Schochenspitze Nordgrat und Dreiseenblick


Publiziert von Nik Brückner , 9. August 2016 um 12:07.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 6 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 610 m
Abstieg: 1230 m
Strecke:12,5 km
Unterkunftmöglichkeiten:in Tannheim, in der Landsberger Hütte

Mit Robert Reeds "Sanctuary II" im Tannheimer Tal! Auf einer wunderbaren Tour mit ein paar lieben Freunden, vom Neunerköpfle zum Dreiseenblick an der Lachenspitze, beschlossen Tillmann und ich, den brüchigen Nordgrat der Schochenspitze einzubauen. Ein wild gezackter Grat, bei dem man gut aufpassen muss, wo man hingreift: Immer wieder mal hält man Teile des Grats plötzlich in der Hand.


Auf dem Wanderweg vom Neunerköpfle (1862m) zum Schochen kamen wir an einer Kuh mit zwei Kälblein vorbei. Erst beim zweiten Blick sahen wir, dass die beiden neuen Mitwesen gerade erst zur Welt gekommen waren! Noch ganz verschmiert schmiegten sie sich an die erschöpfte Mutter. Erste Geh- und Trinkversuche zeitigten gemischte Ergebnisse...

Weiter ging's zum Schochen. Dort, wo der Grat beginnt, felsig zu werden, verließen Tillmann und ich den Weg und die anderen drei, und stiegen über mäßig steiles Gras zum Grat hinauf. Direkt unterhalb wird es ziemlich steil, doch auf dicken Grasbüscheln kommt man leicht hinauf.

Dann steht man plötzlich auf ausgesetztem, brüchigem Fels. Es geht an die erste steilere Stufe heran und hinauf. Alles noch gut machbar, Ier, IIer-Bereich, aber eben brüchig. Hier muss Vorsicht walten. Bald wird das Gelände vorübergehend flacher, wenn auch nicht weniger ausgesetzt, und man tritt an zwei Grattürme heran. Keine Sorge, muss man nicht drüber. Zwischen ihnen hindurch geht es an einen grasigen Riss links von einem bauchigen Felsen. In den Riss gelangt man von links, durch den Riss hinauf, der sich bald zu einem Kamin erweitert. Unten hat es gute Griffe und Tritte, nach oben hin wird es etwas schwieriger (II, oben II+). Nach links auf einem schmalen Grasband hinaus und auf einen grasigen Kopf. Weiter geht es auf der kurz horizontalen Graskante zum nächsten Felsen, den man links in steilem Gelände gut umgehen kann (man kann den Fels auch auf halber Höhe rechts umklettern, das ist eine III-). Danach gleich in der ersten steilen Rinne über gute Grastritte hinauf auf den Grat und auf diesem unschwierig, aber nochmal ausgesetzt zum Gipfel (2069m).

Schochenspitze Nordgrat: T5/II+, 30 Minuten


Dort haben uns die anderen drei in Empfang genommen, wir uns mit allen zusammen gefreut und sind dann gemeinsam südwärts an der Kante abgestiegen. Hier gab's doch tatsächlich Edelweiß zu sehen!

Auf dem Wanderweg ging es dann hinunter ins Lachenjoch (1915m) und weiter zur Lachenspitze. Die ist unschwierig, aber unter dem Gipfel ziemlich schotterig. Es lohnt sich aber, hat man weiter oben am Grat doch den berühmten Dreiseenblick auf Lache, Traualpsee und Vilsalpsee! Eine herrliche Stelle! Über ein paar Felspassagen (I) geht es dann hinauf zum Gipfel (Lachenspitze, 2126m). Unser höchster Punkt!

Der Blick fällt natürlich zunächst auf die drei Seen. Der Dreiseenblick! Das ist das Fotomotiv hier in der Gegend. Direkt über dem Vilsalpsee erheben sich Rauhhorn und Geißhorn. Näher sind Schochenspitz und Sulzspitze, dahinter die Tannheimer Berge mit Einstein, Aggenstein, Gimpel, Kellenspitze und Gehrenspitze.

Dann schließen sich die Ammergauer Alpen an, mit dem Säuling und den Geierköpfen. Den Osten dominiert die Leilachspitze. Direkt dabenen sind Gartnerwand und Roter Stein zu sehen, die zwischen Leilach und den Krottenköpfen hervorlugen.

Es schließen sich weitere Lechtaler an, darunter die Heiterwand und die Namloser Wetterspitze, die Elmer Kreuzspitze und die Pfeilspitze. Irgendwo ganz hinten ragen Wildspitze und Watzespitze empor. Im Süden dominiert optisch die Klimmspitze, noch höher ist allerdings die Parseierspitze,
direkt dahinter. Dann schließen sich die Gipfel der Hornbachkette an.

Im Südwesten dominiert der nahe
Hochvogel. Von ihm aus zieht sich eine Kette hinüber zum Schrecksee, mit Gipfeln wie der Fuchskarspitze und dem Kesselspitz. Dahinter ragen der
Schneck, das Laufbacher Eck und der Giebelgrat hervor. Prominenter sind dahinter Widderstein, Zitterklapfen, Ifen, Säntis, viel näher Nebelhorn und Großer Daumen. Und noch einmal deutlich näher: die Rote Spitze.

Wir sind über die gleiche Route wieder abgestiegen, und dann gemächlich hinunter zum Vilsalpsee gewandert. Immer wieder schön, an allen drei Seen vorbeizukommen, und sich den Mund mit so schönen Wörtern wie "Kässpatzen", "Germknödel" oder "Kaiserschmarrn" wässrig zu reden... Wir haben's am Vilsalpsee (1165m) natürlich auch eingelöst!


Fazit:

Ein Klassiker, mal ein bissl aufgewürzt. Der Nordgrat des Schochens ist witzig, aber nicht bullenmäßig lohnend - die brüchige Gratkletterei muss man sich nicht geben. Schöner wäre der Grasgrat von der Lochgehrenspitze zur Sulzspitze gewesen, den mussten wir wegen Nässe aber auslassen. Na, macht nichts, wie wir unten im Tal gehört haben, wollen die ihre Berge noch ein Weilchen stehenlassen. Dann bassd des. Ich konnt's dann im November nachholen.

Dabei: Julia, Tillmann, Matthias, Schochen-Jochen

Tourengänger: Nik Brückner


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