Fast-Malheur am Hörnlegrat
|
||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
In vermeintlich leichtem Gelände passieren oft die meisten Unfälle! Wenn ich nicht eine solide Grundposition, langjähriges Klettervermögen, Gleichgewicht und eine Riesenportion Glück dazu gehabt hätte, könnte ich diese Zeilen vielleicht nicht schreiben!
Der Toblermann(skopf) wird im Winter gerne als Skitour gemacht - wobei oft "nur" die Hochalpe besucht wird. Im Sommer gibt es vermutlich nur einige wenige Wanderer, die ab Boden-Vorsäß über das Töbelejoch hinüber zur Biberacher Hütte wandern. Selbst der Ruchwannekopf, der nur 10 Minuten von diesem WW entfernt und leicht zu besteigen ist, weist kaum Begehungsspuren auf.
Der HÖRNLEGRAT wird im alten AVF z.B. als eine der schönsten Grattouren des Lechquellengebirges angepriesen und mit "II-III, direkt IV(?)" betitelt. Grund genug für mich, mir das endlich näher anzusehen. Sind das BWG und LQG ja mit meine Hausgebiete. In das Tal der Gautalpen wollte ich schon immer mal wieder.
Aber ein FRAGEZEICHEN bei Grad IV? Also das bedeutet, dass es nicht bekannt ist?
Nicht schlimm^^
Die verfügbaren Informationen reichen mir aus, um einen Versuch zu wagen und eine schöne Runde zu basteln. Klar, die Zustiege sind recht weit, die Anforderungen für "echte" Kletterei mit Seil ev. zu leicht (?), für Wanderer zu gehoben. Verhältnisse und Wetter passen jedoch perfekt, ich fahre hin.
Was mich gleich sehr beeindruckt, sind die Kontraste: Gegenüber, südseitig, am Diedamskopf gibt es eine Bergbahn, relativ viel Bebauung, Wandergelände. Hier, nach Verlassen des Schalzabach Vorsäß tauche ich ein in eine rauhere, stille, teils noch sehr urige Bergwildnis.
Herrlich talein zunächst auf Forstweg, dann auf markiertem Weg bis auf den Toblermann.
HÖRNLEGRAT- Grat zur Ostschulter
Leider kann ich die Lobpreisung auf diesen Grat, was den ersten Abschnitt vom Toblermannsjoch Richtung Ostschulter betrifft, überhaupt nicht teilen. Soweit ich diesen begehe (etwa die Häfte bis kurz vor den großen Doppelturm) ist er vielfach brüchig, stark bewachsen und zudem eher ungünstig geschichtet. Ich breche vor dem großen Doppelturm nach etwa 1h Rampferei (bis knapp II im Verhauer, sonst ca I, T5 vernünftigerweise ab, steige sehr vorsichtig zurück - solange es noch halbwegs gut geht.
DAS INTERMEZZO
Über Steilschrofen und einen mergligen Hang komme ich vom eben zu etwa der Hälfte zurückgekletterten Grat an geeigneter Stelle noch vor dem Toblermannsjoch runter zu seichten Gamswechselspuren, die unterhalb des Grates über steile Rippen und Rinnen zur Wanne westlich desselben hinüberleiten. Mir bricht im eher feuchten und brösligen ~T4-T5 Gelände dieser Querung an einer eh schon heiklen Stelle ein wichtiger Tritt aus und ich kann mich wirklich nur mit sehr viel Glück mit eben dem Bein, welches durchsackt, weiter außen und tiefer gegen fast Nix! - und etliche Sekunden bang um das Gleichgewicht ringend - einstemmen. Vermutlich hat sich nur das Profil meiner Schuhsohle an einer größeren Struktur oder Rauhigkeit verfangen. Ein Tritt ist das nicht wirklich.
Aber damit ist es noch nicht vorbei!
Viel fehlt da nicht, was mich noch dem Abstürzen bewahrt und ich befürchte schon, wenn das Wenige nicht hält, dann gehts abi mit mir....richtige Griffe habe ich auch nicht!!
Wenn ich das Gleichgewicht, das nachwievor wacklig ist, verliere, oder einer der eher zweifelhaften "Haltepunkte" nachgibt...würde ich vermutlich rücklings in diese böse Rinne runterfallen (Hangneigung ca. 45 Grad, merglig, brüchig, kein schöner Auslauf)
"Nur 15 Minuten zuvor habe ich doch oben am Grat über mir das IIer Gelände im Bruch mehr oder weniger souverän gemeistert und bin sogar diesen "Dreck" wieder abgeklettert, dann im "leichten Gelände" das....manno?"
So jagen mir die Gedanken siedendheiß im Kopf herum, während ich intuitiv weiss, dass ich mich aus dieser Position nur befreien kann, indem ich die Stützgriffe mantle, mein schlechter positionierter Fuß muss schnell auf einen richtigen, zumindest halbwegs Tritt. Gedacht, getan, kurz ist es brutal kippelig, weil der einzig Mögliche recht hoch und auch abschüssig ist...aber es gelingt! PÜH...
Ich stehe wieder stabiler und bringe die nächsten Brösel-Meter ebenfalls glücklich hinter mich...
Danach zittere ich erstmal wie Espenlaub und fluche einige Zeit gehörig vor mich hin und über mich selbst.
Wie konnte das denn passieren?
...
Ich verschiebe die längere Pause bis ich zwischen Ost- und Nordschulter auf dem schönen Grasgrat ankomme. Erst dort kann ich runterschalten und mich soweit entspannen, um die Tour fortzusetzen.
Den aufgesetzten Gipfelkorpus der Ostschulter schaue ich mir vom Jöchle her noch kurz an, aber nach diesem bösen, mit Glück ohne Ende glimpflichen Intermezzo eben habe ich für die Kletterei (ca II-III?) , die ich so auch wieder abklettern müsste, schlichtweg überhaupt keinen Nerv mehr.
Ich sollte jetzt meine Schutzengel echt nicht noch mehr strapazieren!
...
HÖRNLEKOPF, HÖRNLE und RUCHWANNEKOPF
Also folge ich dem herrlicher Grasgrat über die Nordschulter, dem Hochpunkt Hörnlekopf und zum Hörnle. Ein Blumendorado, teils moderat ausgesetzt, aber nirgends schwer.
Den Ruchwannekopf zu besteigen, lasse ich mir dann nicht nehmen. Er ist weglos, aber ganz leicht besteigbar und bietet eine schöne Rundsicht.
Mein Abstieg ab Ruchwannejöchl hinunter zur Unteren Gautalpe ist im AVF erwähnt, jedoch fast komplett weglos und stellenweise bei den Bedingungen auch nochmals heikel. (ca. I, T5-)
So was will ich mir eigentlich nicht nochmal geben nach dem Beinahe-Malheur vorhin, aber es ist der einzig halbwegs direkte Weg zurück.
Die Steilflanke ist mittig mit einem sperrenden Felsriegel bewehrt, der nur am äußersten östlichen Ende einen Durchlass hat. Den muss ich von oben unbedingt finden, (von unten gut erkennbar!- habe ich mir gut gemerkt!) was nochmals gehörige Konzentration, eine tobelartige Rinnenquerung und (da nordseitg) vorsichtiges Absteigen in hohem, teils feuchtem Gras und Gesträuch erfordert. Spuren hat es nur die ersten Meter ab dem Joch. Ausgleiten könnte noch sehr böse Folgen haben!
Auch das gelingt mir. Unten über Geröll und Schutt, später wieder Gras steige ich zurück zum WW.
~FAZIT
Fast das ganze LQG ist medial eher stiefmütterlich vertreten. Wandern ja, einige Hauptgipfel wie die Braunarlspitze, Mohnenfluh oder Rote Wand und wenige Hotspots für richtige Kletterer (wie die Roggalspitze) sind auch präsent, der ganze und riesengroße Rest an Bergen, viele davon ohne Steiganlage und weglos, zudem oft auch alpine, meist seilfreie Kletterei zwischen I und sogar bis III erfordernd, - erfreuen sich dagegen einer trotz der recht guten Erreichbarkeit erstaunlicher und köstlicher Ruhe!
(Im Grunde ideal für mich :D, die Ziele werden mir hier nicht so schnell ausgehen)
Aber VORSICHT!
Nur, wer die notwendigen Skills für derartige Touren mitbringt, dem sei diese Runde unter Umgehung des Gratstücks zur Ostschulter wärmstens empfohlen.
Mit MTB ist sie bis kurz vor die Untere Gautalpe abkürzbar.
Was ich daraus zum wiederholten Mal ebenfalls lernen muss:
Angaben in Führerwerken sind ohne Gewähr. Eine "rosarote Brille" der Erstbegeher oder schlichtes Abschreiben ohne Prüfung von anderen Autoren kann zu wenig der Realität entsprechender Einschätzung von Qualität oder Schwierigkeiten führen oder es mag schlichtweg die Zeit die Verhältnisse massiv ändern.
UND: In vermeintlich leichtem Gelände passieren oft die meisten Unfälle!
Wenn ich nicht eine solide Grundposition, langjähriges Klettervermögen, Gleichgewicht und eine Riesenportion Glück dazu gehabt hätte, hätte ich diese Zeilen vielleicht nicht mehr schreiben können
1000 Dank an meine Schutzengel!
Euch Allen wünsche ich ebensolches Glück, tolle Bergtouren und eine wohlbehaltene Rückkehr
Der Toblermann(skopf) wird im Winter gerne als Skitour gemacht - wobei oft "nur" die Hochalpe besucht wird. Im Sommer gibt es vermutlich nur einige wenige Wanderer, die ab Boden-Vorsäß über das Töbelejoch hinüber zur Biberacher Hütte wandern. Selbst der Ruchwannekopf, der nur 10 Minuten von diesem WW entfernt und leicht zu besteigen ist, weist kaum Begehungsspuren auf.
Der HÖRNLEGRAT wird im alten AVF z.B. als eine der schönsten Grattouren des Lechquellengebirges angepriesen und mit "II-III, direkt IV(?)" betitelt. Grund genug für mich, mir das endlich näher anzusehen. Sind das BWG und LQG ja mit meine Hausgebiete. In das Tal der Gautalpen wollte ich schon immer mal wieder.
Aber ein FRAGEZEICHEN bei Grad IV? Also das bedeutet, dass es nicht bekannt ist?
Nicht schlimm^^
Die verfügbaren Informationen reichen mir aus, um einen Versuch zu wagen und eine schöne Runde zu basteln. Klar, die Zustiege sind recht weit, die Anforderungen für "echte" Kletterei mit Seil ev. zu leicht (?), für Wanderer zu gehoben. Verhältnisse und Wetter passen jedoch perfekt, ich fahre hin.
Was mich gleich sehr beeindruckt, sind die Kontraste: Gegenüber, südseitig, am Diedamskopf gibt es eine Bergbahn, relativ viel Bebauung, Wandergelände. Hier, nach Verlassen des Schalzabach Vorsäß tauche ich ein in eine rauhere, stille, teils noch sehr urige Bergwildnis.
Herrlich talein zunächst auf Forstweg, dann auf markiertem Weg bis auf den Toblermann.
HÖRNLEGRAT- Grat zur Ostschulter
Leider kann ich die Lobpreisung auf diesen Grat, was den ersten Abschnitt vom Toblermannsjoch Richtung Ostschulter betrifft, überhaupt nicht teilen. Soweit ich diesen begehe (etwa die Häfte bis kurz vor den großen Doppelturm) ist er vielfach brüchig, stark bewachsen und zudem eher ungünstig geschichtet. Ich breche vor dem großen Doppelturm nach etwa 1h Rampferei (bis knapp II im Verhauer, sonst ca I, T5 vernünftigerweise ab, steige sehr vorsichtig zurück - solange es noch halbwegs gut geht.
DAS INTERMEZZO
Über Steilschrofen und einen mergligen Hang komme ich vom eben zu etwa der Hälfte zurückgekletterten Grat an geeigneter Stelle noch vor dem Toblermannsjoch runter zu seichten Gamswechselspuren, die unterhalb des Grates über steile Rippen und Rinnen zur Wanne westlich desselben hinüberleiten. Mir bricht im eher feuchten und brösligen ~T4-T5 Gelände dieser Querung an einer eh schon heiklen Stelle ein wichtiger Tritt aus und ich kann mich wirklich nur mit sehr viel Glück mit eben dem Bein, welches durchsackt, weiter außen und tiefer gegen fast Nix! - und etliche Sekunden bang um das Gleichgewicht ringend - einstemmen. Vermutlich hat sich nur das Profil meiner Schuhsohle an einer größeren Struktur oder Rauhigkeit verfangen. Ein Tritt ist das nicht wirklich.
Aber damit ist es noch nicht vorbei!
Viel fehlt da nicht, was mich noch dem Abstürzen bewahrt und ich befürchte schon, wenn das Wenige nicht hält, dann gehts abi mit mir....richtige Griffe habe ich auch nicht!!
Wenn ich das Gleichgewicht, das nachwievor wacklig ist, verliere, oder einer der eher zweifelhaften "Haltepunkte" nachgibt...würde ich vermutlich rücklings in diese böse Rinne runterfallen (Hangneigung ca. 45 Grad, merglig, brüchig, kein schöner Auslauf)
"Nur 15 Minuten zuvor habe ich doch oben am Grat über mir das IIer Gelände im Bruch mehr oder weniger souverän gemeistert und bin sogar diesen "Dreck" wieder abgeklettert, dann im "leichten Gelände" das....manno?"
So jagen mir die Gedanken siedendheiß im Kopf herum, während ich intuitiv weiss, dass ich mich aus dieser Position nur befreien kann, indem ich die Stützgriffe mantle, mein schlechter positionierter Fuß muss schnell auf einen richtigen, zumindest halbwegs Tritt. Gedacht, getan, kurz ist es brutal kippelig, weil der einzig Mögliche recht hoch und auch abschüssig ist...aber es gelingt! PÜH...
Ich stehe wieder stabiler und bringe die nächsten Brösel-Meter ebenfalls glücklich hinter mich...
Danach zittere ich erstmal wie Espenlaub und fluche einige Zeit gehörig vor mich hin und über mich selbst.
Wie konnte das denn passieren?
...
Ich verschiebe die längere Pause bis ich zwischen Ost- und Nordschulter auf dem schönen Grasgrat ankomme. Erst dort kann ich runterschalten und mich soweit entspannen, um die Tour fortzusetzen.
Den aufgesetzten Gipfelkorpus der Ostschulter schaue ich mir vom Jöchle her noch kurz an, aber nach diesem bösen, mit Glück ohne Ende glimpflichen Intermezzo eben habe ich für die Kletterei (ca II-III?) , die ich so auch wieder abklettern müsste, schlichtweg überhaupt keinen Nerv mehr.
Ich sollte jetzt meine Schutzengel echt nicht noch mehr strapazieren!
...
HÖRNLEKOPF, HÖRNLE und RUCHWANNEKOPF
Also folge ich dem herrlicher Grasgrat über die Nordschulter, dem Hochpunkt Hörnlekopf und zum Hörnle. Ein Blumendorado, teils moderat ausgesetzt, aber nirgends schwer.
Den Ruchwannekopf zu besteigen, lasse ich mir dann nicht nehmen. Er ist weglos, aber ganz leicht besteigbar und bietet eine schöne Rundsicht.
Mein Abstieg ab Ruchwannejöchl hinunter zur Unteren Gautalpe ist im AVF erwähnt, jedoch fast komplett weglos und stellenweise bei den Bedingungen auch nochmals heikel. (ca. I, T5-)
So was will ich mir eigentlich nicht nochmal geben nach dem Beinahe-Malheur vorhin, aber es ist der einzig halbwegs direkte Weg zurück.
Die Steilflanke ist mittig mit einem sperrenden Felsriegel bewehrt, der nur am äußersten östlichen Ende einen Durchlass hat. Den muss ich von oben unbedingt finden, (von unten gut erkennbar!- habe ich mir gut gemerkt!) was nochmals gehörige Konzentration, eine tobelartige Rinnenquerung und (da nordseitg) vorsichtiges Absteigen in hohem, teils feuchtem Gras und Gesträuch erfordert. Spuren hat es nur die ersten Meter ab dem Joch. Ausgleiten könnte noch sehr böse Folgen haben!
Auch das gelingt mir. Unten über Geröll und Schutt, später wieder Gras steige ich zurück zum WW.
~FAZIT
Fast das ganze LQG ist medial eher stiefmütterlich vertreten. Wandern ja, einige Hauptgipfel wie die Braunarlspitze, Mohnenfluh oder Rote Wand und wenige Hotspots für richtige Kletterer (wie die Roggalspitze) sind auch präsent, der ganze und riesengroße Rest an Bergen, viele davon ohne Steiganlage und weglos, zudem oft auch alpine, meist seilfreie Kletterei zwischen I und sogar bis III erfordernd, - erfreuen sich dagegen einer trotz der recht guten Erreichbarkeit erstaunlicher und köstlicher Ruhe!
(Im Grunde ideal für mich :D, die Ziele werden mir hier nicht so schnell ausgehen)
Aber VORSICHT!
Nur, wer die notwendigen Skills für derartige Touren mitbringt, dem sei diese Runde unter Umgehung des Gratstücks zur Ostschulter wärmstens empfohlen.
Mit MTB ist sie bis kurz vor die Untere Gautalpe abkürzbar.
Was ich daraus zum wiederholten Mal ebenfalls lernen muss:
Angaben in Führerwerken sind ohne Gewähr. Eine "rosarote Brille" der Erstbegeher oder schlichtes Abschreiben ohne Prüfung von anderen Autoren kann zu wenig der Realität entsprechender Einschätzung von Qualität oder Schwierigkeiten führen oder es mag schlichtweg die Zeit die Verhältnisse massiv ändern.
UND: In vermeintlich leichtem Gelände passieren oft die meisten Unfälle!
Wenn ich nicht eine solide Grundposition, langjähriges Klettervermögen, Gleichgewicht und eine Riesenportion Glück dazu gehabt hätte, hätte ich diese Zeilen vielleicht nicht mehr schreiben können
1000 Dank an meine Schutzengel!
Euch Allen wünsche ich ebensolches Glück, tolle Bergtouren und eine wohlbehaltene Rückkehr
Tourengänger:
Nyn

Communities: Gipfel im Lechquellengebirge, Alleingänge/Solo, Bergunfälle, Bäume und Wurzeln, Panorama, Photographie, Bergphilosoph(i)en
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (20)