...bi de Lüt und bi de Veegel


Publiziert von Henrik , 5. Juni 2012 um 11:21. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Basel Land
Tour Datum: 3 Juni 2012
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BL 
Aufstieg: 250 m
Abstieg: 250 m
Strecke:Ammel - Egg - Oltige - Talweiher
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV und PW
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV und PW
Kartennummer:ein Einheimischer

... gerade trat ich vors Haus, begann es zu regnen. Am Bahnhof SBB bereits glänzende Tramschienen und grosse Pfützen. Und kaum Reisende. Die Schalterhalle betretend, vibrierte das Handy und Claudia fragte nach meinem Erscheinen ... und schon stand ich bei ihr. Es hatte seine Richtigkeit, dass sie sich dort um 7.15 einzufinden hatte, neben ihr stand das Empfangskomitee: lemon und kopfsalat. Noch ein Wort zur Schalterhalle – diese wird zur Zeit umgebaut, es werden zusätzliche Billetautomaten aufgestellt, der Verkaufszone an den Schaltern mehr Raum zugestanden und der Telefonstandort minimiert.
 
 ... mit der S 3 lassen wir uns nach Gelterkinden bringen, mit dem Bus der Linie 102 nach Anwil. Unterwegs kommen wir am Zielort vorbei, erhaschen einen ersten Blick auf die üppige Vegetation am Talweiher, die Strasse schraubt sich hoch nach Ammel, wie es im Volksmund heisst. Die hikr.-Allianz aus Lieschtel und Aesch ist mit dem Auto hergefahren und damit sind wir komplett. Nach ein paar Er-hellungen zum Ablauf durch kopfsalat bummeln wir los. Schirmbespannt, denn der Regen wird uns den ganzen Tag begleiten – kleine Aufhellungen inbegriffen. Eins gemeinsam haben also Schirm und Federkleid: der Regen prallt an ihnen ab und bietet Schutz.
 
 ... meistens sind wir auf Mergel unterwegs, zu Beginn noch auf Asphalt. Die Landschaft weitet sich, vor uns weitläufige Wiesen und grosse Gehöfte. Auch ein murmelnder Bach, an dessen Kante junge Weiden stehen – das satte Grün erschlägt einen beinahe. Wie hat kopfsalat den Tag in der Einladung umschrieben? Da es sich bei einer Exkursion nicht in erster Linie um eine Wanderung handelt, steht nicht das Vorwärtskommen im Vordergrund, sondern das Stehen und Beobachten. Zusammen mit dem aufgespannten Schirm, dem Glas und ggf. noch mit der Kamera um den Hals wirkte das ganze Unterfangen wie ein akrobatischer Akt! Aber die Aufmerksamkeit liess nie nach. An einem Teich vorbei, auf dessen Oberfläche die Regentropfen konzentrische Kreise hervorriefen, hielten wir auch inne, in der Hoffnung auf Amphibien, denen wir allerdings nicht begegneten. Aber immerhin ertönte der Ruf eines Glögglifroschs - nicht mehr alltäglich, dieser an ein Glöggli errinernder Ruf der Geburtshelferkröte (die eben aus diesem Grund "Glögglifrosch" heisst)
 
 ... hingegen passierten wir eine frisch „gegüllte“ Wiese, irgendjemand hauchte leise die Frage in den Raum, wer denn die Schuhe zuhause zu säubern wisse... Eine Reiterin zog mit einem etwas unruhigen Pferd an uns vorbei, wir überschauten von hier erstmals weitläufig die Umgebung, unter uns Anwil und die Jurahöhenzüge. Wir befinden uns im Kanton Baselland, ein paar Meter weiter Kienberg (Kanton Solothurn) und im Tal dahinter dann der Kanton Aargau. Die Grenzverläufe im Jura haben mitunter manchmal etwas Abenteuerliches an sich. Zwischenzeitlich beginnt es zu Schütten, der nahe Wald mit seinem Blätterdach erreichen wir kurze Zeit später.  Immer wieder halten wir inne, denn die Sinne des modernen Menschen sind ja so was von entrückt, niedergeknüppelt und verarmt, dass das Hören der Stille und der Gesang der Vögel wie neu entdeckt werden kann und darf. Allen TN sei auch an dieser Stelle gedankt, dass kein Handy die Beobachtungen unterbrach!
 
 ... den höchsten Punkt (804) erreichen wir auch im zeitigen Ablauf wie vorgesehen. In langen Schleifen führt der breite Waldweg hinunter zum Quellgebiet der Ergolz unterhalb der Schafmatt, auf dessen Bödeli eine private Sternwarte zu erkennen ist. 

 ... nebst ornithologischem Wissen kann Dani uns auch über Fortifikationen Interessantes zuführen – im Quellgebiet der Ergolz findet sich Entsprechendes, sogar ein falsches Chalet! Kurz darauf erreichen wir Oltingen, am Fuss des Chlapfen, von dessen Anhöhe wir heruntergewandert sind. Das Dorf hat seinen bäuerlichen Charakter bis heute erhalten können, die Moderne verbirgt sich hinter den Hausmauern und die wenigen Neubauten integrieren sich vorbildlich.
 
 „...bi de Lüt“ sind wir mit dem Eintritt in das Gasthaus „Zum Ochsen“, wo wir zwei reservierte Tische belegen dürfen – so kommen wir also auch zum TuTen! Das Menü aus Suppe, Salat, Braten und Häbistock (Kartoffelstock) mundete vorzüglich, dazu bestellten die hikr.s Wein, Bier, Cola, Mineral und Tee. Dank der sehr aufmerksamen, herzlichen Wirtin kam niemand zu kurz und wurden wir hervorragend bedient. Besonderes Augenmerk erfuhr, kaum sassen wir zu Tische, die mitten im Raum stehende Kühlvitrine mit den Hausköstlichkeiten: Erdbeertörtchen, Nusstorte und Créme-schnitten, auf die es Bulbierums Markus ganz besonders abgesehen hatte – er erwog sogar diese alle gerade für sich zu reservieren! Das Prädikat „hervorragend“ erfüllten sie tatsächlich, das meinte auch Claudia, die eine solche mit mir teilte. Wir können das ja zwischenzeitlich auch gebührend einschätzen, haben die hikr.s zuletzt welche zusammen geniessen dürfen, bei Zihlmanns im Jänner 2012!
 
 ... rituell verbinden lässt sich das gemeinsame „Käffele“ – sei es Espressi im halben Dutzend oder eine Schale. Es ist einfach der krönende Abschluss, ob der bidi35 dabei ist oder eben nicht, gell.
 
 ... wir verlassen das Dorf, eine kleine trockene Phase, und spazieren nun der Ergolz entlang zum Talweiher. Dabei fallen uns die Kirche und der Transformatoren-Bau auf, mit den Staffelgiebeln, eine Bauweise, die in der CH eher selten anzutreffen ist. Die Freude über eine regenfreie Zeit hält sich nur kurz, einem Sturzbach nicht unähnlich, fällt das Nass über uns her, die Schirme erneut aufgespannt. Vom offenen Wiesengrün treten wir ein in ein Urwaldgrün, feinstes Grün aller Blätter und Bäume, die wir hier an der Ergolz vorfinden, die über eine kleine Felskante sich hinunterstürzt. Dani lässt uns anhalten, denn am Wegesrand sind die Überreste eines Kampfes zu erkennen: hier hat ein grösserer Gefiederter einen kleineren verspeist.
 
 ... am Talweihergrund angelangt, vielfältiges Grün kleinerer Blätter und üppigstem Uferbesatz, auf einem Ast entdecken wir einen Graureiher, der sich nicht ablenken lässt, stoisch, höchste Anmut.
 
 ... angesichts der Nässe entscheiden wir uns zum vorzeitigen Abbruch der Exkursion. Geplant war eigentlich die Wanderung zurück nach Ammel. Nochmals führt uns kopfsalat an den Tümpelrand, doch nur wenig ist zu erheischen.
 
 ... trotz oder gerade des pitoyablen (O-Ton kopfsalat) Wetters haben wir einen beeindruckenden Tag erleben dürfen. Mit Schirm, Charme und Glas, Créme-schnitten und neu erwachten Sinnen waren wir fully dabei – ganz lieben Dank an lemon und kopfsalat

Mit dabei: Claudia, Helen und dr Göttibueb vom Sputnik


Hier noch von Baldy und Connys Angelo entdeckte Links zum Thema:

 www.nabu-loerrach.de

http://www.fosor.de/ 

www.fosor.de/artikel/Limikolen_Wyhlen.pdf

www.fosor.de/artikel/Felsenschwalbe_.pdf

www.fosor.de/artikel/Seidenreiher.pdf

www.fosor.de/artikel/DSM.pdf

 

***

Die chronologische Artenliste der Tiere, wie wir sie gesehen und gehört haben:

Anwil
- Mehlschwalbe
- Mauersegler

Fridhag: Feld und Sträucher
- Blaumeise (mit Jungen)
- Mönchsgrasmücke (Gesang)
- Rauchschwalbe
* Feldhase
- Kohlmeise
- Rabenkrähe
- Elster
- Goldammer
* Geburtshelferkröte (Rufe)
- Rotmilan
* zig Schnecken aller Arten und Gattungen
- Zilpzalp (Gesang)
- Sumpfmeise
* Fuchs (mit erbeuteter Maus)
- Turmfalke
- Mäusebussard

Chlapfen: Wald
- Kleiber
- Buchfink
- Wintergoldhähnchen (Gesang)
- Eichelhäher

Oltingen
- Haussperling
- Blaumeise (Nistkasten)
- Mauersegler-Nistkästen

Tal: Wald und Weiher
- Taubenfedern (von Greifvogel geschlagen)
- Kohlmeise (mit Jungen)
- Singdrossel (Gesang)
- Graureiher


Communities: Touren und Tafeln


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Kommentare (3)


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Winterbaer hat gesagt:
Gesendet am 5. Juni 2012 um 11:53
".... dass das Hören der Stille und der Gesang der Vögel wie neu entdeckt werden kann und darf."
Wie wahr!
Leider können das bei uns hier ganz viele Menschen nicht ertragen. Ich glaube, sie kriegen dann Angst und müssen die "Stille" ganz schnell mit lauter Sprache und sonstigem Lärm abtöten. Das ist unser ständiges Problem, ob draußen in der Natur, am Berg, im kleinen Garten....immer. Man könnte meistens davonlaufen. Dabei können Vogelgezwitscher, Froschgequake, trommelnder Regen, Wind extrem beruhigend sein.
Schade:-(

kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 6. Juni 2012 um 07:30
eine sehr gute seite über die vögel der schweiz (und viele andere) gibts bei der vogelwarte sempach.

kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 6. Juni 2012 um 09:43
> Zusammen mit dem aufgespannten Schirm, dem Glas und ggf. noch mit der Kamera um den Hals wirkte das ganze Unterfangen wie ein akrobatischer Akt!

sollte es, wider erwarten ... ;-) ..., wieder einmal zu einer solchen exkursion kommen, werde ich es nicht unterlassen auch diesen punkt in der ausschreibung ausführlichst zu spezifizieren, nämlich, dass es bei ornithologischen exkursion zwecks schutz des kopfes vor widrigen witterungseinflüssen eigentlich nur eine lösung gibt: die schirmmütze (dächli- oder auch baseball-kappe).

während ein regenhut zwar besser vor nässe schützt, hat er einen sehr negativen einfluss auf die hör-qualität. von einer kapuze ganz zu schweigen ...

;-)))


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