier gemalt. Schon während seines Studiums in München, von 1884 bis 1889, entstanden die ersten Landschaftsbilder aus Neukastel.

Für mich ging's nun weiter nach Westen, über den Bergrücken hinüber zum Hexentanzplatz  Förläcker (394m). Hexen hab' ich keine gesehen, aber hey, man kann nicht immer Glück haben. Ich hielt mich geradeaus, und nahm den schmalen, im unteren Teil nicht ganz leicht erkennbaren Zickzackweg hinauf auf den Föhrlenberg (533 m).

Von hier aus hat man eine fantastische Aussicht auf's Rheintal und die südliche Weinstraße.

Ich überschritt den Föhrlenberg und wanderte auf dem hübschen Steig hinunter zum Slevogtfelsen (450 m)

Der Name erinnert natürlich wieder an Max Slevogt. Aber ob er hier auch gemalt hat?

Fun Fact! Kennt Ihr Stollwerck? Die Schokolade? Slevogt hat für den Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck Entwürfe für Sammelbilder angefertigt. Er hat sie allerdings nicht signiert...


Der Weg muss hier nach links in den Wald führen, ich lief über Sandsteinplatten (kurz T4, umgehbar) hinunter zum Wanderparkplatz Ahlmühle (374 m). Dort überquerte ich die Zufahrtsstraße zum Trifels, und wanderte auf der anderen Seite den leider nicht mehr gepflegten Weg rechts hinauf zur Ruine der Felsenburg Scharfenberg. Kurz unterhalb der Burg muss man sich links halten, es geht südlich an der Anlage vorbei, und dann von Westen hinauf. Dabei passiert man eine kleine felsige Aussichtskanzel.

Hier hat man einen schönen Blick zum Rehberg, zu den beiden Hahnsteinen und zu den Hügeln des Pfälzerwaldes dahinter.

Nun entweder hinter der Felsenkanzel wild durch die Bäume hinauf oder auf dem Weg weiter, dann rechts in einer letzten großen Serpentinenschleife hinauf zur Ruine der Felsenburg Scharfenberg (488m).

Die Anlage wird derzeit renoviert, der Zugang ist deshalb leider nicht möglich. Scharfenberg wurde in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts unter dem staufischen König Konrad III. erbaut. Ihr volkstümlicher Name "Münz", der sich von lateinisch "munitio" ableiten lässt, weist auf eine Funktion als Bollwerk zur Absicherung der Reichsburg Trifels hin (ähnlich ist es bei anderen Gebäuden der Pfalz, die diesen Namen tragen, mit einer Münzstätte kann keines davon in Verbindung gebracht werden). Scharfenberg diente dazu auch als Gefängnis.

Der Name Scharfenberg leitet sich von späteren Eigentümern ab, einer Ministerialenfamilie, aus der unter anderem Konrad III. von Scharfenberg stammt, Bischof von Speyer und Kanzler des Reiches. Die Burg wurde während des Bauernkrieges 1525 zerstört, und ist seither Ruine.

Erhalten ist vor allem ein 20 m hoher Bergfried, der mit Buckelquadern aus der Stauferzeit ummantelt ist. Außerdem sind noch Teile des Brunnenturms und der Ringmauer zu sehen.

Von der Burg aus hat man eine tolle Rundumsicht auf die umliegenden Hügel. Von hier aus kann man auch den Weiterweg schon erahnen. Es geht nun dem markanten Felsenriff folgend nach Nordnordwesten zu den Burgen Anebos und Trifels.


Ich verließ das Plateau in Richtung Nordwesten. Dort, wo der Weg gleich nördlich der Burg bei ein paar Büschen auf einem Absatz nach links knickt, ging ich auf dem Bergsporn weiter, durch die Büsche hinunter und stieg über Felsen und Wurzeln ab bis zum Beginn des ersten hohen Felsenriffs (durch den Münzfels hier führen zahlreiche Routen bis hinauf in den VIII. Schwierigkeitsgrad).

Noch am Beginn des Felsens stieg ich durch einen schmalen Durchschlupf auf seine Ostseite hinab. Vorsicht, hier ist es oft nass und ein wenig glitschig. Unten führt ein schmaler Pfad nach links unter der Ostseite des Münzfelsens hindurch. Bald tut sich links ein noch schmalerer Spalt auf, durch den ich wieder auf die Ostseite kletterte (kurz I).

Gleich der nächste Felsen ist der Fensterfels.

Wer genau hinschaut, kann in einer schmalen Spalte in etwa 10 Metern Höhe ein aus dem Felsen herausgehauenes Fenster entdecken. Und wer sich traut, kann von der Ostseite aus sogar dort hinaufspreizen. Auf der Westseite geht es über Treppen, sehr ausgesetzt, hinauf zum schmalen Plateau. Wer Fenster und Treppen angelegt hat, weiß ich nicht, aber das Ganze sieht so aus als wäre es schon ziemlich alt.

Dort wo das Gelände zum Hügel der Ruine Anebos hin wieder ansteigt, befindet sich eine Wegkreuzung, Hier stieg ich geradeaus über einige Serpentinen bergan. An einem Felssporn, der nach Süden aus den Bäumen hinausragt, befindet sich eine Bank, auf der man gut pausen kann. Schöner ist es allerdings, die paar Meter bis zum freigeschnittenen Plateau der Ruine Anebos (482m) weiterzugehen. Dort kann man sich sogar unter einem Überhang unterstellen, wenn, wie es mir passiert ist, eine Regenfront heranzieht.

Die Erbauung der Burg Anebos wird auf Anfang des 12. Jahrhunderts datiert. Sie war Stammsitz der Herren von Anebos, die nur vom Ende des 12. bis zu Mitte des 13. Jahrhunderts nachweisbar sind. Die Familie waren Reichsministerialen, denen das Lehnsrecht an der Burg übertragen worden war: 1194 wird ein Marschall Eberhard von Anebos im Gefolge Kaiser Heinrichs VI. genannt, sein Bruder Heinrich war ab 1196 Marschall. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts ist eine Eliza von Anebos urkundlich nachweisbar, die zuletzt als Witwe eines Marschalls bezeichnet wird. Danach fehlen Belege für die Existenz der Familie.

Später erhielt die Familie des Reichstruchsessen Philipp I. von Falkenstein das Lehnsrecht an der Burg. Seine Ehefrau Isengard übergab die Burg 1246 an König Konrad IV., vermutlich war ihre Familie im Mannesstamm erloschen. Die Burg wird in einer Urkunde des Jahres 1266 zum letzten Mal erwähnt, Ausgrabungen deuten aber darauf hin, dass die Burg noch bis ins 14. Jahrhundert bewohnt war. Ob sie danach aufgegeben, oder im Zuge von Kampfhandlungen zerstört wurde, ist nicht bekannt.

Von der Burg existieren heute nur noch einige Mauerreste sowie eine Filterzisterne, außerdem sind am Burgfelsen Bearbeitungsspuren zu sehen.


Ich wanderte nun auf der anderen Seite des Felsenriffs, an dem ich hinaufgestiegen war, wieder hinunter zu der zuvor schon passierten Wegkreuzung. Hier wandte ich mich scharf nach links, hinunter zu dem großen Parkplatz am Burghotel Trifels (377 m). Die Reichsburg ließ ich dieses Mal aus.Stattdessen nahm ich den schmalen Pfad, der gleich am Beginn des Parkplatzes rechts hinunter ins Tal führt.

Dieser Pfad quert zunächst den Osthang des Sonnenbergs, auf dem die Burg Trifels steht. Dort, wo er dessen Nordostsporn erreicht, zweigt halbrechts ein Weg ab, der dem Sporn talwärts folgt. Auf diesem wanderte ich hinunter zum Waldrand.

Hier hatte mich der Regen vollends erreicht. Ich blieb daher am Waldrand, und wanderte nun nach rechts, und in der Folge immer geradeaus, bis hinauf zum Zollstock (353 m), einem Pass zwischen dem Hohenberg (links) und dem Föhrlenberg (rechts). Mein nächstes Ziel: Der Hohenberg.

Ich nahm den breiten Weg, der vom Zollstock aus nach links führt und den Südwesthang des Hohenbergs quert. Wenn dieser den Nordwestrücken des Berges erreicht, kommt von rechts ein weiterer breiter Weg. An dieser Stelle zweigt ein vollkommen zugewachsener Pfad ab, den ich eigentlich nehmen wollte, um auf den Hohenberg zu gelangen. Nach einigen Hundert Metern gab ich jedoch auf, und stieg weglos hinauf bis zum nächsten Waldweg. Ich schlage deshalb die folgende Variante vor:

Auf dem breiten Weg weiter, bis dieser nach einem Gefälle auf den Wanderweg trifft, der mit schwarzem Punkt auf weißem Balken gekennzeichnet ist. Dieser führt rechts hinauf, im Zickzack auf den Hohenberg.
 

Irgendwann stieß ich dann auch auf diesen Weg, und wanderte hinauf zum Gipfel des Hohenbergs. Man erreicht den langgezogenen Rücken am Schumacherfelsen (auch Trifelsblick genannt, 517 m)

Am Westende der Gipfelregion ragt der Schumacherfelsen aus dem Bergrücken hervor. Hier haben sich Gleitschirmflieger und Drachenflieger zwei hölzerne Startrampen gebaut. Von hier aus hat man auch noch einmal eine wunderbare Sicht auf die drei Burgen Trifels, Anebos und Scharfenberg.

Von hier aus sind es nur noch wenige Meter hinauf zum höchsten Punkt dieser Tour, zum Gipfel des Hohenbergs (552 m).

Der Berg hatte einst strategische Bedeutung: angeblich schon zur Zeit der Französischen Revolution wurde hier eine eine Telegraphenstation aufgestellt, ein Teil der Kette Paris-Metz-Landau. Die Station wurde nach dem Übergang der Pfalz zu Bayern 1816 aufgegeben.

1879 wurde an dieser Stelle von den Verschönerungsvereinen in Annweiler und Landau der knapp 9 Meter hohe Hohenbergturm errichtet. Der Aussichtsturm wurde in Trockenbauweise als steiler Kegel erbaut, und ist damit einzigartig in der Pfalz. Eine Treppe führte an der Westseite des Turmes nach oben auf die Aussichtsplattform. Von hier aus hat man eine 360°-Sicht.

Der Blick richtet sich zunächst nach Osten, wo sich das weite Rheintal ersteckt. Im Südosten beginnt dann der Schwarzwald, sich aus der Ebene zu erheben. Identifizierbare Höhen dort drüben sind etwa der Merkur bei Baden Baden, der Mehliskopf und die Hornisgrinde.

Im Süden verstellen dann die Höhen des Pfälzerwaldes den Blick. In unmittelbarer Nähe ist das natürlich der Föhrlenberg, dahinter ragt die Hohe Derst auf. Den Südwesten dominieren der Rehberg und der Ebersberg, dahinter der Große Eyberg.

Im Westen erheben sich der Große Arius und der Staufelkopf, deutlich näher der Kleine und der Große Adelsberg, oberhalb von Annweiler.

Im Norden ist der Donnersberg eher zu erahnen als zu sehen. Viel näher kann man aber die Ruine Ramburg ausmachen, gegenüber die Burg Neuscharfeneck, den Orensberg mit dem Orensfelsen und die Kalmit. Wer gute Augen hat, sieht im Nordosten vielleicht auch einige Odenwaldgipfel: den Melibocus etwa, den Felsberg, die Neunkircher Höhe, das Buch, die Tromm, den Spessartkopf, den Ölberg, den Weißen Stein und den Königstuhl.


Damit sind allerdings noch nicht alle Highlights am Hohenberg besichtigt. Hier befand sich in der Bronzezeit (ca. 1300-800 v. Chr.) auch noch eine Hohensiedlung.

2014 fand der ehrenamtliche, von der Landesarchäologie geschulte Sondengänger Stefan Stein auf dem Hohenberg Armringe, Beile und Sicheln aus Bronze. Diese Funde führten zur Entdeckung der ersten befestigten spätbronzezeitlichen Höhensiedlung der Pfalz.

Erste Untersuchungen zeigten, dass es sich um einen bisher unbekannten Typ von Höhensiedlung handelt: Auf dem schmalen Bergrücken waren mit großem Aufwand künstliche Terrassen angelegt worden, die etwa fünf Meter breit waren und direkt auf dem anstehenden Sandstein gründeten. Der gesamte Siedlungskomplex erstreckte sich über 3,5 Hektar.

Dieser enorme Bauaufwand lässt auf eine große strategische Bedeutung der Anlage schließen. Der Standort sicherte womöglich einen kontrollierten Warenverkehr auf einem schon in der mittleren Steinzeit angelegten Verbindungsweg vom Rhein zur Saar und diente darüber hinaus als sicherer Umschlagplatz für den Fernhandel mit Bronze und Salz. Rituelle Niederlegungen von Bronzeobjekten zeugen zudem vom kultisch-religiösen Charakter dieses Ortes.


Ich verabschiedete mich nun endgültig vom Hohenberg, und folgte weiter dem weißen Balken mit dem schwarzen Punkt, der zunächst auf der Ost-, dann auf der Südostseite im Zickzack wieder hinunter zum Zollstock (353 m) führt.

Hier ignorierte ich den Weg, der links hinunter nach Ranschbach führt, nahm aber gleich den nächsten Linksabzweig, einen breiten Weg hinunter zum Waldrand. Zwischen Wald (rechts) und Reben (links) ging es nun nach Südosten weiter. Bald zweigt halbrechts ein Weg zur Ruine der Wallfahrtskirche Kaltenbrunn (335 m) ab.

Am Fuß des Neukasteler Berges befindet sich eine "Kaltenbrunn" genannte Quelle. Hier soll es bereits in vorchristlicher Zeit ein Quellheiligtum gegeben haben. Im Mittelalter wurde hier eine Marienwallfahrtsstätte errichtet.

Spätestens um das Jahr 1275 wurde auf einer Hangterrasse nahe der Quelle eine erste kleine Kapelle erbaut. Ihre Grundmauern hatten die Abmessungen 6,85 m x 4,5 m. Um 1350 nahm man eine erste Erweiterung vor: Zunächst wurde die Kapelle bis auf die Grundmauern abgetragen. Der Neubau umschloss dann mit seinen Abmessungen 14,4 m x 10 m die alten Fundamentmauern. Zwischen 1450 und 1477 erfolgte an der Ostseite der Anbau eines gotischen Chorraums mit sechs Strebepfeilern. Dieser Chor war noch einmal 11 m lang und 8 m breit. Außderdem wurde an der Nordseite ein rechteckiger Turm mit den MaBen 7 m x 4,5 m errichtet.

Im Ostteil des Chorraumes steht bis heute das Blockfundament eines Altars. Dieser Marienaltar wurde, das ist urkundlich belegt, 1477 geweiht.

1575 wurde die Wallfahrtskirche nach der zwangsweisen Einführung der evangelisch-lutherischen Konfession im Herzogtum Zweibrücken bis auf die Grundmauern abgerissen.
1973 begann man mit Suchgrabungen nach den Resten der lediglich durch Urkunden noch belegten Kapelle, die schließlich die Fundamente der Wallfahrtskirche zutage föderten. In den 1980er Jahren erlangte die Quelle überregionale Bekanntheit und musste wegen des Besucheransturms geschlossen werden. Inzwischen ist die Quelle wieder frei zugänglich.

Ich wanderte weiter um den Burgberg herum, und nahm an dessen Nordostende die erste Möglichkeit rechts, die mich wieder zu meinem Ausgangspunkt führten sollte. Kurz vor dem Slevogthof machte ich allerdings noch einen Abstecher zur Familiengrabstätte der Slevogts (334 m).

Max Slevogt hatte 1898 Antonie Finkler geheiratet. 1907 und 1908 wurden Slevogts Kinder Nina und Wolfgang geboren. Die Familienmitglieder wurden in der Grabstätte der Familie Finkler beigesetzt.

Wenige Meter weiter langte ich schließlich wieder auf dem Parkplatz Slevogthof (348 m) an.


Fazit:

Eine herrliche Runde, mit viel Kultur, Geschichte und ordentlich Höhenmetern. Wer gern kraxelt, kann sogar noch die eine oder andere Klettereinlage einbauen. Oder man kann vom Hohenberg aus zum Parkplatz hinunterfliegen. Na, nicht wirklich.

Wer sich noch ein bisschen mehr für Max Slevogt interessiert, kann den Slevogtweg laufen, an dem zahlreiche Infotafeln über den Maler informierten (hier oder hier). Und man kann sich ganz in der Nähe, in dem von Ludwig I. von Bayern erbauten Schloss Villa Ludwigshöhe, einige seiner Gemälde ansehen. Dort betreut das Landesmuseum Mainz die Max-Slevogt-Galerie. Mehrmals jährlich beschäftigen sich Wechselausstellungen vorwiegend mit Slevogt und den Wittelsbachern.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (2)


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Schubi hat gesagt:
Gesendet am 20. September 2022 um 19:30
Nik, alter Wissenschaftler!
Das nenn ich mal einen fundierten Tourenbericht …
Also bei der nächsten Tour schnallst dir deine Staffelei auf und die Farbpalette in den Rucksack. Fotografie führt eh nur in die Irre.
Zwinkersmiley-Gruß,
Frank

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. September 2022 um 09:46
Gute Idee! Malen, statt Fotos zu schießen, und die Bilder dann bei Hikr einstellen. Beim nächsten Mal dann!

Herzlichen Gruß,

Nik


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