Im märchenhaften Pfälzerwald, Teil 2: Bärig gelaunt über den Bärensteig


Publiziert von Schubi , 22. Dezember 2020 um 14:38. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum: 8 Oktober 2020
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 430 m
Abstieg: 430 m
Strecke:18,7 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wanderparkplatz am Friedhof von Bruchweiler-Bärenbach
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Nicht lange nach der Wanderung auf dem Dahner Felsenpfad mit unseren Dahmen lud der Nik zu einer Runde über einen weiteren schön angelegten Weg im Pfälzerwald: dem Bärensteig bei Bruchweiler-Bärenbach. Unsere Mädels waren diesmal leider verhindert, aber so konnten wir mal ausführlichst Fachgespräche über populäre Musik und ihre Rezeption führen.

Natürlich haben wir uns auch diesmal nicht sklavisch an die Wegführung gehalten, sondern sind in der Version eines extended Nik-Remix neugierdehalber hier- und da mal rein- und raufgekraxelt, denn Schiffe und Boote aus herrlichstem Buntsandstein stehen im Pfälzerwald wirklich zu genüge herum. Nik hat die Gegend um Bärenbach bereits hier und da beschrieben.

Als Soundtrack für Anfahrt, Rückfahrt, oder zum Betrachten der Bilder hier empfehlen wir Walk Away von (logisch) den Bears.


Wir zwei Wanderbären starten an einem Samstagvormittag vom Wanderparkplatz am Friedhof von Bruchweiler-Bärenbach. Gemächlich bergan geht es durch das herbstliche Ambiente des lichten Buchenwalds und bald schon haben wir den ersten Aussichtspunkt mit schönem Fernblick erreicht: den Schuhfels. Auf seine Oberseite führt uns bequem ein Pfad. Und weiter geht es, bergan und südlich auf den Jüngstberg (491 m). Der trägt einen Fels namens Jüngstbergelsen drauf (in manchen Karten: "Kanzelfelsen"). Auch auf ihn kann man über eine Felstreppe hochstapfen und hat oben einen recht perfekten Rundumblick über den Pfälzerwald. Es folgt ein kraxeliger Abstecher zu einem besonders schön geformten, beanchbarten Fels mit Durchblick-Löchern und schmalem Sockel-Fuß, er hat die für den Pfälzerwald so typische Verwitterungsform eines Tischs. Spannend auch, wie schön man an ihm die zu Fels gepressten Sedimentschichten erkennen kann, die sich vor langer, langer Zeit mal in einem Urmeer abgelagert hatten.

Niks Route führt uns nun zu einem Abstecher nach Südwesten, und zwar zu einem Stück des Felsenland-Sagenwegs. Es geht zu mehreren in Reihe stehenden Felstürmen: Erlenbacher Turm(an ihm auch eine informative Tafel über die Entstehung der hiesigen Fels-Szenerie), Backofen, Jüngstturm, Stuhl, Ilexturm, Namenloser Turm, Bundenthaler Turm (Brocken). Das sind die Fladensteine, und eigentlich sind's der Sage nach gar keine Steine, sondern sieben verhexte Brüder (spooky!). Sehr beeindruckende Teile, alle paar Meter gibt es etwas zu entdecken, wir schauen viel nach oben. Für Sportkletter sind die teils senkrechten Wände der Türme hier ein rechtes Paradies. Die Aufreihung der Felsen wie an einer Perlenschnur deutet an, dass das alles vor langer Zeit mal ein einziges Felsmassiv war, das durch Verwitterung immer mehr "heruntererodiert" ist.

Nach diesem Schlenker wieder zurück zum Wegpunkt Jagdhütte und nordöstlich weiter. Der bald erreichte Heidenpfeiler lässt sich über einen rustikalen Pfad besteigen. Eine herrliche Aussicht haben wir hier und wir kommen lustig ins Gespräch mit anderen Besuchern. Oben wird noch fix durch eine Scharte auf den "Nebengipfel" rübergekraxelt. Knorrige Bergkiefern rahmen unseren Fernblicke. Nun wieder runter zum Weg unterhalb und nördlich zu einem weiteren Highlight unserer Tour: der Buchkammerfels. Wir kraxeln seitlich an einer gut gestuften Stelle auf ihn drauf. Auch auf ihm: urige Vegetation wie aus dem Bilderbuch! Anschliessend weiter angenehm pfadig-waldig zur Ruine Drachenfels, unserem nächsten Etappenziel.

Sie ist zwar größtenteils für Besucher begehbar gemacht, war zum Zeitpunkt unserer Tour jedoch wegen Renovierungsarbeiten gesperrt. Wir nehmen deshalb den kraxeligen Hintereingang durch den "Hinterhof", dem ehemaligen Rittersaal der Burg. Dort ist übrigens ein eingemeißeltes Relief eines Drachens zu bewundern, seine Datierung ist nicht genau bekannt, aber von ihm her rührt vermutlich der Burgname. Als alte Raubritter kennen wir natürlich alle geheimen Zustiege zur Hauptburg: Wir kraxeln auf einem Band auf der Nordseite der Ruine (oberhalb des Drachen-Reliefs) durch die Büsche, dann über eine Einser-Stelle und schaun, dass wir weiter oben in diesem Gewirr aus Botanik, Fels und Ruinenresten die für Besucher "offiziellen" Treppen und Gänge aufwärts finden. Das ist fix getan und nun steigen wir über die geländergesicherten Treppen bis zur höchsten Stelle der Ruine, dem ehemaligen Bergfried. Die Burg wurde zum Teil aus dem Fels herausgehauen und die Bauherren habe durchaus phantasiereich und effizient den Fels meißeln lassen. Auf der Ruine wieder schöne Blicke ins Umland. Ein wirklich spannender, geschichtsträchtiger Ort. Nik schreibt in seinen Berichten ausführlicher über ihn.

Nun entlang eines Talbodens und anschliessend wacker bergan zum Bruchweiler Geierstein, der uns mit seinem moosüberwucherten Sockel beeindruckt. Fels-Schiffe wie er sind oft "segmentiert" und es macht Spaß, erkundend in die Scharten zwischen den Segmenten hochzusteigen. Das letzte Highlight unserer Runde ist der "Elwetritsche Rasierplatz": Elwetritsche sind im Pfälzischen wohl das, was im Bayrischen die Wolpertinger sind: der Phantasie entsprungene Wald- und Wiesenwesen. Leider sind wir keinen solchen dort begegnet. Vermutlich, weil sie sich nur frühmorgens hier rasieren. Schliesslich noch ein Stück über Forstwege, die letzen Felstrümmer passierend, zurück zum Ausgangspunkt unserer Wanderung.

Fazit: Die Pfalz ist wirklich gesegnet mit schönen Buntsandstein-Formationen. Viele Felsen laden zu Kraxeleien ein. Es ist eine rechte Bilderbuch-Landschaft. Unsere bärigen Erkundungs-Abstecher waren dann noch das i-Tüfpfelchen auf dieser Tour.

Tourengänger: Nik Brückner, Schubi
Communities: Photographie


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