Auf wenig begangenen Wegen durch den Dürkheimer Herbstwald


Publiziert von Nik Brückner , 30. Oktober 2023 um 14:39. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:21 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:19,5 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der B37 zum Parkplatz Klaustal, westlich von Bad Dürkheim
Unterkunftmöglichkeiten:In Bad Dürkheim

Herbst! Und die Waldelfe und mich zog es mal wieder in den Pfälzerwald - diesmal nach Bad Dürkheim. Da wir die vielen Highlights dieser Gegend schon erwandert hatten, wollten wir nun einmal weniger begangene Wege und weniger highe Highlights erkunden. Stellt sich heraus:da ist es genauso schön.


Mit dem neuen Album von Hekz ("Terra Nova") im Player fuhren wir also nach (und durch) Bad Dürkheim. Start dieser Tour ist auf dem Parkplatz Klaustal (160m), gegenüber vom Restau Waldschlössel, zwischen Hardenburg und Nonnenfels. Wir überquerten zunächst die B37 und wanderten hinauf zur Hardenburg (208 m).

Die Hardenburg wurde vermutlich irgendwann zwischen 1205 und 1230 von den Grafen von Leiningen in etwa 200 Metern Höhe über den Tal der Isenach errichtet, um den Zugang zur Rheinebene kontrollieren zu können. Zu diesem Zweck eigneten sie sich widerrechtlich Gelände an, das dem Kloster Limburg gehörte, als sie als Schutzvögte des Klosters fungierten. Als Gründer der Burg gilt Graf Friedrich II. von Leiningen, 1317 entstand bei einer Erbteilung die nach der Burg benannte Linie Leiningen-Hardenburg.

Nach Verhängung der Reichsacht gegen Graf Emich IX. im Jahr 1512 wurde die Hardenburg durch den pfälzischen Kurfürsten belagert. Die Leininger übergaben die Burg, und erhielten sie bereits sieben Jahre später zurück. Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunderts erweiterten sie die Burg, und befestigten sie noch stärker, damit sie dem neu erfundendenen Geschützfeuer standhalten konnte. Zwischen 1560 und 1725 war die Hardenburg so zum Hauptsitz der Leininger geworden, und wurde nach und nach zum Residenzschloss ausgebaut. 1725 verlegten die Grafen ihre Residenz dann in das nahegelegene Schloss Dürkheim, das heute nicht mehr existiert.

Die Burg überstand den Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697), im Zuge dessen nur die Festungswerke zerstört wurden. 1794 wurden die Wohngebäude dann von französischen Revolutionstruppen in Brand gesteckt, wobei die kostbare Innenausstattung vernichtet wurde. Danach verfiel die Burg zur Ruine. Seit 1820 befindet sie sich in öffentlichem Eigentum, sie gehört heute dem Land Rheinland-Pfalz.


Die Hardenburg ist eine der mächtigsten Burgen der Pfalz. Sie umfasst eine Grundfläche von 180×90 Metern. Die schwer befestigten Geschütztürme, insbesondere das Westbollwerk mit seinen sieben Meter dicken Mauern, verhinderten über Jahrhunderte die Eroberung der Burg. Darum ist heute vergleichsweise viel noch erhalten, darunter Verteidigungs- und Wohnbauten mit schönen Treppentürmen und geschmückten Fenstern und Portalen. Zahlreiche Innenräume haben bis heute überdauert.


Die Burg kann besichtigt werden, und wird darüber hinaus für Kulturveranstaltungen genutzt. In ihren Mauern finden Konzerte und ein Mittelaltermarkt statt. Im sanierten Tor-Rondell befindet sich ein Besucherzentrum mit archäologischen Funden, Filmpräsentation und Multimedia-Führung. Auf dem Westbollwerk befindet sich eine Aussichtsplattform, von der aus sich ein aufschlussreicher Blick auf das Isenachtal und bis hinüber zur Klosterruine Limburg bietet.

Bis hierher ein ziemlich viel begangener Weg, zugegeben. Das änderte sich aber gleich. Wir wanderten südwärts weiter, durch das Gelände der Waldgaststätte Lindenklause, und an der ersten Gabelung halbrechts den schmalen Pfad hinauf, dem weißblauen Balken folgend. Dieser Weg endet nach etwa 600 Metern an einem breiten Weg. Geradeaus geht's hinauf zu einem Sattel. Links oben befindet sich der Brezelstein (289 m).

Der Brezelstein ist eine kleine Buntsandstein-Felsformation auf einer Anhöhe mitten im Wald - und eine schöne Rastgelegenheit. Er heißt nach einer Brezel, die auf seiner Oberseite eingemeißelt wurde. Niemand weiß, ob das ein Steinmetz war, oder ein Bäcker... Direkt auf dem Felsen befindet sich auch der Grenzstein LD 517.

Vom Sattel unterhalb des Brezelsteins führt ein schöner Weg nach Westen, noch schöner ist aber ein parallel verlaufender Pfad weiter unten. Man erreicht ihn nach etwa 280 Metern in einer Linkskurve, von der er nach rechts abzweigt.

Wir folgten diesem Pfad nach (grob) Westen, überquerten nach etwa 800 Metern einen breiten Weg, und gelangten nach weiteren ca. 600 Metern an eine etwas unübersichtliche Kreuzung. Hier bleibt man am besten stur in der Laufrichtung, wo sich der Pfad bald von einem breiten Waldweg trennt, und noch einmal ca. 1,7 Kilometer weiter bergan führt. Dann steht man unvermittelt vor einem Gebäude auf einer großen Lichtung.

Hier oben, heute mitten im Nirgendwo, standen einst drei Jagdschlösschen, oder besser: Jagdhäuser, die ziemlich ungewöhnliche Namen trugen: Murrmirnichtviel, Kehrdichannichts und Schaudichnichtum. Wenigstens zwei davon wollten wir natürlich besuchen.

Das große Gebäude ist das Forsthaus Kehrdichannichts (427 m).

Dieses Gebäude steht, im Gegensatz zu Murrmirnichtviel, noch aufrecht. An derselben Stelle stand vermutlich schon im 16. Jahrhundert ein älteres, einfacheres Gebäude, das dem Adel als Jagdstützpunkt diente und wohl dem Pfälzischen Erbfolgekrieg zum Opfer fiel. Jedenfalls wurde 1588 wurde für diesen Bezirk eine Wildhege erwähnt. Der Name "Kehrdichannichts" erschien dann 1651, war aber bezogen auf die Hochebene, auf der das Jagdschloss heute steht. Später muss der Name für das Schloss übernommen worden sein.

Zur Entstehung dieses Namens gibt es eine Sage: Während der Graf in der Gegend auf der Jagd war, kam ein Bediensteter zu ihm, um ihn vor den durch den Wald streifenden französischen Truppen zu warnen. Der Graf soll die Mahnung mit den Worten abgetan haben: „Kehr dich an nichts!“

Wie dem auch sei, 1707 ließ Graf Johann Friedrich von Leiningen auf dieser Hochebene eine hölzerne Jagdhütte errichten, in unmittelbarer Nähe des kurpfälzischen Jagdreviers. Man wollte wohl die Reviernachbarn im Auge behalten. Das heutige Jagdschlösschen wurde dann zwischen 1717 und 1722 erbaut. Erst Johann Friedrichs Sohn Friedrich Magnus konnte die Anlage vollenden. Im Zuge des Übergreifens der Französischen Revolution auf die Pfalz scheint das Jagdschloss 1793 niedergebrannt worden zu sein.

Das einst zweistöckige Gebäude wurde 1816 einstöckig wiederaufgebaut und diente bis 1891 als Forsthaus. Dann sollte es abgerissen werden, was aber verhindert werden konnte. Seit 1927 ist Kehrdichannichts wieder Forsthaus; bis zum Ende des 20. Jahrhunderts wurde im Gebäude auch eine Gaststätte betrieben.

Aus den großen Tagen von
 Kehrdichannichts ist noch so einiges zu sehen. Darunter ein Relief von Graf Friedrich Magnus, ein Brunnen, der einst mit Wasserspielen ausgestattet war, und zwei steinerne Löwen, die den Eingang bewachen.

Dann muss man Acht geben. Das nächste Ziel, Murrmirnichtviel, wird von einigen Karten nämlich für den Namen eines Bergs, genauer gesagt einer Schulter des Dreispitz gehalten. Tatsächlich handelt es sich aber um die Ruine eines Jagdhauses auf diesem Berg. Murrmirnichtviel ist oberhalb von Kehrdichannichts ausgeschildert. Man folgt Serpentinen hinauf auf den Bergrücken, und kann dort zunächst nach rechts abzweigen, wo eine Bank an einem ehemaligen Aussichtspunkt steht. Am anderen Ende des Bergrückens stößt man dann auf die Ruine Murrmirnichtviel (490m).

Von Murrmirnichtviel, einem Jagdschlösschen, das sogar einen Wachturm besaß, ist nicht mehr viel erhalten. Es gehörte den Grafen von Leiningen.

Einst befand sich an dieser Stelle wohl eine 
Straßenstation der Römer (in der Nähe wurden römische Gräber entdeckt). 1534 wurde ein Wachturm erwähnt, der damals als „Klause“ bezeichnet wurde, er wurde wohl im Dreißigjährigen Krieg zerstört.

Vermutlich war es Johann Friedrich von Leiningen (1661–1722), der den Turm zur Grenzsicherung seines Jagdreviers wieder aufbaute. Später entstand hier ein barockes Jagdschlösschen. Bereits 1781 wurden Jagdhaus und Wachturm allerdings als Ruine ("Friedrichsburg") bezeichnet, und spätestens 1793, als die Französische Revolution auch auf die linksrheinischen deutschen Gebiete übergegriffen hatte, brannte die Anlage endgültig nieder. 1988/89 wurden die spärlichen Mauerreste, die nur noch aus Teilen der Außenwand mit Fensteransätzen und dem Turmstumpf bestehen, freigelegt und gesichert.

Der Name 
"Murrmirnichtviel", der erstmals 1797 auf einer Landkarte erscheint, ist angelehnt an den des benachbarten Jagdschlosses Kehrdichannichts, und wurde möglicherweise vom Volksmund gebildet. Im Hinblick auf die Streitigkeiten zwischen Leiningen und Kurpfalz um die Grenzen der Jagdreviere war „Murr mir nicht viel!“ vermutlich als Warnung gedacht: „Füg dich ohne Murren (in das Verbot, mein Jagdrevier zu betreten)!“

Wir wanderten nun ostwärts steil hinunter bis zu einer Wegkreuzung. Dort steht auch wieder ein Grenzstein. Den breiten Weg, der hier quert, ignorierten wir, stattdessen nahmen wir den schmalen Pfad, der hinter dem Grenzstein halblinks und bald erneut halblinks zum Bergsattel Dicke Eiche (388 m) führt.

Hier kommen zahlreiche Wege zusammen. Fünf davon ziehen nach Osten bzw. Südosten. Der mittlere, erneut ein schmaler Pfad, ist der schönste. Er führt nun durch die Nordflanke des nächsten Bergrückens weiter, ca. zwei Kilometer, bis zum nächsten Sattel An den drei Eichen (253 m), den man auch mit dem Auto anfahren kann.

Hier befindet sich ein großer, mehrteiliger Parkplatz. Ein Pfad führt an der Zufahrtsstraße entlang zu dessen nördlichstem Abschnitt. Dort angekommen, bogen wir rechts ab und wanderten nun geradewegs hinauf auf den Ebersberg. Spiralförmig die Kuppe umkreisende Wanderwege ignorierten wir stur. Auf dem Gipfel des Ebersbergs (342 m) langten wir schließlich am Zeppelinturm (342 m) an.

Okay, also, wer dieses Ding finden will, kommt mit dem Namen "Zeppelinturm" nicht weit. Einen Zeppelinturm kennt kein Mensch in Bad Dürkheim. Kein Wunder! Das Ding ist kein Turm, und eine handfeste Verbindung Dürkheims mit dem Grafen von Zeppelin gibt es auch nicht. Die Schneckennudel dagegen kennen alle! Und das kommt so:
 

1854 wurde auf dem Gipfel des Ebersbergs ein Turm errichtet, der zur Erinnerung an den gewonnenen Krimkrieg (1853–1856) nach dem französischen General und Staatsmann Aimable-Jean-Jacques Pélissier, duc de Malakoff (1794–1864) "Malakoffturm" genannt wurde. Als Graf Ferdinand von Zeppelin (1838–1917) am 4. August 1908 mit seinem Luftschiff LZ 4 hier in der Gegend unterwegs war, stiegen Dürkheimer Schaulustige hier herauf, in der Hoffnung, einen Blick auf das Luftschiff erhaschen zu können. Tags darauf wurde LZ 4 auf einer Wiese bei Echterdingen vollständig zerstört. Um an dieses Unglück zu erinnern, wurde der Malakoffturm daraufhin in "Zeppelinturm" umbenannt.
 
Das nur etwa fünf Meter hohe Bauwerk ist eine über eine stufenlose spiralförmige Rampe erreichbare Aussichtsplattform, die wegen ihrer originellen Form "Schneckennudel" genannt wird - das ist sogar auf manchen Landkarten zu finden. Eigentlich soll man von hier oben eine tolle Rundumsicht haben, derzeit ist der Blick aber weitgehend zugewachsen. Nur der Bismarckturm auf dem Petersberg und die Klosterruine Limburg ist durch eine Schneise sichtbar. Wenn man sich auf die Zehenspitzen stellt

Für den nordwärtsigen Weiterweg bieten sich nun mehrere Varianten an. Sie alle enden an einem Weg, der Seebach mit einer kleinen Waldsiedlung an der Hammerstalstraße (der Zufahrtsstraße zu den Drei Eichen) verbindet. Auf diesem ging es nach links (Westen) und schließlich scharf rechts hinunter zu den Häusern dieser Siedlung.

Ein hübscher Weg führt am südlichen Ende der Siedlung ein paar Treppen hinunter und unten nach rechts, zwischen den Häusern hindurch. Er endet an einer Kurve der Hammerstalstraße. Hier wanderten wir nordostwärts hinunter zu einem Waldparkplatz an der Luitpoldstraße, der Zufahrtsstraße zur Klosterruine Limburg.

Nach vierhundert Metern Richtung Ruine führt dann ein aufwändig gebauter Zickzackweg links hinunter in den Dürkheimer Ortsteil Hausen. Der Hausener Weg führt dort weiter bergab zum überraschend hübschen Herzogweiher (137m).

An dessen Südufer führt ein hübscher Weg unter hohen Bäumen nach Osten, wo er auf die Bürgermeister-Gropp-Straße stößt. Wir folgten dieser bis zu einer Unterführung, die hinüber in den Ortsteil Grethen führt. Hier nach links, vorbei am Pfalzmuseum für Naturkunde (139m) und weiter zum Abzweig ins Schindtal. Hier ging's die Straße nach Norden hinauf, und in der Rechtskurve links ab in den Wald.

Ein Zickzackweg führt hier hinauf und passiert gleich einen verfallen Gedenkort. Auf einem umgestürtzten Stein steht hier der Name Alois Rohrauer.

Ein Alois Rohrauer (1843 - 1923) war Mitbegründer und erster Obmann des Touristenvereins "Die Naturfreunde Österreichs". Ob der wohl gemeint ist?

Der Weg endet am Gefallenendenkmal "Nie wieder Krieg" (243m). Dahinter liegt ein Sportplatz. An dessen rechter Seite ging es weiter zur Nordecke des Platzes. Von hier aus führt ein hübscher Pfad nordwärts den Wald hinauf. Er stößt bald auf einen breiten Weg, dem wir nun nach links folgten. Wir passierten den herrlich gelegenen Ricardusblick (273m), und wanderten dann weiter zur Wegspinne Schlagbaum (288 m).

Ein altbekannter Ort. Wer in der Nähe von Bad Dürkheim unterwegs ist, kommt hier unweigerlich irgendwann vorbei. Ein bisschen unübersichtlich ist es. Insgesamt kommen hier, je nach Zählung, acht, neun oder gar zehn Wege zusammen.

Es heißt also Obacht geben. Unmittelbar links führt ein breiter Weg hinunter ins Gaistal. Der ist es nicht. Schon der nächste ist aber der unsrige, allerdings nur für ein paar Schritte. Er führt ziemlich genau nach Westen, spaltet sich aber gleich weiter auf: Ein Pfad links führt ebenfalls hinunter ins Gaistal, der Weg geradeaus führt zwar in unsere Richtung, es gibt aber eine schönere Variante. Der Weg rechts. Dieser spaltet sich allerdings gleich noch einmal auf: Rechts führt ein Pfad nach Nordwesten, links geht's hinauf zum Geyersbrunnen und weiter zum Bismarckturm auf dem Peterskopf. Hier nahmen wir den linken Weg, zweigten aber von diesem gleich wieder halblinks ab, auf einen unmarkierten Pfad, der sich in der Folge ca. einen Kilometer lang durch diverse Flanken des Peterskopfs zieht. Der Pfad ist zeimlich zugewachsen, aber gerade dadurch spannend.

Dieser Pfad endet südlich unterhalb des Kleinen Peterkopfs, und oberhalb eines breiten Wegs. Auf einem kaum vorhandenen und natürlich ebenfalls unmarkierten Pfad stiegen wir nun zwischen Felsen die etwa 50 Höhenmeter auf den Kleinen Peterskopf (423m) hinauf - wo und eine Bank überraschte. Offenbar laufen hier doch Leute herum.

Hinter dem Gipfel (der eigentlich nur eine Schulter in einem südlichen Ausläufer des Peterskopfs ist) führt der Pfad weiter zu einer Kreuzung, an der man nun wieder das Wanderwegenetz erreicht. Für uns ging es hier nach links (westwärts), bis an einer Dreierkreuzung der Weg vom Heidenfels herunterkommt. Diesem Weg folgten wir nun bergab.

Er stößt bald auf einen weiteren breiten Waldweg. Hier zwogen wir im spitzen Winkel rechts ab und umwanderten in der Folge den nördlichen Talschluss des Klaustals. Auf dem gegenüberliegenden Rücken angelangt, folgten wir schließlich der Markierung, die an zwei Gabelungen jeweils links hinunter zum letzten Highlight dieser Tour führt: zur Ruine Nonnenfels (180 m).

Der Nonnenfels ist die Ruine einer mittelalterlichen Felsenburg auf einem Ausläufer des Schlawiesener Berges (der auch als "Schlawiser Berg" erscheint).
 
Über Erbauer bzw. Bewohner der Burg liegen keine Erkenntnisse vor - wilde Spekulationen im Netz über eine megalithische Anlage sind dennoch totale Bullenwurst. Die Lage der Ruine legt vielmehr eine Funktion als Vorburg der unmittelbar östlich gegenübergelegenen und von hier aus direkt einsehbaren Hardenburg nahe. Da die Anlage allerdings nicht in Quellen genannt ist und sie durch Felsverstürze und eine spätere Nutzung als Steinbruch reichlich verwüstet ist, ist eine genauere Datierung nicht mehr möglich. 
 
Von der kleinen, maximal zwanzig Meter langen Felsenburg sind nur noch ausgeschlagene Felsen übrig. Türrahmen, Balkenlöcher und Stufen sind zu sehen, Mauerwerk ist nur spärlich vorhanden. Auch ein natürlicher, künstlich erweiterter Halsgraben im westlichen Bereich ist noch erkennbar. Eindrucksvoll ist eine riesige, flache Felsplatte, die nach dem Zerbrechen ihrer südöstlichen Stütze zu Boden gekippt ist. Auf der Oberseite eingeschlagene Stufen lassen erkennen, dass sie nach dem Abkippen der Platte entstanden sind.

Der Hauptfelsen ist durch den schmalen Felsspalt zwischen ihm und dieser Platte oder vom höchsten Punkt der Platte aus (mit einem Spreizschritt) zu erreichen. Von einem Band weg helfen eine Metallklammer, ein bereits mehrere Jahre altes Seil sowie in den Sandstein geschlagene Griffe hinauf (II).
 
 
Und natürlich gibt es eine Sage!
 
Die Sage sagt, dass die winzige Burg von Adelinde, der Tochter des Grafen von Leiningen, erbaut wurde. Sexy Name, nebenbei! Jedenpfalz, Lindchen lebte auf der Hardenburg herum und verliebte sich dort in den knackigen Knappen Otto, der sich in manchen Varianten der Sage auch als Ruprecht ausgibt. Auch sexy, beide Namen. Papa Leininger duldete die Knappschaft - äh - Liebschaft aber nicht. War ihm wohl nicht adelig genug, der Knabe. Knappe. Um ihn loszuwerden, schickte Vati Leininger ihn auf einen Kreuzzug ins Heilige Land. Wusste wohl, dass von dort nicht viele zurückkamen. 

Und wer sagt's denn! Das klappte. Sieht man mal, wozu Kreuzzüge gut sind. Irgendwann kam nämlich ein Kumpel des Knappen auf die Burg zurück und berichtete dort von dessen Tod in Jerusalem im sicherlich heldenhaften Kampf gegen die bösen bösen Sarazenen. Daraufhin verlor Lindybaby nun auch die letzte Hoffnung auf die Rückkunft ihres Knackknappen und tat, was man in soner Situ halt so tut: Sie ging ins nächste Kloster. War ja gleich eines umme Ecke. Ihren Schmerz mit Gebet und Pflege der Siechen zu lindern.

Aber wie sie halt so sind, die Kids. Sie hielt es dort nicht lange aus. Handyverbot während des Gottesdienstes wahrscheinlich. Nonne wollte sie aber bleiben. (Nonne! Klingelt's? Nein, nicht das Handy. Konze!) Also baute sie sich ein neues Heim, eine Burg, direkt gegenüber der Hardenburg. Was dort - natürlich - keinen Menschen störte. Ergibt keinen Sinn, ist aber wichtig für den erfolgreichen Fortgang der Sage.

Und das Adelindchen? Machte jetzt auf Einsiedlerin? Nopsen! Oder wie die Kids heute sagen: Mitnichten! Sie zog mit einer Freundin zusammen. Yep, das gab es immer schon.
 
Adelindchen widmete ihr Dasein fortan der Heil- und Kräuterkunde - und sie blieb unerkannt. Das ist wichtig für den erfolgreichen Fortgang der Sage. Eines Tages nämlich stürzte ihr Alter bei der Jagd und verletzte sich schwer. Was tun? Man ging natürlich zu der heilkundigen Nonne und bat sie um Hilfe! War jetzt die Zeit für die grausame Rache gekommen? Ließ Lindymauselinchen den üblen Vater elend im Wald verrecken?

Na, so modern war sie auch wieder nicht. Christin halt. Papa Leininger erkannte sie nicht, aber sie rettete ihn doch. Erst als der Graf wieder gesund war, und die Nonnen in ihrer kleinen Burg noch einmal besuchte, erkannte er seine Tochter. Und er bat sie, in ihr altes Zuhause auf der Hardenburg zurückzukehren. Doch ein wenig Stolz hatte sich das Lindchen bewahrt: Sie lehnte ab. Aber sie kam noch oft auf die benachbarte Burg, um als Klausnerin Kranken und Armen zu helfen.
Könntermasehn. 

Und die Geschichte soll nur 'ne Sage sein? In Wirklichkeit gar nicht stimmen? Wo die Ruine doch Nonnenfels heißt?

Leider, nicht, so - ähem - schön sie ist. Der Name hat vielmehr was mit Schweinen zu tun. Verschnittene weibliche Ferkel nennt man in der Pfalz "Nonnen" - warum, ist klar. Die fanden hier wohl einst Unterstand. Wie die Vorburg tatsächlich mal geheißen hat, weiß man nämlich gar nicht. 

So! Und das war's auch schon fast. Denn von der Ruine sind es dann nur wenige Meter hinunter zum Parkplatz Klaustal (160m), wo unsere Runde endete.


Fazit:

Herrliche Herbstrunde auf (uns bis dato) unbekannten Pfaden. Highlights sind die Hardenburg (natürlich), die Forsthäuser mit den lustigen Namen, der Herzogweiher, der Ricardusblick, der zugewachsene Weg durch die Hänge des Peterskopf und nicht zuletzt der Nonnenfels. Und das ist nicht wenig. Wem das aber dennoch nicht genügt, kann noch den   Teufelsstein  , einen  keltischen Ringwall  oder die Heidenfelsen einbauen.  

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»