Leininger Burgenweg


Publiziert von Nik Brückner , 5. Juni 2023 um 15:39. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum: 3 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m
Strecke:23 Kilometer

Der Leininger Burgenweg ist einer der schönsten Wege im nördlichen Pfälzerwald. Er wartet zwar nicht mit imposanten Sandsteintürmen auf, dafür aber mit schönen Aussichten übers Rheintal und nicht weniger als drei Burgruinen. Alle drei gehen auf die Leininger Grafen zurück, denen das Land hier einst gehörte.


Momijigari von Kinzokuebisu lief, als die Waldelfe und ich eines schönen Morgens Richtung Pfälzerwald fuhren. Los ging's in dem hübschen Örtchen Neuleiningen (300 m).

Das hat den Vorteil, dass man am Ende der Tour den Wandertag hier mit einem Kaffee, einem Riesling oder einem Aperol ausklingen lassen kann.

Der historische Ortskern ist geprägt durch zahlreiche gut erhaltene Fachwerkhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert, teilweise mit Erker; sie prägen die engen Gassen. Interessant auch die Pfarrkirche St. Nikolaus, die im 13. Jahrhundert als Burgkapelle errichtet wurde. Zeitgleich mit der Burg Neuleiningen (270 m).

Neuleiningen ist eine von drei Burgen am Eckbach, die aus der Frühzeit des Adelsgeschlechts der Leininger stammen. Die beiden anderen sind Battenberg und Altleiningen - und beide stehen am Weg dieser Runde.

Erbaut wurde die Anlage um 1240 von Graf Friedrich III. von Leiningen-Dagsburg. Mit ihr und der auf dem südlich gegenüber gelegenen Bergrücken gelegenen Burg Battenberg kontrollierte er den Eingang ins Eckbachtal. Neuleiningen blieb über mehr als 200 Jahre hinweg im alleinigen Eigentum verschiedener Leininger Linien.

1468 mischte sich Kurfürst Friedrich der Siegreiche von der Pfalz in leiningische Erbstreitigkeiten ein und nahm im Zuge dessen die Burg in Besitz. Nach einigem Hin und Her kam es dann 1508 zu einem Vergleich: Die Burg wurde zwischen dem Bistum Worms und den Grafen von Leiningen-Westerburg aufgeteilt.

Im Bauernkrieg wurde die Burg 1525 ohne Kampf den aufständischen Bauern geöffnet, die, von der klugen Gräfin Eva freundlich und üppig bewirtet, bald wieder abzogen, ohne Schaden anzurichten. Auch im Dreißigjährigen Krieg musste die Burg nur unbedeutende Beschädigungen hinnehmen.

1690 allerdings, während des Pfälzischen Erbfolgekriegs, brannten dann aber französische Truppen die gesamte Anlage nieder. Weil sich die Eigentümer nicht über den Neuaufbau einigen konnten, verkaufte Karl von Leiningen-Westerburg schließlich 1767 die Leininger Hälfte an das Bistum Worms.

1804 ging die Ruine ins Eigentum der Gemeinde Neuleiningen über. 1874 kaufte Graf Karl Emich zu Leiningen-Westerburg-Neuleiningen sie für seine Familie zurück.


Die Burganlage entspricht mit ihrem regelmäßigen Grundriss und den vorspringenden Türmen dem sogenannten Kastelltypus. Sie ist nach dem Muster französischer Burgen des frühen 13. Jahrhunderts in der Ile-de-France entstanden. Die recht schmalen Schießscharten in den vier Rundtürmen, für Bogen und Armbrust, zählen zu den frühesten Vertretern dieses Typs auf deutschem Boden. Abgesehen von der nur rudimentär erhaltenen Burg Lahr ist Neuleiningen die früheste Kastellburg auf deutschem Boden.

Die Innenbebauung der ersten Bauphase ist nicht erhalten. Die heutigen Reste stammen aus dem 14. bis frühen 17. Jahrhundert. Besonders auffällig ist der Treppengiebel des Palas auf der Nordseite, der auf Landgraf Hesso von Leiningen-Dagsburg (gest. 1467) zurückgeht. In der Südostecke hat sich der Keller des Leiningen-Westerburger Wohnbaus aus der Zeit um 1508 erhalten. Dort ist heute die Burgschänke eingerichtet.

Graf Karl Emich ließ ab 1874 den Südost-Turm wieder auf- und als Urlaubsdomizil ausbauen. Dieser Turm dient heute als Aussichtsturm. Seine beiden oberen Geschosse sind zu einem kleinen Heimatmuseum ausgebaut.

Von hier aus bietet sich eine hervorragende Sicht auf
Feldberg und Altkönig im Taunus, die Oberrheinische Tiefebene im Osten, die Berge des Pfälzerwalds im Süden und Westen sowie das nordwestlich gelegene Massiv des Donnersbergs. Bei klarem Wetter sind auch der Speyerer Dom, Heidelberg mit seinem Schloss, der Wormser Dom, Ludwigshafen, Mannheim, und der Odenwald mit dem Melibokus, dem Felsberg, dem Knodener Kopf, Ölberg, Weißer Stein, Heiligenberg und Königsstuhl zu erkennen.


Der Leininger Burgenweg führt sodann an der Kirche vorbei und durch den hübschen Ort bergab. An einer Stelle, an der er den Ort ostwärts verlässt, verließen wir ihn kurz und blieben wir an der Stadtmauer.

Die gut erhaltene Ortsbefestigung ist in direktem Zusammenhang mit der Burg (13. Jahrhundert) entstanden. Sie prägt bis heute das gesamte Ortsbild.

Wir nahmen einen hübsch angelegten Weg, der zuerst der Mauer folgt, und uns dann durch felsige Hänge ins Tal brachte, in den Weiler Neuleiningen-Tal.

An der Felsenmühle kommt auch der Burgenweg von links herunter. Seine Beschilderung führte uns nun über die Straße, über den Eckbach und um das Gelände eines Industriebetriebs herum, durch romantischen Wald, so das von dem Gelände kaum etwas zu sehen ist. Danach ging's knapp 150 Höhenmeter hinauf nach Battenberg.

Die Route führt jedoch nicht durch den Ort, sondern auf romantisch zugewachsenen Pfaden nahe der Bergkante durch den Osthang des Bergs, auf dem er errichtet wurde. Bald steht man vor den Resten der Burg Battenberg (284 m).

Die Burg wurde vermutlich im 13. Jahrhundert von Graf Friedrich III. von Leiningen († 1287) auf den Resten einer salischen Anlage erbaut. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde sie 1689 durch französische Truppen zerstört, blieb aber noch, in Teilen renoviert, bis 1747 eine Leininger Residenz.

Nach örtlicher Überlieferung nahmen hier am 22. Mai 1693 Marschall Tallard und General Melac ein opulentes Abendessen ein und betrachteten dabei von Weitem das brennende Heidelberg, das sie zuvor hatten anzünden lassen.


In der Nacht zum 5. September 1794 vertrieb der spätere Fürst Blücher mit seinen Truppen die französische Revolutionsarmee, die den strategisch bedeutsamen Platz während des Ersten Koalitionskriegs besetzt hatte. Später kam es dennoch zu erneuten Gefechten um die Burganlage.

Heute ist sie eine Ruine, und beherbergt einen Gaststättenbetrieb Der größte Teil ist allerdings der Öffentlichkeit zugänglich. Die exponierte Lage ermöglicht einen weiten Ausblick nach Osten auf die Rheinebene, die Bergstraße und den Odenwald.



Die Burg folgt im Grundriss dem auf drei Seiten steil abfallenden Bergsporn. Gegen die offene vierte Seite war sie durch einen Graben geschützt, der heute verschwunden ist.

Erhalten ist die Ringmauer mit dem Torbau an der Nordwestecke. Die zwei Remisen aus dem 18. Jahrhundert beherbergen heute die Gaststätte. In der Mitte der Südseite ist ein Batterieturm zu sehen. Außerdem existiert im östlichen Bereich das Erdgeschoss eines Wohnbaus über einem Gewölbekeller. Ein westlich angebauter zweistöckiger Treppenturm wurde später nach Osten gerichteten Pavillon umgebaut. Die Terrasse davor bildete einst den Fußboden im zweiten Stock des Wohnbaus. Von ihm aus führt ein Wehrgang zum Batterieturm .


Der Leininger Burgenweg führt von hier aus durch den Ort Battenberg (300 m) und über langweilige Äcker Richtung Westen zum Wald hinüber. Wir wählten hier eine unserer Ansicht nach schönere Variante: Der Markierung des Pfälzer Weinsteigs folgend urch die Hauptstraße und die Waldstraße nach Südwesten, und dort in den Wald, auf ganz ähnlich verwunschenen Pfaden wie kurz vor der Burgruine. Auf diesen geht es nun in der gleichen Richtung weiter, bis von rechts der Burgenweg hinzustößt.

Die Beschilderung führt hier weiter geradeaus nach Südwesten, fast unmerklich überquert man dabei den Bergrücken und hat an einer Bank eine erste Aussicht nach Westen. Wenn sich der Weinsteig nach Süden verabschiedet, führt der Burgenweg weiter zu einer schönen Felsrippe, den Kupferbergfelsen, die man an dem markanten Konglomeratblock "Kamelkopf" erreicht.

Von hier aus geht es kurz bergauf zu einem hübschen Rastplatz in der Näche eines Aussichtspunkts, an dem man allerdings keine Aussicht (mehr) hat. Von hier aus führt der Burgenweg durch einen Hohlweg und bald scharf rechts, hinunter ins Tal. Am Wanderparkplatz Langental (256 m) verlässt man den Wald.

Wir überquerten die K31, die hier eine wunderschöne Allee ist, und folgten drüben Feld- und Waldwegen, die uns bald nach Altleiningen (301 m) brachten. Vom Ortskern aus geht es auf einem schönen Fußweg hinauf zur dritten Leininger Burg des Tages: der Burg Altleiningen (283 m).

Die Festung wurde vermutlich durch die Leininger Grafen Emich I. und seinen Sohn Emich II. etwa im Zeitraum 1100 bis 1110 begründet (damals noch unter dem Namen Leiningen). Die Anlage bildete, der Form des Burgfelsnes folgend, ein Dreieck. Von diesem Bau des 12. Jahrhunderts künden noch einige Mauerreste auf der Westseite. Die Vorburg war von einem eigenen Graben umgeben und durch einen in Felsen gehauenen Hauptgraben, über den eine Zugbrücke führte, von der eigentlichen Burg getrennt.

Im Bauernaufstand des Jahres 1525 wurde die Burg erstmals zerstört. Kern der heutigen Anlage ist der Wiederaufbau im Renaissancestil, den die Grafen Cuno II., Philipp I., Ludwig und Johann Casimir ab ab 1528 durchführten.

Um das Jahr 1600 wurde zur Wasserversorgung ein Stollen in den Fels unterhalb der Burg getrieben. Der aus dem Stollen gespeiste 20-Röhren-Brunnen im Ortskern ist heute der stärkste Wasserlieferant des Eckbachs.

1690 wurde die Burg im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch französische Truppen endgültig zerstört. Danach diente sie bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein als Steinbruch, bis die Regierung des Königreichs Bayern einschritt. Das Gelände verblieb allerdings noch bis 1933 im Besitz der Leininger Grafen, damals erstand das damalige Bezirksamt Frankenthal die Anlage.

1962 wurde die Ruine unter Denkmalschutz gestellt. In den darauffolgenden Jahren wurde der Schlosstrakt wieder aufgebaut. In die Gebäude zog 1968 eine Jugendherberge ein, während der Burggraben zu einem öffentlichen Freibad umgestaltet wurde.


...womit sich auch Altleinigen als End- bzw. Startpunkt anböte.Wer noch weiter muss, kann sich immerhin am Kiosk vor der Burg ein Eis holen.


Der Burgenweg führt nun nordwärts hinunter ins Amseltal und dort über den Rothbach. Dann geht's im Wald hinauf und immer etwas unterhalb der Bergkante entlang wieder nach Osten, zurück nach Neuleiningen. Dabei geht's mal auf einem Brückerl über einen felsigen Bachlauf, an Sandsteinfelsen vorbei, und kurz auch hinaus auf die Hochfläche. Bald aber führen wieder schmale schattige Pfade parallel zurm Waldrand unter Bäumen zurück nach Neuleiningen (300 m).


Fazit:

Einer der Lieblingswege der Waldelfe im Pfälzerwald (zusammen mit der Wasgau-Seentour), und ich schließe mich dem an. Die vielen schmalen Pfade sind es, die den Weg prägen, mehr als die Sandsteinfelsen, von denen es anderswo mehr gibt. Das Highlight sind aber natürlich die drei Burgen. Die machen diese Route besonders.


Tipps und Links:

Offizielle Webseite
Flyer zum Leininger Burgenweg

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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