Kleine Dreitausender in der Venedigergruppe: Überschreitung von Tulpspitze und Kreuzspitze
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2010 war ich mit meinem Vater und meinem Onkel in der Venedigergruppe unterwegs. Wir wollten auf dem Venediger-Höhenweg wandern, aber weil es noch recht viel Schnee hatte, galang uns das nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Immerhin konnte ich mich immer wieder mal absetzen, und einzelne Gipfel mitnehmen, oder, wie in diesem Fall, eine "hohe Variante" des Höhenwegs gehen.
Die geplante Etappe war: Bonn-Matreier Hütte - Sajathütte. Und ein Blick in die Karte am Vorabend bescherte mir die Idee, die beiden an der Eisseehütte alleine zu lassen, und von dort aus nicht direkt zur Sajathütte zu gehen, sondern eine Überschreitung von Tulpspitze und Kreuzspitze zu versuchen. In den Regionen um 3000 Metern lag zwar noch viel Schnee, das musste die Unternehmung jedoch nicht unbedingt schwieriger machen.
Von der Bonn-Matreier Hütte (2745m) aus wanderten wir auf dem Venediger Höhenweg zunächst im Blockfeld des Göffgenbodens westwärts zu einem grünen Rücken am Fuß der Säulspitze, auf deren Gipfel ich am Nachmittag des Vortags gestanden hatte. In etwa gleichbleibender Höhe macht der Weg nun einen Bogen, es geht weiter auf den Sandboden und, ganz hinten im Tal über den Nillbach. Auf der anderen Seite des Bachs ersteigt man talauswärts den Eselrücken, auf dem, 700 Meter weiter unten, auch die Nilljochhütte steht.
Drüben steigt man ein wenig ab, ignoriert zwei Abstiegsmöglichkeiten, und quert in der Folge riesige Grashänge hinüber zum Südwestgrat der Wunwand. Hier wendet sich der Höhenweg nordwärts, hinein ins Timmeltal. Es geht um den Westsporn der Wunwand herum, unter dem Kar "Am Niederen Eicham" fast eben weiter, der untere Südwestgrat des Hocheichams wird passiert, und zuletzt wandert man unter dem Kar "Am Hohen Eicham" und dem Südwestgrat des Großen Hexenkopfs geradewegs hinauf zur Eisseehütte (2521m).
Bonn-Matreier Hütte - Eisseehütte: Markierter Höhenweg, T2, 2h
Hier trennten sich unsere Wege. Während mein Vater und mein Onkel den direkten Weg südwärts nahmen, machte ich mich an den Anstieg zur Zopetscharte.
Der Weg wendet sich von der Eisseehütte aus zunächst nach Südwesten, wo sich der Abzweig zur Sajathütte befindet. Hier stieg ich in einem Rechtsbogen um einen Bergrücken aufwärts zum Timmelbach, den man bald überquert.
Von hier aus zieht sich die Route normalerweise eine Felsrippe zwischen der nördlichen (2990m) und der südlichen Kerbe (2958m) der Zopetscharte hinauf. Da der Weg aber komplett unterm Schnee verschwunden war, stieg ich nun, mehr oder weniger direkt (und äußerst anstrengend), in die südliche Kerbe der Zopetscharte (2958m) hinauf.
Eisseehütte - Zopetscharte: Markierter Wandweg, T2/L, 1h
Mein nächstes Ziel: Die Tulpspitze. Dieser schöne, wenn auch in der Venedigergruppe vergleichsweise unscheinbare Gipfel Tulpspitze lässt sich über seinen Nordgrat und seinen Südrücken überschreiten - wobei der Normalweg über den Südrücken verläuft. Der Nordgrat mit seinem eigenwilligen weißen Felsturm ist nicht ganz ohne (Kletterstellen im oberen Einserbereich), und teilweise mit Stahlseilen gesichert. Und weil dieser Anstieg wenig begangen wird, ist er mit losen Steinen und Geröll bedeckt.
Die Route führt aus der südlichen Kerbe der Zopetscharte über mehrere blockige Stufen südwärts, hinauf zu einem markanten, weißen Gratturm. Dieser Turm wird rechts (westlich) umgangen. Dahinter erreicht man dann eine Scharte, dabei geht es an einer ein paar Meter langen, scharfen Gratschneide links entlang zum obersten Teil des Gipfelaufbaus.
Nun müssen noch eine Steilstufe und einige große Blöcke überwunden werden, dann ist der Schlussanstieg kein Problem mehr. Über eine erdige Schrofenflanke gelangt man zum Gipfel der Tulpspitze (3054m).
Zopetscharte - Tulpspitze: Markierte Wegspuren, T4/I+, teilweise drahtseilversichert, WS, 30 Min.
Der Abstieg von der Tulpspitze in die südlich gelegene Tulpscharte ist einfach. Es geht auf dem Südrücken knapp 80 Höhenmeter in grobem Schutt hinunter in die Tulpscharte (2948m). Ganz ähnlich geht es nun aus der Tulpscharte über Schutt und Schrofen hinauf auf den Gipfel der Kreuzspitze (3164m).
Tulpspitze - Kreuzspitze: Weglos über Geröll, T3, 45 Min.
Auf dem Gipfel der Kreuzspitze hat man dann ein grandioses 360°-Gipfelpano: Los geht's mit dem nahen Venediger, Eicham, Großglockner, Säulkopf. Dann die Schobergruppe, Kleiner Zunig, näher die die Villgratener Berge im Süden, mit Regenstein, Hochgrabe, Kugelwand, davor die Gipfel des wunderbaren langen Kamms östlich des Lasörlings. Man kann sogar in die Dolos schauen: die Sextener Sonnenuhr mit Zehner, Elfer, Zwölfer und Einser, die drei Zinnen, Antelao und Sorapiss, Monte Cristallo, die Tofanen, die Fanesgruppe mit dem Heiligkreuzkofel, Piz Boe, Rosengarten und Latemar sind zu sehen. Näher der Lasörling, direkt gegenüber, auf der anderen Talseite. Wieder weiter weg der Rosengarten, und natürlich Cevedale und Königspitze. Und im Westen stehen die Gipfel an der Alpenkönigroute, und der Dorferkamm mit der schwierigen Schlüsselspitze.
Hier wäre eine Verlängerung der Grattour über den Hinteren und den Vorderen Sajatkopf möglich gewesen. Über diese Route wusste ich aber nichts weiter, außer dass sie existierte, deshalb habe ich mich für den Abstieg auf dem Normalweg entschieden. Die Sajatköpfe konnte ich dann sieben Jahre später im Zuge meiner Begehung der Sajatkrone überschreiten.
Der Abstieg von der Kreuzspitze, dem höchsten Punkt der Tour, erfolgt nun auf dem leichten, gut markiertem Steig. Dabei passiert man den Scherneskopf (3043m), eine steinmannbekrönte Schulter am Westgrat der Kreuzspitze, etwas abseits des Wegs.
Kreuzspitze - Scherneskopf: Markierter Wanderweg und leichtes wegloses Gehgelände, T2, 10 Min.
Danach wird's kurz unangenehm. Über sandig-plattigen Fels geht's vom Scherneskopf hinunter, teils seilversichert. Bei Nässe, Schnee oder Glätte ist diese Passage ungut zu begehen. Weiter unten wendet sich der Bergweg nach links. (Geradeaus ginge es auf den westlichen Teil der Sajatkrone, eine anspruchsvolle Gratüberschreitung, und ungleich schwieriger.) Von hier aus führt ein in die steile, plattige Felswand gesprengter, seilversicherter Steig nun im Zickzack abwärts. Das ist teils recht ausgesetzt. Dann langt man im Sajatkar an, das man nun hinunter zur Sajathütte (2600m) durchwandert.
Scherneskopf - Sajathütte: Markierter Wanderweg, T3, teilweise drahtseilversichert, WS, im Kar leicht, 45 Minuten
An der Sajathütte richtete ich mich ein, dann lief ich wieder los, um die Verwandtschaft einzusammeln, die von Fenster heraufkam. Die beiden hatten sich's dort gemütlich gemacht, und die Nachmittagssonne genossen, weshalb ich ihnen weit entgegenlaufen konnt, musste und durfte. Eine schöne Route, die sich jedesmal wieder auf's Neue lohnt.
Den Abend verbrachten wir dann in der schönen Sajathütte, wo wir fast die einzigen Gäste waren. Und weil das so war, fanden wir uns irgendwann alle in der Küche versammelt wieder, eingeladen, zusammen mit den Wirtsleuten ein Fußball-Länderspiel zu schauen. Ich verzog mich allerdings immer wieder, die Murmelis draußen interessierten mich mehr...
Die geplante Etappe war: Bonn-Matreier Hütte - Sajathütte. Und ein Blick in die Karte am Vorabend bescherte mir die Idee, die beiden an der Eisseehütte alleine zu lassen, und von dort aus nicht direkt zur Sajathütte zu gehen, sondern eine Überschreitung von Tulpspitze und Kreuzspitze zu versuchen. In den Regionen um 3000 Metern lag zwar noch viel Schnee, das musste die Unternehmung jedoch nicht unbedingt schwieriger machen.
Von der Bonn-Matreier Hütte (2745m) aus wanderten wir auf dem Venediger Höhenweg zunächst im Blockfeld des Göffgenbodens westwärts zu einem grünen Rücken am Fuß der Säulspitze, auf deren Gipfel ich am Nachmittag des Vortags gestanden hatte. In etwa gleichbleibender Höhe macht der Weg nun einen Bogen, es geht weiter auf den Sandboden und, ganz hinten im Tal über den Nillbach. Auf der anderen Seite des Bachs ersteigt man talauswärts den Eselrücken, auf dem, 700 Meter weiter unten, auch die Nilljochhütte steht.
Drüben steigt man ein wenig ab, ignoriert zwei Abstiegsmöglichkeiten, und quert in der Folge riesige Grashänge hinüber zum Südwestgrat der Wunwand. Hier wendet sich der Höhenweg nordwärts, hinein ins Timmeltal. Es geht um den Westsporn der Wunwand herum, unter dem Kar "Am Niederen Eicham" fast eben weiter, der untere Südwestgrat des Hocheichams wird passiert, und zuletzt wandert man unter dem Kar "Am Hohen Eicham" und dem Südwestgrat des Großen Hexenkopfs geradewegs hinauf zur Eisseehütte (2521m).
Bonn-Matreier Hütte - Eisseehütte: Markierter Höhenweg, T2, 2h
Hier trennten sich unsere Wege. Während mein Vater und mein Onkel den direkten Weg südwärts nahmen, machte ich mich an den Anstieg zur Zopetscharte.
Der Weg wendet sich von der Eisseehütte aus zunächst nach Südwesten, wo sich der Abzweig zur Sajathütte befindet. Hier stieg ich in einem Rechtsbogen um einen Bergrücken aufwärts zum Timmelbach, den man bald überquert.
Von hier aus zieht sich die Route normalerweise eine Felsrippe zwischen der nördlichen (2990m) und der südlichen Kerbe (2958m) der Zopetscharte hinauf. Da der Weg aber komplett unterm Schnee verschwunden war, stieg ich nun, mehr oder weniger direkt (und äußerst anstrengend), in die südliche Kerbe der Zopetscharte (2958m) hinauf.
Eisseehütte - Zopetscharte: Markierter Wandweg, T2/L, 1h
Mein nächstes Ziel: Die Tulpspitze. Dieser schöne, wenn auch in der Venedigergruppe vergleichsweise unscheinbare Gipfel Tulpspitze lässt sich über seinen Nordgrat und seinen Südrücken überschreiten - wobei der Normalweg über den Südrücken verläuft. Der Nordgrat mit seinem eigenwilligen weißen Felsturm ist nicht ganz ohne (Kletterstellen im oberen Einserbereich), und teilweise mit Stahlseilen gesichert. Und weil dieser Anstieg wenig begangen wird, ist er mit losen Steinen und Geröll bedeckt.
Die Route führt aus der südlichen Kerbe der Zopetscharte über mehrere blockige Stufen südwärts, hinauf zu einem markanten, weißen Gratturm. Dieser Turm wird rechts (westlich) umgangen. Dahinter erreicht man dann eine Scharte, dabei geht es an einer ein paar Meter langen, scharfen Gratschneide links entlang zum obersten Teil des Gipfelaufbaus.
Nun müssen noch eine Steilstufe und einige große Blöcke überwunden werden, dann ist der Schlussanstieg kein Problem mehr. Über eine erdige Schrofenflanke gelangt man zum Gipfel der Tulpspitze (3054m).
Zopetscharte - Tulpspitze: Markierte Wegspuren, T4/I+, teilweise drahtseilversichert, WS, 30 Min.
Der Abstieg von der Tulpspitze in die südlich gelegene Tulpscharte ist einfach. Es geht auf dem Südrücken knapp 80 Höhenmeter in grobem Schutt hinunter in die Tulpscharte (2948m). Ganz ähnlich geht es nun aus der Tulpscharte über Schutt und Schrofen hinauf auf den Gipfel der Kreuzspitze (3164m).
Tulpspitze - Kreuzspitze: Weglos über Geröll, T3, 45 Min.
Auf dem Gipfel der Kreuzspitze hat man dann ein grandioses 360°-Gipfelpano: Los geht's mit dem nahen Venediger, Eicham, Großglockner, Säulkopf. Dann die Schobergruppe, Kleiner Zunig, näher die die Villgratener Berge im Süden, mit Regenstein, Hochgrabe, Kugelwand, davor die Gipfel des wunderbaren langen Kamms östlich des Lasörlings. Man kann sogar in die Dolos schauen: die Sextener Sonnenuhr mit Zehner, Elfer, Zwölfer und Einser, die drei Zinnen, Antelao und Sorapiss, Monte Cristallo, die Tofanen, die Fanesgruppe mit dem Heiligkreuzkofel, Piz Boe, Rosengarten und Latemar sind zu sehen. Näher der Lasörling, direkt gegenüber, auf der anderen Talseite. Wieder weiter weg der Rosengarten, und natürlich Cevedale und Königspitze. Und im Westen stehen die Gipfel an der Alpenkönigroute, und der Dorferkamm mit der schwierigen Schlüsselspitze.
Hier wäre eine Verlängerung der Grattour über den Hinteren und den Vorderen Sajatkopf möglich gewesen. Über diese Route wusste ich aber nichts weiter, außer dass sie existierte, deshalb habe ich mich für den Abstieg auf dem Normalweg entschieden. Die Sajatköpfe konnte ich dann sieben Jahre später im Zuge meiner Begehung der Sajatkrone überschreiten.
Der Abstieg von der Kreuzspitze, dem höchsten Punkt der Tour, erfolgt nun auf dem leichten, gut markiertem Steig. Dabei passiert man den Scherneskopf (3043m), eine steinmannbekrönte Schulter am Westgrat der Kreuzspitze, etwas abseits des Wegs.
Kreuzspitze - Scherneskopf: Markierter Wanderweg und leichtes wegloses Gehgelände, T2, 10 Min.
Danach wird's kurz unangenehm. Über sandig-plattigen Fels geht's vom Scherneskopf hinunter, teils seilversichert. Bei Nässe, Schnee oder Glätte ist diese Passage ungut zu begehen. Weiter unten wendet sich der Bergweg nach links. (Geradeaus ginge es auf den westlichen Teil der Sajatkrone, eine anspruchsvolle Gratüberschreitung, und ungleich schwieriger.) Von hier aus führt ein in die steile, plattige Felswand gesprengter, seilversicherter Steig nun im Zickzack abwärts. Das ist teils recht ausgesetzt. Dann langt man im Sajatkar an, das man nun hinunter zur Sajathütte (2600m) durchwandert.
Scherneskopf - Sajathütte: Markierter Wanderweg, T3, teilweise drahtseilversichert, WS, im Kar leicht, 45 Minuten
An der Sajathütte richtete ich mich ein, dann lief ich wieder los, um die Verwandtschaft einzusammeln, die von Fenster heraufkam. Die beiden hatten sich's dort gemütlich gemacht, und die Nachmittagssonne genossen, weshalb ich ihnen weit entgegenlaufen konnt, musste und durfte. Eine schöne Route, die sich jedesmal wieder auf's Neue lohnt.
Den Abend verbrachten wir dann in der schönen Sajathütte, wo wir fast die einzigen Gäste waren. Und weil das so war, fanden wir uns irgendwann alle in der Küche versammelt wieder, eingeladen, zusammen mit den Wirtsleuten ein Fußball-Länderspiel zu schauen. Ich verzog mich allerdings immer wieder, die Murmelis draußen interessierten mich mehr...
Tourengänger:
Nik Brückner

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