Oldenhorn - Tour St. Martin/Quille du Diable


Publiziert von rhenus , 8. Oktober 2023 um 23:13.

Region: Welt » Schweiz » Waadt » Waadtländer Alpen
Tour Datum: 7 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VD   CH-VS 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m

Das Oldenhorn (in der LK als Oldehore bezeichnet) oder Becca d'Audon ist aus allen Seiten ein ästhetisch sehr schöner Berg mit einer wohlgeformten Gipfelpyramide. Ein würdiger Punkt für das Dreikantone-Eck Waadt, Bern und Wallis. Ich bestieg ihn bei prächtigem Herbstwetter im Rahmen einer "Bähnlitour" über den leichten ESE-Grat vom Oldesattel aus. Zudem erkundete ich noch den Felsturm der Tour St. Martin bzw. Quille du Diable.

Das Oldehore liegt von meinem Wohnort im "Heidiland" aus gesehen nicht gerade am Weg. Doch um die bald ablaufende SBB-Tageskarte zu nutzen, kam mir dieses gestrige Tourenziel gelegen. Ich lernte eine grossartige Gebirgslandschaft kennen und konnte mit Hin - und Rückfahrt ganze 10 Std. im ÖV fast durch die ganze Schweiz gondeln und in Ruhe alte Zeitungen lesen... Mit dem frühest möglichen Zug und der Gondelbahn "Glacier 3000" erreichte ich etwa um 10.40 Uhr den Sex Rouge (Kosten für Gondelbahn retour CHF 43.- mit Halbtax/GA). Nach dem Brand im Restaurant "Botta" der Bergstation am 19. Sept. 2022 waren die Sanierungsarbeiten bei meinem Besuch offensichtlich noch nicht abgeschlossen. Ich begann mit dem obligaten Besichtigungsprogramm, der Begehung der Hängebrücke "Peak Walk". Über solche "Möblierungen" unserer Berggipfel kann man durchaus unterschiedliche Ansichten haben. Jedenfalls ist die Aussicht, welche der Sex Rouge für den Besucher eröffnet, schlicht "magnifique"!

Bald verliess ich den Bähnligpfel und wanderte zum Col de Tsanfleuron hinunter. Dieses Col sorgte ebenfalls im Herbst 2022 für Schlagzeilen in der nationalen Presse. Gemäss den Glaziologen war das Col de Tsanfleuron (auch Zanfleuron) seit mindestens 2000 Jahren mit Eis bedeckt. Die verbundenen Gletscher Scex Rouge und Tsanfleuron flossen von der Passhöhe auf rund 2800m in unterschiedliche Richtungen. Die verbundenen Gletscher sind auch auf den früher erstellten Hikr-Berichten ersichtlich. Weil die beiden Gletscher im Hitzesommer 2022 aber rund dreimal so viel an Dicke verloren wie im Schnitt der letzten 10 Jahre, wurden sie im Herbst 2022 erstmals wieder getrennt. So konnte ich den Pass über Schutt erreichen, die Gletscheroberfläche liegt derzeit einige Meter unter dem tiefsten Sattelpunkt des Cols. Gemäss dem Glaziologen Mauro Fischer von der Uni Bern wird auch der heute wenig dicke Scex-Rouge-Gletscher in ca. 10 bis 15 Jahren verschwinden und sich in einen Gletschersee verwandeln. Während ich entlang von Ratrac-Spuren auf dem flachen und "ausgeaperten" Tsanfleuron-Gletscher zum Oldesattel spazierte, malte ich mir aus, dass auch dieser Gletscher in geologisch sehr kurzer Zeit verschwunden sein wird. Beim Aufstieg über den blauweiss markierten ESE-Grat zum Oldenhorn wurde ich von über einem Dutzend jugendlicher Trailrunner überholt, die ich am Gipfel wieder antreffen sollte. Mit zwei weiteren Ostschweizern genoss ich hier insbesondere die Aussicht zu den grossen Wallisern und zum Mont Blanc, während sich das Genferseebecken in Folge von Dunst leider nur erahnen liess.

Im Schlepptau der beiden Ostschweizer folgte ich nach dem Abstieg vom Oldesattel in südlicher Richtung quer über den Tsanfleuron Gletscher. Die wenigen schmalen Gletscherspalten des flachen und daher wenig zerschrundenen Gletschers waren gut sichtbar, und so konnte er ohne anzuseilen gefahrlos überschritten werden. Ca. 300m nördlich des Refuge l'Espace landete gerade ein Touristen-Heli auf dem amtlich bewilligten Gebirgslandeplatz "Glacier de Tsanfleuron". Das Refuge l'Espace, wo ich im Liegestuhl den Zvieri nahm, rühmt sich als "spektakuläre Gebirgslounge in den Alpen".  Nur wenige Meter von der Beiz entfernt erhebt sich der etwa 50m hohe Felsturm des Tour St. Martin / Quille du Diable. Ich begab mich zum Einstieg auf der Südostseite des sehr brüchigen Turms. Dort baumelte fast senkrecht ein altes Seil, und auch einige Eisenklammern waren von unten sichtbar. Während einer der beiden Ostschweizer in seinem Gstältli aufstieg, hatte ich wenig Lust, mich ihm hinterher ohne Helm hinaufzuhangeln. So marschierte ich auf dem markierten Gletscherpfad zurück zum Col de Tsanfleuron, von wo ich zum Pt. 2891 aufstieg, bevor ich zu Tale gondelte. In der Zwischenstation "Tete aux Chamois" besuchte ich noch kurz die auf einem Sattel gelegene, leider schon geschlossene Cabane des Diablerets CAS.

Eine vergnügliche Tour in einer grossartigen, weiten Gletscherlandschaft!   



Tourengänger: rhenus


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