Ackerl/Mauk


Publiziert von Nik Brückner , 17. September 2017 um 17:36. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum:26 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Strecke:12km

Als Kind bin ich lange Jahre mit meinen Eltern nach Kössen zum Langlaufen gefahren. Das war als es dort im Winter noch Schnee gab, vor dem Klimawandel. Yep, den gibt's tatsächlich. Jedenfalls betrachtete ich damals immer den markanten Gipfel im Kaiser ganz links: Die Maukspitze. Der faszinierte mich.

Jahre später fuhr ich dann mippm Roli im Vauwebus an den Kaiser, um dort ein paar Touren zu gehen. Am vorherigen Tag waren wir erfolgreich auf der Ellmauer Halt gewesen, nun solltens Ackerl und Mauk sein. Doch im Aufstieg zog es zu, eine Waschmaschine bildete sich überm Tal, und kaum waren wir am Einstieg in die erste Steilstufe angekommen, entschieden wir, dass es besser wäre, umzudrehen. Der Typ mit den Birkenstocks (!) sah das anders und stieg noch hinauf, wir dagegen suchten das Niedrige. Zum Glück. Ein Gewitter brach los, und bei der Heimfahrt am nächsten Tag erfuhren wir, dass fünf Bergsteiger im Kaiser ums Leben gekommen waren. Den Birkenstockmann habe ich bis heute nicht vergessen, ich weiß nicht, was aus ihm wurde.


2017.

Gerade aus den Hohen Tauern zurück, wo ich die Sajatkrone und die Alpenkönigsroute begangen hatte, und einen Tag nach meiner Überschreitung der Hackenköpfe, traf ich mich mit yuki, um Ackerlspitze und Maukspitze einen Besuch abzustatten. Diese Tour sollte doch genügend Klettermeter haben, um ihre Ansprüche zu befriedigen! Und so war es auch. Trotzdem kam sie mit dem Vorschlag angereist, die Hochgrubachspitzen noch dranzuhängen (hier ein Tourenbericht von Yeti69)! Schöne Idee! Wir gaben sie dann während der Tour dann aber doch auf, ich hatte den Vortag noch zu sehr in den Beinen.



Lo ging's! Mit dem großartigen "Transcendental Circus" von Orpheus Nine im Player. Start war um gemütliche neun Uhr an der Wochenbrunner Alm (1087m) Auf dem Fahrweg ging's hinauf zur Gaudeamushütte (1263m), wo wir uns freuten, dann wanderten wir über den Brennenden Palven (Baumgartenköpfl, 1572m) hinüber zum Einstieg der Runde über Ackerl und Mauk.

Wochenbrunner Alm - Einstieg an der ersten Wandstufe: Fahrweg (I), Wanderwege (kurz T3, sonst leichter), 2 Stunden


Das ist der Kaiser. Bedeutet: steilste Wände, steilste Wege. Der Weg auf die Ackerlspitze überwindet auf einer Strecke von einem Kilometer knapp 700 Höhenmeter. Kammer sich vorstellen. Also Helm aufsetzen!

Und es geht auch gleich los. Am oberen Ende eines Geröllfelds geht es steil über Grasschrofen hinauf. Schon hier ist Kletterfertigkeit gefragt, über einen Einser geht es allerdings vorerst nicht hinaus. Schnell gelangt man auf eine schmale Graskante, auf der man ausgesetzt zu einer steilen, böseligen Rinne hinaufsteigt. In der Rinne ein paar Meter hinauf, dann quert man ausgesetzt nach rechts, und gelangt in den Niedersessel, ein Geröllkar unterhalb der senkreckten Felswände von Ackerl- und Maukspitze.

Hier geht es nun hinauf, bis die Markierungen eine senkrechte Felswand hinauf weisen.

Erste Steilstufe zum Niedersessel: T4/I, 20 Minuten


Ein markierter Wanderweg durch eine senkrechte Felswand? Yep, Kaiser halt.

Also los! Ist ein Zweier, ein ganzes Stück jetzt. Es geht schräg links hinauf, dann folgt eine Querung nach links, und rechts hinauf in eine Rinne. Immer wieder helfen Metallgriffe und Stifte, übertrieben hat man's damit allerdings wahrlich nicht, das ist defi kein Klettersteig. In der Rinne ist es einfacher (I), psychisch allemal, nur der Ausstieg ist kurz nochmal ein wenig problematisch (II, lange Beine mitbringen).

Wandstufe über dem Niedersessel: T5/I und II, 30 Minuten


Dann steht man in äußerst steilem Gehgelände, im Hochsessel. Über Schotter und steile Schrofen (I) geht es nun, grob gesagt, ein Stück nach rechts, auf die Maukspitze zu, weit oben dann wieder nach links, bis man kurz unter dem Verbindungsgrat der beiden Gipfel an einem Schild kurz in waagrechtes Gelände gelangt. Hier geht es nach links zur Ackerlspitze, nach rechts zur Mauk.

Auf die Ackerlspitze gelangt man nun über einen weiterhin sehr steilen und teils durch Kraxelschrofen führenden Zickzackweg. Hier muss man aufpassen, keinen Steinschlag auszulösen. Bald steht man auf dem Ostgrat der Ackerlspitze, wo man auf die Nordseite wechselt. In teils unangenehmen Schrofen (passagenweise geht sich's direkt auf dem Grat besser) geht es nun zu dem zunächst unübersichtlichen Gipfelaufbau hinüber. Beim Näherkommen wird die Route dann schnell klar: Es geht durch eine wilde Rinne hinauf, und oben am zerrissenen Gipfelgrat dann in wenigen Schritten zum Kreuz der Ackerlspitze (2329m). Der zweithöchste Gipfel des Kaisergebirges!

Restanstieg zur Ackerlspitze: T4/I, 1 Stunde


Dort trafen wir andere Bergsteiger an, die meist von der Nordseite heraufgekommen waren. Dann pausten wir, und sahen in die Runde: Im Norden der Große Arber, im Nordosten der unglaubliche Saurüssel, im Osten Hochkalter und Watzmann, im Südosten der Ankogel, und die Promis am Alpenhauptkamm: Wiesbachhorn, Großglockner, Großvenediger, im Südwesten Olperer und Hoher Riffler, im Westen Nockspitze, Bettelwurf und Birkkarspitze, dahinter die Zugspitze, Geißhorn und Krottenkopf, davor Scheffauer, Treffauer und Ellmauer - halt! Nicht den Wendelstein und das Kranzhorn vergessen, die im Nordwesten zu sehen sind.

Wir genossen die Aussicht, ich grüßte nach Kössen hinunter, dann verabschiedeten wir uns Richtung Maukspitze. Es geht bis zum Schild auf der gleichen Route zurück, wobei sich zeigte, wie wichtig unsere Helme waren: Ein nach uns Absteigender trat unvorsichtig ein paar ordentlichen Brocken auf yuki hinunter, die daraufhin vorübergehend ihre Sommerbräune verlor. Zugegeben, wir beide waren selbst nicht ohne Fehl und Tadel, aber unter uns war halt auch niemand unterwegs.

Vom Schild weg geht es meist etwas rechts der Gratkante auf die Maukspitze zu, nur eine kurze Passage überwindet man ausgesetzt auf schmalem Grat (hier ist's kurz T5-, ansonsten ist die Überschreitung T4 und leichter). Besonders spektakulär ist ein riesiges Felsenfenster am Grat, durch das die Route auch noch hindurchführt. Herrlich! Am Ende geht es dann nach rechts in den Gipfelhang und kurz in einer Kraxelrinne (I) empor. Dann steht man am Gipfelgrat.

Da es sich mittlerweile zugezogen hatte, wollte ich direkt zum Abstiegsweg hinüberqueren, ich ließ mich dann aber doch überreden, ein kurzes Pauserl am Gipfel der Maukspitze (2231m) einzulegen. Richtig gemacht! Denn im Abstieg riss es wieder auf, und das befürchtete Tröpfeln blieb aus. Dafür bekam ich von yuki leckere Powergummis mit Colageschmack als Belohnung. Nie ohne Gummis, Leute!

Ackerlspitze - Maukspitze: T4/I, eine Stelle kurz T5-, 1 Stunde


Am Gipfel hat es übel gestunken! Öl! Hat da jemand Kerosin abgelassen? Das ganze Gipfelkreuz war beschmiert.

Der Abstieg vom Gipfel erfolgt über Kraxelschrofen (I), dann geht es auf einem Weg nach Süden zu einer vorgelagerten Schulter hinüber. Ein Weg! Wir waren echt dankbar, mal ein paar Schritte normal ausschreiten zu können.

In der Folge steilt die Route ordentlich ab, es gibt auch immer wieder Kraxelstellen (nicht schwerer als I), anspruchsvoll oder besonders steil und ausgesetzt wird es aber nicht mehr. Am Ende geht es nochmal in felsigerem Gelände steil hinunter, dann steht man im Geröll des Niedersessels.

Hier quert man nun hinüber zu der ausgesetzten Querung vor der Rinne, durch die es morgens heraufgegangen war, und klettert über die unterste Steilstufe ab. Dann hat man das Steilgelände endgültig hinter sich.

Abstieg von der Maukspitze: T4/I 1:20


Wir freuten uns über die gelungene Tour, ich reservierte einen Schlafplatz auf der Zugspitze, und wir wanderten auf unserem Hinweg wieder zurück, vorbei am Brennenden Palven (1572m), der Gaudeamushütte (1263m), bis wir an der Wochenbrunner Alm (1087m) wieder am Auto anlangten.

Zurück zur Wochenbrunner Alm: Wanderwege (T3 und leichter), am Schluss Fahrweg (I), 1:30


Fazit:

Großartige Tour, die einem den Charakter des Ostkaisers hautnahe bringt: Steil, steil steil! Höhepunkte sind die IIer-Kletterei, die Gratüberschreitung und die Route an sich, die geschickt die einzig gangbaren Geländepassagen nutzt.


Ausrüstung:

Stecken, Helm, der ist Pflicht, gleich am Einstieg in die ersten steilen Schrofen hätt's einen Burschen fast erwischt, weil er direkt an der Felswand saß, über der sich oben das untere Ende der steilen Rinne befindet, aus der gerade zwei Leute herauskamen.

Roli, diese Tour widme ich Dir - und die Nachricht von den fünfen, die es damals nicht geschafft haben, werden wir beide nicht vergessen.

Tourengänger: Nik Brückner, yuki


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