Auf den Toblermann bevor das Gewitter kommt


Publiziert von Grimbart , 30. Juni 2018 um 19:15.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum:10 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1160 m
Abstieg: 1160 m
Strecke:ca. 12,4 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Dornbirn, Bahnhof, mit der Buslinie 40 nach Schoppernau, Gemeindeamt. Weiter mit der Buslinie 40a bis zur Hst. Schalzbach. Bei Anreise mit PKW von Dornbirn L48 (Bödele) und L200 oder A14 und L200. Wanderparkplatz bei der Bushaltestelle Schalzbach.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Gasthöfe u. Hotels in Schoppernau
Kartennummer:f&b WK-Nr. 5364 (Hinterer Bregenzerwald / Kleinwalsertal / Damüls)

Den Toblermann, ein Steilgrasberg, der kleinlaut dem Felsrevier der Künzelspitzen gegenübersteht, hatte ich schon seit längerem auf meinem Radar. Im Frühjahr vor der Alpsaison hatte ich mir dabei stets vorgenommen. Beim Warten auf den richtigen Zeitpunkt, wenn die Hochalpe noch nicht bestoßen ist und die Blütezeit auf dem Gipfelkamm Hochzeit feiert, zogen die Jahre ins Land und ich vertröstete mich jedesmal aufs nächste Jahr. Dieses Frühjahr sollte damit endlich Schluss sein und das Vorhaben in die Tat umgesetzt werden.

Als nicht restlos kalkulierbare Komponente blieb da nur noch das Wetter übrig. Das prognostizierte Tagesgangwetter als potentiellen Spielverderber austricksend, war jedenfalls ein früher Aufbruch gefragt. Im Glauben, Petrus ein Schnippchen geschlagen zu haben, musste ich dann doch schon recht früh feststellen, dass das letzte Wort immer noch die Natur hat. Meine Furcht, vor einem aufziehenden Gewitter am Toblermann überrascht zu werden, war an diesem Tag nicht ganz unbegründet. Es blieb aber bei dumpfem Grollen und ein paar Regentropfen.

 

Da ein Aufbruch frühmorgens mit dem öffentlichen Nahverkehr in den Hinteren Bregenzerwald nicht zu schaffen ist, bleibt einem als Alternative nur der private PKW über. Den dadurch erforderlichen Wander-parkplatz findet man erfreulicherweise direkt an der Bregenzerach bei der Abzweigung zum Schalzbach-Vorsäß. Von dort spaziert man dann entlang der L200 gute 400m talaus zu einem kleinen Kraftwerk. Hier nach links auf einen Güterweg, der zu Beginn in einigen Kehren – vorbei an einem Wasserfall – durch den Wald zu Weideflächen hochleitet. Sich dem Tal zuwendend, führt der Fahrweg im Anschluss hoch über dem Sennauer Bach und mit schönem Blick in den Talschluss in einer weiten Schleife zur Gräsalpe.

Direkt gegenüber der Alphütte setzt nun ein undeutlicher Wiesenpfad an, der recht steil zu einem Absatz hochzieht. Über diesen geht’s nun weniger schweißtreibend über eine Waldschneise hinauf zu einer am Rand einer Mulde gelegenen Jagdhütte. Die Mulde in einem Linksbogen auslaufend, führt anschließend ein alter Ziehweg durch einen Waldgürtel zu einer kleinen Hochfläche. Oben rechts grüßt bereits das Zwischenziel, die Alphütte an der Hochalpe herunter. Bis dorthin stellt sich allerdings eine Steilstufe in den Weg, die zuerst bewältigt werden muss.

Über feuchte Wiesen bummelnd hält man auf einem mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Pfad auf diese zu und peilt im Anschluss eine Schneise rechts oben an. Sich an einem alten, großteils bereits zugewachsenen Alpweg orientierend, lässt man schließlich die Baumgrenze hinter sich und steigt in Kehren über die Weidehänge hinaus auf den Nordrücken des Toblermanns. Über diesen nun nach links abdrehend ohne große Orientierungsprobleme hinauf zur Hochalpe, die sich ob ihrer Lage den Namen redlich verdient hat.

An der Alphütte angebrachte Markierungen geben nun den Weg vor für den Aufstieg zum Hochegg, einer markanten Geländeschulter am Nordrücken, bei der der auffallend gebogene Gipfelgrat zum Toblermann ansetzt. Vereinzelte Markierungen erspähend, steigt man von der Hochalpe jedenfalls mehr oder weniger weglos, ein paar Treien kreuzend, recht steil über einen Graskamm zu dieser Bergschulter hoch. Im SO den Gipfel des Toblermanns erblickend, findet man ab dem Hochegg auch wieder einen deutlichen Steig vor, der stets rechts der Grasschneide – den Vorgipfel südlich in abschüssigem Gelände umgehend – in eine Einsattelung westlich des Toblermanns leitet. Ab dort wartet auf den Gipfelaspiranten nun der anspruchsvollste Teil des Anstiegs: Auf schmalem und erdigem Steig quert man durch eine Steilgrasflanke hinüber zum Südgrat. Über diesen gewinnt man schließlich den nach Osten vorspringenden Gipfel des Toblermanns in wenigen Minuten.

Die dunklen Wolken über dem Felsrevier der Künzelspitzen bewogen mich dann zu einem schnellen Aufbruch vom Toblermann. So frohlockend eine Mußestunde vor der beeindruckenden Bergkulisse auch gewesen wäre, die Vernunft riet davon ab. Das Wetter kann in den Bergen nun mal unberechenbar sein. Mit ein wenig Wehmut machte ich mich dann auch an den Abstieg in den von mächtigen Felswänden umgebenden Bergkessel der Unteren Gautalpe. Dazu geht’s über den Südgrat hinab in das nahe Toblermannsjoch, das man beim Anstieg noch rechts liegen gelassen hat.

Vom Joch steigt man nun in südöstlicher Richtung, auf durchwegs gutem Steig, durch eine Gras-Steilwanne im Zick-Zack zu einem Geröllfeld an deren Ende ab. Das Trümmerfeld querend leitet im Anschluss ein Pfad durch die Steilflanken des Hörnlekopfs hinunter zu den Bergwiesen an der Unteren Gautalpe. Einen Gebirgsbach querend trifft man kurz darauf oberhalb einer Mini-Schäferhütte auf eine Weggabelung. So man nicht noch auf die Hochkünzel oder zur Biberacher Hütte möchte, hält man sich talwärts und steigt über einen Geländerücken in eine urige Hochmulde ab, die von einer mächtigen, mit Wasserfällen durchsetzten Felsstufe überragt wird.

Der Karboden wird nun ostseitig (rechts) auf gutem Alpweg verlassen. Diesem durch die Flanken der Niederen Künzel talaus folgend hat man gute 20 Minuten später bereits die Wiesen der Oberschalzbachalpe erreicht. Hier hält man sich an eine Wiesenspur, die hinab zur nahen Alphütte leitet. So man nicht auf eine einfache Älplerjause einkehren möchte, wechselt man bei der Hütte auf einen Güterweg, der in Kehren durch einen Waldstreifen hindurch hinunter zu den verstreut liegenden Hütten des Schalzbachvorsäß führt. Mittlerweile ein geteertes Sträßchen unter den Füßen habend, schlendert man schließlich mit schönem Blick zur Üntschenspitze und zur Mohnenfluh gemütlich zurück zum Wanderparkplatz an der Bregenzerach.

 

Gehzeiten:

Schoppernau, Hst. Schalzbach – Gräsalpe (ca. 1' 05'') – Hochalpe (ca. 1' 05'') – Toblermann (ca. 50'') – Untere Gautalpe (ca. 45'') – Oberschalzbachalpe (ca. 45'') – Schalzbach Vorsäß (ca. 30'') – Schoppernau, Hst. Schalzbach (ca. 20'')


Tourengänger: Grimbart


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Murgl hat gesagt:
Gesendet am 20. Juli 2018 um 09:11
Das ist eine sehr schöne und empfehlenswerte Tour; hab sie zweimal gemacht, jeweils in unterschiedlicher Richtung, auch im Frühsommer mit der besonderen Blumenpracht am Toblermann. Hab Deine Bilder genossen.

Grimbart hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Juli 2018 um 18:40
Es freut mich, wenn durch den Tourenbericht, eigene Erinnerungen geweckt worden sind. Die Tour in die Gegenrichtung zu begehen habe ich mir schon einmal vorgenommen.

Gruss
Erwin


Kommentar hinzufügen»