Noch ein hübsches Spaziertöürl an der Bergstraße


Publiziert von Nik Brückner , 29. September 2023 um 09:14. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Odenwald
Tour Datum:23 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 1:45
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m
Strecke:7 Kilometer

Die Waldelfe und ich haben neulich schonmal so ein Spaziertöürl an der Bergstraße gemacht, und waren überrascht gewesen, wie schön das war. Drei Wochen später waren wir wieder an der Bergstraße, in Dossenheim diesmal, um wieder so etwas zu machen: eineinhalb Stunden, hinauf zum Weißen Stein, auf den Aussichtsturm, und im Abstieg noch an einer Burgruine vorbei.


Ab in's Auto und Hal Darlings "D2R" eingelegt! Los ging's in Dossenheim, auf dem Wanderparkplatz (211 m) ganz (!) am Ende der Talstraße. Von dort aus führen zwei Wege in den Odenwald, wir nahmen den rechten, südlichen der beiden. Er führt in der Folge durch den Nordhang des Hohen Nistlers bergauf.

Der erste Weg, der gequert wird, ist der Sumpfweg. Kommt man zu ihm herauf, geht es auf ihm zuerst ein paar Schritte nach links, bevor die Aufstiegsroute, nun als schmaler Wanderpfadweiter den Wald hinauf führt. Als nächstes wird der Sargweg gequert, dann der Sackweg und schließlich die asphaltierte Zufahrtsstraße zum Weißen Stein.

Weiter oben quert nun zum ersten Mal ein anderer schmaler Pfad, er kommt von der Wegspinne "Sieben Wege" herunter. Auch hier blieben wir geradeaus. Bald quert der Untere Darmuthweg, das ist wieder ein breiter Waldweg. Hier wieder geradeaus hinüber, noch einmal zur Zufahrtsstraße, und auch diese wieder querend. An der Gabelung von Dossenheimerweg und Oberem Darmuthweg nahmen wir den letzteren, erneut ein schmaler Pfad, und wanderten auf diesem bis hinauf zum Weißen Stein (548 m).

Der Weiße Stein ist einer der höchsten Gipfel im Odenwald. Ein 23 m hoher Aussichtsturm, der 1906 von Mitgliedern des Odenwaldklubs errichtet wurde und heute unter Denkmalschutz steht, ermöglicht weite Rundblicke ins Land. Hier hat man eine schöne Aussicht, vor allem hinüber Richtung Westen: Der Blick schweift über die weite Oberrheinische Tiefebene, mit ihren prominenten Städten Mannheim und Ludwigshafen. Dahinter zeigen sich der Donnersberg, der Peterskopf bei Bad Dürkheim, die Kalmit, und weiter im Süden die Berge am Eingang des Queichtals und um Annweiler.

Zu seinem Fuß befindet sich das Wandergasthaus Weißer Stein mit seinem Biergarten.


Wieder hinunter ging's dann auf einem hübschen Weg, der vom Turm aus genau nach Westen führt. Bald wird erneut die Zufahrtsstraße gequert, dann geht es noch einmal hinunter zum Unteren Darmuthweg. Auf diesem kurz nach rechts und noch vor Erreichen der Zufahrtsstraße erneut links hinunter - und nun ein letztes Mal über die Zufahrtsstraße hinüber. 

Drüben geht es weiter bergab. Dabei werden der Kniebrechweg und der Sackweg gequert. Danach muss man ein wenig achtgeben: Hier, zwischen Sackweg und Sargweg befand sich einst eine Schanze, die wohl als Gegenburg der Kronenburg (350m) diente. 

Etwa 270 Meter oberhalb des östlichen Halsgrabens der Kronenburg befinden sich deren Überreste. Sie werden als Belagerungsschanze gedeutet. Die Maße betragen etwa 30 mal 30 Meter und war zur Bergseite durch einen Halsgraben, einen Ringwall und einen zusätzlichen Ringgraben geschützt.

Die Schanze ist leider kaum noch zu erkennen. Der Weg, der auch von Mountainbikern genutzt wird, hat sie stark gestört.


Bald quert man erneut den Sargweg. Danach gabelt sich der Pfad. Rechts käme man hinunter in den Talgrund und zum Ausgangspunkt. Wir wollten jedoch der Kronenburg noch einen Besuch abstatten. Also nahmen wir den linken Weg. Der führt in einen breiten Sattel hinunter. Gegenüber stand einst die Kronenburg (300 m).
 
Die dürftigen Überreste der Burganlage liegen in etwa 300 Metern Höhe auf einem Bergsporn, der das Mühltal zerteilt. Im Tal südlich verläuft ein alter Weg ins Neckar- und Steinachtal. Urkundliche Erwähnungen sind nicht überliefert, die Vermutung, es handle sich um einen Vorgänger der Schauenburg, kann deshalb nicht belegt werden.
 
Die Gesamtanlage besteht aus mehreren Burgen. Es wird vermutet, dass sie im Frühmittelalter gegründet worden war, und später in eine Adelsburg umgebaut wurde. Funde lassen auf das 11. oder frühe 12. Jahrhundert schließen.

Der Name "Kronenburg" ist eine Fehlzuschreibung. Im 19. Jahrhundert wurde die Anlage mit den Herren von Kronenburg in Verbindung gebracht, die jedoch erst Besitz bei Dossenheim erwarben, als die Burg längst verfallen war. 
 
 
Von den Bauwerken hat sich kaum etwas erhalten, vor allem die eindeutig künstlichen Geländeformen lassen den Burgstall als solchen erkennen: eine in sich gegliederte Burg bzw. eine aus mehreren Einzelburgen bestehende, dreigliedrige Anlage, jeweils mit Halsgräben getrennt.

Insgesamt hatte die Anlage die Maße 220 × 60 Meter, also eine Fläche von ca. 1,3 ha. Die beiden Teilburgen auf dem polygonalen Plateau weisen Durchmesser von jeweils etwa vierzig Metern auf. Zwischen den beiden Burgen gefundene Mauerreste werden als Vorburg interpretiert. 
 

Wir betraten zuerst die Ostburg.

Die Ostburg ist vom Sattel durch zwei Wälle und einen tiefen Halsgraben getrennt. Im Norden und Westen ist sie von einem kleinen Wall umgeben (im Süden durch einen Forstweg überbaut). Davon sind nur noch Schuttwälle vorhanden. Auf dem Plateau selbst sind im Westen die Grundrisse eines Rundbaus zu erahnen, die eines weiteren Gebäudes sowie eine Grube. Im Süden, auf einer etwa einen Meter tiefer gelegenen Terrasse, finden sich zahlreiche Ziegelscherben, Reste einer möglichen Bedachung. 
 
Etwa 30 Meter weiter stand die Westburg. Sie war komplett von einem Graben umgeben, der im Osten noch am besten sichtbar ist. Der Verlauf der polygonalen inneren Ringmauer ist ebenfalls noch deutlich sichtbar. Möglicherweise war die Westburg nahezu komplett bebaut: Im westlichen Bereich des Burgplateaus sind zwei Eckmauern eines Gebäudes sichtbar, dass aus mindestens zwei Räumen bestanden haben muss. Der westlichste Gebäudeteil muss sich an die Ringmauer angelehnt haben. Zum Halsgraben hin finden sich Reste einer weiteren Bebauung.
 
Es wird angenommen, dass sich zwischen Ost- und Westburg ein Zwinger befand. Vage zu erkennen ist noch die Ummauerung des gesamten mittleren Teils. Ob hier eine separate Anlage bestand oder nur ein befestigter Zwischenteil, ist nicht klar.

 
Wir wanderten nun zurück in den breiten Sattel und auf dem Bärensteinweg ein kurzes Stück nach Norden. Dann zweigt ein schmaler Pfad ins Gebüsch hinunter. Der führt in den Talgrund. Dort ging's über den Bach und auf dem Zimmerholzweg talauswärts. Dabei passiert man den Bärenstein (250 m), einen großen Findling, dessen Name an die einst hier im Wald hausenden Bären erinnert. Ein kurzes Stück weiter ist man schließlich wieder am Wanderparkplatz (211 m) angekommen.


Fazit:

Kleine Runde, kaum mehr als ein Waldspaziergang. Aber ausnehmend hübsch, und sogar mit einigen Highlight versehen, weshalb ihr dieser Bericht gewidmet sei.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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